Freitag, 17. November 2017
Die Omega-Freunde
Ich NAHM AN EINEM mÄRCHENWETTBEWERB TEIL: STIMMT FÜR MICH AB:
http://maerchenland.de/WP/die-zauberhafte-querfloete/
DAS GEHEIMNIS UM JOHANNA SCHUBERT
Rebecca Maier stand unschlüssig vor dem Haus im kleinen Dorf Fortuna. Es war hellrosa angestrichen, alt, hatte ein Ziegelsteindach und wurde irgendwann im 18.Jahrhundert erbaut. Die Fenster wirkten auch nicht gerade einladend. Es brachte wohl nicht viel das Haus anzustarren, Rebecca musste dort einziehen.
„Nimmst du mal die Tasche?”, fragte Frau Maier, Rebeccas Mutter. Ein Lastwagen fuhr vor und Herr Maier, Rebeccas Vater, stieg zusammen mit den Arbeitern der Spedition aus und gemeinsam begannen sie die Kisten auszuladen. Rebecca hatte nicht im Geringsten Lust auf diesen blöden Umzug. In Stuttgart hatte sie doch beste Freundinnen, sie ging dort zur Schule, ihre Familie lebte dort, ihr Leben gehörte nach Stuttgart! Nicht in das kleine Dorf mit fünf Häusern, in dem anscheinend jeder jeden kannte. Aber dann bekam Herr Maier dieses tolle Jobangebot mit einem Spitzengehalt in Fortuna, und er kaufte dieses verlassene Haus. Hinter ihr lag eine alte Welt, vor ihr eine neue und dazwischen eine große, steinerne Mauer, wovor ein eisiger Wind fegte.
Aus dem gegenüberliegenden Haus schaute ein Junge und beobachtete, wie die Kisten, Taschen und Koffer in das seit Jahren leer stehende Haus gebracht wurden. Er sah, dass neben dem Haus ein Mädchen stand. Es war hochgewachsen, schlank und trug einen weißen Sommerrock, dazu eine dünne, hellblaue, geblümte Bluse. Ihre brünetten Locken umrahmten ihr schmales, gebräuntes Gesicht und flossen ihr über den Rücken. Er fand sie hübsch, aber ihr Gesichtsausdruck zeigte etwas Trotziges.
Er fand das alte Haus irgendwie … naja unheimlich und gruselig. Man erzählte sich Legenden, Sagen und Geschichten von z.B. der früheren Bewohnerin , welche von ihrem Geliebten betrogen wurde und an gebrochenem Herzen starb , seitdem wollte ihre Seele keine Ruhe finden bis sie den Grund des Betrugs herausgefunden hatte. Sie spukte angeblich seither in diesem uralten Haus. Bei diesem Gedanken lief ein kalter Schauer über seinen Rücken, und er bekam eine Gänsehaut.
Im Haus waren die Wände kahl und dunkel, jedes Zimmer roch muffig und alles war sehr verlassen.
“Rebekkka, dein Zimmer ist hier unten. Geh den Gang geradeaus; das letzte Zimmer im Gang direkt neben dem Bad bewohnst du.”, sagte Frau Maier und stellte eine Kiste ab. Rebecca befolgte die Wegbeschreibung ihrer Mutter und fand sich gleich darauf in einem Zimmer mit Holztür wieder. Die Wände waren gelb und das kleine Fenster ließ nicht einen Sonnenstrahl in den großen Raum. In diesem Zimmer war wohl immer Nacht.Es war außerdem ziemlich stickig. Rebecca ging sinnlos durch das Zimmer und die Holzbretter knachten unter ihren Füßen.
“Nichts besonderes, hier!” murmelte sie lautlos und setzte sich auf den Boden im Schneidersitz.
Hätte sie gewusst, was dieses Zimmer für ein Geheimnis hüttete hätte sie diesen Satz niemals ausgesprochen.

Rebecca stand vor dem Spiegel und musterte sich kritisch. Sie wollte nach ihrer Haarbürste greifen, vergeblich. Das Mädchen drehte sich um und stolperte über Kisten, welche im Weg standen.
„Ach, verdammt“, fluchte sie.
Sie trug eine weiße Hose und ein rotes T-Shirt. Ihre Locken hatte sie mit einem Band zurückgesteckt. Hier und da strich sie eine wiederspenstiche Locke glatt oder zupfte das T-Shirt zurecht.
„Bereit für den ersten Tag in deiner neuen Schule?“, fragte Frau Maier, die gerade an Rebeccas Zimmer vorbei ging. Dort hatte sich inerhalb einer Woche ein bisschen etwas geändert:
Alle Möbel standen schon im Raum, aber die Kisten packte sie nach wie vor nicht aus, weil…
„Ja, ja …!” Rebecca überlegte: War sie es denn wirklich?
Frau Meier parkte den silbernen Mercedes Benz vor dem Michaelisgymnasium. Rebecca und ihr kleiner Bruder Julius stiegen aus.
„Viel Spaß ihr Zwei“, winkte Frau Maier ihnen nach. Julius ging langsam auf die Grundschule, welche sich neben dem Gymnasium befand, zu. Zögernd lief auch Rebecca auf das Gymnasium zu.
Rebecca wurde von ihrer Lehrerin, Frau Schnettler-Dosorium, freundlich empfangen. Sie wurde neben ein Mädchen mit blonden Haaren gesetzt; ihr Name war Julia und wie sich herausstellte war sie eine Streberin, die kein Wort im Unterricht mit Rebecca wechselte, sich ununterbrochen meldete, dann auch noch alles wusste und in der Pause Bücher verschlang. Apropos Pause:
In der ersten kleinen Pause versammelten sich einige Schüler/innen um Julias und Rebeccas Platz alle redeten durcheinander.
„Hast du schon Johanna Schubert getroffen?“
„Hast du die Edelsteine gefunden?“
„Spukt es bei euch?“
„Bist du der Seele begegnet?“
„Gibt es in eurem Haus irgendwelche Geheimgänge?“
„Wirst du den Schmuck suchen?“
„Hast du eine Schatzkarte gefunden?“
So redeten alle durcheinander, aber Rebecca verstand nur Bahnhof, wenn sie überhaupt etwas verstand in diesem Trubel und Stimmengewirr. Sie schnappte die Wörter Edelsteine, Seele und Johanna Schubert auf.
„Wer ist diese Johanna?“, fragte sie zarghaft, aber keiner verstand sie.
Na das fing, ja, gut an!
Am Mittag saß Rebecca mit Julius und Frau Meier auf leeren Kartons um eine weitere leere Kiste herum. Sie aßen eine Pizza. Rebecca nutzte die Gelegenheit „Mama hast du mal etwas von…“
„Mama ich sitze neben einem netten Jungen, Leon“, quakte Julius dazwischen.
„Johanna Schubert…“
„Was sagtest du, Liebes, du hast eine Freundin gefunden, die Johanna Schubert heißt, wenn wir uns etwas eingerichtet haben kannst du sie gerne mal mitbringen. So und jetzt du Julius, gewöhne dir an nicht immer dazwischen zu quaken. . .“
Rebecca wusste, dass es sinnlos war dieses Gespräch in Gegenwart von Julius zu Ende zu führen. Schweigend knabberte sie die Pizza zu Ende.
Wenig später saß sie in ihrem Dachzimmer auf einer Kiste. Rebecca hatte noch nicht einen Karton ausgepackt, wenn das Mädchen ehrlich war, hatte sie nicht im Geringsten Lust jemals das ganze Zeug auszupacken. Im Zimmer war zwar mehr Platz als in ihrem alten Zimmer, aber das neue hatte etwas Unheimliches mit den dunklen Tapeten und dem Fenster, welches in Richtung Wald zeigte. Der Raum war eine Art Dachboden. Plötzlich hörte Rebecca die Türklingel schellen, sie eilte hinunter.
Frau Maier hatte die Tür schon geöffnet. Davor stand eine große, schlanke Frau in einem gelben Sommerkleid mit passenden Acsesvoirs. Ihre leuchtend roten Haare hatte sie hochgesteckt und die gelösten Haarsträhnen kringelten sich auf ihrer Stirn. Die Frau machte einen sympathischen Eindruck. Neben ihr stand ein Junge von etwa 13 Jahrenalso in Rebeccas Alter. Er hatte ebenfalls rote Haare, aber seine waren nicht so geordnet wie die der Frau neben ihm, welche wohl seine Mutter zu seien schein, dem Anschein nach, im Gegenteil:
Sie standen wirr von seinem Kopf ab. In seinen Augen tanzten tausend kleine Teufel und in seinem Gesicht leuchteten hunderte Sommersprossen. Er trug ein weißes Hemd dazu eine rote Krawatte, eine schwarze Hose und perfekt polierte schwarze Schuhe. Aber so wie der freche Junge aussah hatte er diese Pinguin-Kleidung nicht freiwillig angezogen und die Schuhe hatte mit Sicherheit auch seine Mutter poliert für sie schien Ordnung GROß geschrieben.
Die Frau steckte Frau Maier ihre Hand hin. „Ewertz, wir sind die Nachbarn“, Frau Ewertz zeigte auf das gegenüberliegende Haus, „Mein Sohn Jo-Jo und ich wollten Sie näher kennenlernen und viel Glück im neuen Haus wünschen.“
Damit steckte sie ein in Folien eingepacktes Brot und eine Holzschale voller Salz hin. „Wie nett von Ihnen, bitte kommen Sie doch rein. Es ist zwar alles noch chaotisch, aber ich habe eine Packung Kekse und wir können uns auf leere Kartons setzten. Bitte…“ Frau Maier hielt Frau Ewertzdie Tür auf.
Im Haus zauberte Frau Ewertz eine Flasche Champagner hervor und Frau Maier forderte ihre Tochter auf mit Jo-Jo auf ihr Zimmer zu gehen.
Da saßen die beiden Teenager nun und starrten sich an. „Und du heißt Jo-Jo?“, fragte Rebecca und merkte im selben Moment, wie lahm dieser Spruch klang. „Ja. Naja, eigentlich Jonathan. Und du?”
„Rebecca.Gehst du auch auf das Michaelisgymnasium?“
„Nein, auf die Astrid-Lindgren-Realschule.“
Mehr sprachen sie nicht. Schweigen. Da kam Rebecca plötzlich ein Gedanke.
Sie unterbrach die Stille: „Kennst du eine gewisse
Johanna Schubert, ich…?“
Jo-Jo wurde hellhörig. „Ja, aber das ist eine längere Geschichte. Soll ich sie dir erzählen?“
Rebecca nickte und Jo-Jo begann.
„Also . . . Es geschah alles etwa Mitte des 18.Jahrhunderts da lebte in diesem Haus eine junge Frau, Johanna Schubert soll sie geheißen haben. Sie soll Schneiderin gewesen sein und sie wollte heiraten. So viel ich weiß einen Herzog oder Fürst. Aber der Mann erschien nicht zur Trauung. Johanna hatte den Verdacht, dass ihr Verlobter sie betrogen hatte. Mit wem weiß bis heute kein Mensch. Manche sagen, dass ihr Geliebter ihr sein ganzes Vermögen später ans Grab brachte, da Johanna an gebrochenem Herzen ein paar Tage später starb. Ihre Seele will bis sie weiß wenn ihr Verlobter liebte keine Ruhe finden und seither soll in diesem Haus spuken. Wo sein Vermögen ist, es handelt sich um Edelsteine, das weiß Niemand. Sie wurden gestohlen und Johanna war die Verdächtige und sollte gefoltert werden! Aber dann starb sie,ja, vorher. Johannas Grab soll, so viel ich weiß, noch heute auf dem Friedhof in der Ecke der uralten Gräber existieren. Vielleicht gibt es hier eine Spur zu ihrem Geheimnis, dass wäre so spannend. In Fortuna passiert, ja, nie etwas Spannendes.“
Rebecca hatte zugehört und musste diese Legende erst einmal verdauen. Sie fühlte sich soals hätte sie eine tragisch-romantische-Liebesgeschichte gehört oder eine Predigt in der Kirche.
„Wenn du willst können wir einmal zusammen auf den Friedhof fahren?“
„Gerne und wann?“
„Wie wäre es mit Übermorgen?“
„Geht klar und um wie viel Uhr?“
„Nach der Schule, so gegen drei Uhr.“
„Jo-Jo, komm bitte wir gehen“, rief Frau Ewertz.
Jo-Jo verschwand und Rebecca sah ihm nach. Irgendwie fand sie diesen Jo-Jo ziemlich nett und naja …süß. Vielleicht war diese neue Welt doch nicht so schlecht, vor allem der Nachbarsjunge Jo-Jo. Sie freute sich sehr auf übermorgen.

Rebecca schaute alle paar Minuten auf die Uhr. Es war jetzt Punkt 15.00 Uhr und sie wartete vor ihrer Haustür auf Jo-Jo. Sie hatte sich extra richtig fein gemacht. Ein schwarzes Kleid und schwarze Ballerinas trug sie und um die Lockenpracht hatte sie ein schwarzes Tuch gebunden. Eben passend zum Friedhof. Endlich öffnete sich die Haustür vom Nachbarhaus und Jo-Jo stolperte mit zerzausten Haaren heraus. Rebecca ging zu ihm.
„Hallo, Rebecca. Lass uns los .Ich kenne den Weg.“ Jo-Jo schlenderte voraus. Unterwegs schwatzten die Beiden über den Umzug, das Dorf Fortuna, über sich und über die Legende. “Gefällt dir das Dorf? Lebst du gerne hier?”
“Ja, hier kennt jeder jeden. Aber es ist schon schön in den gemütlichen Häusern mit großen Gärten, Kaminien und duftenden Blumen. Es ist nur nicht wirklich spannend hier! Wie war es in Stuttgard?”
“Meine Schule war in der Nähe, genauso wie meine Familie, aber dafür war es nicht so ruhig und gemütlich. Und unsere Untermieter waren immer sehr laut, nachts um zehn Uhr tanzten die allen ernstens Cha-Cha-Cha!” Die beiden lachten.
“Ich vermisse Stuttgard natürlich schon, aber ich versuche das Beste mache aus meinem neuen Leben in Fortuna zu machen.” Der Weg führte sie über dichtbewachsene Wiesen, Felder, auf denen hin und wieder ein kleines Reh oder ein Häschen hüpfte und dann rasch wieder verschwand. In Stuttgart gab es solche schönen Felder und Wiesen nicht. Wenn man nicht dicht an dicht gedrängte 10-stöckige-Hochhäuser voller Kettenfirmen oder Familien sah oder Fabriken, dann stinkende Autobahnen auf denen man Baustellen aller Art traft oder Staus, Hasen hatte Rebecca nur in den Zoohandlungen und auch nicht artgerechtgesehen. In kleinen Käfigen drängten sie sich zu zweit und ängstlich. Sie wurden angestarrt als seien sie Fische im Aquarium. Rehe gab es in der Großstadt sowieso nicht.
Vor einem Gitter mit einem Schild, auf welchem stand: FRIEDHOF FORTUNA
blieb Jo-Jo stehen, schob den Riegel der Tür vor und öffnete die sie. Die Tür quietschte. Rebecca folgte Jo-Jo, welcher den Kiesweg entlang ging. Der Kies knirschte unter ihren Schuhen. Die Teenager suchten die Abzweigungen ab und fanden nach einer viertel Stunde die alten Gräber und kurz darauf auch das Grab: Johanna Schubert!
Auf dem Grab stand ein gewöhnlicher, weißer Grabstein mit Inschrift:
Johanna
Schubert 1851-1868
In ewiger Liebe Martinus
„Sie ist ja nur 17 Jahre alt geworden. Dann wollte sie aber früh heiraten. Doch wer ist dieser Martinus? Weiß du das?“
„Nein. Vielleicht ihr Vater oder Bruder… Irgendein Verwander.”
Plötzlich hörte Rebecca ein knacken als wäre jemand auf einen Ast getreten. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sie bekam eine Gänsehaut. Sie zog an Jo-Jos T-Shirt und rannte plötzlich los, Jo-Jo hinter her. Er hatte keine Ahnung, warum das Mädchen plötzlich losrannte.
Sie hörte ihn rufen: „Was ist los?“
Das Mädchen rannte weiter als seie der Teufel hinter ihr her. Und dann ging alles ganz schnell. Sie sah nur noch ein T-Shirt und dann knallte es. Rebecca lag auf einem Grabstein, auf ihr ein kleines Blumengesteck. Sie hörte eine zweite Teenagerstimme, die sagte: „Kannst du nicht aufpassen? Hier ist ein Friedhof und kein Spielplatz.“ Er stand vor einem Grab und hatte wohl bis eben gebetet.
Dann hörte Rebecca Jo-Jo keuchen. Ihr Kopf tat weh, bestimmt würde sie dort eine dicke Beule bekommen. Sie rappelte sich auf und sah einen Teenager in T-Shirt und Jeans. Er war wahrscheinlich 14 oder 15 Jahre alt. Er sah Rebecca und musterte sie finster, dann blickte er abwechselt von ihr zu Jo-Jo.
„Was macht ihr überhaupt ihr? Eure Großeltern besucht ihr kaum.“
„Wir sind sozusagen auf der Spur von Johanna Schubert. Rebecca ist dort eingezogen.“
„Ist ja spannend ich fand die Sage schon immer gruselig. Kann ich euch helfen?“
„Gerne zu dritt ist es noch besser. Wo wohnst du und wie heißt du?“
Er antwortete auf Rebeccas Fragen: „Ich heiße Konstantin Kaiser und wohne in der Nazissenstraße, das ist eine Nebenstraße, die in der Nähe vom Johanna-Schubert-Haus liegt.“
„Ich bin Jo-Jo Ewertz und das meine neue Nachbarin Rebecca Maier.“
Die drei tauschten Adressen und Telefonnummern aus, verabredeten sich für den nächsten Tag bei den Maiers.

Rebecca und Jo-Jo waren schon da, als Konstantin endlich kam.
„Hallo Jo-Jo! Hi Becky!“.
Rebecca lächelte. Das war dann wohl ihr erster Spitzname: BECKY! Sie brachte die Jungen auf die Terrasse, denn sie wollte nicht, dass die jungen ihr Zimmer sahen.
„Wie gehen wir jetzt vor?“, fragte sie.
Konstantin zog einen Block und einen Stift aus seiner Tasche.
Fachmännisch sagte er: „Alle Fakten auf den Tisch. Dieser Block ist unser ERMITTLUNGS-BUCH.“
Sie zählten auf und das war ihr Ergebnis:
Fakten zum Fall Johanna Schubert:
Johanna Schubert 1851-1868 In ewiger Liebe Martinus
Alter: 17 Jahre
Martinus?
Legende: Johana Johanna wollte heiraten, ihr Geliebter erschien nicht zur Hochzeit und Johanna meinte sie wäre mit einer anderen Frau betrogen wurden und starb nach ein paar Tagen an gebrochenen gegrochenem Herzen, ihr Geliebter brachte sein ganzes Vermögen (Edelsteine) an ihr Grab, keiner hat sie seither gefunden. Sie sollten gestohlen worden sein und Johanna war angeblich die Schuldige. Sie sollte gefoltert warden, aber dann starb sie vor Kummer vor der Folterung. Bevor Johanna nicht weiß, mit wem sie betrogen wurde wird ihre Seele keine Ruhe finden und sie soll seither in Rebeccas Haus spuken.
Fragen:
Gibt es Geheimgänge in diesem Haus?
Wo sind die Edelsteine?
Wer ist die andere Geliebte?

„Puh, so viele Fragen auf einmal, wie sollen wir die nur lösen?“, fragte Rebecca.
„Wir müssen unsere Erkenntnisse erweitern. Am besten wir googeln Johanna Schubert und treffen und demnächst in der Stadtbibliothek. Hast du einen Laptop, Becky?“, fragte Konstantin und sah sich suchend auf der Terrasse umals ob er dort etwas finden würde.
„Ja, aber, der gehöhrt Papa und erstens verwahrt er ihn unter strengster Aufsicht und zweitens haben wir noch keinen Internetanschluss und W-Lan-Verbindung.“
Konstantin überlegte: „Na, dann mache ich auf dem Heimweg noch einen Abstecher ins Internetcafe.“
Sie verabredeten sich für den nächsten Freitag vor der Stadtbibliothek um 16 Uhr.
Im Internetcafe bestellte Konstantin eine Cola und einen Brownie, nachdem er herzhaft in das süße Gebäckstück gebissen hatte meldete er sich an und gab
www.johanna-schubert.de ein.
Kein Suchergebnis gefunden.
www.betrügerin-Johanna-Schubert.de
Kein Suchergebnis gefunden.
Konstantin überlegte.
www.Edelsteindiebe-aus-dem-18.Jahrhundert.de
Endlich erzielte er einen Volltreffer. Oder doch nicht…
Eine Reihe von Namen wurde, alphabetisch sortiert, aufgelistet.
A: Aprila Maria-Sophie
B: Busch Emilia Berta
Burgund van Eleonore Renata Luise
Er scrollte zu S.
S: Schandenberger Luise Hedwig

T:Tantilla…
War Schandenberg der einzige Name mit S in diesem Register? War Schandenberg der einzige Dieb?
Enttäuscht meldete sich der Junge ab.
Doch dies sollte nicht die letzte Enttäuschung sein.

Bei Konstantin zu Hause war immer alles friedlich und gemütlich. Seine Mutter Frau Kaiser strickte, kochte oder putzte für gewöhnlich, Herr Kaiser war Mathematiker und saß meist am Computer oder an schweren Aufgaben. Mathematiker eben.
Konstantin war ein Einzelkind und trieb viel Sport, traf sich oft mit Freunden, büffelte oder las einen spannenden Krimi. Daher kannte er sich auch so gut mit Ermittlungen aus.
Aber heute war die Stimmung bei Familie Kaiser sehr angespannt. Das kam so:
Frau Kaiser kochte gerade als das Telefon klingelte. Sie stöckelte auf ihren petrol farbenen Stöckelschuhen zum Telefon. Mit ihrer Zahnstocherfigur und dem petrol farbenen Kostüm, dazu den weiß-blonden, fast immer festhochgesteckten Haaren und dem vielen Make-up wirkte sie wie ein berühmter Filmstar aus Hollywood. Ein zuckersüßes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel nachdem sie den Gesprächspartner erkannt hatte.
„Ja, sicher.“
„Konstantin wird sich sehr freuen.“
„Geht in Ordnung.“
“Natürlich!”
“Das hast du dr verdient.”
“Bis dann!”, flötete sie ins Telefon und ließ den Gesprächspartner kaum zu Wort kommen.
Sie legte auf.
„Das war Tante Katharina-Sophia.“
Konstantin befürchtete das Schlimmste und Herr Kaiser began auf seinem Stuhl unruhig hin und her zu rutschen.
„Holger kommt uns nächsten Freitag besuchen und bleibt für zwei Wochen, weil Katharina-Sophia auf der Beauty-Farm entspannt und da kann sie ihn nicht brauchen.
Typisch! Während seine Tante Katharina-Sophia sich in der Sauna oder in einem Wellnes-Bad mit einer Gesichtsmaske und Gurken auf den Augen, die Nägel mani- und pediküren ließ und einen Cocktail trank ode rim eisgekühlen Pool schwam, durfte Konstantin auf seinen 12-jährigen Cousin Holger aufpassen. Holger war für sein Alter sehr klein und unglaublich dick. Während seine Mutter ein Zahnstocher auf Beinen war, war Holger eine verschrumpelte und zu dick geratene Erbse. Das einzige was Konstantin jemals von Holger vernommen hatte war ein Schmatzen und ein „Mmh, lecker!“ Zum Frühstück aß er fünf, dick belegte Brötchen, zum Mittagessen fünf Nachschläge und zum Nachtisch neun Kugeln Eis mit extra viel Sahne, drei Waffeln und sehr viel Schokoladensoße; am Abend zehn Rostbeaf und fünf belegte Brote und vier XXL Frühlingsröllchen. Wenn man es nicht besser wusste könnte man ihn glatt für Olli aus der Fernsehserie „Dick & Doof“ halten. Seine Spitznamen waren Speckbauch und Fettklößchen. Wenn er zu Besuch war, schlief er in Konstantins Zimmer auf einer Luftmatratze und schnarchte, wie… dafür gab es keine passende Beschreibung.
„Was ist mit Oktavia?“, fragte Herr Kaiser.
Oktavia war Tante Katharina Sophias-Tochter und genauso von ihrer Schönheit besessen, wie ihre Mutter und ihre Tante. Täglich ein Friseurbesuch, Mani-und Pediküre und shoppen, obwohl sie dasselbe Kleidungsstück in fünffacher Ausführung und ungetragen im Kleiderschrank hängen hatte. Die Frauen waren doch alle gleich. Aber Becky war anders, sie war natürlich ohne damit anzugeben, abenteuerlustig und gebildet. Plötzlich sah Konstantin sich im Bräutigamanzug und Rebecca im Brautkleid vor sich und im Ohr hatte er plötzlich den Hochzeitsmarsch von Edward Krieg, gemeinsam würden sie…
„Konstantin, ich möchte, dass du deinen Cousin empfängst und ihm die Stadt zeigst.“ Seine Mutter riss ihn aus der Hochzeitsplanung mit Becky.
„Was? Das geht nicht. Ich bin mit meinen Freunden verabredet und…“
„Dann nimm Holger doch mit. Du gehst etwas früher los zeigst ihm die Stadt und dann kommst du pünktlich zu deiner Verabredung.“
Rebecca stand in einem Bademantel vorm Spiegel und kämmte sich das lange blonde Haarals ihr Handy piepste. Konstantins Nummer erschien auf dem Display.
„Hey, Konstantin“, meldete sie sich, „ was gibt’s?“
„Ist es okay, wenn wir unsere Verabredung verschieben?“
„Wieso?“
„Mein Cousin Holger kommt…“
„Bring ihn doch mit oder was ist dein Problem?“
„Er sieht aus wie Olli aus „Dick und Doof“ und soo fett. Er schnarcht, wie ein Ochse und frisst wie einer. Und während seine Schwester und seine Mutter im Wellnes-Paradies liegen, kann ich hier Baby sitten.“
„Bring ihn mit… Er kann uns doch helfen. Wie die fünf Freunde von Enit Blyton. Nur der Hund Timi fehlt.“
„Na, schön. Dann bist nächste Woche.“
„Ciao!“

„Endschuldigt, die Verspätung, aber Holger musste sich erst satt essen. Nach den fünften Lammbraten war er dann endlich satt und Oktavia war mit ihrem Styling noch nicht ganz zufrieden.“, endschuldigte sich Konstantin außer Atem. Im Schlepptau hatte er ein zierliches Mädchen und einen ziemlich kräftigen Jungen. Konstantin klatschte sich mit Jo-Jo erfreut ab und klopfte Becky auf die Schulter.
„Also, darf ich vorstellen, dass ist mein Cousin Holger und meine reizende Cousine Oktavia. Und das sin meine Freunde Becky und Jo-Jo.“
Holger lächelte die beiden an, dann kramte er in seiner Hose und holte ein in Alu-Folie eingepacktes Mamorkuchen-Stück heraus, dann stopfte er es in sich hinein.
Oktavia schien keine Notiz von ihnen zu nehmen, denn sie tippte ununterbrochen auf ihrem neonpinken Smartphone herum, erst als Konstantin sie antippte schaute sie von ihrem Handy auf. Sie musterte die Landpomeranzen mit hochgezogenen Augenbrauen. Rebecca hingegen starrte die Schönheit neidisch an. Sie war sehr schlank, aber nicht zu dünn, trug einen blauen Sommerrock und ein enges, creme farbenes Rüschentop. Ihre Füße steckten in Paletten besetzten Sandalen und demonstrierten ihre perfekt rot lackierten Fußnägel. Ihre Fingernägel waren ebenfalls rot und der Schmuck passte farblich zum Outfit. Ihre Lippen waren knallrot, der Ei-Liner perfekt und die Lidschatten violett glitzernd. Ihre hellblauen Augen funkelten. In ihr pechschwarzes Haar, in dem sich nicht eine Locke kringelte und welches ihr auf die Schulter fiel, hatte sie blaue Perlen eingeflochten. Ihr Gesicht wies nicht einen Pickel oder Mitesser auf. Jetzt kramte sie in ihrem kleinen rosa Handtäschen, zog einen Spiegel hervor und puderte sich mit einem Pinsel die Nase nach, dann zog sie die Lippen rot und den I-Liner Schwarz nach.
„Du mit den Makkaronie-Locken, Becka oder so, dein T-Shirt ist schon seit langem out und deine Haare könnten Conditioner gebrauchen und diese Turnschuhe … Hast du die aus dem Ein-Euro-Shop?“
Rebecca schluckte einen Kloß hinunter und versuchte ruhig zu bleiben und cool zu wirken. Sie blickte unauffällig an sich herunter. Das T-Shirt war einfach und gelb, dazu trug sie eine chwarze, enge Leggings und die Turnschuhe waren weiß mit Schnürsenkeln. Na gut, die Schuhe waren aus dem Lidl, aber was war daran so schlimm. Sie fühlte sich wohl und das war doch wohl die Hauptsache.
„Rebecca ist doch hübsch“, nuschelte Holger mit vollem Mund. Er musterte sie. Sie war natürlich, nicht so wie seine Schwester und seine Mutter, die nichts als Schminke im Kopf hatten.
„Gehen wie jetzt rein?“, meldete sich Jo-Jo zu Wort.
Rebecca war dankbar, dass Jo-Jo dieses entsetzliche Schweigen unterbrach und nickte. Ihre Kehle war zugeschnürt und sie bekam nicht einen Pieps hervor.
Sie schauten bei den Geschichtswerken, dann unter S, anschließend unter J und zum Schluss unter Kategorie „Diebe“ nach Johanna Schubert.
„Das gibt es doch nicht diese Frau ist nirgendwo eingetragen.“, sagte Konstantin und zog sein Ermittlungsbuch hervor.

Johanna Schubert ist nirgendwo eingetragen, das wiederum bedeutet, dass sie nicht besonders bekannt oder wichtig war.
„Lasst uns gehen.“, sagte Konstantin niedergeschlagen.
„Ach, Konstantin. Du bist doch kein Baby mehr. Lass den Detektivquatsch und mache das, was deinem Alter entspricht.“, sagte Oktavia und warf einen Blick auf ihre kleine Golduhr am rechten Handgelenk.
„Oh, schon soo spät. Ich muss jetzt gehen. Mama will mit mir noch shoppen. Bis später, Konsti.“ Sie tippelte davon.
„Ich gehe noch was essen.“, sagte Holger und Rebecca fragte sich langsam ob er nicht bald mal aus allen Nähten platzt, denn während dem Bibliothekbesuch hatte er wahrscheinlich einen ganzen Kuchen, vier belegte Brote und ein Eis verputzt- obwohl er in der Bibliothek nichts essen, nichts trinken und nichts rauchen durfte, wobei Erteres das Wichtigste für ihn war. Wie viele Snacks hatte er wohl noch in dieser geräumigen Hosentasche- die im Übrigen auch platzten zu drohte.
Holger stampfte davon. Es hörte sich eher so an, wie einen Elefantenherde, aber das behielt Rebecca für sich.
„Ich muss auch los, aber wir telefonieren.“ Damit war Jo-Jo auch weg.
Rebecca und Konstantin machten sich schweigend zusammen auf den Heimweg. Keiner wagte sich etwas zu sagen. Es war eine schreckliche Stille. Hin-und wieder brauste ein Auto an ihnen vorbei und hinterließ eine stinkende Abgaswolke. Kurz vor Konstantins Haus unterbrach der Junge die erbärmliche Stille.
„Hör mal, Becky! Es tut mir leid wegen Oktavia. Sie hat nur Stroh und Mode im Kopf. Du bist hübsch.“
„Wie lange bleibt sie hier?“
„Sie übernachtet nur heute Nacht bei uns und Morgen früh, fährt sie mit ihrer Mutter auf die Beauty-Farm. Und auch noch soo lange. Jetzt muss ich mir Holger fertig werden.“
Sie standen vor Konstantins Haus.
„Na, dann. Bis demnächst.“, sagte Konstantin, in der Hoffnung Becky zu versöhnen. Rebecca ging ohne ein Wort ohne Umwege zurück. Sie überlegte, was diese Oktavia meinte. Ihr Gesicht und die harten Worte gingen nicht mehr aus ihrem Kopf. Ständig hörte sie den Satz und sah das Gesicht. Rebecca stand vor ihrem Haus und klingelte. Alles hatte so gut begonnen und Oktavia machte alles kaputt.

„Mama, ist Oktavia wieder da.“ Konstantin stürzte in die Küche. Er war so wütend auf seine Cousine. Frau Kaiser schälte gerade eine Zucchini. Wie immer war sie umwerfend in ihrem Sommerkleid und der Betonfigur.
„Konstantin, du sollst doch anklopfen.“ Frau Kaiser sah nicht wirklich erschrocken aus, aber sie war verärgert.
„Ist Oktavia da?“ Konstantin wurde ungeduldig.
„Sie ist im Gästezimmer, wieso?“ Frau Kaiser sah ihren Sohn durch dringlich an.
„Konstantin wie schön dich zu sehen.“ Das war seine Tante Katharina-Sophia. Sie war auch perfekt gestylt und zu überschminkt und das weiße Kostüm betonte ihre Figur, fand Konstantin. Das pechschwarze Haar hatte sie geschickt geflochten.
„Hi, Tante. Aber ich muss… Ich habe keine Zeit.“ Konstantin lief die Treppe hoch. Er nahm immer zwei auf einmal. Er war so sauer, dass er Kraft wie ein Löwe hatte. Er kochte. Es brodelte in ihm.
Seine Mutter sah ihm kopfschüttelnd hinterher und wandte sich an ihre Schwester.
„Dieses Kleid steht dir gut, aber hast du nicht genau das Selbe in Paris gekauft?“
„Was hast du dir nur dabei gedacht.“ Konstantin stand in Oktavias Zimmer, eigentlich im Gästezimmer. Er hatte nicht angeklopft. Okavia tat ahnungslos, saß vor dem Schminktisch, den Frau Kaiser für sie hingestellt hatte. Sie nahm die Gurkenscheiben von den Augen und pinselte sich irgendein Zeug ins Gesicht.
„Du weißt genau, was ich meine!“, giftete Konstantin sie an.
„Sag es mir.“, erwiderte Oktavia spitz.
„Du hast Rebecca, die mit den Makkaronie-Locken, sehr verletzt und sie ist sehr hübsch und… und natürlich. Du bist zu überschminkt. Aber du bist ohnehin nicht sehr hübsch.“ Konstantin atmete durch. Das tat gut. Er hatte die Wut raus gelassen und dann ließ er die entsetzte Oktavia zurück. Sie blickte in den Spiegel. Hier Haar umrahmte das geschminkte Gesicht und hing wie ein Vorhang auf den Schultern.

Rebecca stand auch vor dem Spiegel. Die Worte hatten sie fertig gemacht. Da klopfte es an der Tür. Rebecca fuhr sich über die Augen und versuchte zu lächeln, obwohl es ihr nicht wirklich gelang.
„Herein.“, sagte sie und hustete um den Kloß runter zu schlucken.
Ihre Mutter trat ins Zimmer. Sie trug einen Berg Wäsche auf dem Arm.
„Rebecca kannst du mir… Hey, was ist los.“ Frau Maier hatte sofort gesehen, dass es ihrer Tochter schlecht ging.
„Nichts, was soll schon sein.“ Mist! Mütter müssen immer alles herauskriegen.
„Ich kenne dich doch und den gequälten Gesichtsausdruck auch. Mach mir nichts vor.“
„Es ist nichts!“
„Rebecca… .“
„Du hast ja recht. Dieser Tag war soo blöd.“. Rebecca gab sich geschlagen.
„Meine neuen Freunde und ich waren in der Stadtbibliothek verabredet und mein Freund musste seine Cousine Oktavia mitbringen. Die ist so eine Modepuppe. Geschminkt und gestylt. Und sie hat gesagt, dass ich nicht hübsch bin. Dein T-Shirt ist out und dein Haar braucht Conditioner, du mit den Makkaronilocken.“, äffte sie Oktavia nach.
„Und jetzt hast du Angst. Angst, dass dein dich nicht so hübsch findest, weil du ihn sehr magst. Ist es nicht so?“
„Nein, überhaupt nicht.“, stritt Rebecca ab. Aber wenn sie tief in ihr Inneres reinhorschte, wusste sie, dass es genauso war.
„Ja es ist wahr, du hast ins Schwarze getroffen.“
„Du bist doch viel natürlicher. Sei so wie du bist und sei selbstsicher, mein Engel. Du bist etwas Besonderes. Meine besondere Tochter.“
Das tat gut.
Das tat sehr gut.
„Wie heißt den der Junge?“
„Konstantin Kaiser. Er wohnt hier in der Nähe. Von ihm habe ich meinen Spitznamen: BECKY.“
„Hat es dich erwischt?“
„Nein, so ein Blödsinn. Nein, auf keinen Fall.“
Frau Maier lachte.
„Gute Nacht, meine besondere Tochter.“
Der nächsten Morgen war ein Samstag und Rebecca saß noch ziemlich verschlafen am Frühstückstisch.
„Beeil dich, Rebecca.“, sagte Frau Maier: Sie war schon angezogen und trank einen Kaffee: Wie immer schwarz.
„Warum? Es ist doch Samstag.“ Rebecca gähnte und rührte lustlos in ihrem Müsli mit Obst, Jogurt, Haferflocken und Milch herum.
„Darum“, Frau Maier stellte ihrer Tochter eine Tasse voll dampfenden Kakao hin, „Papa und Julius machen heute Vater-Sohn-Ausflug und wir machen einen Mutter-Tochter-Ausflug. Also zieh dich an.“

Frau Maier und Rebecca hatten sich viel vorgenommen:
Zuerst suchten sie den Friseur Haarscharf auf. Die Friseuse überredete Becky die Locken auf Brustlänge zu kürzen. Dann wusch sie das Haar- mit Conditioner- und anschließend trug sie ein Spray auf und das Haar glänzte. Rebecca ließ sich ein Pony schneiden. Nach dem Besuch wirkte sie noch viel schöner. An jedem Schaufenster blieb sie hängen und bewunderte sich, bis Frau Maier sie lachend weiterzog.
Dann gingen sie in Kleidergeschäfte und exklusive Boutiquen und kauften schlichte, schöne Kleider. Anschließend ging es in Schuhläden. Es wurde an und an und anprobiert. Zum Schluss schleckten sie ein Eis mit Obst, Kokosraspeln und ganz viel Sahne.
Konstantin war froh seine Cousine und Tante Katharina-Sophia los zu sein. Holger war nicht so schlimm, aber es machte Konstantin zu schaffen, dass sie im Fall Johanna Schubert nicht weiterkamen. Er holte seinen Ermittlungsblock hervor. Sie sollten Martinus googlen.
Konstantin saß im Internetcafé und trank eine Cola. Er gab in Firefox einfach nur Martinus ein. Es dauerte eine Weile bis er Netz hatte.
VOLLTREFFER!!! Die Seite gab es und folgendes las Konstantin:
Die Legende von MARTINUS BISMARK
Martinus -> 1847 bis 1868
Martinus war ein junger Graf aus der Familie Bismark. Er war sehr reich und konnte gut Geschäfte machen. Mit 17 lernte er Johanna Schubert kennen. Ihre Eltern waren früh gestorben und sie musste für sich selbst sorgen. Martinus verliebte sich in Johanna und sie wolllten am 21. August 1868 heiraten, Johanna sollte Gräfin Bismark werden. Doch Martinus erschien nicht zur Hochzeit und man hat ihn seither nie mehr gesehen. Die Edelsteine- das Vermögen seiner Familie- wollte er Johanna vererben und sie wurden nie mehr gesehen. Johanna sollte als Diebin umgebracht werden, starb jedoch vorher an gebrochenem Herzen. Die Edelsteine fand bisher keiner, doch sie sind sehr wertvoll. Nachdem der Familienbesitz verschwunden war, ging die Bismark Familie unter. Martinus von Bismark war somit der allerletzte Nachfahre der Bismark-Familie.
Konstantin war begeistert. Er hatte mehr herausgefunden als er zu hoffen wagte. Er zog das Ermittlungsbuch heraus- es hatte schon einen Knick an der rechten Ecke- und trug alle neuen Details ein.
Becky drehte sich zum hundertsten Mal vor dem Wandspiegel in ihrem Zimmer. Ihr Haar flatterte fluffig um sie herum und sie trug eins der neuen Sommerkleider. Es war leicht und gelb. Sie benötigte kein Make-up. Sie war …
Da klingelte das Telefon. Becky ging ran, da keiner zu Hause war.
„Rebecca Maier!“, meldete sie sich.
„Hey, ich bin es. Konstantin.“, kam es von der anderen Leitung.
„Was gibt es?“
„Ich bin ein gutes Stück weitergekommen. Mit den Ermittlungen meine ich. Kannst du in einer halben Stunde bei mir sein?“
„Sicher, ich bin schon unterwegs. Bis gleich.“
„Bis gleich.“
Konstantin legte auf und rief gleich darauf Jo-Jo an.
Eine halbe Stunde später saßen sie in Jo-Jos Zimmer auf einem Teppich.
„Du siehst super toll aus.“, sagte Jo-Jo zu Becky und musterte sie mit leuchtenden Augen.
„Ich habe Oktavia die Meinung gegeigt und sie ist jetzt weg. Mit 100 Koffern und das für nur eine Woche. Und wie immer total aufgebrezelt. Die sind so selbstsüchtig. Schminke brauchst du nicht du bist eh schön.“, sagte Konstantin.
Rebecca wurde ganz rot. Und wechselte rasch das Thema.
„Was hast du herausbekommen?“, fragte sie.
Konstantin zog das Buch hervor, klappte es auf und zeigte den neuen Eintrag seinen Freunden.
Johannas Eltern sind früh gestorben.
Martinus: Nachfahre der von Bismark Familie
Mit 17 lernte er Johanna kennen und sie verliebten sich ineinander. Termin der Hochzeit:
22 21 Dez. 1868
Edelsteine sollten an Johanna vererbt werden.
Martinus war an der Hochzeit nicht da, die Diamanten waren weg und man beschuldigte Johanna als Diebin und sie sollte gefoltert werden. Vorher starb sie an gebrochenem Herzen.

„Gute Arbeit, Konstantin.“, sagte Jo-Jo anerkennend.
„Das heißt Martinus war nach der Beerdigung noch einmal am Grab, bevor er starb.
„Woher willst du das den wissen?“, fragte Jo-Jo Stirn runzelnd.
„Er muss den Grabstein gemacht haben und hat seinen Namen dort eingeprägt dann hat er die Edelsteine versteckt und war weg.“
„Vielleich hat er Selbstmord begangen und man …“
„Er muss die Edelsteine vorher mit Johanna versteckt haben, sonst stimmt die Reihenfolge nicht mehr.“, sagte Konstantin.
Plötzlich hörten sie ein schmatzen.
„Holger?“, fragte Konstantin genervt.
Eine kleine Gestalt kam hinter dem Türrahmen hervor. Sie krümelte herum und im Licht konnte man sie erkennen:
Es war HOLGER!!!
Er war wie immer am Essen. Diesmal war es eins der berühmten Sandwiches von Frau Kaiser. Natürlich extra dick für ihren Neffen.
„Was machst du hier? Wir haben eine wichtige und geheime Besprechung! GEHEIM!!! G-E-H-I-M! Ist das für dich ein Fremdwort und warum belauschst du uns? Und wie lang?“ Konstantin seufzte. Sein Cousin war eine wahrhaft harte Nuss! Dieser Fettkloß! Dieser Speckbauch mit Sauerkraut!
Holger trat vor Konstantin und baute sich vor ihm auf! Das heißt er streckte seinen kleinen Bauch hervor, blies die Backen auf und streckte sich. Er wollte Konstantin überragen und auf ihn blicken können, wie ein Riese. Das gelang ihm natürlich nicht!
„Ich weiß, dass du nicht viel von mir hältst und denkst, dass ich meinen Bauch im Gehirn habe und nur ans Essen denke, aber ich bin keine Fettkloß und auch kein Speckbrauch. Glaubst du etwa ich hätte diese dämlichen Spitznamen nie mitbekommen. Nur weil ich so huzelig aussehe bin ich nicht dumm und habe nur mein Aussehen im Kopf wie Mama oder Oktavia. Ich habe einen gesunden Appetit.“ Holger atmete tief durch.
„Das tat gut!“, meinte er und sah die Anderen erwartungsvoll an.
„Wow! Das hätte ich dir nicht zugetraut!“, sagte Konstatin total beeindruckt. Er hielt sich Schreibtisch fest, bevor r noch umfiel.
„Und ich möchte in eurem Detektivclub mitmachen!“, beendete Holger die Predigt.
Rebecca fand zuerst ihre Sprache wieder: „Warum nicht! Er ist bestimmt klug und nett. Und außerdem kann uns jeder helfen.“
„Mein Papa ist Detektiv und ich habe sein Talent geerbt.“, meinte Holger stolz und stopfte den Rest seines Sandwiches in den Mund, der anscheinend unendlich groß war.
Becky fand Holger sehr nett. Das ganze Gegenteil seiner Schwester Oktavia.
„Und wo ist dein Vater jetzt?“, fragte Jo-Jo, der wohl auch einverstanden schien, dass Konstantins verfressener Cousin Holger mitmacht.
„Meine Eltern haben sich getrenntals ich sechs war. Papa ist hier nach Fortuna gezogen, in ein Bauernhaus in der Nähe vom Friedhof. Er wollte mich eigentlich zu sich nehmen und ganz ehrlich wäre ich auch lieber dort als bei den Zicken, aber damals war ich noch zu klein und Mama war vor Gericht. Die haben gesagt, dass ich bei Mama leben muss. Wie wohnen in Hamburg! Und Papa sehe ich nur in den Ferien. Das ist ein echt hartes Leben. Wisst ihr, das ist kein zu Hause. Mehr ein Zirkusleben. Heute München, morgen Berlin.“ Er seufzte. Becky sah ihn mitfühlend an.
“Ich hätte, ja, auch für die zwei Wochen, wenn die Ziegen auf der Beauty-Farm sind, zu Paps ziehen können. Aber Mama fand, das ser kein Umgang für mich ist. Sie sollte sich ersteinmal an die eigene Nase packen!”
„Holger, es tut mir alles sehr leid. Alles! Ich wusste nicht, dass dein Leben so hart ist. Du bist echt voll in Ordnung und ein Gewinn für unseren Club!“
Konstantin streckte Holger seine Hand hin und er nahm sie und damit seine Versöhnung an.
„Aber wenn du in Hamburg wohnst, dann klappt das nicht. Das sind so viele Kilometer.“, überlegte Becky.
„Ich versuch zu Paps zu ziehen. Ich bin jetzt schließlich alt genug.“, meinte er.
„Dann sind wir jetzt ein richtiger Club?“ Jo-Jo hüpfte vor Aufregung durch das Zimmer-wie ein Jo-Jo.
„Jetzt verstehe ich deinen Namen.“ Rebecca lachte und die Anderen stimmten ein.
Rebecca streckte ihre Hand aus, Jo-Jo legte seine darauf, auf diese kam Konstantins Hand und darauf eine dicke Hand mit kleinen, dicken Fingern von Holger.
„Wir schwören jetzt!“, sagte Konstantin geheimnisvoll.
„Und was schwören wir?“, fragte Rebecca leise als wäre dies eine geheime Konferenz.
„Den Detektiv-Eid!“
„Sprecht mir nach:

Konstantins, Beckys, Jo-Jos und Holgers Hände,
Machen jedem Dieb ein Ende!
Schwups, sinD sie hinter Gitter,
Dort herrscht ein Gewitter!
Niemand darf die Prinzipien verraten,
Sonst wird ihn das allerschlimmste erwarten!!!
Die Detektiv-Freunde sind wir,
Einer für vier!“
Die Freunde sprachen es nach.
„Jetzt brauchen wir noch eine Art Hauptquatier. Becky, dein Zimmer ist perfekt. Das wäre direkt am nennen wir es Tatort.“, beschoss Konstantin.
Becky schüttelte energisch den Kopf.
„Das geht nicht!!!“
„Und warum?“, fragte Holger.
Sie seufzte.
„Ich bin erst vor drei Wochen eingezogen. Mein Papa arbeitet als Kaufmann und ist zum Guten befördert worden. Das hieß für uns Kisten packen und nach Fortuna ziehen. Das Johanna-Schubert-Haus war das einzige unbewohnte Haus und ich kannte niemanden. Da wollte ich mein altes Leben nicht abschließen und das neue nie beginnen. Ich habe also nichts ausgepackt. Dann lernte ich Jo-Jo kennen und alles ging so schnell. Ich habe mich zwar eingelebt, aber nie Zeit gefunden die Kisten auszupacken und mein Zimmer einzuräumen.“
„Dann helfen wir die doch einfach!“, bot Holger an und die anderen nickten
„Nein, danke. Ich muss gehen. Bis bald!“ Rebecca ging.
„Die Arme! Das wächst ihr über den Kopf.“
„Wir müssen ihr unbedingt helfen!“ Konstantins Entschluss stand fest. Die drei Jungen steckten ihre Köpfe zusammen und schmiedeten einen Plan.
Am Mittwoch hatte Rebecca Nachmittagsunterricht. Dann kam sie erst um sechs Uhr nach Hause. Ausgerechnet Mathe bei dem schlimmsten Mathematiklehrer des ganzen Gymnasiums:
Prof. Dr. Dr. Geometrikus Kitamehtam
Jo-Jo, Konstantin und Holger läuteten um halb zwei an Rebeccas Haus und Frau Maier öffnete ihnen.
„Da seid ihr ja schon Jungs! Kommt rein!!!“, sagte sie freundlich und hielt ihnen die Tür auf.
„Rebeccas Zimmer ist hier unten. Geht den Gang gerade aus weiter. Das letzte Zimmer bewohnt sie. Es ist auch das letzte,dass wir auch noch nicht gemütlich gemacht haben. Meint ihr, ihr schafft das bis um sechs?“
„Sicher“, versicherte Jo-Jo.
Als die drei in der Tür standen, erschraken sie sehr. Überall lagen Kisten, die noch nicht einmal geöffnet waren. Schränke standen leer an den Plätzen. Die Wände waren kahl. Keine Bilder, keine Dekoration! Nichts!
„Hier kann man sich nicht wohlfühlen.“, stellte Holger fest-er war wie immer am Essen.
Die Jungen begannen alles aus den Kisten zu räumen und die leeren Kartons brachten sie, auf Auftrag von Frau Maier in den Restmüll. Sie räumten die Kleider in den riesigen Schrank mit dem Spiegel, die Schulsachen in die Schreibtischschublade. In einer Kiste waren viele selbstgemalte Bilder verpackt worden, die Jo-Jo im Zimmer auf hing. In eine Vitrine kamen Andenken rein: Schneekugeln…
Konstantin malte mit einem Pinsel und Mädchenfarben Mädchenmotive auf die gelb angestrichene Wand.
Als Jo-Jo die letzten Kartons in die Tonne raus brachte, entdeckte er einen Weg zum Garten. Er lief ihn entlang um einen Wiesenstrauch für Beckys Zimmer zu pflücken. Da bemerkte er ein kleines unscheinbares Haus, welches wohl als Schuppen diente. Er war offen und nichts stand dort drin. Plötzlich hatte Jo-Jo eine geniale Idee. Er nahm den Strauß und lief wieder nach oben.

Rebecca Maier war erschöpft. Sie schleppte sich die letzten Meter nach Hause. Sie hatte unglaublich viele Hausaufgaben. Es würde spät werden, bis sie endlich unter die warme Decke in ihrem kuscheligen Bett schlüpfen könnte. Ihre Mutter öffnete die Haustür und langsam kroch sie den Korridor zu ihrem Zimmer entlang.
Schritt für Schritt!
Step by Step!
Müde drückte sie die Klinke der Tür herunter.
„Seltsam“, dachte sie, „Julius hat mir wohl eine Freude machen wollen! Wie nett!“
Rebecca meinte die bunten Holzbuchstaben an der Tür. Sie schrieben einen Namen:
REBECCA MAIER!
Sie drückte die Tür auf. Erschrocken blieb sie stehen. Ihr wäre beinahe die Kinnlade heruntergefallen. Ihr Zimmer hatte sich verändert:
An den Wänden hingen ihre selbstgemalten Kunstwerke und über der gelben Wandfarbe zeichneten sich bunte Blumen und Sonnen ab. An der Tür hingen an herzförmigen Türhacken ihre Jacken und Hütte. Auf dem Bett, welches mit sauberer Bettwäsche überzogen worden war, saßen ihre Kuscheltiere. Das rote Ledersofa stand vor dem Fenster und darauf lagen weiche Kissen. Auf dem Schreibtisch lagen ihre Pferdemathe und ein paar Sammlerfiguren. Ihre Alben waren sicher in der Schublade verstaut und alle Kisten waren weg. Am Fenster hingen Bilder und ein Wiesenstrauß stand in einer schönen Vase, daneben lagen von groß nach klein sortiert die Steine aus ihrer Steinsammlung. IM Zimmer standen ihre Detektivfreunde und grinsten sie an.
„Wie un… un… unglaublich!“ Rebecca glaubte sie träumte und strahlte kurz. Sie setzte sich auf das Bett und entdeckte die Fotos auf dem Nachtisch. Eine alte, sehr elegante Dame mit vielen kleinen Löckchen im grauen Haar lächelte sie an. Auf einem anderen Foto hielt die alte Dame in einem schicken Kleid Rebecca im Arm. Sie war wohl damals 8 Jahre alt und grinste mit einer riesen Zahnlücke oben die Kamera. Rebecca schaute traurig auf die Fotos, die in den Rahmen blitzten.
„Was ist?“, fragte Holger und stopfte einen Schokoriegel in sich hinein.
„Gefällt es dir nicht?“, zweifelte Konstantin enttäuscht.
„Nein, aber genau davor hatte ich immer Angst.“, sagte Rebecca mit erstickter Stimme.
„Wovor?“, forschte Jo-Jo nach.
„Wisst ihr, ich habe mein Zimmer nicht nur nicht eingerichtet, weil ich niemanden kannte. In Stuttgart lebte ich im fünften Stock eines Hochhauses mit Mama, Papa, Julius und Oma Marianne. Sie war der einzige Mensch, der mich richtig verstanden hat. Ich konnte mit all meinen Sorgen zu ihr und sie hörte immer zu. Immer! Und vor drei Monaten ist sie… gestorben! Ein Schlaganfall! Wir haben sie auf dem Friedhof in Stuttgart bestatten lassen. Und als wir dann umzogen, hatte ich das Gefühl sie allein zu lassen. Ich musste sie auf dem Friedhof in ihrer Blumenkiste zurücklassen und wenn ich die Koffer und Kisten auspacke, schließe ich das Kapitel Oma ab und das wollte ich nicht.“
Die anderen erwiderten nichts darauf.
„Vielleicht ist es gut den Trübsal zu begraben, deine Oma ist und bleibt in deinem Herzen.“
„Du hast recht, Holger: Das ist mein neues Leben. Das Detektivleben!“
„Apropos, ich muss euch etwas zeigen!“
Jo-Jo führte seine Freunde zum Schuppen.
„Das ist unser unbenutzter Schuppen. Was ist mit dem?“
„Das wäre ein perfekter, geheimer Ort für ein Hauptquatier. Wir müssen ihn nur etwas einrichten!“, sagte Jo-Jo.

Wieder gingen alle ans Werk. Frau Maier half ihnen auch. Sie fegten den Schuppen aus und putzten den Boden. Dann strichen die Jungen die Wände rot, während Becky ein Türschild zeichnete. Nachdem die Farbe trocken war, brachte Frau Maier alte Büromöbel in den Schuppen. Den Boden legten sie mit Teppich aus. Ein Tisch, vier Stühle und ein Schrank und Container wurden hingestellt, nachdem sie abgestaubt und auf Hochglanz poliert wurden. Zum Schluss machten die Freunde den Raum mit Kissen und Holz für den kleinen Kamin gemütlich und legten die „Akten“ auf den Tisch. Rebecca hing das Schild an die Tür:
BITTE NICHT STÖREN!!! WICHTIGE DETEKTVSITZUNG
Sie setzten sich auf den Teppichboden und Rebecca verteilte Plätzchen und Apfelsaft.
„Herzlich Willkommen zu unsere ersten Sitzung zu unserem ersten Fall „Johanna-Schubert“! Sind alle Anwesend! Ich lese die Mitgliedsnamen vor und der Gemeinte erhebe sich.
Rebecca Maier?“
„Anwesend!“
„Jo-Jo Ewertz?“
„Anwesend!“
„Holger Seeberg?“
Holger stopfte schnell die Kekse in den Mund und nuschelte mit vollem Mund: „Bin da!“
„Und ich bin auch Anwesend!“ Konstantin lachte.
„Aber jetzt, richtig! Wir kommen mit unseren Fakten nicht weiter. Was meint ihr?“
„Wir sollten uns im Stadtmuseum nach Edelsteinen erkundigen!“, schlug Jo-Jo vor.
„Gut, aber ich habe morgen Klavierunterricht und Holger soll mit mir kommen!“, sagte Konstantin.
„Ich habe morgen auch keine Zeit. Ich sitte Pucky, den Nachbarspuddel. Der ist echt so süß!“, schwärmte und bedauerte Jo-Jo.
„Ich kann gehen!“, bot sich Rebecca an.

Am nächsten Nachmittag öffnete Becky die schwere Eingangstür des Museums. Sie bezahlte den Wucher-Eintrittspreis und suchte jemanden, der ihr etwas über Edelsteine sagen könnte. Sie hatte Glück eine Frau in Museumskleidung und roten Locken ging an ihr vorbei. Rebecca stoppte sie.
„Entschuldigung, können sie mir mehr über Edelsteine sagen und mir die Steine zeigen?“
„Gerne! Ich bin Anett Lampert, oh ich meine Anett Lindor. Ich muss mich erst an meinen Namen gewöhnen. Ich habe nämlich vor kurzem geheiratet. Komm mit!“ Anett brachte Becky zu einer Vitrine. Auf einem Kissen lagen glitzernde Steine in allen Regenbogenfarben.
„Hier sind sie. Edelsteine sind sehr viel wert. Die Besitzer dieser Steine sind reicher als einen Prinzessin. Ich muss los. Ich habe einen wichtigen Termin. Bis dann.“ Anett tippelte davon, dennoch hatte sie Beck den entscheidenden Tipp gegeben.
Am Abend saßen alle Freunde wieder im Hauptquatier.
„Ich glaube Johanna hat sich einen falschen Namen zugelegt. Sie heißt wahrscheinlich anders. Wir folgen vielleicht gerade einer falschen Spur.“
„Das glaube ich nicht. Sie war arm und mehr nicht.“
„Konstantin, hör auf logisch zu denken. Irgentetwas ist an der Sache faul!“
„Ich bin zu müde um überhaupt zu denken.“ Jo-Jo gähnte.
„Dann gehen wir noch in mein Zimmer, Jo-Jo.“, schlug Becky vor.

Holger saß auf dem Sofa und futterte Kekse. Die anderen schmökerten in Büchern. Da fiel Holgers Keks runter und Rollte den Holzboden entlang. Er blieb schließlich liegen. Holger rutschte ihm auf den Knien hinterher und hob das Gebäck auf. Das Plätzchen lag auf einem losen Holzbrett. Holger hob das Holzbrett an. Die Bretter daneben waren auch locker und Holger hob sie alle an. Als er alle abgehoben hatte entdeckte er eine kleine Lucke.
„Freunde, schaut mal!“, rief er die Anderen her.
Sie legten ihre Bücher zurück ins Regal und kamen zu ihm.
„Eine Lucke!“, sagte Becky.
„Sollen wir sie öffnen?“ Noch bevor Jo-Jo eine Antwort bekam, bagann Konstantin am Griff zu ziehen.
„Helft mir mal! Der ist echt schwer.“
Jeder packte eine Seite und auf drei zogen sie.
„Eins… Zwei… Drei… Und ziehen.“
Es brauchte Geduld und Kraft um die kleine Lucke zu öffnen. Aber zu viert schafften sie es. Quietschend öffnete sich die Lucke und eine schmale Treppe kam zum Vorschein.
„Sollen wir gehen?“ Becky schluckte. Sollten sie?
„Sicher!“ Konstantin hatte überhaupt keine Angst.
„Dann hole ich noch eine Taschenlampe.“, sagte Rebecca und brachte kurz darauf eine Lampe und ein paar Kerzen, außerdem ein Feuerzeug. Konstantin marschierte voraus. Wie ein Führer, obwohl auch er noch nie dort unten war. Sie mussten nacheinander und langsam gehen, da die Treppe sehr eng war und man leicht stolpern konnte. Die Stufen und die Luft waren sehr staubig und muffig. Es waren viele Stufen und die Treppe war eine Art Wendeltreppe. Endlich kamen sie unten an. Der Boden war aus Holz und rumorte unter ihrem Gewicht. Becky hatte Angst, dass das Holz morsch war und zusammenbrechen würde. Nach der Treppe gab es nichts mehr.
Keine Tür!
Nur eine Sackgasse!
Rebecca schnappte nach Luft. Hier war es so eng und sie hatte Platzangst und was wenn plötzlich ein Mörder oder ein Geist aus der Wand schoss. Nicht auszudenken. Konstantin nahm die Taschenlampe und leuchtete die Wand vor ihnen ab.
Nichts!
„Hier muss ein Geheimgang sein!“, vermutete er.
Holger überlegte. Er hatte in den Ferien mit seinem Vater so viele Detektivfilme gesehen. Dort gab es fast immer einen Geheimgang, aber wo hier? Er griff nach der Taschenlampe und entdeckte an der Wand eingeritzte Zeichnungen. Da saß eine Frau mit langen Haaren und neben ihr stand ein Mann mit Krone. Sie hielten sich an den Händen.
„Seht ihr das auch?“
„Ja, aber das ist kein Geheimgang!“, meckerte Konstantin, der den Stall endlich lösen wollte. Er leuchtete den Boden ab und entdeckte einen Stein. Es war ein normaler Stein, aber er wurde in eine Herzform gebracht. Konstantin leuchtete erneut die Zeichnung ab. Da! Da war eine Vertiefung im Stein. Ein Herz! Auch Rebecca verstand. Ein Puzzel! Sie hob den Herzstein auf und drückte ihn in die Vertiefung. Plötzlich schob sich die steinerne Wand zur Seite. Konstantin ging ohne zu zögern in den neuen Raum. Hinter diesem war eine weitere Tür. Sie ließ sich leicht öffnen. Die anderen folgten langsam. In dem neuen Raum war nichts außer einem leereren Schrank. Er war sehr klein.
„Und jetzt?“ Die anderen Detektive wussten es auch nicht und zuckten die Schultern. Konstantin leuchtete erneut alles ab.
Nichts!
„Vielleicht ist unter dem Schränkchen etwas?“, meinte Jo-Jo und die Jungen hoben ihn zur Seite. Tatsächlich! Unter dem Schrank war wie in Rebeccas Zimmer ein Holzbrett locker. Holger hob es wieder ab und da lag eine kleine Holzkiste. Sie war nur mit einem roten Band zugeschnürt, welches Rebecca jetzt vorsichtig aufzog. Dann hob sie den Deckel ab. In der Kiste lagen nur alte Bilder und sehr viele Briefe. Auf den meisten Briefen stand:
Für Johanna
Rebecca öffnete einen und las den Anderen vor:

Liebe Johanna,
wie du weißt liebe ich seit unserer ersten gemeinsamen Minute. Ich möchte dein Gemahl werden, aber mein Vater möchte nicht, dass ich dich heirate, weil du nur ein kleines armes Mädchen bist. Keine Sekunde vergeht in der ich nicht an dich denke und dein liebliches Gesicht sehe. Ich habe beschlossen zu heiraten. Egal ob Vater es möchte oder nicht. Ich liebe dich. Lass uns heute Nacht heimlich planen. An der alten Liebeslinde, wie immer!
In ewiger Liebe Martinus


Zweiter Brief:
Liebe Johanna,
Ich werde dir meine Edelsteine vererben, damit du auch wenn ich sterben sollte immer abgesichert bist.
Ich liebe dich
Martinus

Dritter Brief:
Lieber Martinus,
Ich frage mich wo du bist! Liebst du mich nicht mehr? Warum erschienst du nicht zur Hochzeit! Ich bin unendlich traurig. Die Edelsteine sind verschwunden! Man glaubt ich sei die Diebin! Doch bevor ich sterbe, sollst du eins wissen:
Ich bin nicht Johanna Schubert, das kleine Mädchen.
Ich bin aber Gräfin Johanna zu Tannenhäuser, weil ich nicht immer reich sein wollte und beliebt und belästigt, verließ ich meine Eltern und kaufte mit dem letztem Geld das Haus. Ich bin die Tochter, der Tannenhäuser-Familie! Die Tochter von der alle dachten, sie sei entführt worden oder tot. Ich lebe. Ich bin es und ich lebe, noch. Ich habe dich immer geliebt! Bitte vergib mir!
Leb wohl
Johanna

Vierter Brief:
Liebe Johanna,
ich weiß, dass du diesen Brief nicht mehr lesen kannst, aber ich bringe ihn dir trotzdem ans Grab. Mein Vater speerte mich an unserem Vermählungstag in die Dachkammer ein und ließ dich stehen. Nach deinem Tod ließ er mich raus. Ich habe dein Grab geschmückt. Du verdienst nur das Allerbeste. Ich habe die Edelseine versteckt. Das ist die Rache an meinen Vater und die ganze Bismark-Familie. Dir stehen die Steine zu. Es war der Untergang meiner Familie. Ich liebe dich.
Egal ob armes Kind oder Gräfin. Ich vergebe dir.
Was hat der Streit gebracht? :
Tod und Untergang! Ich komme zu dir in das Paradies. Gleich!
Bis gleich
Dein Martinus

Die Bilder zeigten eine Frau mit langen blonden Haaren und blauen Augen in einem Brautkleid, darunter stand Johanna.
„Sie war wunderschön“, sagte Becky.
Da bemerkte sie ein Stück Leinen. Darauf war ein Plan dieser unterirdischen Höhle mit Tusche gezeichnet. Dort wo die Briefe lagen war ein kleines Kreuz.
„Da sind bestimmt die Diamanten!“, rief Holger und eilte hin.
„Seht da ist noch eine Holzkiste!“ Rebeka legte die Karte bei Seite und aus dieser fiel etwas Glänzendes und landete mit einem „Kling“ auf den Boden. Konstantin hob es auf.
In der Holzkiste befand sich eine weitere Kiste, darin noch eine, in dieser noch eine und darin noch eine. In dieser war eine herzförmige Schachtel.
„Das erinnert mich an diese russische Puppen: Babuschkas oder Maruschkas!“, sagte Becky und lachte, doch das Lachen verging ihr schnell.
„Wir brauchen einen Schlüssel!“Holger seufzte. Sie waren so nahe dran.
„Braucht ihr den hier?“ Konstantin grinste und hielt einen kleinen goldenen Schlüssel hoch. Becky schnappte ihn sich und steckte ihn in das Schloss.
„Er passt!“
Sie drehte und klappte den Deckel auf. In der herzförmigen Kiste lagen viele kleine Edelsteine in allen Regenbogenfarben. Sie leuchteten. Genauso wie die Augen von den Freunden!
„Wir haben das Geheimnis gelüftet!“
„Und jetzt in dein Zimmer! Wir schreiben einen Bericht und dann gehen wir zur Polizei.“, Konstantin war glücklich. Alle waren froh. Holger vergaß sogar kurz zu Essen und Jo-Jos Mund stand weit offen. Die Kinder rannten durch die Tür und verschlossen sie.
Dann liefen sie durch die weggeschobene Wand und wie durch Zauberhand verschloss sich der Geheimgang wieder!!!
War das Zauberei?!
Nacheinander schritten sie die Treppe hoch.
Stufe für Stufe!
Konstantin erreicht die Luke und stieß einen Schrei aus.
„Konstantin, was ist?“, fragte Becky. Doch der Junge war wie versteinert und ganz blass. Er brachte keinen Ton heraus. Rebecca erreicht nun auch den Anfang und kippte nach hinten, direkt in Jo-Jos Arme. Sie war ganz blass und zitterte. Was war nur passiert?

Rebecca schlug die Augen auf. Dicke Ringe lagen unter diesen. Jo-Jo hielt sie immer noch fest und die anderen Jungen blickten Becky in das weiße Gesicht. Rebeccas Körper fühlte sich schwer wie Blei an. Sie hatte keine Kraft mehr.
„Wo bin ich?“, fragte sie matt und leise.
„Im Geheimgang.“, antwortete Jo-Jo. Er saß genau wie die anderen auf der schmalen Treppe.
„Was ist passiert?“ Rebecca setzte sich langsam auf.
„Die Luke ist zugefallen und wir sind eingesperrt!“, erklärte Jo-Jo und sofort sackte das Mädchen wieder in seinen Armen zusammen, war aber noch bei bewusst sein
„Und jetzt?“
„Wir müssen warten!“
Sie warteten ziemlich lange. Nichts tat sich! Keiner hatte eine Uhr und kein Zeitgefühl. Die Handys hatten kein Netz.
„Ich habe Hunger!“ Das war Holger, klar. Auch Rebeccas Magen knurrte laut.
„Wir haben nichts dabei.“, sagte Konstantin. Seine sonst so große Klappe war verdächtig still.
„Wir sind verloren!“, jammerte Rebecca tonlos.
Viel später versagte die Batterie der Taschenlampe und außer sich und Kerzenschein hatten sie nichts und Niemanden.

Frau Maier nahm die rote Soße vom Herd und schmeckte die Spagetti ab.
„Julius!“, rief sie und Julius stolperte die Treppen herunter.
„Ruf deine Schwester zum Essen und decke den Tisch.“
Julius stöhnte und lief in Rebeccas Zimmer. Sie war weder auf dem Sofa, noch in einem ihrer Lieblings-Verstecke oder in einer Schmöker-Ecke. Aber da in der hintersten Ecke, da waren Bretter weg und da war eine Luke… .
Rebecca war in Jo-Jos Armen eingenickt und Konstantin musste ständig niesen, weil er eine Hausstauballergie hat. Holger meckerte immer, weil er Hunger hatte. Rebecca schreckte hoch. Sie hatte ein gedämpftes Schnaufen und das Klappern der Luke gehört. Sie fröstelte. Hier war es stickig und ein eisiger Wind wehte. Rebecca hustete den Staub aus ihrer Lunge, welcher sich dort festgesetzt hatte. Die Dachluke öffnete sich und Frau Maier und Julius kamen zum Vorschein.
„Mama, bin ich froh!“ Rebecca stürmte ihrer Mutter in die Arme und diese half allen aus der Luke.
„Was macht ihr denn hier unten und was ist das überhaupt?“

Nachdem alle in warme Decken gehüllt waren, die Nudel verschlungen hatten- Frau Maier musste noch zwei PäckchenNudeln kochen, da Holger nicht genug bekommen konnte- und sich mit Kakao gestärkt hatten, erzählten sie alles der Reihe nach. Frau Maier war entsetzt und froh das alle wohl auf waren.
“Johann Schubert, äh Johanna zu Tannenhäusern ist dann wohl nicht deine Freundin sondern euer Fall!”, neckte sie und seuftzte erleichtert.
Am Abend schlief Rebecca früh und müde, aber glücklich ein.

Am Samstag hatte Herr Maier den Pavellion aufgebaut. Sie feierten im Garten der Maiers ein großes Fest zu Ehren der erfolgreichen Detektive. Konstantin hatte einen Bericht geschrieben und ihn samt den Edelsteinen und den Briefen, Fotos und Karten der Polizei übergeben. Der Wachmann staunte nicht schlecht und war heute auf dem Fest erschienen um den Helden persönlich zu gratulieren. Frau Maier hatte ganz viel Kuchen gebacken und Herr Maier versuchte verzweifelt im Grill Feuer zu machen. Da schlug der Wachtmeister Esel gegen ein Weinglas-solange bis es zerschlug-und alle waren still.
„Meine lieben Detektive:
Konstantin Kaiser, der Chef,
Rebecca Maier, die Mutige,
Jo-Jo Ewertz, der Stille und
Holger Seeberg, Cousin von Konstantin und der mit dem guten Appetit.
Ihr habt uns einen kniffeligen Fall nicht nur übernommen, sondern auch gelöst. Jetzt kann Gräfin Johanna zu Tannenhäusern Ruhe im Grab finden. Die Edelsteine sind nun im Museum und ihr habt euch eine saftige Belohnung verdient. In diesem Umschlag sind ein paar Euro für euch drinnen. Ich möchte euch zu einem Detektivclub weihen. Ihr habt alles was ihr braucht: Mut, Verstand, Zusammenhalt, ein Hauptquatier, sogar einen Schwur und von dem Geld könnt ihr euch vielleicht noch eine Ausrüstung besorgen. Jetzt fehlt euch nur noch ein Name.“ Er sah die Freunde an. Sie hatten sich einen Namen überlegt.
„Wir sind die Omega-Freunde!“
„Wieso, Omega, Konstantin?“
„Wir sind das Ende jeden Verbrechers und Raubes. Omega ist griechisch und bedeutet Ende.“
Die Freunde legten ihre Hände aufeinander und schrien: „Die Omega-Freunde!“ im Chor. Der Wachtmeister überreichte jedem einen Orden und den Umschag. Alle klatschten und dann kam Oktavia auf Becky zu, als diese am Buffet stand. Oktavia war nicht geschminkt, trug keinen Nagellack und hatte ihr Haar bis zum Kinn abschneiden lassen. Sie trug nu rein leichtes Sommerkleid genau wie Rebecca.
„Hör mal Becky, es tut mir unglaublich leid. Ich war nur eifersüchtig. Du bist hübsch und erfolgreich. Herzlichen Glückwunsch! Bist du mir noch böse?“
„Ach Schwamm drüber. So siehst du übrigens viel besser aus.“ Die Mädchen reichten sich die Hände.

„Konsti, wie klug du bist und Holger du hast hoffentlich auch geholfen.“ Katharina-Sophia war wie immer aufgebrezelt. Sie hatte sich nicht verändert. In einem grauen Kostüm und auf hohen Pomps schmichelte sie sich überall mit Wimpern-Klimpern ein.
„Mama, ich gehöre ab sofort dazu. Und ich wohne in Hamburg und da Papa eh hier wohnt werde ich zu ihm ziehen!“
„Aber, Hol…“
„Er hat recht und du hast doch noch mich!“Oktavia stand ihrem Bruder bei.
„Also schön!“
Den Omega-Freunden stand nichts mehr im weg!
„Herr Wachtmeister Esel? Ich habe noch eine Bitte…“

Die Freunde standen am Grab von Johanna und schauten auf den Grabstein. Der I-Punkt von Martinus war ein kleines Loch und in dieses Loch steckten sie einen kleinen roten Edelstein und plötzlich erstrahlte das ganze Grab und aus Johanna Schubert auf dem Stein wurde Johanna zu Tannenhäusern.
„Ich träume wohl!“
„Ist das möglich!“
„Jetzt hast du deinen Frieden, Johanna!“

„Damit wäre unser erster Fall abgeschlossen.“
Und das wird nicht der allerletzte sein. Im Gegenteil! Was passiert wohl als nächstes?!



OMEGA-FREUNDE
Die Erpresser-Bande
Konstantin Kaiser schlenderte über den Gang in sein Zimmer. Er hatte sich heute mit Jo-Jo und Rebecca im Hauptquatier getroffen und ein bisschen geputzt. Morgen würde Holger Seeberg, sein verfressene, aber gutmütiger Cousin zu seinem Vater hier in Fortuna ziehen. Seine Eltern hatten sich getrenntals er noch ganz klein war und seither lebte er bei seiner Mutter Katharina-Sophia und Oktavia, der Schwester, in Hamburg. Da die Omega-Freunde alle in Fortuna waren und er sowieso aus Hamburg wollte, bot es sich an und die anderen Freunde würden beim Einzug helfen. Nach dem Umzug würden sie sich von der Belohnung ihres ersten Falles Ausrüstung kaufen. Die Omega-Freunde hatten Edelsteine in Rebeccas Haus gefunden, die eine Millionen Euro wert waren und 10% davon bekamen die Freunde. Genug für Ausrüstung und Detektiv-Sparkasse. Sie waren unschlagbar. Da hörte er von unten aus dem Wohnzimmer ein Meckern und Schreien. Er schlich auf leisen Sohlen runter und lauschte an der Tür, die nur angelehnt war. Er spähte durch den Türspalt. Da stand seine Mutter. Sie trug ein schwarzes Kleid, das weiß-blonde Haar wellte sich auf der Schulter und wie immer trug sie passende Pomps und war ordentlich geschminkt. Sein Vater saß am Wohnzimmertisch und tippte mit schnellen Fingern auf der Tastatur herum und sah seine Frau dabei an.
„Ich gehe nur zum Joga, wie jeden Mittwoch!“,sagte sie mit hoher Stimme und rückte ihre Frisur zurecht.
„Und warum schminkst du dich dafür und trägst ein Abendkleid und keinen Jogaanzug?“, fragte Herr Kaiser misstrauisch und tippte unaufhörlich.
„Der Trainingsanzug ist in meiner Tasche und ungeschminkt gehe ich nie aus dem Haus!“ Frau Kaiser raffte den Rock zurecht. Konstantin wusste, dass seine Mutter wirklich nie ohne Make-up rausging, selbst wenn sie nur den Müll wegbrachte-was so gut wie nie vorkam-doch warum sie ein Kleid trug, war auch ihm schleierhaft.
„Wahrscheinlich triffst du dich heimlich mit einem Verehrer, Ingrid! Und wann steht das Essen auf dem Tisch?“
„Das ist die Höhe! Du kannst, ja, selber kochen. Du wirst es wenigstens schaffen Nudel zu kochen. Du bist so faul und egoistisch. Wahrscheinlich schreibst du einer Veehrerin Liebes-E-Mails!“ Sie warf einen Schwall Haare nach hinten, rafften den Rock, schulterte die Tasche und warf sich einen Umhang um. Sie war sauer. Man hörte ihre Schuhe und dann das Türknallen. Konstantin sah wie sein Vater mit der Faust wütend auf die Tastatur knallte. Das war jetzt schon das dritte Mal in dieser Woche, dass sich seine Eltern streiten. Jeden Tag ging Frau Maier wie aus dem Ei gepellt angeblich zum Joga und sein Vater saß nur noch vor dem Computer. Ob sein Vater wirklich arbeitete und ob seine Mutter wirklich nur zum Joga ging. Konstantin wollte das jetzt genau wissen. Er wollte seiner Mutter gleich folgen.
„Konstantin?“, rief Herr Kaiser und erhob sich von seinem Stuhl. Konstantin rannte zur Treppe, stellte sich auf die unterste Stufe. Gerade noch rechtzeitig, denn Herr Kaiser trat aus dem Wohnzimmer und für ihn sah es so ausals wäre Konstantin gerade die Treppe herunter gekommen.
„Was ist?“, fragte Konstantin und tat ahnungslos und unschuldig.
„Ah, da bist du ja! Deine Mutter ist im Joga und du deckst den Tisch.“
Während Herr Kaiser sich an Fleischsoße versuchte, deckte Konstantin den großen, runden Esstisch. Mist, er wäre seiner Mutter so gerne nach geschlichen.

Rebecca Maier kämmte sich die bruneten Locken. Neuerdings flocht sie die Haare immer zu einem Seitenzopf. Sie trug eine Jeans und ein T-Shirt. Die Sonne knallte schon in ihr Zimmer obwohl es noch früh war. Seitdem sie mit ihren Freunden einen Detektivclub gegründet hatte, fühlte sie sich in Fortuna sehr wohl. In ihrem Schuppen hatten sie ihr eigenes Hauptquatier. Rebecca warf einen Blick zu der Uhr an der Wand.
Kurz darauf klingelte sie im Nachbarhaus. Eine Frau mit roten Haaren öffnete. Sie hielt eine Tasse mit Kaffee in der Hand und lächelte. Sie war scheinbar noch nicht lange wach, denn sie trug einen Morgenmantel und ihr Haar war zerzaust.
„Hallo Rebecca!“
„Morgen, Frau Ewertz! Ist Jo-Jo fertig?“
Jo-Jo war ebenfalls ein Omega-Freund. Die Frau war seine Mutter.
„Ja, ich hole ihn! Komm, doch rein.“ Rebecca stellte sich in den Korridor und sah Jo-Jos Mutter zu, wie sie die Treppen hoch schlürfte. Etwas später kam Jo-Jo die Stufen herunter. Vor kurzem hatte er beschlossen seine roten Haare wie Stachel zu gelen und sah seither aus wie ein Igel. Er trug eine Latzhose und Gummistiefel.
„Morgen, Becky!“, säuselte er verschlafen.
„Können wir los?“

Konstantin stand schon mit einem kräftig gebauten Mann vor der Tür des Bauernhauses. Dort sollte Holger nun einziehen und der Mann musste sein Vater sein. Rebecca und Jo-Jo kamen nun auch an.
„Morgen!“, sagte Becky munter.
„Hi!“ Konstantin winkte und zeigte auf den Mann.
„Das ist mein Onkel Stephanalso Holgers Vater. Und das sind Becky und Jo-Jo, meine Freunde.“
„Hallo, ihr zwei. Freut mich. Ich habe schon immer gewollt, dass Holger zu mir zieht.“ Der Mann war sympathisch und schien ebenfalls ein guter Esser zu sein. Da fuhr ein rotes Cabrio vor. Auf dem Fahrersitz saß eine Frau, neben ihr ein Mädchen und auf der Rückbank befand sich Holger. Die Frau schien darauf zu warten, dass ihr jemand die Tür öffnete. Da das niemand tat stieg sie schmollend ganz normal aus. Es war Katharina-Sophia, Holgers Mutter und Konstantins Tante. Sie trug einen roten Hosenanzug und war passend geschminkt, dazu trug sie rote Pomps. Das pechschwarze Haar hatte sie hochgesteckt und auf ihrer Nase saß eine große Sonnenbrille, die sie nun obercool auf den Kopf schob. Oktavia, Holgers Schwester war früher auch sehr von ihrer Schönheit besessen. Das hatte sich aber geändert und sie war nun ganz normal und natürlich. Sie war das Mädchen auf dem Beifahrersitz, welches nun auch ausstieg. Ihr pechschwarzes Haar fiel um ihr Kinn und sie trug Shorts und ein einfarbiges T-Shirt. Sie lächelte den Omega-Freunden zu. Dann stieg Holger aus. Er hielt einen Apfel in der Hand und begrüßte seine Kollegen gleich stürmisch.
„Hey! Jetzt kann uns keiner mehr an der Detektivarbeit hindern. Nicht, wahr?“
„Klar!“, lächelte Rebecca.
„Seit wann isst du Obst?“, fragte Konstantin überrascht.
„Ich bin auf Diät!
„Fragt sich für wie lange?“, neckte Jo-Jo. Die Freunde klatschten sich erfreut ab.
„Wir helfen dir beim Umzug!“, erklärte Becky.
„Das ist nett.“ Holger stopfte sich ein Stück Birne in den Mund.
Oktavia flog ihrem Vater in die Arme.
„Du hast dich ganz schön verändert, meine Kleine!“, sagte er und wirbelte sie durch die Luft. Dann war Holger dran. Stephan umarmte ihn innig und klopfte ihm auf die Schultern.
„Hast du immer noch einen gesegneten Appetit, mein Sohn?“
„Ja, aber ich bin auf Diät.“
„Schade! Ich habe extra einen Schokoladenkuchen gebacken.“
Holger verschluckte sich. „Das ist etwas Anderes! Wenn du den ganz alleine Essen musst, bekommst du doch Bauchkrämpfe!“
Stephan grinste. Mit Holger würde sein Leben definitiv lustiger werden. Da trat Katharina-Sophia zu ihm und würdigte ihn kurz eines Blickes.
„Hallo, Stephan!“, murrte sie tonlos und wandte sich gleich wieder ab.
Oktavia lud schon eine Tasche aus und auch die Omega-Freunde machten sich nützlich.
Nachdem alles in Holgers zukünftigem Zimmer abgestellt worden war, aßen sie den Kuchen und er war ein Gedicht. Dann machten sie sich ans Werk. Stephan hatte die Wände schon tapeziert mit blauen Tapeten auf denen rote Autos leuchteten. Er hatte ein Hochbett, einen Schreibtisch, einen Stuhl und Schränke ebenfalls ins Zimmer gebracht. Jetzt galt es alles auszupacken und ordentlich einzuräumen:
Kleider in den Schrank
Bücher in einen anderen Schrank
Süßigkeiten in der Fressschublade
„Ich dachte du machst Diät?“, grinste Jo-Jo, welcher Schokoladenriegel aus einer Tasche zog, worauf Holger nur verlegen das Thema wechselte.

Gegen fünf Uhr war alles ausgepackt und das Zimmer eingerichtet. Oktavia fuhr mit ihrer Mutter zurück nach Hamburg und diese weinte ihrem Ex-Mann keine Träne nach. Auch die Freunde machten sich nun auf nach Hause. Sie würdendie Ausrüstung spatter kaufen. Ab jetzt hatten sie alle Zeit der Welt!!!

Als Konstantin im Bett lag hörte er seine Eltern unten wieder streiten. Frau Kaiser wollte, unter dem Vorwand, dass sie mit ihren Freundinnen etwas Essen gehen wollte, schon wieder weggehen und das so spät am Abend.
„Ich treffe mich nur mit Liliane und Sonja. Wir gehen eine Pizza im Vinzen`s essen.“
„Du bist in letzter Zeit sowie so nie zu Hause. Vielleicht schlafe ich heute Nacht auf dem Sofa um dich nicht zu belästigen. Du hast einen Sohn und einen Mann, Ingrid! Wir brauchen dich. Aber dein Veehrer wohl auch!“
„Du kümmerst dich auch um nichts. Du redest immer von Familie, bla, bla! Aber wenn ich einmal ausgehe, spielst du dich gleich auf und machst auf Eifersüchtig. Ich muss los; mein Veehrer erwartet mich.“, spöttete sie und rauschte davon.
Konstantin machte sich sorgen. Würde die Ehe seiner Eltern noch halten?

Am nächsten Tag war Herr Kaiser extra früh zur Arbeit gefahren um seiner Frau nicht über den Weg zu laufen. Konstantin mümmelte noch an seinem knusprigen Toastbrot und Frau Kaiser war heute ziemlich mürrisch und machte sich putzte sich schon wieder wie ein Pfau heraus. Konstantin ging zu ihr ins Badals er genug von seinem Toast hatte, und putzte sich die Zähne. Seine Mutter steckte ihr Haar hoch, schminkte sich aus Gibig und zog ein Cocktail-Kleid mit lila Pomps an.
„Ich habe eine Verabredung!“, sagte sie mit einem letzten kritischen Blick in den Spiegel und wuschelte ihrem Sohn durch die Haare.
„Bis später!“ Sie klackerte davon. Konstantin überlegte: Sollte er seiner Mutter folgen? Dann müsste er aber blau machen! Ach was! Er würde Frau Kaiser folgen!
Hätte Konstantin Kaiser gewusst, was heute noch auf ihn zukommen würde, wäre er lieber in die Schule gegangen und hätte gebüffelt!
1Frau Kaiser ging in Richtung Busstation und stellte sich dort hin. Laut las sie den Fahrplan:
„Stadt Kleeburg: Abfahrt um 8.30 Uhr!“
Konstantin presste sich an eine Hauswand und blinzelte auf die Uhr: 8:16 Uhr! In 14 Minuten würde der Bus fahren. Kleeburg war die nächste Stadt und nur etwa eine viertel Stunde zu Fuß entfernt. Konstantin raste die Straßen entlang. Er musste ganz schnell zurück nach Hause und sein Fahrrad holen. Dann wollte er nach Kleeburg sausen und dort auf seine Mutter unauffällig warten und sie beschatten. Er fand, dass das ein ziemlich guter Plan war. Jetzt musste er schneller als der Schall sein. Mit einem Satz hat er sich auf das Rad geschwungen und er trat in die Pedale, er trat so sehr, dass ihm die Beine wehtaten. Da fiel ihm ein, dass er einen Umweg fahren musste, ansonsten würde seine Mutter Verdacht schöpfen. Er trat noch schneller in die Pedale und brauste durch die Birken-Allee, weiter durch die Rosenstraße und den Tulpenweg. Er bog nach rechts ab und fand sich auf dem Radweg wieder. Diese radelte er entlang. Endlich bog er in die Kleeburg-Straße ab und war in Kleeburg. Er wurde zu schnell und konnte nicht mehr bremsen. Er düste an einem Gemüsestand vorbei, warf die Holzkiste mit Tomaten um und sauste Haarscharf an der Bushaltestelle vorbei. Etwas weiter hinter dieser bremste er quietschend.
„Das war knapp!“, murmelte er und wischte sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn. Dann stieg er ab und schob sein Fahrrad hinter einen Baum in der Nähe der Bushaltestelle. Ein paar Minuten später hielt ein kirschroter Bus mit der Aufschrift:
KLEEBURG
Eine alte Frau mit einem Dackel, eine gehetzte Frau mit Zwillingsmädchen, einem Kinderwagen und einem Chiwauwa, ein junger Mann und eine Frau in einem Cocktail-Kleid, Pomps und weiß-blondem Haar:
Frau Kaiser!
Stiegen aus. Dann fuhr der Bus weiter.
Frau Kaiser stöckelte in Richtung Innenstadt. Dort gab es viele Cafés, Kaufhäuser und vollgestopfte Läden mit aller Hand Krims-Krams. In der Innenstadt schlenderte sie gerade aus weiter. Hin und wieder blieb sie an einem Schaufenster hängen und schaute sich Kleider an. Ab und zu ging sie hinein und kam etwas später mit einer großen Tüte wieder heraus. Wie konnte eine Frau nur soo viel einkaufen und in nur soo kurzer Zeit?? Mit der Zeitging sie schneller und schaute sich nichts mehr an. Um 9.15 Uhr blieb sie vor einem Café stehen:
La Mario
Ehrfürchtig sah sie an dem modernen Haus hoch. Es war blau, mit einem Ziegelsteindach und weit oben war ein Schild angebracht auf welchem:
La Mario
in Großbuchstarben stand. Sie waren soo groß, dass man das Wort schon aus einiger Entfernung lese konnte. Auf der Terrasse standen viele Tische mit Stroh-Stühlen. Zu dieser frühen Stunde saßen schon einige Leute draußen, genossen die Morgensonne, tranken Kaffee, plauderten oder erwarteten jemanden. Aus den Fenstern strömte der Duft von gerösteten Kaffeebohnen und frischem Kuchen. Frau Kaiser steuerte einen noch freien Tisch mit zwei Stühlen an und nahm die Karte n die Hand. Der Tisch stand unter einem großen Apfelbaum im Schatten. Konstantin mischte sich unauffällig unter den Trubel und versteckte sich unbemerkt hinter dem Apfelbaum. Er trug schon viele Knospen. ( Der Baum, nicht Konstantin!!! )
Kurz darauf trat eine Bedienung zu seiner Mutter und sie tuschelte mit ihr. Wenig später kam sie mit zwei Tassen Kaffee zurück und mit einem feinen Herr. Er wirkte wie der Oberkellner, aber Konstantin wusste, dass er bestimmt kein Kellner war. Er war groß, mindestens 3 Meter, und schlank. Er trug ein rotes Hemd, darüber ein weißes Jacket. Dazu eine Hose im gleichen Weiß wie der Jacke und schwarzen Schuhen. Die Haare hatte er sich wie Elves Peisley gegelt. Als Frau Kaiser ihn sah erhob sie sich, raffte den Rock zurecht und schüttelte ihm die Hand. Und dann küsste sie ihn auf die Backe wie, dass in Frankreich üblich ist. Konstantin erschrak:
Hatte seine Mutter wirklich eine Affäre mit diesem Mann?

Habt ihr Lust weiter zu lesen? Dann blogge ich euch ganz bald, dass Ende.




Neuer Beitrag.
Lampenfiber:
Lampenfiber
„In fünf Minuten geht es los!“ Der Ansager betrat die Maske. Lotte Conrad saß auf einem rosafarbenen Stuhl vor dem großen Schminktisch, auf dessen Ablage unzählige Lippenstifte, Lipgloss in allen Farbtönen lagen, verschiedene Lidschattenfarben, Lockenstäbe in allen Größen, Haargummis, Duttkissen, Haarspängchen, Bürsten, Kämme, Föhne, Wimperntuschen in Gold und Schwarz, verschieden, große Pinsel, Puderdosen in unterschiedlichen Puderfarben, Parfum, Haarspray, Haarfestiger, Schüsseln mit Quarkmasken, Pflegemasken, Pickelmasken, Gurkenscheiben, Haarextenstions in allen Farben, bunte Perücken, lang und kurz, Nägel zum Anklippsen, bunte Nagellackfarben, Unterlacke und Scheren sowie Feilen, Maskenbücher, Schablonen und Gesichtsfarben, sowie Glitter, bunt, Gold oder Silber.
Sabrina bemalte Lottes Lippen in rot und pinselte ihr Gesicht mit Puder voll, während Annabell, die Frisöse, ihre schulterblattlangen, erdbeerblonden Haare perfekt hochsteckte, mit Haarnadeln und eine schwarze, kinnlange Perücke mit Pony aufsetzte, die den Dutt versteckte, und die Perücken Haare glatt kämmte. Ihre Nägel waren rot lackiert und lagen zum Trockenen auf ihrem Schoß.
„Jetzt sind wir fertig!“, sagte Sabrina und Flora trat aus der Garderobe. Auf einem Bügel balancierte sie ein weißes Businesskostüm mit einer hellrosafarbenen Bluse und in der Hand hielt sie farblich dazu passende Pumps. Flora half Lotte in ihre Strumpfhose und in den sehr engen Rock.
„Noch eine Minute!“
Lotte schaute in den Spiegel. Ihre Wimpern waren schwarz getuscht, ihre Augen dezent in rosa geschminkt. Sie atmete tief durch und ging ins Studio.
„Ah, Lotte! Dann geht es jetzt los. Du gehst nach hinten und Lorenz du sitzt an diesem Tisch und nimmst die Speisekarte und jetzt der Kellner. Der Kellner kommt jetzt auf den Tisch zu mit einer Flasche Champagner. So und jetzt.“ Der Regisseur Henri nahm die Klappe.
„301, die erste.“
Lorenz, der im Film Karl spielte, saß am Tisch. Die Kellnerin brachte Champagner herbei. Dann gab Henri Lotte ein Zeichen du sie schritt, wie geübt langsam, in den Raum.
„Rose!“, rief Lorenz, also Karl und ging auf Lotte zu, die Rose spielte.
„Guten Abend, Karl!“ Rose schälte sich aus dem Pelzmantel und Karl hing ihn an der Garderobe auf.
„Es tut mir Leid, dass ich dich gestern habe stehen lassen.“
„Und du meinst diese Einladung bringt das alles wieder in Ordnung? Der Betrug mit Anja, die Lügen und dann noch das mit gestern? Ich…“
„Bitte, Rose. Ich… ich liebe dich!“
„Und Schnitt…“ Henri nickte zufrieden.
„Petra, du bereitest Lotte bitte auf den Kuss vor!“
Petra machte mit Lotte die Kuss-, Lippen,-und Zungenübungen. Anschließend zog Sabrina Lottes Lippen konzentriert und exakt nach. Dann umrahmte sie die Lippen mit einem hellrosafarbenen Lippenliner.
„Bereit für die Kuss-Szene!“, sagte Sabrina und tuschte die Wimpern noch einmal.
„302, die Erste!“ Henris Klappe schlug und Rose näherte sich mit ihren Lippen. Dann ging alles ganz schnell. Sie küssten sich innig als würden sie sich wirklich lieben.
„Schnitt! Prima ihr zwei! Das war’s dann mit dem Film Liebe auf den zweiten Blick. In zwei Wochen wird der Film übertragen und ihr Habt vier Wochen Drehpause. Dann sollte das Drehbuch per Post bei euch ankommen und in sechst Wochen ist die neue Bewerbung für den nächsten Film Zwischen Himmel und Erde!“ Henri legte die Klappe weg.
Lotte ging in ihrer Schauspieler-Garderobe ans Schließfach und zog sich um. In ihrer engen Jeans, den kniehohen schwarzen Stiefeln, dem roten Sweatshirt und der weißen Strickweste darüber fühlte sie sich gleich viel besser. Sie band ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz. Dann nahm sie sich ihr Beautycase, bürstete sich die Haare bis sie glänzten, zog den Lippenstift nach und tuschte ihre Wimpern. Dann räumte sie ihre Garderobe auf. Als sie fertig war, klopfte jemand an die Tür. Lotte öffnete.
„Lorenz? Ich dachte du wärst schon weg?“, fragte sie.
„Wie du siehst nicht. Wir sind alle noch unten an der Bar und stoßen auf den gelungenen Film an. Kommst du auch noch mit?“
„Eigentlich wollte ich jetzt endlich nach Hause und…“
„Jetzt komm. Eine Stunde.“
„Na, schön!“

Lotte setzte dich zu Annabell und Sabrina auf einen Barhocker.
„Lotte, was darf‘s sein?“, fragte der Barkeeper.
„Ein stilles Wasser.“
„Ne, Lottchen! Du nimmst mal einen Sekt. Drei Sekt, Willi.“, sagte Annabell an den Barkeeper gewandt.
„Bitte sehr, die Damen.“ Willi stellte drei Champagnagläser mit einer Zitronenscheibe am Rand auf die Bartheke.
„Geht aufs Haus!“
„Prost, auf den Film!“ Annabell erhob ihr Glas.
„Prost!“

Lotte schloss die Haustür auf und zog sich leise die Stiefel aus. Auf Socken trug sie ihre Tasche in ihr Zimmer. Der weiße Schreibtisch war blank poliert und ein Stapel Drehbücher lag feinsäuberlich sortiert in der Mitte. Da neben, nach Farbe geordnet, viele Textmarker und Kugelschreiber. An der Wand hing ein Foto von ihren Schwestern und ihr und ein gerahmtes Bild von ihrer Hochzeit. Neben dem weißen KLeiderschrank stand ihr kleiner roter Schminktisch. Auf dem cremefarbenen Sofa saßen zwei Kuschelbären und darüber waren in einem weißen Regal alte Schulbücher und Hefte aufgehoben. In der Mitte vom Zimmer lag ein roter Teppich. Das große Balkonfenster war mit einem roten Vorhang zugezogen. Lotte schob ihn ein Stück zur Seite und sah in die sternenklare Nacht hinaus. Auf dem Balkon stand ihr Schaukelstuhl noch genauso, wie sie ihn vor einem Monat verlassen hatte. Ja, sie war wieder zu Hause.
Sie ging ausgiebig duschen mit ihrem Lieblings-Zitronenshampoo und dem Aprikosen- Duschschaum. Lotte cremte sich mit Sanddorn-Orangencreme ein. Ihre Mutter hatte es ihr aus dem letzten Ostseeurlaub mitgebracht.
In langer Unterwäsche und mit tropfnassen Haaren schlich sie ins Schlafzimmer. Auf dem roten Kissen und in die gleichfarbige Decke eingehüllt lag ihr Mann Julius Conrad. Seine schwarzen kurzen Locken waren zerzaust und er las das Buch: Die Politik, heute. Auf dem roten, runden Teppich standen seine blauen Hausschuhe.
„Hey, Julius!“ Lotte schlüpfte ins Bett, in ihr Bett.
„Da bist du ja. Ich dachte wir wollten heute endlich zusammen essen. Ich habe dein Lieblingsessen gekocht. Lotte du warst ein paar Wochen, wegen diesen Dreharbeite, nicht zuhause.“
„Es tut mir so Leid. Aber wir waren noch ein bisschen feiern. Doch jetzt habe ich vier Wochen Drehpause.“
„Kein Auswendiglernen von Texten?“
„Nein!“ Lotte gab Julius einen Kuss und kuschelte sich mit ihrer roten Decke an ihn. Julius legte das Buch weg und nahm seine Lotte in den Arm.
„Ich habe dich so vermisst!“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Die Drehzeit war ganz schön stressig.“
„Du bist auch sehr blass um die Nase.“
Lotte gähnte und schlief in Julius Armen ein.

Julius klopfte an die Schlafzimmertür. Lotte lag noch im Bett und setzte sich jetzt auf.
„Hey. Gut geschlafen?“
„Wie spät ist es denn?“, säuselte Lotte. Ihre Haare waren zerzaust und auf ihrer Wange zeichnete sich ein roter Abdruck vom Kissen ab.
„Halb zwölf!“
„Was, ich muss noch den Text auswendig lernen und…“ Lotte stolperte aus dem Bett.
„Lotte, Lotte… Du hast Drehfrei und du bist zu Hause.“
„Ahh.“ Sie sank ins Kissen zurück und Julius stellte eine Tasse mit heißem Milchkaffee am Bett ab.“
„Toll. Kaffee am Bett, was für en Service.“ Lotte trank einen großen Schluck.
„Und was machen wir heute?“
„Kuscheln und Schmusen?“ Lotte zog Julius ins Bett zurück und schmiegte sich an ihn.

Um zwölf Uhr zog sie sich eine Leggins und ein T-Shirt an, flocht sich die Haare und schminkte sich dezent.
„Lotte, da ist ein Brief für dich gekommen.“
„Zeig mal!“ Lotte nahm den Brief entgegen.
„Das ist schon das neue Drehbuch!“
„Du hast mir versprochen, nicht zu lernen oder an das Filmset zu denken.“
„Ja, aber ich schaue es mir mal an.“
„Lotte, du hast mir versprochen, dass diese Woche uns gehört. Du nimmst diesen Beruf sowieso viel zu ernst.“
„Julius, das ist mein Traum Beruf.“
Julius nahm seiner Frau das Drehbuch aus der Hand und legte es in die Schublade von Lottes Schreibtisch.
„Jetzt komm. Ich habe das Schachspiel im Salon aufgebaut.“
Sie saßen in ihren Lehnsesseln mit Rotwein und auf dem Glastisch stand das Schachspiel.
„Ich setzte die Dame auf E 4.“, sagte Julius.
Lotte starrte auf den Vergoldeten Samovar aus Russland von Julius Vater.
„Lotte, du bist an der Reihe. Lotte?“
Lotte blinzelte und nahm ihren Turm. Er fiel ihr aus der Hand und Lotte wurde ganz schwindelig.
„Lotte! Alles in Ordnung?“ Julius nahm ein Glas Wasser und seine Frau trank einen großen Schluck.
„Mir geht’s gut. Alles super! Lass uns weiter spielen!“

Julius kam frisch geduscht ins Schlafzimmer. Lotte saß im Bett und las im Drehbuch. Hin und wieder markierte sie sich etwas.
„Lotte?“
„Der Film wird in ganz Deutschland ausgestrahlt. Das wäre doch eine große Chance!“
„Hauptrolle?“
„Ja, die Marina. Sie hat sehr viel Text.“
„Lotte, überanstrenge dich nicht. Morgen machen wir einen Ausflug zu meiner Mutter! Schlaf schön!“

Als Julius am Morgen aufwachte, lag Lotte nah an der Bettkante mit dem Drehbuch im Arm und auf dem Boden lag der Textmarker. Ihre erdbeerblonden Haare waren auf dem Kissen ausgebreitet.
„Guten Morgen, mein Schatz.“
Lotte schlug die Augen auf.
„Morgen!“, flüsterte sie.
„Wann hast du denn gestern geschlafen?“
„Keine Ahnung. Als ich das letzte Mal auf den Wecker geschaut habe war es halb vier durch!“
„Lotte, du brauchst deinen Schlaf.“
„Und diese Rolle!“
Julius nahm das Buch und legte es in die Nachtischschublade.
„Frühstück?“, fragte Julius.
„Ja, gerne.
„Ich backe uns Butterhörnchen auf. Kaffee?“
„Mmh.“
Julius zog sich seinen grünen Morgenmantel über und schlurfte in die Kürche.
Lotte setzte sich an die Bettkante, doch als sie aufstehen wollte wurde ihr wieder schwindelig. Sie sah alles undurchsichtig und verschwommen und fiel zurück auf die Bettkante.
Benommen ging sie in ihr Zimmer, kämmte sich die erdbeerblonden Haare, flocht sie um den Kopf, bespritze sich mit kaltem Wasser und zog sich einen blauen Jeansrock, eine weiße Bluse mit leichten Puffärmeln und violetten Sandalen an. Sie tuschte sich die Wimpern und schminkte sich die Lippen dunkelrot.
Beim Frühstück aß sie nichts und trank nur einen Schluck Kaffee. Direkt nach dem Frühstück fuhren sie zu Julius Eltern Alice und Florian Conrad, aber sie kamen erst am frühen Nachmittag an. Alice stand schon an der Tür.
„Julius, Lottchen! Wie schön. Ich habe einen Kirchkuchen gebacken. Kommt doch rein.“ Sie nahm ihren Sohn in die Arme, anschließend war Lotte dran.
„Lottchen, du bist ja dürr geworden und so blass.“
„Aber immer noch hübsch!“, sagte Florian und gab Julius die Hand.
„Du hast eine wunderhübsche Frau geheiratet.“ Er gab seiner Schwiegertochter einen Kuss auf die Wange.“
Während Vater und Sohn im Salon saßen und ein Bier tranken, half Lotte Alice in der Küche.
„Lotte, kannst du die Teller schon einmal verteilen?“ Alice gab ihr vier weiße Teller. Doch Lotte war zu schwach um die Teller zu halten. Ihr wurde erneut schwindelig und die Teller glitten ihr aus den Händen. Sie zersprangen auf den blauen Terrakotta-Fließen der Küche in tausend Teile. Alice hielt Lottes Arm fest und schob ihr einen Stuhl unter. Florian und Julius stürmten in die Küche.
„Lotte!“, rief Julius.
„Was ist nur los mit dir?“
„Julius, mir geht es gut. Ich hole den Besen!“
„Du lässt das. Das mache ich!“ Alice hielt Lotte zurück.
„Du solltest mal zum Arzt gehen!“, sagte Florian und sah Lotte ins Gesicht.
„So blass wie du bist.“
„Ach, Quatsch. Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen und bin jetzt zu müde!“
„Dann isst du jetzt mal was!“ Alice fegte die Scherben zusammen und warf sie dann auf der Schippe in den Mülleimer.
Lotte aß kein Stück Kuchen und rührte am Abend auch nichts von der Spargel Platte an.

Sechs Wochen später:
Lotte stand in ein großes blaues Handtuch gehüllt vor ihrem Schminkspiegel. Ihre nassen Haare hatte sie in grüne Lockenwickler gewickelt und besprühte sich mit ihrem Lieblings-Pafüm. Es roch nach Rosen.
„Lotte?“ Julius kam in ihr Zimmer. Er hielt seine Hände hinter dem Rücken versteckt.
„Ja!“
„Es tut mir Leid, dass ich letzte Woche so abweisend war.“
„Ich musste lernen!“
„Ja, dass sehe ich jetzt ein. Dir ist diese Rolle wichtig!“
„Danke, für dein Verständnis, Schatz!“ Sie gab Julius einen Kuss.
„Hier: Es tut mir sehr Leid!“ Julius zückte einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor.
„Ist der schön. Und so ein großer Strauß mit roten Rosen.“
„Großer Tag, mhh?“
„Ich muss diese Marina nicht nur spielen. Ich muss sie sein und deshalb ziehe ich mich auch so an.“
„Worum geht’s denn in dem Film?“
„Marina ist die reiche Tochter eines Grafen und als dieser stirbt sitzt sie auf der Straße. Naja!“ Lotte nahm ihren roten Lippenstift und die Puderdose. Schließlich schlüpfte sie in das taubenblaue Businesskostüm und steckte die großen Perlenohrringe an.
„Mach mir mal die Kette zu!“
Julius machte Lottes Perlenkette zu. Dann schlüpfte sie in ihre dunkelblauen Pumps und nahm die Lockenwickler aus ihren Haaren. Dann kämmte sie die Haare mit einem Lockenkamm und machte sich eine Hochsteckfrisur, bei der ihr noch ein paar Locken auf die Schultern fielen.
„Lotte, hier ein Glücksbringer.“ Julius gab Lotte einen Radiergummi in Marienkäferform.
„Wie süß, danke. Du, ich muss los.“ Sie sprühte Haarfestiger in die Haare und warf einen Blick in den Spiegel.
„Du siehst wunderhübsch aus. Weißt, du was ich fahre dich. Ich muss sowie so ins Büro, etwas recherchieren. “

Eine halbe Stunde später, um halb neun, eine Stunde vor dem Bewerbungsgespräch, standen sie vor dem Filmstudio.
„Viel Glück.“ Sie küssten sich innig und Julius hatte Lottes Lippenstift auf den Lippen.
„Ich drücke dir ganz fest die Daumen!“
„Danke, Liebling.“ Lotte öffnete die Tür. Doch als sie aufstehen wollte sah sie alles wie durch einen Schleier und hörte alles gedämpft.
„Lotte, wieso steigst du nicht aus?“ Julius nahm Lottes Hand.
„Du bist ja ganz geschwitzt!? Und du bist noch weißer als sonst!“
„Das ist nur die Aufregung!“ Lotte stieg aus und merkte, dass ihre Beine weich, wie ‚Wackelpudding waren.
„Hals und Beinbruch!“ Julius fuhr los und Lotte ging zuerst in ihre Garderobe. Dort räumte sie ein paar KLeider und Handtücher in den Schrank. Da kam Sabrina herein.
„Lotte! Wie waren deine sechs Wochen?“
„Sehr Ausgefüllt mit Lernen!“
„Du strengst dich zu sehr an! Außerdem bist du total blass! Komm mit in die Maske, ich brezel dich noch ein bisschen auf, bevor es los geht. Wen willst du spielen?“
„Marina, die reiche Tochter.“
„Dann komm!“

Lotte saß wieder auf dem Stuhl vor dem Schminktisch mit dem Drehbuch in der Hand.“
„Da steht doch etwas von der Augenfarbe und ihrer Schönheit, oder?“, fragte Sabrina.
„Warte, hier: Deine Augen sind so blau wie das Meer und deine Wangen haben die Farbe einer Rose…“
Sabrina puderte Lottes Wangen und setzte blaue Kontaktlinse in ihre Augen.
„Die Locken sehen klasse aus!“ Sabrina sah Lotte an, die im Drehbuch las.
„Lotte?“
„Was? Endschuldige ich bin in letzter Zeit nicht bei der Sache!“
„Warum, was ist los?“
„Ach, nichts. Mir geht’s super. Ich muss dann auch.“
„Viel Glück.“
Auf zittrigen Beinen lief sie durch den Korridor zum Studio. Die Tür war noch geschlossen und dort hig das Schild:
Bitte leise, Bewerbung! Warten Sie hier!
Lotte setzte sich auf einen Stuhl an der Seite und ging in ihren Text im Kopf durch. Sie merkte, wie sich ihre Kehle zuschnürte und ihr Hals austrocknete. Sie fühlte sich ganz steif und doch zittrig.
Da ging die Tür auf und Henri kam mit Lottes Konkurrentin aus dem Studio. Lotte stand auf und hörte Henri noch sagen:
„Lotte…“
Doch dann hörte sie den Rest nur noch ganz fern und schließlich sah sie nur noch die Mundbewegung des Regiesseurs. Ihr wurde schwindelig, ihre Knie wurden weich. Dann sah sie nur noch schwarz und Lotte spürte, wie ihre Beine einknickten. Sie bekam den eigenen Sturz wie in Zeitluppe mit und sah von fern Henris entsetztes Gesicht, hörte ihren Namen, dann verschwand alles endgültig. An das was danach geschah konnte sie sich nicht erinnern.

Als Lotte erschrocken aus wilden Träumen hochschreckte, drückte sie ein Mann mit kurzen blonden Haaren, Dreitagebart und grünen Augen in einem weißen Kittel sanft zurück auf ein Kissen. Ein weißes Kissen. Auf ihrer Stirn lag ein nasses Tuch. Lotte entdeckte eine weiße Decke und bemerkte, dass sie in einem hohen Metallbett lag, welches von Metallstäben umgeben war. Neben dem Bett stand ein kleines Nachtschränkchen mit zwei Schubladen. Darauf waren ein Fiberthermometer und ein volles Wasserglas. Rechts von ihr stand ein weiteres, leeres Bett. Daneben war ein Tisch mit zwei Stühlen. Das große Fenster war mit grünen Vorhängen zugezogen. Über Lotte waren ein Knopf und verschiedene Zugänge, die über einen Schlauch in ihren Arm führten und ein Haltegriff. Gegenüber von Lottes Bett war eine Tür auf der:
TOILETTEN stand.
„Wo bin ich?“, fragte Lotte und sah sich um. Wo waren die Maske und das Studio, die Drehbücher und wo Sabrina oder Annabell und Henri.
„Ganz ruhig! Sie sind im Josef-Krankenhaus!“
„Was!? Aber ich muss zum Studio. Mir geht es doch gut!“
„Wissen Sie was passiert ist?
„Ich weiß nur noch, dass ich im Studio war, für ein Vorsprechen.“
„Ihre Schauspielerkollegen meinen, dass Sie auf dem Flur vorm Studio zusammengebrochen sind. Hatten sie das schon öfter, oder Schwindelgefühl, Schwäche, Schweißausbrüche oder derartiges?“
„Nein!“
„Nichts gegessen?“
„Ich habe immer gegessen!“
„Sie haben wahrscheinlich einen Schwächeanfall und…“
Es klopfte.
„Herein!“, rief der Arzt und eine Schwester kam herein.
„Herr Julius Conrad ist gerade gekommen.“
„Ok! Ich möchte ihn in meinem Büro sprechen. Ich komme gleich.“
Sie verließ das Zimmer.
„Sie bleiben erst einmal hier. Wir sprechen später!“
„Aber,…“ Bevor Lotte sprechen konnte, war der Arzt schon wieder auf dem Flur.

Julius saß auf einem Stuhl am Schreibtisch. Er war geschwitzt. Da kam der Arzt herein.
„Guten Tag, Doktor Zinn!“
„Conrad, Julius Conrad!“
Herr Zinn setzte sich.
„Also, ihre Frau ist zusammengebrochen. Es war wohl ein Schwächeanfall, aber um sicher zu gehen, müssten wir sie ein paar Tage hier behalten.“
„In Ordnung, aber wie kommt so eine Ohnmacht zustande?“ Julius spielte mit einem Kugelschreiber.
„Das hat mehrere Gründe. Unter anderem Stress, zu hoher Druck oder auch zu hohe Erwartungen, zu wenig gegessen oder getrunken. Kam irgendetwas davon bei ihrer Frau vor?“
„Sie hat während ihrer Drehpause viel gelernt und fast nichts gegessen oder getrunken. Sie war immer sehr blass und manchmal auch Abwesend. An einem Tag wollte sie den Tisch decken, aber sie war zu schwach um den Teller zu halten und ich glaube ihr war oft schwindelig.“
„Das alles hat ihre Frau verneint.“ Doktor Zinn hatte alles am Computer mitgeschrieben.
„Sie braucht jetzt Ruhe, bedarf Schonung, viel Schlaf und guten Hunger. Wir lassen sie ein paar Tage hier.“
„Kann ich zu ihr?“
„Sicher! Zimmer 5, dritter Stock.“
„Danke.“

Lotte war inzwischen aufgestanden und hatte sich die Schuhe wieder angezogen. Ihr Lippenstift und die Wimperntusche waren verschmiert, das Kostüm zerknittert und ihre Frisur hatte sich gelöst.
„Lotte!“, Julius kam ins Zimmer und Lotte fiel ihm in die Arme.
„Was machst du für Sachen?“
„Ich bin zusammengeklappt!“
„Du hast dich überanstrengt! Und du ruhst dich die nächsten Tage hier aus. Ich fahre jetzt nach Hause und bringe dir ein paar Sachen mit.“
„Aber die Rolle, der Dreh!“
„Lotte, ich möchte dich nicht verlieren!“ Julius küsste sie.
„Aber nur ein paar Tage?!“
„Nur ein paar Tage! Ich fahre jetzt nach Hause!“

Als Julius wieder kam stand auf dem Tisch ein gelbes Tablett. Darauf war eine Schüssel voller Erbsen und Möhren. Auf dem Teller war Kartoffelbrei mit Wurststücken. Der Nachtisch bestand aus einem Stück Wackelpuddingkuchen. Dazu gab es Apfelsaft. Lotte saß am Tisch und stocherte in dem Kartoffelbrei.
„Lottchen, schön essen!“, sagte eine bekannte Stimme. Es war Lottes Mutter. Sie saß zusammen mit ihrem Mann auf dem Bett
„Frau Conrad, Sie essen bitte nicht zu viel auf einmal. Das kann nach dieser Essstörung zu Magenkrämpfen führen. Aber dennoch essen. Guten Hunger!“
„Danke!“
Julius legte eine schwarze Leggins und ein blaues T-Shirt auf das Bett.
„Ein paar Socken, Unterwäsche, dein Kulturbeutel, Sodukohefte und Stifte, Hausschuhe und dein Handy.
„Danke!“ Lotte löffelte den Kartoffelbrei zögerlich und als die Schwester das Tablett abholte, war die Hälfte aufgegessen. Sie zog sich um und lag mit dem Sodukoheft im Bett, als Dr. Zinn ins Zimmer kam.
„Sehr schön, Frau Conrad. Morgen früh fangen wir mit denn Untersuchungen an, aber jetzt brauchen Sie Schlaf!“
Dr. Zinn untersuchte Lotte wie besprochen am nächsten Morgen. Er machte jeden Morgen die Visite und schaute ob sie gut aß. Manchmal ging Lotte auch an die frische Luft im Krankenhausgarten. Dabei beobachtete sie ein paar Kinder, die Ball spielten. Wie gerne hätte Lotte auch ein Kind. Noch war sie nicht zu alt dafür, aber die Karriere?
Jeden Tag kamen auch Julius und manchmal auch Alice und Florian. Lottes Eltern kamen jeden Tag ins Krankenhaus. Hin und wieder auch Sabrina und Annabell.
Am Ende der Woche hatte Lotte so viele Blumensträuße zusammen, dass es für einen Blumenladen gereicht hätte.
„Guten Morgen, Frau Conrad.“, Doktor Zinn kam ins Zimmer. Lotte lag im Bett und sah schon viel besser aus. Sie hatte wieder Farbe im Gesicht und hatte gut gegessen.
„Sehr gut! Wir haben die Test abgeschlossen. Es war ein Schwächeanfall, aber wenn sie so weiter machen, wird es nie wieder vorkommen. Sie sind damit heute entlassen.“
„Das ist ja schön!“. Julius betrat das Zimmer und gab Lotte einen Kuss.
„Dann hole ich dich gleich mit.“
Sie packten zusammen und verließen das Krankenhaus.

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Bitte Gebt Mir Wertvolle Kritik
Ich bitte um Kritik
Fabia de La alias Annika Viktoria Blatt

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Der Text ist sehr lang...
... für einen Blogbeitrag. Ich schaffe es aktuell nicht alles zu lesen, vielleicht heute Abend. Ist aber schön geschrieben und wenn ich Ruhe habe, lasse ich mich gern da hineinziehen.

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Also, Fabia, hier meine ehrliche Kritik:
1. du schreibst lebendig und phantasievoll, bleib dabei!

2. Manche Formulierungen finde ich etwas merkwürdig oder hölzern. Das wird sich aber geben, wenn Du viel gute Literatur liest, am besten von bekannten Autorinnen oder Autoren, die Dir gefallen und immer weiter schreibst.

3. Du solltest Deine Texte zuerst als Textdatei schreiben und durch ein gutes Rechtschreibprogramm jagen. Da sind sehr viele Fehler drin, die wirklich den Lesefluss stören und auch für unfreiwillige Komik sorgen. Es ist auch sinnvoll, sich nicht auf das Rechtschreibprogramm zu verlassen, sondern selbst konzentriert und gründlich zu lesen, am besten druckst Du es dafür aus. Ich habe neulich ein Buch veröffentlicht und erst in der gedruckten Version festgestellt, dass es noch immer voller Tippfehler war.

4. Ich habe den Eindruck, bei dem, was Du inhaltlich so schreibst, dass Du erheblich jünger bist, als die meisten, die sich auf Blogger.de tummeln. Hier sind, glaube ich, 'ne menge Gruftis um die 50, so wie ich und was Du schreibst, ist zur Zeit doch eher Jugendliteratur. Hat Du es schon mal auf neobooks versucht? Und dann könntest Du Werbung in sozialen Netzwerken machen. Vielleicht könnte Dich auch jemand dabei unterstützen, eine Lesung zu organisieren.

5. Wenn Du wirklich so jung bist, wie ich vermute, schreibst Du für Dein Alter kolossal gut und hast auf jeden Fall großes Potential. Allein diese Disziplin, so viel zu schreiben und am Ball zu bleiben, ist eine Super Voraussetzung.

und 6.:
Nein ich bin keine Deutschlehrerin ;-)
Nur Sozialarbeiterin und ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen.

ach und 7. : Falls Du über 40 bist - sorry, aber es klingt wirklich nach Jugendliteratur.

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Nein, ich bin nicht über vierzig. Keine Sorge

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Hallo Fabia,
da Du um Kritik gebettelt hast, muss ich (Pommes) vorweg eine Frage stellen: Willst Du die höfliche oder die ehrliche Version? ;-)

Vorweg aber:
1. Du solltest schon einen Link hinterlassen. Dein Blog war verflixt schwer zu finden.
2. Dein Beitrag ist sehr lang. Die Aufmerksamkeitsspanne des gemeinen Bloggers reicht selten über den ersten Absatz hinaus. In diesem muss man die Leute "anfixen". Meine Aufmerksamkeitsspanne hat auch nicht bis zum Ende durchgehalten, deshalb werde ich später noch mal vorbeischauen.

Liebe Grüße, Pommes

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Schreibe ich... zu detailliert?
Hey!
Mir sagen alle ich würde beim schreiben zu sehr ins Detail gehen, stimmt das? Bitte EHRLICHE Kritik!!!!
Fabia

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Details finde ich schon okay,
es ist nur ein Unterschied, ob Du einen Blogbeitrag oder einen Roman veröffentlichst. Mit einem Roman legt man sich schon gern mal 2-3 Stunden ins Bett. Wenn man aber vor dem Bildschirm sitzt und diese fisseligen Buchstaben auf dem die Augen dauerhaft sehr ermüdenden, leuchtenden Hintergrund liest, verliert man schnell die Geduld.

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Meint ihr die erste Geschichte kann ich schon veröffentlichen?...
Ich möchte gerne den ersten teil der Omega Freunde veröffentlichen! Aber wo? Könnt ihr mir da helfen?

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Und ich habe auch schon Wettbewerbe gewonnen...
Cool oder?

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Liebe Fabia,
Du h a s t Deine Geschichte doch schon veröffentlicht, nämlich ier, auf blogger.de ;-)

Ich selbst nutze die Plattform www.neobooks.com - da kannst Du risikolos E-books hochladen und etwas verdienen, ohne selbst Auslagen zu haben und dort findest Du auch Hilfe, um Deine Texte drucken zu lassen - ebenfalls ohne finanzielles Risiko. Nur Werbung machen die nicht für Dich. Und wenn Du etwas drucken lässt, brauchst Du eine echte Postanschrift. Wenn Du nicht Deine Privatadresse veröffentlichen willst, gibt es dafür Pseudonymdienste, die kosten aber 50 € im Jahr oder mehr.
Beim E-book musst Du Deine Adrese aber nicht freigeben.

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DANKE
DANKE, C.fabry. Ich werde es versuchen!

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Hey.
Ich mache mal wieder bei einem Wettbewerb mit:
Habt ihr Lust und Zeit mein Gedicht zu lesen? Sehr, sehr viel sagen es wäre einfach sehr schön und ich brauche ehrliche Kritik:

Die vier Jahreszeiten
Frühlingsgefühle
Der Bär erwacht,
Die Sonne lacht,
Die Tulpen blühen,
Die Weihnachtskerzen hören auf zu glühen.
Der Osterhase bemalt die Eier,
Es startet die Frühlingsfeier:
Nun ist klar:
Winter ade,
Scheiden tut weh!
Frühling herein und
Du bist nicht allein!
Alle sind da,
Hurra!
Igel, Hase, Bär und Fuchs,
Das Eichhörnchen sucht die Nuss!
Alles kribbelt, alles lacht
Und klar ist:
Der Frühling ist erwacht!

Sommerzeit
Die Sommerzeit, die Sommerzeit, die ist die allerschönste Zeit,
Dann immer heiß die Sonne scheint.
Ist es sonnig, schön und heiß,
Bekomm ich Lust auf ein riesig großes Eis.
Nett wäre auch das Schwimmen im Wasser,
Wenn die Schwester kommt wird es nass und nasser!

Der Sommer hat auch ein schlechtes Gesicht,
Angst hat das Kind, wenn das Gewitter ausbricht.
Dann ist es laut und nass und warm,
Da fürchten sich auch die Tiere auf der Farm.

Morgens ist es wieder schön,
Da braucht die Mutter keinen Föhn.
Das Kind zieht an keine Pullover aus Woll,
Der ist für das Wetter nicht sehr toll.

Mittags fangen an die freien Tage,
Das Kind weiß nicht was sie der Mutter hat zu sage…
Das Zeugnis war nun nicht so gut,
Vater zeigt nicht wirklich Wut.
Denn morgen geht’s zum Urlaub am Meer
Jeder freut sich sehr!

Ja, so ist der Sommer!

Herbstkälte
Wolkentürme steigen auf,
Stürme wehen zu ihnen rauf.
Die Sonne wird bedeckt,
Auch der Boden ist verdreckt,
Mit Moos und Schlamm,
Langsam werden meine Hände klamm!
Sommerwärme geht nun weg,
Was übrig bleibt ist sehr viel Dreck!
Blätter färben sich in Bunt, Rot und Gelb,
Das Farbenspiel, das jedem gefällt!

Vor den Türen leuchten sie,
So schaurig wie nie:
Kürbisse mit runden Augenlöcher,
Daneben steht der Feuerlöcher…
Eis, das ist jetzt keiner mehr,
Dafür ist der Kürbiskuchen leer…

Kinder klingeln an den Türen,
Drinen tun Erwachsene Feuer schüren,
Süßes oder Saures sagen alle:
Halloween ist der Falle!

Am liebsten ist doch jeder im Haus
und der Sturm der bleibt lieber draus!
Das ist das Oktoberwetter,
Ja, der Herbst, der ist kein Netter…

Winterzauber
Der Wald ist still und leis,
Auf dem See liegt eine Decke aus Eis!
Der Boden ist bedeckt mit Schnee,
Da trinkt jeder gerne Früchtetee!
Die Sonne lässt das Eis schön glitzern,
Während die Buben rodeln auf ihren Flitzern!
Die Mädels bauen eine Schneekatze,
Sie zieht eine lustige Fratze!

Drinnen backt die Mutter,
Zuerst Mehl, Eier, Milch und Butter,
Dann kneten, rollen, stechen, backen,
Anschließend tun sie knacken.
Die Kinder sind ganz kalt,
Nach dem Bad, die Großmutter, sie ist weiße und alt,
Erzählt von Weihnachten in Kindertagen,
Die Kinder hören zu ohne was zu sagen.

Vater baut den Christbaum auf,
Und Opa hängt die Kugeln drauf.
Mutter backt den Christbaumstollen,
Den dann die Kinder probieren wollen.
Die Kinder müssen oben warten,
Dort tun sie ihre Geschenke raten.
Mutter schiebt den Truthahn in den Ofen, der ist warm,
Nimmt dann die Oma am Arm.
Zusammen gehen sie zu Opa und Vater,
Und bei ihnen schläft der Kater…

Das Glöckchen läutet, die Kinder gehen aus dem Raum,
Erwarten es kaum!
Im Zimmer steht der Tannenbaum,
Darunter der Geschenketraum!
Puppen, Autos, Kuschelbären, Zuckergebäck,
Dieses ist blitzeschnell weg.

Der Weihnachtszauber steckt schnell an,
Spüren kann ihn Jedermann.

Vier Jahreszeiten gibt es hier,
Alle diese kennen wir.

Frühling, Sommer, Herbst und Winter,
Dann kommt nichts mehr dahinter.

Viele haben den Sommer gern,
Da muss man nicht mehr lern‘.

Andre sind lieber im Frühling draußen,
Für Viele ist der Winter ein Grausen!

Ich? Ich mag alle diese,
Mal bin ich im Schnee, mal auf der Wiese.

Jede Jahreszeit kommen muss
Und mit dem Gedicht ist jetzt Schluss!





Bitte gebt mir bald Rückmeldung

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Hey?
Und wie ist es? Warum antwortet ihr nicht? Ist es furchtbar?

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Hm,
nicht direkt furchtbar, aber ich kann nichts damit anfangen. Ich mag entweder besondere Lyrik oder witzige Reime, aber das ist einfach nur das Beschreiben von Klischees in Reimform. Und Du hast gar kein Versmaß. Ich kann das auch nicht so gut, aber versuch mal zu Deinen Zeilen rhythmisch zu tanzen, da würdest Du ins Straucheln geraten.

Grundsätzlich habe ich aber eh keine Ahnung von Lyrik. Warum erzählst Du nicht weiter Geschichten?

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Wettbewerb
Es ist für einen Wettbewerb der Schule, da muss ich ein Gedicht schreiben, aber hier habe ich noch etwas für dich:
Es ist natürlich noch nicht fertig, aber bitte gib mir ehrliche Kritik:



Wie verwelkte Rosen
Ich, Antonia Seeberg, legte Blumen auf das Grab meiner Eltern und strich liebevoll über den Grabstein mit der Innschrift:
Hier ruhen in Frieden:
Maria und Florian Seeberg
1966-2015 1962-2015
„Alles Gute zum Geburtstag, Mama!“, sagte ich sanft.
„Zum 50. Geburtstag! Ich habe dir deine Lieblings Blumen mitgebracht.“ Ich schaute auf das Grab hinab. Wir hatten nur ein kleines Ehegrab gekauft und so lagen dort auch nur zwei kleine Sträuße aus violettem Flieder und weißen Tulpen, die Maria liebte. Es duftete nach diesem Gewächs, welches nach ein paar Tropfen Wasser, das ich auf die Blüten goss, sofort wieder erblüte. Manchmal fragte ich mich warum meine Eltern nicht noch lebten.
„Mama, seit Stefan und ich uns getrennt hatten, ist Flori anders. Deine fröhliche Enkelin ist nicht mehr sie selbst. Ich … ich glaube… sie leidet unter der Trennung.“
Plötzlich hörte ich die Stimme meiner Mutter.
„Und du? Was ist mit dir?“, fragte sie mit ihrer sanften Stimme.
„Hast du… hast du gerade…“ Mir schossen Tränen in die Augen.
„Ich überhaupt nicht!“, flüsterte ich mit erstickter Stimme.
„Und wen hast du noch?! Einen Freund oder jemand der sich um dich kümmert!?“ Ich fühlte eine Träne auf meiner Zunge, die salzig schmeckte. Wieso hörte ich die Stimme meiner Mutter, meiner verstorbenen Mutter!?
„Ich habe Melinda!“, sagte ich mit immernoch belegter Stimme. Melinda war meine Schwester und eigentlich die einzige, außer meiner Tochter Flori natürlich, die in schweren Zeiten zu mir stand.
„Guten Morgen!“, hörte ich da eine tiefe, raue Männerstimme und ich wusch mir schnell die letzten salzigen Tränen ab. Dann drehte ich mich lächelnd um.
„Ach, Frau Seeberg!“, sagte der Mann erfreut, woraufhin ich versuchte zu lächeln. Der Mann, der dort stand war so freundlich. Er hatte meine Eltern bestattet und solch ergreifende Worte an mich und meine Schwester gerichtet, die mir jetzt noch Tränen in die Augen trieben. Jeder versuchte mich zu trösten und obwohl meine Eltern bereits ein Jahr tot waren, litt ich immer noch darunter.Ich hatte seit dem Tag der Beerdigung meinen gut bezahlten Job gekündgt, der mein Traumberuf war. Meine beste Freundin war Leiterin der Redaktion „Neuste Nachrichten“ und hatte mich sofort als Journalistin eingestellt, und das Gehalt war nicht schlecht gewesen. Seitdem ich jedoch gekündigt hatte, wurde ich von dieser „Freundin“ ignoriert. Und nachdem ich mich von meinem Mann getrennt hatte, war alles für mich hoffnungslos. Ich hätte mit großer Wahrscheinlichkeit Selbstmord begannen, wenn da nicht meine kleine Tochter Flori gewesen wäre. Sie war mein allergrößtes Glück; ein immer fröhliches Kind und ich hatte sie fast nie weinend gesehen bis Stefan, ihr Vater, uns verließ. Angeblich bräuchte er ein bisschen „Abstand“ von uns. Seither hatte die Kleine so gut wie jede Nacht in ihr Kopfkissen geweint und jegliche Farbe war aus ihrem Gesicht gewichen. Doch auch mir selbst erging es nicht anders. Zuerst hatte ich tagelang in meinem Zimmer im Bett unter der Decke gelegen und mich nicht geregt. Ich hatte die Rolladen tief hinutergezogen, genauso wie die Vorhänge. Ich hatte mich nicht gewaschen und nichts gegessen. Aber mir war die ganze Welt egal. Und auch jetzt fühlte ich mich oft leer und einsam. Ich hatte niemanden dem ich meine Sorgen anvertrauen konnte, niemandem den ich bekochen konnte. Manchmal wünschte ich mir einfach nur, dass mich jemand in die Arme nähme und mir einen Kuss gäbe. Das alles war nun so unerreichbar.
„Ja!“ Mein Lächeln wirkte gequält, was wohl auch der Pfarrer erkannte.
„Sie brauchen sich hier nicht zu verstellen, denn das ist ein Ort der Trauer. Hier können sie weinen und mit den Seelen ihrer Verstorbenen reden oder sich mir anvertrauen.“ Der Pfarrer sah mich ernst an und mir wurde ganz warm uns Herz. Solche Worte konnte ich jetzt gut gebrauchen.
„Sie sehen nicht gut aus!“, bemerkte er und in seiner Stimme schwankte Sorge mit.
„Ich muss jetzt gehen!“, wich ich ihm aus und er sah mich fragend an.
„Ich muss meine Tochter von der Schule abholen …“ Ich segnete das Grab meiner Eltern und warf ihnen eine Kusshand zu.
„Auf Wiedersehen!“, sagte ich in die Richtung des Pfarrers ohne mich umzudrehen, und verschwand zu meinem Auto.

Eigentlich gehörte das Auto Melinda, meiner Schwester, die im Gegensatz zu mir selbst ihr Leben weitergelebt hatte und nicht einfach dachte, dass alles vorbei wäre. Außerdem verdiente sie noch Geld, sodass sie sich Träume erfüllen konnte. Andererseits war sie zu glücklich um Träume überhaupt zubenötigen.
Während ich vor der Schule wartete, hatte ich den Pfarrer vor Augen. Er war sehr gepflegt. Seine blonden Locken waren ordentlich geschnitten, gekämmt und immer frisch gewaschen. Seine großen, dunkelbraunen Augen waren so voller Vertrauen und irgendwie… auch voller Liebe. Natürlich nicht zu mir, sondern zu allen Menschen, die er auch nur ein Bisschen kannte. Dazu kam, dass er nie hochnäsig wirkte. Er war schlicht mit seinem weiß-blau karrierten Hemd, der sandfarbenen Cordhose und den einfachen hellblauen Turnschuhen.
„Mami!“ Flori öffnete die Autotür und ich lächelte ein wenig als ich Flori sah. Ihr gewelltes, schwarzes Haar war mit Schleifchen zu zwei Zöpfen gebunden worden, die ihr gerade mal bis zum Hals reichten. Dazu trug sie eine verwaschene Jeanshose und eine hellblaue Bluse. Aber dennoch war alle Farbe aus ihrem Gesicht gewichen und sie wirkte bedrückt.
“Na, meine Süße? Wie war’s?”
“Gut!”, sagte sie und stellte den Ranzen neben sich ab.
Ich startete den Motor und fuhr zu der kleinen Wohnung.

“Na endlich!” Melinda kam in den engen Korridor. Eigentlich gehörte die Wohnung auch ihr, da ich mir nicht mal eine Unterkunft leisten konnte – und auch leider nicht Melindas Miete zahlte konnte.
“Hallo, Tante Melinda!” Flori fiel ihr in die Arme und Melinda wirbelte sie freudig herum.
“Na, alles klar?”, fragte sie mit ihrem strengen Mutterblick, woraufhin Flori nickte.
“Ich bin schon halb verhungert! Was hast du denn mitgebracht?”
“Wie, ich? Heute ist doch Mittwoch und da bist du mit Kochen dran!”, stutzte ich.
“Nein, heute ist Donnerstag! Da bist du dran!”
“Entschuldige!”, flüsterte ich beschämt. Wenn es mir nur einmal passiert wäre, aber es passierte mir dauernd oder wenn ich ausnahmsweiße mal dran dachte, schob ich eine Tiefkühlpizza in den Backofen.
“Ach, Toni! Ich mache mir langsam wirklich Sorgen um dich und um Flori. Es kommt mir so vor, als wäre das Leben für euch nur etwas nebenbei. Aber das ist es nicht! Ihr grenzt euch völlig von der Außenwelt ab. Wirklich, du arbeitest nicht mehr, bist alleinerziehend und wohnungslos. Ich würde diese Lebensverhältnisse schleunigst in den Griff bekommen, an deiner Stelle. Schon allein dein Aussehen! Du gehst nicht zum Friseur und außerdem bemitleidest du dich standig selbst. Das tut dir nicht wirklich gut! Schließe dein altes Leben doch mal ab! Mama und Papa sind tot und Stefan gibt’s nicht mehr! Aktzeptiere das endlich und fange neu an!”
Diese Worte trafen mich sehr tief.
“Flori, kommst du mit mir etwas zum Essen einkaufen?”, fragte sie meine Tochter.
“Ja, in Ordnung.”
“Melinda,… warte!”, rief ich zaghaft.
“Ja, was ist noch… ?, fragte sie barsch ohne sich umzudrehen.
“Wie soll ich mit meinem alten Leben abschließen?”, fragte ich leise und zittrig. Das war das, wovor ich schon bei unserer Hochzeit Angst hatte. Vor Scheidung! Vor Tod! Vor Veränderungen! Als wir als Kind mal umgezogen sind, lag ich deswegen im neuen Haus eine Woche mit Fieber im Bett.
“Ach, Toni! Ich weiß doch, dass das alles sehr schwer für dich und mich ist.” Jetzt drehte sich Melinda doch um und nahm mich zärtlich in die Arme.
“Entschuldige, ich wollte nicht so gemein sein. Aber ich kann nicht zusehen, wie ihr hier versauert.”
“Ich weiß doch, dass du es immer nur gut meinst!”, sagte ich und legte meinen Kopf auf ihre schmalen Schultern. Der Stoff ihrer Bluse war so herrlich weich, dass ich mich sehr geborgen fühlte.
“Es ist so schwer ein eues Kapitel aufzuschlagen!”, flüsterte ich mit bebender Stimme und ohne, dass ich es verhindern konnte rollten Tränen über meine Wangen. Immer mehr salzige Tränen versiegten in Melindas Bluse.
“Versuche es! Und am besten fängst du gleich an. Werf die Kleider und Sachen und Bilder aus Stefans Zeiten weg und dann gehst du shoppen.”, flüsterte sie in mein Ohr.
“Aber ich bin doch bis über beide Ohren verschuldet!”, jammerte ich und hörte Hoffnungslosigkeit in meiner Stimme.
“Keine Sorge! Weißt du noch, als wir als Kinder an deinem zehnten Geburtstag shoppen waren. Ich habe da dieses superschöne hellblaue Seidenkleid gesehen. Das hat hundert Euro gekostet”
“Stimmt!”, sagte ich und musste lachen.
“Und da ich nur fünf Cent hatte, hast du mir das von deinem Geburtstagsgeld gekauft und ich habe es dir nie zurückgezahlt.”
“Du hast einen Aufstand im Laden gemacht, weil es so toll und teuer war.”
Melinda holte ihren Geldbeutel heraus und zog zwei fünfhundert Euroschein aus dem Fach für die Scheine heraus.
“Hier! Das sollte für den Anfang des neuen Lebens reichen!”, sagte sie lächelnd.
“Aber, das sind fünfhundert und keine hundert Euro! Außerdem sind ja da noch die unbezahlen Mietrechnungen .”
“Hey, ich bin deine Schwester, nicht dein Anwalt oder sonst wer. Außerdem bin ich mittlerweile dreißig und das ist sechzehn Jahre her! Also sind die restlichen vierhundert bloß Zinsen und Zinseszins. Und was das andere angeht… Das können wir später klären.”
“Was! Das kann ich nicht annehmen!”
“Doch!!!” Sie lächelte und ich fiel ihr mit Küssen um den Hals.
“Das zahle ich dir alles zurück. Das verspreche ich dir!”
“Dann brauchst du zuerst einen Job!”, meinte sie.
“Aber eins nach dem anderen.”, fügte Melinda schnell hinzu.
“Okay! Shoppen!”, rief ich nun mit Freude in der Stimme.
“Das machst du doch auch gerne.” Ich wusste, was Melinda meinte. Als ich klein war, hatte ich jeden meiner Geburtstage im H&M oder Deichmann verbracht. Aber nach der schweren Zeit war ich selten einkaufen eigentlich war ich es gar nicht mehr. Ich hatte immer die selben Sachen getragen. Aber damit war jetzt Schluss!

Nach dem Mittagessen (Melinda hatte sehr leckere Pasteten mit Gemüse und Pilzsoße gemacht) hatte mir Melinda ein paar gelbe Säcke gegeben und mich mit einer ganzen Schüssel Erdbeer-Marmelade-Plätzchen und einem Kaffee versorgt. Schließlich stand ich dort vor dem braunen, kleinen Schrank, von dem die Farbe bereits abblätterte und das einzige, was ich hörte waren meine Kaugeräusche. Ich sah mich im Spiegel und hörte Melindas harte Worte wieder:
“ Schon allein dein Aussehen! Du gehst nicht zum Friseur!”
Zwar hatte sie es nicht gesagt, um mich zu ärgern und sich auch entschuldigt, aber Melinda hatte ja recht. Wann war ich zuletzt beim Friseur? Ich konnte mich nicht mal mehr dran erinnern! Ich blickte in den Spiegel. Dort sah ich eine sechundzwanzigjährige Frau. Ihr Gesicht war blass und eingefallen. Das langweilige, schwarze Haar hing lang herab und reichte bis zum Po - es sah nicht schön aus. Sie waren fettig und strähnig. Die Spitzen waren dünn und ausgefranst, genauso wie mein Pony. Außerdem hatte es Spliss. Der Körper war ein klapperdüres Skelett, was an den Umständen lag, dass diese Frau sich ausschließlich von Blattsalat ernährte. Die Augen waren katzengrün und die Lippen ganz schmal. Das einzig hübsche waren die schneeweißen Zähne. Aber was brachten die, wenn man nie lachte. Nie!
“Na?”, Melinda riss mich aus meinen Gedanken.
“Was denkst du gerade?” Ich steckte mir einen Keks in den Mund.
“Vielleicht ist es nicht nur Zeit für eine geistige sondern auch für eine körperliche Veränderung!”, sagte Melinda und blickte auf meine kurzen, abgebissenen Nägel.
“Du meinst ein neuer Look?”, vermutete ich skeptisch.
“Ja! Eine neue Friseur! Du könntest anfangen, dich zu schminken oder dir die Nägel zu lackieren?”
“Ja, wieso nicht! Aber Du hast ja gut reden, Du bist ja auch hübsch.” Ich seufzte. Melinda sah aus wie Mama. Sie hatte dicke dunkelbraune Locken, die sie immer regelmäßig schneiden ließ und die ihr trotzdem bis zu den Schultern reichten. Ihr Gesicht hatte immer eine gesunde Farbe und obwohl sie makellos war, schminkte sie sich immer sorgfältig, während ich nicht einmal Schminke besaß.
“Also ich sollte mal anfangen!“, sagte ich und öffnete die Schranktür.
“Ich lass dich mal allein!”Melinda nahm sich noch ein Plätzchen und schloss leise die Tür.
Dann legte ich alles auf mein Bett. Eigentlich war alles aus Stefans Zeit. Die eine hellblaue verwaschene Jeans trug ich, als wir uns kennengelernt hatten. Also weg damit. Die andere war für den Alltag. Gut, jetzt hatte ich keine Jeans mehr. Die Unterwäsche musste auch weg, genauso wie der Gürtel. Dabei war er so hübsch, denn er war mit kleinen glitzernden Perlen besetzt gewesen. Dann die Pullover und T-Shirts. Alles bis auf einen Wollpulli konnte weg. Der Wollpulli war ein Geschenk von Melinda zum letzten Geburtstag. Da war Stefan schon weg. Socken: Alle weg! Nun zu den Schals: Drei konnte ich noch behalten, weil sie noch von Mama waren.
Etwa zwei Stunden später waren alle Säcke voll und mein Schrank leer. Ich besaß noch einen Pullover, ein paar Schals und eine Pudelmütze. Nun musste ich dringend neue Klamotten einkaufen. Ich überlegte, ob es hübsch aussehen würde die noch verbliebenen Sachen zu tragen? Na, gut! Eine Pudelmüütze im Hochsommer und bis auf einen Schal nackt. Am schwersten war es mir gefallen, die Ketten wegzuwerfen und den Ehering. Das Herzchen-Armulett war so süß. Ein absolulutes Unikat, das Stefan mir geschenkt hatte, als ich ihm von dem rosa Punkt auf dem Schwangerschaftstest erzählt hatte. Und nun war alle vorbei.Ich sank auf meine Knie und ließ den Kopf in meine Hände fallen. Dann ließ ich die Tränen einfach laufen. Dabei war das doch ein guter Anfang gewesen. Ein so guter Anfang!
“Toni?” Ich hörte Melindas Schritte und fühlte dann eine warme Hand in meinem kalten Nacken. Ihr Blick fiel auf den kahlen Kleiderschrank.
“Es tut mir leid! Ich weiß wie sehr dir das weh tun muss!”, flüsterte sie sanft.
“Muss dir nicht leid tun!”, flüsterte ich undeutlich.
“Ich weiß nicht ob du ganz alleine shoppen solltest! Nachher brichst du mir noch im Laden zusammen?!”
“Aber ich kann Flori nicht alleine lassen.”
“Keine Sorge, Frau Postbaum kümmert sich gewiss um sie.”
Frau Postbaum ist unsere Nachbarin und ohne sie wäre Flori… . Sie ist schon fast wie ihre Mama, und sie liebt Kinder, besonders Flori. Ihr Mann ist früh verstorben.

“Aber sicher! Das mache ich gerne! Ich habe ein neues Kartenspiel, das wird dir viel Spaß machen.” Frau Postbaum lächelte Flori und mich an. Ihr faltendurchfurchtes Gesicht war von einer dünnen Mehlschicht überzogen und sie duftete nach Vanille. Ihr blonder Lockenkopf war ebenfalls von Mehl überschüttet, so dass sie irgendwie einem Geist ähnelte. Ihre blauen Augen strahlten vor Glück und ich wusste Flori in guten Händen.
“Bis nachher, meine Süße!” Ich küsste Flori auf den Kopf und drehte mich um.
“Na, Flori! Später können wir den Zitronnkuchen probieren, das ist mein Spezialrezept… “, hörte ich sie noch sagen und dann schlug die Holztür zu.

Ein Glöckchen ertönte und ich hörte Wortfetzen um mich herum. So was wie:
“Die ist zu eng…”, “Boah, total stylisch…” und noch viel mehr.
“Das alles kommt mir so ungewohnt vor. Ich fühle mich irgendwie fehl am Platz!”, flüsterte ich Melinda zu.
“Tja, wenn du dich auch in deinem Kämmerlein verkrümmelst.”, meinte diese mit Schulterzucken. Ich sah mich um. An jedem Ständer gab es etwas anderes. Jeanshosen, Codhosen, Blusen, Tops, T-Shirts, Hosenanzüge, Kostümjacken oder Röcke und Schals… Einfach alles! Ich griff an einen Kleiderbügel und sah eine schöne hellblaue Hose, die mit kleinen Pailetten, die zu einem Schmetterling angeordnet waren, am Knie besetzt war. Diese Hose gab es noch in rot und sandfarben. Während ich die Melinda in die Hand drückte, entdeckte ich eine schlichte schwarze Hose und da war eine dünne, weiße Seidenbluse und da eine rote mit Rüschen und eine weiß-blau karrierte und da ein hübscher farblich,dazu passender Schal.
“Sag, mal willst du das Zeug nicht erst mal anprobieren?”
“Gleich!”, sagte ich und angelte mir ein taubenblaues Buissneskostüm und eine roten Hosenanzug, während Melinda schon garn nicht mehr zu sehen war unter dem Kleiderhaufen.“Weißt du, wenn du zu einem Vorstellungsgespräch gehst, was trägst du dann? Ich fände einen Blazer schön und wie wär’s mit einer weißen Hose?” Melinda verstand was davon. Sie war auch nicht umsonst Beraterin in der Parfümerie “Duftender Nebel”.Nun muss ich mir langsam auch Gedanken um einen neue Anstellung machen. Mir krauste davor meine ehemalige Freundin Sophie anzurufen. Aber ich konnte nichts anderes als Jounalistin. Es sei denn, ich würde im Supermarkt an der Kasse arbeiten oder Regale mit großen Kartons voller Eierpäckchen oder Äpfeln oder sonst was einräumen.
“Toni?” Melinda hielt einen Bügel hoch. Daran hing ein schicker, hellblauer Blazer aus dünner Seide. Die Knöpfe daran waren vergoldet und blank poliert. Ich stellte mich in diesem Blazer vor. Dazu würde ich die Seidenbluse und eine weiße Hose tragen.
“Toll!” Während ich die Accessoires durchwühlte, musste ich an das Herzchen-Amulett denken. Ich sah die Perlenohrringe und Armbänder an. Doch das würde dieses Armulett nie ersetzten können.
Melinda und ich trugen mindestens zehn Tüten als wir aus dem H&M traten. Zuvor waren wir noch im C&A und gerade öffnete ich die Tür des Deichmannes. Wieder ertönte ein Glöckchen und ich überlegte, welches Paar Schuhe wohl auf meinen neuen Blazer passen würde. Wir legten unsere Tüten ab und ich fand schöne Pumps. Sie waren ebenfalls hellblau und glitzerten einen Hauch, nur der Absatz war seeeeehr hoch. Dort hinten standen rote, kniehohe Stiefel und schwarze Lackballerinen. Die violetten Sandalen waren auch sehr hübsch. Und die hellrosa Flauschhausschuhe oder die Hawai-Flip-Flops und rote Adidas.
“Schau, die passen zu der weißen Hose!” Melinda hielt mir ein Paar cremefarbene, offene Absatzschuhe hin. Die Spitze war mit einem Schmetterling dekoriert.
“Und die passen zu deinem schwarzen Cocktailkleid.” Diesmal zeigte mir Melinda tiefviolette Sandalen hin, deren Absatz auch sehr hoch war.
“Und die sind passend zu…”
“Stopp mal! Das ist zuviel auf einmal. Also nochmal…”

Wir hatten schließlich acht Schuhkartons mitgenommen und Melinda drängte mich, noch zu Douglas zu gehen. Ich war viel zu müde, aber Melinda duldete keinen Widerspruch.
Im Douglas war sehr viel los. Dort stand ein hohes Regal mit Nagellackfläschen in allen Farben. Und Melinda warf mindesten zwanzig Fläschen in den Korb. Melinda legte noch zehn Wimperntuschen dazu.
“Wieso zehn?”, fragte ich sie.
“Tja, das sind zehn verschiedene Farben.”, belehrte sie mich und tat noch ein Nagel-Set mit Nagelschere, Feile, Pinzette und Nägeln zum Anklipsen und Nagelssticker dazu.
“Und was ist das?” Ich hielt ein Pröbchen in der Hand. Es enthielt eine dicke, hautfarbene Paste.
“Das ist Fontation. Man macht es sich auf die Haut bevor man das hier benutzt.” Melinder zeigte mir rotes Puder und noch anderes buntes Puder mit kleinen Pinseln.
“Was ist das?”
“Rush und Lidschatten!” Auch das landete im Korb und dann erkannte ich noch verschiedene Lippenstifte, Labellos und Lippglosse. Dazu kamen Nagellack, Nackelcreme und Haarsprays.
“Und das?”, fragte ich und hielt erschöpft zwei Stifte mit Spitzer hoch.
“Lipp- und Eyeliner. Damit umrahmt man Lippen und Augen.” Mir schwirrte der Kopf. Melinda wusste soviel über Schminke und Mode. Ich hatte mir früher auf Kindergebutstagen eigentlich nur mal ein Paar Schuhe gekauft oder ein Kleid, wenn Mädels aus meiner Klasse das als “cool” empfanden um dazuzugehören. Aber auch das hatte ich nie kapiert. Schließlich kamen noch haufenweiße Masken und Haarspängchen dazu. Den Kofferaum voller Tüten und Kartons fuhren wir zurück nach Hause.
“Danke, dass du mir gezeigt hast, dass das Leben weitergeht!”, flüsterte ich.
“Ach, Toni. Das ist doch selbstverständlich. Schließlich profitiere ich auch davon. Je schneller du neu anfängst, desto schneller bekomme ich auch mein Mietgeld zurück.” Melinda lächelte und zum ersten Mal lachte auch ich wirklich. Es war kein Lächeln, das die Mundwinkel umspielte, sondern ein Lachen, bei dem man erfreut seufzt und die Zähne zeigt. Das, fand ich, war ein Anfang.
“Wir hatten viel Spaß, nicht war, Flori.” Frau Postbaum lächelte müde. Sie hatte das Mehl aus ihren Haaren entfernt.
“War Flori auch nicht zu anstrengend?”, fragte ich besorgt. Frau Pastbaum schnaufte so erschöpft und klang wie eine alte Eisenbahn.
“Ach, nein. Es war ein schöner… “ Plötzlich hielt sie sich am Türrahmen fest und ich bemerkte, wie sie kaum noch Luft bekam.
“Ich brauche mein Spray…”, flüster sie mit schwacher Stimme.
“Wo… wo ist es?”, fragte ich und mir wurde heiß und kalt zu gleich.
“In der… in der… Schürzentasche.” Sie versuchte zu atmen, während ich in die Tasche griff und das Spray angelte. Meine Nachbarin nahm es an sich und sprühte es fünfmal in ihren Mund.
“Danke, junge Frau!”, sagte sie immer noch schwach und saugte die kühle Sommerluft ein.
“Auf Wiedersehen!” Sie schloss die Tür und Flori nahm meine Hand, während wir die Straße überquerten.
“Mami?”
“Ja!”, fragte ich atemlos. Gerade nach dem ersten, großen Schritt in die Richtung meines neuen, vollkommenen Lebens begegnete mir beinahe wieder der Tod!
“Du warst gerade ganz schön mutig!”
Ich hielt vor der Haustür inne.
“Wie… wie meinst du das?”
“Na, nachdem Papa uns nicht mehr wollte, warst du anders und schwach. Das, was du heute gemacht hast, hättest du früher nie getan!”, piepste sie mit ihrer süßen Stimme.
“Oh, Süße!” Ich nahm sie in den Arm. Flori wusste ja gar nicht, was sie mir damit gesagt hatte. Sie hatte mir Mut zugesprochen, obwohl sie nicht wusste, wie es mir ging und dass es mich ohne sie bestimmt nicht mehr gäbe.
Flori befreite sich aus der Umarmung und lief einem Schmetterling nach.
“Da seid ihr ja!” Melinda öffnete die Tür.
“Ich habe die Tüten schon in dein Zimmer gebracht und weißt du was?”
“Nein?”, flüsterte ich tonlos.
“Du hast morgen noch einen Termin im Schönheitssalon!”, rief sie überschwänglich.
“Toll!”
“Ist was?”
“Nein, nichts?”, ich versuchte zu lächeln und Melinda fiel nichts weiter auf. Ich erzählte Melinda lieber nichts von Frau Postbaum, sonst glaubte sie noch, ich stände unter Schock, was natürlich nicht stimmte.

An diesem Abend ging ich früh schlafen, direkt nachdem Flori eingeschlafen war. Zu viel war an diesm Tag passiert. Ich hatte mein neues Leben begonnen! Irgendwie gab es aber auch wieder Treppen, die ich nach unten gestiegen bin. Und dann Floris süße Worte:
”Nachdem Papa uns nicht mehr wollte, warst du anders und schwach. Das was du heute gemacht hast, hättest du früher nie getan!”
Ich nahm das Foto von Mama in die Hand und sah sie an. Auf dem Foto trug sie ein schlichtes weißes Kleid und ihre mittelbraunen Locken hatte sie aufgesteckt. Ihr Gesicht war sorgfältig geschminkt und ihre feucht-hellrosa geschminkten Lippen strahlten, so dass man ihre schneeweißen Zähne sehen konnte.
“Ach, Mama. Abschiede tun weh!”, seufzte ich. Dieser Satz lag mir die ganze Zeit auf der Zunge. Ich hatte eigentlich nur für Melinda so getan, als sei ich sofort glücklich.Ihr habt euch bestimmt auch schon über dieses merkwürdige Verhalten gewundert. Plötzlich hörte ich Mamas Stimme wieder und ich hatte das Gefühl, dass sich ihre Lippen dabei bewegten:
“Du machst das toll! Aber geh es langsam an!”
Irgendwie hatte sie recht. Melinda drängte mich zu sehr. Das fiel mir aber auch erst jetzt auf. Ich küsste Mama und drehte das Bild um. Dann betrachtete ich meine neuen Sachen. Auf meinem Schreibtisch, den ich seitdem ich arbeitslos war, nicht mehr benutzt hatte, lagen die Kleider, Schuhe und Schminksachen. Es waren Unmengen von schicken Hosen, Blusen, Pullover, der schicke Blazer und ein paar Seidenschals, Röcke und Abend- oder Sommerkleider. Aber ich wusste nicht, ob das etwas für mich war. Ich war schließlich nicht Melinda sondern Antonia.
“Geh es langsam an!” Mamas Satz geisterte durch meinen Kopf, während ich einschlief.
Ich träumte von meiner Mutter. Sie trug ein luftiges Tüllkleid ganz in weiß und ihr Haar flatterte im Wind genauso wie der Rock.
“Geh es langsam an!”, rief sie immer wieder. Ich versuchte zu ihr zu gelangen und sie zu umarmen, aber sie war so unerreichbar weit weg. Und schließlich verschwand sie!
“Mami! Aufstehen!” Flori stand vor meinem Bettrand und zog mir die Decke weg. Ich schreckte hoch.
“Guten Morgen!” Melinda kam ins Zimmer.
“Morgen!”, säuselte ich verschlafen.
“Dein Termin ist um halb zehn.” Fröhlich pfeifend zog sie die Vorhänge auf. Seitdem wir shoppen waren glaubte sie, ich wäre ein neuer Mensch. Aber was sind schon neue, angeblich, schicke Kleider und Schuhe? Melinda ist viel zu schnell für mich. Wenn andere los gehen, ist sie schon am Ziel.
“Welcher Termin?”, fragte ich verschlafen.
“Na, der Schönheitssalon, Toni! Ich bring Flori heute in die Schule und mache Essen. Also bis später!”

“Also, Sie sind Melindas Schwester?”, fragte mich Margot, die Frau, die mich gerade bediente. Sie hatte meine Haare mit Shampoo, das nach Honig duftete, gewaschen. Dann hatte sie mir irgendein Zeug aus Quark ins Gesicht gekleistert und meine Augen mit Gurkenscheiben dekoriert. Margot entwirrte mir die Haare mit einem Kamm und schnitt Spliss und die Spitzen ab. Jetzt reichte es nur noch bis zu meinem Schulterblatt.
“Veränderungen tun weh…”, dachte ich traurig und blickte auf die langen, hellschwarzen, noch feuchten Strähnen, die auf dem Laminat lagen.
“Schöne, dicke Strähnen…”, murmelte Margot vor sich hin und tat Wachs und irgendeine Haarpflege mit Sheabutter in meine Haare. Zum Schluss nahm sie einen Lockenstab und drehte die Haare zu Korkenziehern auf.
“Veränderungen tun weh…”, dachte ich immer wieder, während Margot an meinen kurzen Nägeln herum feilte und sie mit pflegendem Öl bepinselte. Dann bemalte Margot jeden Nagel konzentriert mit einem in Flieder getauchten Pinsel. Zum Schluss zupfte sie mir die Augenbrauen und massierte mich mit Bodyöl. Schließlich schminkte sie mein Gesicht noch mit dieser hautfarbenen Creme und benutzte noch die ganzen anderen Sachen.
Als sie mir das Wechselgeld gab, beobachtete ich, wie eine Angestellte meine Strähnen im Müll verschwinden ließ.
“Warten Sie!”, presste ich hervor und die Frau drehte sich verwirrt um.
“Ich möchte gerne ein paar Strähnen aufbewahren.
Endlich wurde ich entlassen. Eigentlich sollte ich mich wie neu geboren fühlen, aber ich fühlte mich einfach nur schlecht.
Leise schlüpfte ich durch die Haustür und hörte Melinda in der Küche. Hoffentlich konnte ich unbemerkt in mein Zimmer schlüpfen.
“Hallo!”, rief Melinda und betrat das Treppenhaus. Sie hatte, Ohren wie ein Luchs!
“Wow, siehst du toll aus!” Begeistert betrachtete sie meine Kriegsbemalung.
“Dreh dich mal!”
Ich murrte.
“Nicht so bescheiden!”
Ich drehte mich einmal ganz schnell im Kreis und merkte wie meine Haare flatterten. Genauso wie Mamas Kleid im Traum!
“Melinda! Entschuldige, ich will…”
“Ach, du willst die Fotos von Stefan endlich weg werfen? Super!”
Melinda ging zurück in die Küche und ich hörte wie sie Gurken raspelte. Erschöpft ging ich in mein Zimmer und warf mich aufs Bett. Dieses neue Leben kostete mich zu viel Kraft. Ich schaute in den Spiegel. Meine Wimpern waren Schwarz getuscht , passten farblich zu meinem Haar und wirkte viel länger. Meine Augenlider waren in ein zartes Rosa gepudert, genauso wie meine Wangen. Meine Lippen glitzerten von dem seltsamen feuchten, hellroten Lippgloss. Dann trug ich die neue weiße Hose und eine violette Seidenbluse. Dazu hatte ich die fliederfarbenen Sandalen, die farblich zu meinen lackierten Fußnägeln passten, an. Diese ganze Schminkerei war sehr ungewohnt. Ich fühlte mich, als wäre ich in eine neue Haut geschlüpft.
Ich betrachtete mein Zimmer. Alles war mit Fotos von Stefan zugestopft. Kraftlos nahm ich mir einen neuen gelben Sack und hielt das erste Foto in der Hand. Der goldene Rahmen war blank poliert. Auf dem Foto sah ich mich in einem hübschen Hochzeitskleid. Ich schaute von dem Foto auf und öffnete den Kleiderschrank. Dort hing es! In einer Hülle verpackt nahm ich es vom Bügel ab und entfernte die durchsichtige Hülle. Ich konnte einfach nicht anders! Ich musste es anziehen!
Vor dem Spiegel erkannte ich mich kaum wieder. Das Kleid war schneeweiß und geschnürt. Es hatte einen Carmenausschnitt, der mit kleinen Perlen besetzt war, die silbern schimmerten. Der Rock wurde von einem Reif gehalten und von Chiffon geschützt.Ich betrachte mich und erkannte die verheiratete, fröhliche Antonia wieder. Nun steckte ich mir den Schleier, der an einem Kamm befestigt worden war, ins Haar. Ich konnte mich nicht mehr im Spiegel sehen. Es war zu traurig! Warum musste etwas vorbeigehen, das vorher perfekt gewesen war. Ich wandte mich vom Spiegel ab und schlüpfte aus dem Kleid. Währendessen sah ich die Bilder unseres Familienlebens vor mir:
Flori auf der Schaukel und Stefan schubste sie an.
Mich, wie ich in der Küche mit meiner Familie Plätzchen backte.
Wir bei Floris Geburt.
Mama und Papa und ich, Stefan, Flori und Melinda, wie wir gemeinsam Silvester auf einer einsamen Skihütte feierten.
“Oh, du sortierst dein Hochzeitskleid aus? Das ist toll!” Melinda stand plötzlich im Zimmer.
“Ich…” Ich überlegte; ich konnte sie nicht einfach enttäuschen. Ich war es ihr schuldig, nachdem sie mich so sehr getröstet hatte und mir Kraft und Hoffnung spendete.
“Ja, sicher!” Ich versuchte zu lächeln.
Melinda ging aus dem Zimmer. Mein verkrampftes Lächeln erstarb und ich warf das Hochzeitsfoto auf den Boden. Das Glas zersprang und ich schnappte mir das nächste Foto. Stefan stand in einem grauen Anzug dar. Er war stattlich und strahlte in die Kamera, wie ein Filmstar. Ich zeriss das Papier in tausend Stücke und warf sie zu Boden. Die anderen Fotos betrachtete ich kaum.
Stefan mit Flori als Baby im Arm
Stefan mit Flori auf der Rodelbahn
Stefan alleine
Stefan mit mir und Flori bei einer Wanderung
Stefan im Schwimmbad
Stefan, Stefan, Stefan… Immer nur Stefan! Ich warf die Bilder in den Sack und das Hochzeitsleid hinterher. Dann jedoch zog ich das Kleid wieder aus und schmiegte mich an den Stoff. Er fühlte sich so geborgen an. Im selben Moment brach meine Gefühlswelt zusammen und ich begann zu weinen. Ich stopfte das Kleid zurück in den Sack und zog die neue weiße Lederjacke über die Bluse. Ich musste mit Mama sprechen.
Unbemerkt hatte ich mich an Melinda, die in der Küche Gemüsesuppe und Schokopudding zubereitete, vorbeigeschlichen. Mit meinem alten Fahrrad fuhr ich zum Friedhof. Quietschend öffnete ich die rostige Tür. Alles war still. Niemand besuchte die Gräber und so war ich alleine. Unbehaglich füllte ich die schmutzige Gießkanne, die einmal grün gewesen sein sollte, und ging an das Ehegrab meiner Eltern.
“Hallo, Mama. Hallo, Paps!” Ich goss ein paar Tropfen über den violetten Flieder und die weißen Tulpen.
“Melinda glaubt, dass ich glücklich sei mit dem neuen Leben. Eigentlich sollte ich das ja auch sein, oder? Aber ich bin es nicht!” Ich schaute traurig auf den grauen Grabstein hinab und diesmal hörte ich nicht ihre Stimme. Nachdem ich die Fotos und das Kleid entsorgt hatte, fühlte ich mich seltsam leer und gefühllos. Da gab es keine Liebe mehr, nur noch Trauer, aber was noch schlimmer war, ich hatte keine Erinnerungen mehr. Keine Bilder! Kein Hochzeitskleid! Keinen STEFAN!
“Frau Seeberg!”
Erschrocken ließ ich die Gießkanne fallen und wich dem Wasser aus, das herausspritzte. Meine neue Hose war patschnass.
“Oh, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken!”
Langsam drehte ich mich um und sah direkt in die vertrauensvollen, freundlichen, dunkelbraunen Augen des Pfarrers.
“Herr Pfau!” Ich versuchte gar nicht erst zu lachen, schließlich würde er es mir sowieso nicht abkaufen. Zum ersten Mal sprach ich ihn persönlich an, was zeigte, dass ich ihm vertraute.
“Sie sehen sehr hübsch aus!”, sagte er und lächelte sanft.
“Ach, diese ganze Veränderung ist so schwer!” Eigentlich wollte ich es überhaupt nicht aussprechen, aber nun war es doch passiert. Ich war sogar froh, dass ich mit jemandem Reden konnte.
“Veränderungen?”, fragte er.
“Ja!“ Ich überlegte wie ich anfangen sollte.
“Meine Schwester versucht mir zu einem neuen Leben zu verhelfen…” Nun begann ich wie ein Wasserfall zu sprudeln und das tat sehr gut.
“Aber, veränderungen sind nicht immer schlecht. Vielleicht lassen Sie sich einfach mal hineinfallen?!”
“Hineinfallen?”
“Naja. Versuchen Sie einfach neu zu beginnen, aber vergessen Sie dabei nicht, etwas aus dem alten Leben mitzunehmen.”
“Danke!”, flüsterte ich.
Herr Pfau betrachtete mich nachdenklich.
“Darf ich sie einladen?”, fragte er schließlich und blickte auf meine nasse Hose.
“Ich meine, weil ich Sie erschreckt habe?”
“Mhhhh…” Ich war sprachlos. Sollte ich diesen wirklich großen Schritt wagen. Vielleich hatten Melinda und der Pfarrer ja doch Recht. Schließlich tat ich es.
“Ja, gerne!” Endlich konnte ich wieder strahlen.
“Gut! Kommen Sie morgen zu diesem Italiener in der Marktgasse. Um sieben, ja?”
Nachdem ich genickt hatte, verschwand er in der Kirche.
“Na, siehst du?”, hörte ich Mama nun doch sagen.
“Alles wird gut.”

Gut gelaunt kam ich in die Küche. Melinda rührte in einem Topf herum und Flori war auch schon da. Sie saß am Küchentisch und malte ein Bild.
“Hi!” Ich gab Melinda einen Kuss.
“Wo warst du denn?”, fragte sie.
“Stell dir vor! Ich war auf dem Friedhof und der Herr Pfau hat mich für morgen Abend zum Essen eingeladen um sieben Uhr.”
“Wow, aber er ist doch der Pfarrer!”, sagte sie misstrauisch.
“Ach, du verstehst das falsch. Ich bin nicht in ihn… Aber er war einfach nur nett!”
“Ja, einfach nur nett…”, spottete Melinda und wandte sich der Suppe zu.
Ich seufzte. Wenn man mit jemandem Essen ging, musste man nicht gleich in ihn verliebt sein.
“Ich helfe dir bei der Kleiderauswahl, aber jetzt ist unser Essen fertig!”, rief sie und nahm den Topf von der Herdplatte.

Am nächsten Tag, spät am Nachmittag, standen Melinda und ich in meinem Zimmer und suchten nach einem passenden Kleid.
“Es ist kein DATE!”, rief ich verzweifelt, während Melinda mir einen weißen Rock anhielt.
“Natürlich! Du wurdest zum Essen eingeladen und das ist ein Date!”
“Ist es nicht! Das war aus reiner Höflichkeit!”
“Ach, ist jetzt auch egal!”
“Nein, ist es nicht. Dann muss ich mich auch nicht so aufspargeln!”
“Toni, willt du in einem schicken Restaurant essen, kannst du nicht in T-Shirt und Jeans herumlaufen!”
Melinda hatte mal wieder gewonnen und ich widmete mich der Kleiderwahl.
Eine Stunde später beobachtete ich im Spiegel, wie Melinda mich schminkte.
“Wie ist er den so?”, fragte sie vorsichtig und nebenbei, währen sie helles Fondation auftrug.
Ich lächelte.
“Er hat blonde Locken. Und wenn er im Sonnenlicht steht wirkt es wie goldgesponnene Seide. Und…”
“Mach mal die Augen leicht zu, aber nicht zu verkrampft.”, unterbrach meine Schwester mich.
“Ja, weiter!”, sagte sie.
“Und seine Augen sind ganz dunkelbraun und so vertrauensvoll und lieb und…”
“Du klingst ja richtig verliebt!”, grinste Melinda und puderte meine Wangen voll.
“Nein! Er ist einfach nur nett!”, behauptete ich und war mir nicht sicher, ob das jetzt immer noch so überzeugt klang.
Melinda drehte Lippgloss auf und ich freute mich schon sehr.

Vor dem Restaurant La Marcia wurde ich dann aber doch nervös. Ob ich ihn wirklich einfach nur nett fand? Ich sah mich unruhig um. Das Schild über der Tür mit der Aufschrift La Marcia war mit roten Rosen dekoriert. Die Sonne spiegelte sich im Türglas wieder. Ein unwiederstehlicher Duft strömte aus dem Fenster, das einen Spalt breit geöffnet war und ich hörte eine strenge, männliche Stimme mit italienischen Akzent rufen:
“Einmal Spaghetti Carbonara und einmal Minestrone!”
Jetzt erst fiel mir auf wie lange ich nicht mehr ausgegangen war. Bevor Flori auf der Welt war, waren Stefan und ich oft in Pizzarias und Bars gegangen, manchmal auch tanzen oder ins Theater. Aber während der Schwangerschaft waren wir kaum und nach Floris Geburt gar nicht mehr ausgegangen.
“Frau Seeberg?”, fragte eine mir mittlerweile sehr vertraute Stimme und ich drehte mich um. Dort stand Pfarrer Pfau und er sah sehr stattlich aus. Er trug einen dunkelblauen Anzug über einem schneeweißen Hemd. Anders als die meisten Männer hatte er sein Anzugsjackett zugeknöpft und die vier silbernen Knöpfe strahlten in der Sonne. Außerdem konnte er seine Krawatte auch binden, was sein perfekt gebundener grauer Schlips bewies. Stefan konnte das nie. Dazu hatte er schwarze Schuhe an. Seine blonden Locken waren wie immer ordentlich gepflegt und sahen wirklich aus wie gold gesponnene Seide, da hatte ich nicht im Geringsten übertrieben.
“Guten Abend!” Ich lächelte und diesmal war es echt und nicht gezwungen.
Er reichte mir die Hand und ich konnte sein Rasierwasser riechen. Der Pfarrer musterte mich von oben bis unten. Ich war froh, dass Melinda mir doch geholfen hatte, denn ohne sie hätte ich mich wahrscheinlich wirklich unpassend gekleidet. Aber so hatten wir ein knielanges, eng anliegendes Kleid aus Chiffonseide gewählt. Die Ärmel reichten bis zum Handgelenk und waren an der Schulter ausgeschnitten. Melinda meinte, es sei modisch. Aber Geschmäcker sind nun mal verschieden. Es hatte die Farbe von einem zarten Violett und wirkte irgendwie verletzlich. Also, Melinda hatte das Kleid wohl perfekt auf mich abgestimmt. Darauf trug ich hellschwarze Schuhe mit sehr hohem Absatz, bei denen sich die Schnalle, wie bei Balletschuhen um den Fuß schnürt und mit kleinen Steinchen besetzt war. Melinda hatte meine Haare aufgesteckt und mich geschminkt, so dass ich geheimnisvoll wirkte. Dann hatte mir meine Schwester noch einen blöden Hut aufgedrängt. Er hatte einen Farbverlauf von dunklem Violett bis Schwarz und war mit hellvioletten Blümchen verziert. Melinda meinte, damit würde ich elegant wirken. Ich hingegen fand es übertrieben.
“Sie sehen umwerfend aus!”, sagte Herr Pfau sanft und warm zugleich.
“Danke!” Ich starrte verlegen auf meine perfekt lackierten Nägel.
Ich konnte nur nicken. Inzwischen war ich mir hundertpronzentig sicher, dass er nicht einfach nur nett war.
“Ach Unsinn!”, ermahnte ich mich in Gedanken.
Er ist nur ein netter Mann! Außerdem ist er Pfarrer!
Herr Pfau öffnete die Tür und hielt sie mir auf.
“Seniore!” Ein Kellner kam mit schnellen Schritten auf uns zu. Er trug eine schwarze Hose und darüber eine Art rote, lange Schürze. Über einem weißen Hemd, dessen Ärmel viel zu lange waren, saß ein weißes Gilett, welches seine leuchtend rote Krawatte betonte. Seine schwarzen Haare waren glatt gegelt und er zwirbelte seinen schwarzen Schnurrbart.
“Wir haben reserviert.”, erklärte Herr Pfau höflich.
“Wir!”, schoss es mir durch den Kopf.
“Er hatte WIR gesagt! Das ist KEIN DATE!!!” Ich betrachtete den Pfarrer. Er hatte ein süßes Krübchen am Kinn.
Nein, rügte ich mich und lächelte stattdessen den Kellner an. Ich wollte keine neue Beziehung! Und ich war NICHT in den Pfarrer verliebt.
“Seniorita!” Freundlich fragte der Kellner mich nach meinem Hut und ich reichte ihn ihm.
“Darf ich?” Herr Pfau strahlte mich an und er schob mir den Stuhl zürück, wie ein echter Gentelmen.
“Seniore? Seniorita?” Der italienische Kellner reichte uns die Speisekarte.
“Oh, Gott!” Ich hatte schon wieder UNS gesagt. NEIN! Ich wollte das noch nicht!
Ich öffnete die Speisekarte und versuchte dabei adlig und damenhaft zu wirken.
“Na, was essen Sie gerne beim Italiener?”, fragte Herr Pfau ohne aufzuschauen.
Ich errötete leicht und schämte mich.
“Ich war noch nie italienisch Essen.”, flüsterte ich beschämt.


“Und ausländisches Essen generell?” Nun schaute er doch auf.
“Nur chinesisch.” Ich überlegte. Eigentlich hatten Stefan und ich immer nur Wok gegessen und der war sehr lecker gewesen.
“Oh, nein! Jetzt denke ich schon wieder STEFAN!”, dachte ich, wütend auf mich selbst.
“Waren Sie schon oft hier?”, fragte ich, um mich von Stefan abzulenken.
“Naja! Hin und wieder.” Er versuchte bescheiden zu wirken.
“Und was würden Sie dann empfehlen?”
Ich beobachtete wie der Blick des Pfarrers die Karte überflog.
“Also, ich nehme als Vorspeise Minestrone.”
“Umd was ist das?”, fragte ich verständnislos, den es klang wie eine Waffe.
“Das ist eine leckere Suppe aus Staudensellerie, Karotten, Lauch, Erbsen und Tomaten.”
Ich nickte. “Das klingt gut!”
“Und die Hauptspeise ist Bärlauch Pasta mit Büffelmozzarella und Pinienkernen.
“Bärlauch und Büffel!?”, dachte ich angewidert.
Herr Pfau hatte meinen Blick wohl gemerkt und lachte.
“Ach, keine Sorge! Wie wäre es mit Italienischer Pasta, Blattspinat, Tomaten und Oliven?”, fragte er.
Ich nickte. Das klang viiiiiiel besser als Büffel und Bär.
Herr Pfau schnipste und der Kellner kam an unseren Tisch. Nein, an DEN Tisch!
Er hielt ein Klemmbrett in der Hand.
“Seniorita?”, fragte er an mich gewandt.
“Ähm, diese Suppe mit Tomaten und…”
“Sie meint Minestrone!”, half er mir. Ich bemerkte, dass er einen süßen Italienischen Akztent bei “Minestrone” benutzt hatte und er lächelte warm.
Nachdem wir unserer Bestellungen aufgegeben hatten, saßen wir uns angespannt gegenüber. Ich versuchte nicht in Herrn Pfaus liebe, braune Augen zu schauen. Also widmete ich mich der Tischdekoration. Eine cremefarbene Tischdecke war mit türkisfarbenen Tulpen bestickt und in der Mitte stand eine langhalsige hellblaue Vase voller rosa Rosen. Die etwas kleinere Vase war violett und mit einfachen Magaretablumen befüllt. Ich fand, dass es sehr gut passte. Wäre ich eine Vase, ware ich die kleine bedeutungslose. Herr pfau hingegen war groß und makellos, mit perfekten Blumen gefüllt, bei der nicht EINE Blüte verwelkt.
Der Rest der Decke war mit Glitzer bestreut worden. Außerdem lagen kleine künstliche Zitronenscheibchen zu einem Herz angeordet um die Vasen herum.
“Frau Seeberg?”, riss mich Herr Pfau aus meinen Gedanken.
“Ja?” Ich blickte von den Blumenvasen auf, direkt in seine braunen Augen.
“Darf ich Sie etwas sehr persönliches fragen?”
Ich nickte und lächelte, dachte aber:
“Kommt drauf an WIE persönlich?!”
“Wie sind ihre Eltern ums Leben gekommen. Ich meine sie waren doch noch relativ jung.
Mein Lächeln erstarb und ich merkte wie mein Herz zu rasen begann. Mein Kopf pochte und ich hatte das Gefühl kaum noch Luft zu bekommen.
“Alles in Ordnung?”, fragte er besorgt.
“Ja!”, antwortete ich tonlos und rang nach frischer Luft. Doch meine Kehle war so zugeschnürt, dass sie keine Luft aufzunehmen schien.
“War es… war es zu…” Vorsichtig beugte er sich nach vorne.
“Nein! Ist schon gut. Irgendwann muss ich ja, mal drüber reden.”, flüsterte ich und spielte nervös mit einer Zitronenscheibe. Ich ließ sie durch meine Hände gleiten und spürte den perfekt, glatten Rand. So perfekt würde ich nie sein. Nicht mal mit einem so vertrauenswürdigen Pfarrer konnte ich darüber reden.
“Es war an dem Samstag, an dem meine Eltern mit meiner Familie und mir bei uns zu Hause verabredet waren. Wir wollten meinen Geburtstag feiern. Sie sind am frühen Nachmittag losgefahren. Es ist in einer Kurve passiert…” Ich stockte. Ich konnte einfach nicht weiterreden und atmetete tief durch.
“Hhh… Es war ein blauer Porsche… Der Fahrer hatte keinen Blinker gesetzt und ist in sie reingebrettert. Dann… dann… Sie lagen in einem Straßengraben… Als man sie fand war es… war… es war zu spät.” Ich konnte kaum glauben, dass ich das alles so gefasst erzählt hatte. Der Pfarrer sah mich traurig an.
“Das tut mir leid! Ich wollte nicht so pesönlich sein!”
“Danke!”, flüsterte ich kraftlos.
Immer wenn es bergauf ging, wurde ich aus irgendeinem Grund wieder kraftlos.
“Das meine ich wirklich ernst!” Er streckte seine große, starke Hand aus und legte sie über meine. Ich merkte, wie mir die Röte ins Gesicht stieg. Seine Hand fühlte sich heiß an und wirkte auf meinen eiskalten Händen, wie ein wärmender Ofen.
“Seniore, Seniorita!” Der Kellner stellte zwei dampfende Teller ab und ich erkannte eine orangefarbene, dickflüssige Brühe, die mit Basilikum verziert worden war.
“Buon appetito!”
Herr Pfau zog seine Hand wieder von meiner und löffelte seine Suppe.
Dort, wo seine Hand meine berührt hatte, brannte es und ich roch seine Nivea-Handcreme. Ich betrachtete ihn beim Essen. Er hielt den Löffel vornehm, hatte nirgendwo Soßenflecken und seine Papierserviette ordentlich auf der Hose ausgebreitet. Ich probierte die Brühe und spürte den heißen Schmerz von der Hand des Pfarrers. Am liebsten hätte ich gerade Brand- und Wundsalbe zur Hand. Ich spürte seine warmen Blicke, die in meinen Kopf pochten, und mein Gehirn arbeitete auf Hochtouren.
“Möchten Sie Mineralwasser?” Herr Pfau lächelte sanft und hielt die Wasserflasche hoch.
Ich nickte abwesend und nippte nachdenklich an meinem Wasser.
“Ich liebe ihn nicht”, sagte mir meine Vernunft immer wieder.
“Doch! Rede es dir nicht aus, Antonia!”, sagte da die Leidenschaft. Ich wusste, dass ich auf sie zählen konnte. Aber irgendwie auch nicht!
“Prego!” Der Kellner servierte Italienischen Pasta-Salat mit Blattspinat, Tomaten und Oliven.
“Wie wäre es mit Rotwein?”, fragte Pfarrer Pfau und ohne, dass ich antworten konnte, bestellte er ein Glas für sich und mich. Ich fragte mich, warum er das tat! Aus reiner Höflichkeit?
Das Dessert bestand aus Schokoladen-Erdbeer-Teramisu für ZWEI!!!
FÜR ZWEI!!!
Ich wusste nicht, was das bedeuten sollte! War das ein Zeichen? Nein!
Das konnte nicht sein!
Das durfte nicht sein!
Ich wollte keine Beziehung mehr! Er war nur nett!
Nachdem das Tiramisu verspeist war, kam der sympatische Kellner wieder und zündete rote Kerzen an. Italienische Tanzmusik spielte auf und ich erkannte, dass es Vivi Nel war.
“Möchten… Möchten Sie… tanzen?”
Ich schaute schüchtern auf und fühlte mich plötzlich wie ein Reh, dass sich im Unterholz verstecken möchte. Ohne meine Gefühle zu kontrollieren, nickte ich und wir standen auf. Eigentlich konnte ich überhaupt nicht tanzen, aber Melinda meinte immer:
“Setzte dich der Musik aus und höre genau hin!”
Herr Pfau reichte mir die Hand und erneut spürte ich seine Wärme. Und plötzlich ging es ganz schnell: Eine schnelle Drehung oder Pirouette, und schon war ich mitten drin im Tanz. Der Pfarrer konnte erstaunlich gut tanzen, naja für einen Pfarrer. Es war einfach… wunderschön und all meine Sorgen wurden von Vivi Nel vertrieben. Da knickte ich plötzlich mit den hohen Absätzen um und stürtzte zu Boden. Vor Angst schloss ich meine Augen.
“Dieser Tag endet schlimm”, dachte ich. In diesem Moment spürte ich eine weiche, warme Hand um meine Hüften und mir wurde heiß.
“Soll ich sie nach Hause fahren?”, fragte der Pfarrer.
Ich öffnete meine Augen und fand mich in den Armen von Herrn Pfau wieder, und er sah mich ein wenig erschrocken an. Schließlich war er Pfarrer. Er ließ mich aber sanft zu Boden gleiten.
“Ja!”, sagte ich mit schnellem Atem, aber glücklich.
Die Autofahrt verbrachten wir schweigend und ich merkte, wie nun der Pfarrer Pfau äußerst angespannt war. Keiner von uns sprach ein Wort, obwohl ich so glücklich war wie ewig nicht mehr.
Vor unserer kleinen “Mädels WG” hielt der Wagen.
“Danke!”, wisperte ich und unserer Lippen kamen sich näher. Doch dann zog ich sie schnell weg und er ebenfalls.
Es war einfach noch zu früh!
Lächelnd drückte ich ihm einen sanften Kuss auf die Wange und stieg aus.
Melinda saß auf ihrem roten Ledersessel und blätterte in einer Modezeitschrift. Als sie mich entdeckte, sprang sie auf.
“Und wie war’s?”, fragte sie aufgeregt und schaute mich an, als erwarte sie einen Ehering an meinem Finger zu entdecken.
“Es war wunderschön!”, lächlte ich und schaute verträumt in die Ferne.
“Hat er dir Blumen geschenkt?” Melinda überschlug sich fast vor Neugierde.
“Nein!” Ich schüttelte mit einem verrückten Grinsen auf dem Gesicht den Kopf.
“Und? Was habt ihr dann gemacht?”
“Zu Viva Nel gegessen und italienisches Essen getanzt!”
“Ähmm… Geht’s dir gut!”
“Nein!” Wieder schüttelte ich den Kopf.
“Bist du verliebt?”
Diese Frage brachte mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
“NEIN! NEIN! NEIN!”, rief ich entrüstet und in normalem Tonfall.
“Ja! Ist gut!” Melinda betrachtete mich durchdringend.
“Nein!”, wiederholte ich genervt.
“Schade! Du bräuchtest wirklich wieder einen Mann. Jemand, den du genauso liebst wie Stefan.” Melinda ließ sich in den Sessel fallen.
“Ich geh’ dann mal schlafen. Es ist ja schon spät.”
“Ja, ja! Schlaf gut!”, murmmlte sie, wieder in die Zeitschrift vertieft.
Im Korridor hörte ich sie noch amüsiert murmeln:
“Zu Viva Nel gegessen und italienisches Essen getanzt! Aber nicht verliebt!”
Bevor ich zu Bett ging, wünschte ich Flori noch eine gute Nacht.
Ich saß an ihrem Bettrand und streichelte ihre schwarzen Löckchen. Ihre Atemzüge waren sehr unregelmäßig und plötzlich drehte sie sich zu mir um und schaute mich aus großen, müden Kulleraugen an.
“Heiratest du jetzt den Pfau?”, fragte sie.
Mir wurde klar, dass sie alles mit angehört haben musste.
“Nein, keine Sorge!”
“Aber, du liebst ihn doch, oder!?”, fragte Flori.
“Ich… Nein!”, sagte ich wenig überzeugend.
“Gut…”, meinte sie misstrauisch.
“Wieso fragst du denn?”, fragte ich.
“Na, weil Papi doch vielleicht wieder kommt! Er macht doch nur Urlaub von uns!” Flori wirkte so zuversichtlich, dass es mir Tränen in die Augen trieb.
“Flori, Menschen sagen nicht immer die Wahrheit.”, sagte ich sanft und drückte sie an mich.
“Papa, schon!” Sie schloss die Augen und ich verließ das Zimmer.

Während ich mich in meinem Zimmer vor dem Spiegel sorgfältig abschminkte, dachte ich über Floris Worte nach.
“Na, weil Papi doch vielleicht wieder kommt! Er macht doch nur Urlaub von uns!”
Ich löste meine Hochsteckfrisur.
Wenn ich es mir recht überlegte, wollte ich das überhaupt nicht mehr. Früher wäre ich in Freudentränen ausgebrochen, aber jetzt…
“Jetzt liebst du Pfarrer Pfau…”, hörte ich Mamas Stimme erneut.
“Ach, Unsinn! Jetzt vertraue ich Stefan nur nicht mehr!” Ich schlüpfte unter die Bettdecke und knipste das Licht aus.

Der nächste Tag war ein Samstag und ich war sehr gut gelaunt beim Aufstehen. Plötzlich dachte ich wieder an Herrn Pfau und fragte mich, ob er mich auch mochte? Ich musste ihn einfach wieder sehen! Dann aber versuchte ich mich abzulenken.
“Ich brauche einen Job!”, sagte ich laut.

“Hier, das klingt doch gut:
Medienvertreter/in für die Redaktion Johann Wolfgang von Goethe gesucht! Sie müssen Journalismus mir sehr gutem Abschluss sowie Kunstgeschichte (sehr gute Vorlage, Journalismus jedoch genügt) studiert haben. Bei Interesse melden Sie sich bitte unter folgender Telefonnummer…” Ich sah Melinda an.
“Darf ich aufstehen?” Flori zappelte herum.
“Ja, sicher. Und was meinst du?”
“Ja! Also ich, an deiner Stelle würde sofort anrufen!”
“Ich weiß nicht…”, zögerte ich und schnitt mir ein Brötchen auf.
“Denk doch nicht so negativ! Hör mal! So eine Chance gibt es nie, nie wieder. Und es ist dein Traumberuf! Also schnapp ihn dir und zeig es denen!”
“Na gut!” Ich schnappte mir den Hörer und wählte aufgeregt die Nummer. Als das Freizeichen ertönte wurden, meine Hände schweißig.
“Stell mal laut!”, drängte Melinda und beugte sich nach vorne.
“Redaktion Johann Wolfgang von Goethe! Flora Steinberg am Apperat!”
“Ähhmm… Antonia Seeberg… Ich rufe wegen der Stelle als Medienvertreterin an… Ist sie denn noch zu haben?”
“Ahh! Ja! Frau Seeberg wir, also der Redakteur Johnatan Fischer, würde gerne zu erst einmal ein Gespräch mit Ihnen führen! Wenn es geht schnellst möglich. Passt es Ihnen heute um achzehn Uhr?”
“Ähmmm… Ja, sicher!”
Nachdem ich aufgelegt hatte, seufzte ich hörbar auf.
“Super!” Melinda drückte mich fest an sich.
“Kannst du dann auf Flori aufpassen?”
“Ja, klar.”
Aufgeregt ging ich in mein Zimmer und suchte ein paar Unterlagen zusammen. Ich fühlte mich glücklich! Velleicht konnte ich Flori bald schon eine richtig gute Mutter sein. Plötzlich dachte ich an den Pfarrer und musste unwillkürlich strahlen. Langsam gab es keinen Zweifel mehr.
War ich verliebt?

Um viertel vor sechs stand ich vor dem Spiegel, schlüpfte in meine hellblauen Pumps und spürte meine schmerzenden Zehen jetzt schon. Melinda hatte gemeint, dass die enge weiße Seidenbluse kombiniert mit einem schwarzen Rock, der von den Hüften an bis zu den Knien reichte, gut zu dem neuen hellblauen Blazer passen würde. Mein Haar war streng zu einem Dud aufgesteckt worden und Melinda hatte mir eine schwarze Aktenmappe geschenkt. Ich fand, ich wirkte, als würde ich zum Buisiness gehören und zog meine Lippen mit einem dunkelroten Stift nach.
“Also! Sei souverän und distanziert. Und sei selbstsicher. Wenn dieser Jonathan sagt, dass er dich nicht braucht, sagst du einfach, dass du noch drei anderer Angebote hast und…”
“Ja! Ich muss jetzt los!”
Melinda umarmte mich.
“Viel Glück!” Sie drückte mir beide Daumen.

Ich atmete tief durch und betrachtete das Gebäude. Eigentlich fand ich es ganz schön hässlich. Es war quadratisch hohes Gebäude aus langweiligem, grauem Beton. Die Fasaden bestanden aus Glas und ich glaubte mindestens hundert Fenster von allen Seiten zu erkennen. Es gab keine Blumentöpfe, aber die Fenster waren strukturiert angeordnet. Nach jeder Reihe von Fenstern gab es eine Art Absatz, der, so glaubte ich, ein Stockwerk bildete.
Redaktion Johann Wolfgang von Goethe
stand in großen, dicken Buchstaben auf dem Metallschild, welches über der letzten Fensterreihe angebracht worden war.
Ich betrachtet mich nochmals in der Glasfasade und strich meine Locke zurück.
Dann drückte ich die Glastür auf und stöckelte hinein. Ungläubig sah ich mich um. Überall hingen Bilder von den berühmtesten Dichtern oder Schriftstellern der Geschichte, wie Goethe, Dante Alighieri, Miguel de Cervantes, Shakespeare, Leo Tolstoi, Jules Verne und noch viele andere. Überall waren Türen, an denen silbern glänzende Schilder mit Nummern angebracht worden waren. An einem roten Empfangsthresen, der mit einigen Plakaten, die von Goethe-Wochenenden oder Schreibwerkstätten berichteten, zugekleistert worden waren, saß eine Frau in einem roten Hosenanzug aus Samt. Neben ihr standen ein ebenfalls dunkelroter Computer, auf dem sie mit ihren langen, roten Nägeln herumtippte, und ein vergoldetes, altmodisches Telefon. Daneben stapelten sich Unmengen von Aktenmappen. Die Frau schaute zu mir auf und lächelte. Ich lächelte höflich zurück und versuchte souverän zu wirken, während ich ihr Gesicht musterte. Sie hatte schmale, quietschrote Lippen und rot getuschte, aber freundliche, Augen. Ihr brunettes Haar war so straff nach hinten gebunden worden, dass es mir beim Anblick selbst weh tat.
“Ja? Was kann ich für Sie tun?” Ihre Stimme klang viel zu tief für sie und es hörte sich an als würde sie jeden Tag mindestens fünf Zigaretten rauchen.
“Mein Name ist Seeberg und ich habe ein Gespräch mit Herrn Fischer!”, sagte ich und war froh, dass Melinda mit mir einen Text geschrieben, den ich auswendig gelernt hatte.
“Ach ja, Frau Seeberg.” Lächelnd schaute sie auf den Computerbildschirm.
“Der Chef erwartet Sie bereits. Sein Büro befindet sich im letzten Stock, Zimmer 331.”
“Vielen Dank!”, sagte ich höflich und schaute mich um. Es gab zwei Glastüren. Hinter der einen konnte ich mit rotem Teppich ausgelegte Treppen erkennen; ich jedoch nahm den Aufzug hinter der anderen. Das letzte Stockwerk war die Etage 5.
“327, 329 und 331! Hier ist es!” Mit klappernden Zähnen betrachte ich das blitzblank polierte Schild mit der Aufschrift
331 Jonathan Fischer; Leiter der Redaktion
Mir wurde ganz heiß und mit zittrigen Hand klopfte ich gegen das glatte, raue Mahaggonieholz der Tür.
“Herein!”Eine tiefe, strenge Stimme erklang und mit schweißigen Händen drückte ich die Türklinke hinunter.
“Sind Sie Frau Antonia Seeberg?”, fragte er nach einem Blick auf seine feinsäuberlich sortierten Unterlagen, die so glattwaren, als hätte man sie aufgebügelt.
“Ja!”, sagte ich und versuchte selbstbewusst zu wirken, was mir nicht gelang.
“Nehmen Sie doch Platz!”, bat er mich und sah mich abschätzig an.
Ich sah mich unauffällig um. Die kalkweißen Hände wirkten kahl, da kein einziges Bild sie schmückte. Das Fenster bot eine Übersicht auf den Parkplatz. Der Rest war tadellos sauber: Der weiße Schreibtisch blitzte und darauf befand sich nur ein großer Computer, ein Acktenkoffer, ein Haufen Unerlagen und ein paar Schreibwerkzeuge. Auch Jonathan Fischer selbst, der etwa fünfzig Jahre alt war, war markelos. Er trug einen perfekt gebügelten, neutral grauen Anzug unter einem weißen Hemd, dass nicht mal einen Kaffeefleck oder eine Falte aufwieß. Unwillkürlich strich ich meinen Blazer glatt und fragte mich, ob diese Redaktion wirklich etwas für mich war?! Er hatte einen muskulösen Oberkörper und harte Gesichtszüge. Seine blaue Krawatte war sogar noch besser gebunden als die von Pfarrer Pfau. Jetzt dachte ich wieder an ihn!
NEIN! Nein!
Ich betrachtete seine Augen, die irgendwie leer und mächtig wirkten. Seine hellbrauen Haare waren ganz glatt gekämmt worden, dazwischen hatter er schon ein paar graue Strähnen und ich roch sehr süßes Parfüm.
“So, Frau Seeberg! Dann kommen wir gleich zur Sache! Also Sie möchten bei uns als Medienvertreterin anfangen! Was haben Sie den mit welchen Abschlüssen studiert?” Er richtete sich auf.
“Mit 19 begann ich Jornalismus zu studieren und bekam einen sehr guten Abschluss und mein Kunstgeschichte-Studium absolvierte ich mit gut. Außerdem studierte ich Litaratur und endete mit einem sehr guten Abschluss.” Ich versucht nicht triumphirend zu lächen, denn diesen Satz hatten wir uns sehr gründlich überlegt.
“Sie wissen, dass unsere Artikel oftmals von Kunstgeschichte handeln?”
Ich nickte.
“Und Sie wissen auch, dass wir dafür gute und eifrige Medienvertreter benötigen damit wie weiterhin so erfolgreich und bekannt bleiben?”
Trotz seins durchdringenden Blickes, nickte ich hocherhobenen Hauptes.
“Gut, dann geben Sie mir mal die Zeugnisse und unterdessen füllen Sie diesen Fragebogen aus.”

Kurz darauf tauschten wir die Papiere wieder aus.
“Also, Sie, Frau Antonia Maria Seeberg, geboren am 26. Mai im Jahre 1990, arbeiteten nach Ihrem Studium, in der Redaktion “Neuste Nachrichten” und das sehr gut, wenn ich dies anmerken darf. Ich las hin und wieder die Artikel.” Ein Lächeln zuckte um seine Augen.
Ich wurde rot und glücklich.
Jonathan Fischers Gesichtsausdruck wurde wieder steinern und kalt.
“Nun gut! Warum haben Sie gekündigt?!”
Ich starrte auf meine Fingernägel.
“Nun ja, meine Eltern sind verstorben und…”
“Persönliche Probleme also!”, meinte er kalt.
“Wenn Sie hier anfangen möchten, dann darf Ihnen so etwas nichts ausmachen. Verstanden!?”
“Ja!”, nickte ich und fühlte mich, wie ein Schulmädchen, dass Unsinn getrieben hatte.
“Nun! Aber Ihre Zeugnisse sind hervorragend und Sie wären gewinnbringend für diese Redaktion. Also wenn Sie möchten, können Sie hier anfangen und zwar schnellstmöglich. Wir brauchen Sie!”
Ich war sprachlos! Jemand braucht MICH!? Und meine Artikel waren hervorragend und ich gewinnbringend! Ich hätte schreien können vor lauter Glück, versuchte aber souverän zu nicken.
“Nun Sie würden im Monat 3700 Euro brutto vrdienen! Wäre es Ihnen recht direkt anfang des nächsten Monats zu beginnen?”
“Das ist ja, schon nächste Woche! Ähmm, ich meine sicher.”
“Frau Seeberg freut mich sehr!” Nun lächelte er sogar, während er aufstand und mir die Hand gab.
“Bis Montag!”

Auf dem Weg nach unten achtete ich auf die Menschen, die ebenfalls dort arbeiteten. Die Frauen hatte entweder offene Locken, die nicht wiederspenstig abstanden sondern einfach perfekt waren, oder einen strengen Dud. Ich wusste, dass ich mich anpassen musste. Und das würde ich auch tun!

Bevor ich nach Hause fuhr, wollte ich noch zum Friedhof fahren. Als ich austieg, hörte ich Orgelmusik und lächelte. Also übte Herr Pfau sicher. Eigentlich wollte ich auch nur ihn sehen und bin unter dem Vorwandt das Grab zu besuchen hingefahren. Leise stöckelte ich hinein und erkannte “Toccata und Fuge in Dm”.Ich stieg die Empore hinauf und die Orgelmusik wurde immer lauter. Eine Weile blieb ich leise hinter der Orgel stehen und betrachtete Herrn Pfaus Locken, die wild zu der Musik wippten. In Gedanken ging ich meine Orgelstunden durch, die bestimmt schon Jahre zurücklagen. Meine Mutter war Organistin mit Leidenschaft gewesen und hatte mich dazu gezwungen. Jetzt, wo ich so daran dachte, tat es mir leid, dass ich Jounalistin war und so legte ich meine Hände dazu und versuchte mitzuhalten.
“Sie waren gut!” Herr Pfau drehte sich um und betrachtete mich zurückhalten.
“Und Sie sehen wieder sehr hüsch aus!”
“Vielen Dank! Ich hatte gerade ein Vorstellungsgespräch und…”
“Das ist schön!” Mit leeren Augen stand er auf und blickte durch mich hindurch.
“Frau Seeberg es tut mir leid, aber ich bin katholischer Pfarrer! Und ich finde Sie nett und…”
Ich schluckte eine Träne hinunter. Ich wusste es er wollte mich nicht mehr sehen und sein Beruf liebte er, mich nicht. Aber das war gut, schließlich liebte ich ihn ja, auch nicht, oder. Doch es fühlte sich mit einem Mal furchtbar an.
“Ich muss jetzt gehen!”, flüsterte ich heißer und drehte mich um.

“Gleich kommen meine Eltern!” Ich stand an der Küchenanrichte und verzierte den Zitronen-Gugel-Hupf mit Zitronenzuckerguss und Marzipan-Zitronen. Ich trug ein luftiges, gelbes Seidenkleid mit Spagettieträgern. Dazu hatte ich sonnenblumenbesetzte Sandalen an und mein pechschwarzes Haar lag ungebändigt auf meiner Schulter. Stefan betrat in einem schicken ärmelfreien roten Hemd und einer kurzen Jeans die Küche und spielte mit Flori “Engelchen flieg!”, wobei er sie hoch hüpfen ließ.
“Hast du den Tisch gedeckt?”, fragte ich und kochte Kaffee.
“Ja und…”
“Na nu?” Ich schaute verwirrt zur Haustür, denn es hatte schon geklingelt.
“Omama und Opa!”
Ich ging zur Tür und öffnete.
“Herr Pfau!” Ich erschrak.
“Ich liebe Sie nicht und nun lassen Sie mich in Ruhe!”, rief er und drehte sich um, wobei seine blonden Locken herumwirbelten, wie Blätter im Wind.
“Wer war es den?” Stefan betrat das Treppenhaus.
“Nur die Sternsinger!”, sagte ich tonlos, da mir vor Schreck nichts besseres einfiel, und verließ ohne ihn zu beachten das Treppenhaus.
“Im August?”, fragte er, “Die kommen ja, auch immer später.”
“Wolltest du ihnen nichts geben?”
“Ach, lass mich doch.”
In diesem Augenblick klingelte das Telefon mit der Melodie von “Toccata und Fuge in Dm” und ich ging nicht ran.
“Wo bleiben sie?” Traurig blickte ich vom Fenster aus auf die Straße. Meine Eltern waren nirgends zu sehen. Doch plötzlich klingelte es an der Haustür und ich stürmte hin. Davor standen zwei Polizisten, die bei meinem Anblick den Blick senkten und die grünen Polizeimützen vom Kopf nahmen.
“Sind Sie Frau Antonia Königsstein, geborene Seeberg?”, fragte der größere ohne mich an zuschauen.
“Ja!”, sagte ich heißer und voller Angst” Das Autokennzeichen ihrer Eltern ist R MF 66
Ich konnte nur nicken und mir wurde schwindelig.
“Ein Auto hatte keinen Blinker gesetzt und sie wurden in den Straßengraben geschleudert. Wir fanden sie als es schon zu spät war.”
Ich starrte sie an und erkannte im selben Moment nichts mehr. Meine Knie knickten ein. Stefan fing mich auf.
Schweißgebadet schreckte ich hoch. Ich schaute auf den kleinen Wecker auf meinem Nachtschränkchen. Es war erst halb fünf und dann bemerkte ich welcher Tag es war. Der 1.August! Heute um halb neun würde ich in der Redaktion Johann Wolfgang von Goethe als Medienvertreterin erwartet und nun schwitzte ich nur noch mehr. Schlafe konnte ich jetzt sowieso nicht mehr. Schwerfällig schleppte ich mich vor den Wandspiegel. Meine pechschwarzen Haare waren nass verschwitzt und verklebt. Meine grünen Augen wurden von schwarzen Augenringen beschattet und ich war schon wieder blass. Seid der letzten Begegnung mit Pfarrer Pfau träumte ich jede Nacht den gleichen furchtbaren Albtraum. Irgendwie kam darin alles, was bisher schrekliches passiert war vor. Doch so durfte das mit Pfarrer Pfau nicht enden. Nun war ich mir sehr sicher, und das konnte ich auch nicht wie Judas leudmen, dass ich den Pfarrer liebte. Es gab keinen weifel mehr. Ich musste es ihm sagen ich wusste nur noch nicht wie. Aber ich musste heute erstmal einen guten Eindruck machen und dann konnte ich mir um mein Liebes-Leben Gedanken machen.
Ich lag in einem heißen Bad, dass nach Pantenöl duftete und war plötzlich sehr nervös.
Was, wenn ich alles falsch machte?
Oder, wenn mich überhaupt niemand mochte!?
Unwillkürlich dachte ich an Sophie. Sie war mir in so vielen Dingen ähnlich gewesen. Sie war genauso ängstlich und verunsichert gewesen. Ihr konnte ich immer alles anvertrauen und überv alles reden, denn wie sie immer zu sagen pflegte:
“Lass die Sorgen frei und teile sie mit anderen, denn Freunde teilen Spaß und Sorgen.”

Eine andertalb Stunde später, um Punkt sechs Uhr, war immer noch alles ruhig in der kleinen Wohnung. Ich würgte einen schwarzen Kaffee hinunter um wach zu werden, der einfach scheußlich schmeckte.Ich wusste, dass Pünktlichkeit mir sorfort einen Pluspunkt geben würde und so verließ ich um acht Uhr das Haus. Da Flori und Melinda Urlaub hatten, schliefen sie aus und ich ging zu Fuß zur Redakion.
Fünf Minuten vor halb stand ich wieder vor der Glasfasade und betrachtete mich. Ich hatte meine Augenringe wegkaschiert und mein schwarzes, frisches Haar mit hundert Haarnadel aufgesteckt. Dazu trug ich einen roten Hosenanzug mit einem cremefarbenen T-Shirt und roten Pumps. Meine Lippen waren passend dunkelrot geschminkt und ich trug meine Acktenmappe in einer neuen, roten Ledertasche. Ich atmete tief durch und strich eine Falte aus der Jacke. Dann stöckelte ich durch die Glasastür in eine neue Welt!

“Das ist Ihr Büro!” Frau Lampert, eine Frau in einem adretten blauen Kleid und blonden Löckchen, die sich mir als Herrn Fischers Sekretärin vorgestellt hatte, öffnete eine glatte Eichenholztür, die sich im vierten Srtock befand.
“Zimmer 201! Dann wünsche ich Ihnen alles Gute!” Lächelnd schüttelte sie mir die Hand und ich ging ins Büro. Dort standen zwei Schreibtische aus weißem, blitzblank polierten Holz. Der eine war noch ganz leer und auch die Wände dort waren kahl. Auf der anderen Seite jedoch konnte ich auf dem Tisch die Rückseite von ein paar gerahmten Fotos erkennen. An der Wand hingen ein paar selbstgemalte Bilder und Auszeichnung. Seltsam, diese goldgerahmte Auszeichnung kam mir äußerst bekannt vor. Ich stellte die rote Tasche ab und begann ein Mäppchen, die Acktenmappe und den von Flori selbstgekneteten Glücksbringer-Elefanten auf den Schreibtisch zu stellen. Während ich Floris erste Malversuche an die Wand pinnte, hörte ich, wie jemand die Tür öffnete und herein klackerte.
“Oh, Guten Tag!”, sagte eine, hohe freundliche, mir sehr vertraute Stimmen und erschrocken drehte ich mich um.
Vor mir stand eine große, hochgewachsene Frau. Sie hatte schnurrgerade, erdbeerrote, kinnlange Haare, die sie mit einem blauen Band zurück gebunden hatte. Zu ihrem cremefarbenenen Buisnesskostüm trug sie hellrosafarbene Sandalen.
“Sophie!?” Ich schaute in ihre grauen Augen, die mich voller Angst und erschrocken zurück anstarrten.
“Antonia!” Ihre Stimme zitterte und ich sah, wie ihr der hellblaue Ordner aus der Hand fiel.
“Ich glaube…”, fing ich an und hob den Ordner auf.
“… Wir sollten miteinander reden?!” Es klang nach einer Frage, doch auch wie ein sanfter Ausruf.
Ich nickte.
“Ich habe um ein Uhr Mittagspause und du auch.”
Als ich bemerkte, dass es keine Frage war, und nicken wollte, war Sophie schon zur Tür hinaus. Ich ließ mich auf den Drehstuhl sinken und entdeckte plötzlich doch ein Foto auf Sophies Seite. Das goldgerahmte Foto war blitze blank poliert und zeigte Sophie. Sie hatte ihre Arme um mich geschlungen und ich erkannte die Szene wieder. Es war damals, als ich meinen Geburtstag feiern wollte. Es war der letzte glückliche Tag seither. Aber, wenn ich es nun recht bedenke und an den Abend mit Pfarrer Pfau sehe, gab es vielleicht doch noch ein paar schöne Tage danach… Der Nachmittag an dem meine Familie ausgelöscht wurde. Schlagartig hatte ich die furchtbaren Bilder wieder vor mir: Das total verbeulte Auto, Mamas und Papas Grab….
Ich sah die Buchstaben auf den Akten nur noch unklar durch meine Tränen veschmierten Augen. Als ich auf die Uhr sah war es bereits viertel vor eins, woraus ich schloss, dass ich eine Ewigkeit in meine Trauer versunken sein musste. Da fiel mir Sophie ein und ich stürmte aus dem Zimmer.
Sophie saß schon an einem kleinen Tisch, als ich die Kantine betrat. Auf mich wirkte es mehr, wie ein spitzen, fünf Sterne Restaurant. Das war mir schon aufgefallen, während ich ehrfürchtig unter der Mamorsäule durchgeschritten und mir völlig fehl am Platz vorgekommen war. Jetzt bot sich mir ein Anblick, wie ich ihn mir nur erträumte. Von der Decke hingen hunderte von Kronleuchtern, deren Lichter auf dem blanken und glatten Parkettboden wie ein Lichtermeer wirkte. Die Wände waren mit alten Kunstmalereien verziert und hier und da mit ein paar goldenen Pinselstrichen aufgehübscht worden. Die riesigen Terrassenfenster waren mit roten Samtvorhängen ausgestattet und deren mamorieren Fensterbänke mit roten Kerzen geschmückt. Während ich auf diese starrte und meine Beine einfach, wie von einem Roboterantrieb gesteuert weiterliefen, lief vor meinem inneren Auge ein Film ab:
Ich trug mein Hochzeitskleid und mein Haar fiel in Korkenzieherlocken auf meine Schultern. Herr Pfau umklammerte meine Schultern und sah in seinem schwarzen Anzug mit der roten Fliege tausend Mal besser aus als Stefan. Herrn Pfaus Augen blitzten leidenschaftlich als Portrait-Nostalgiestars erklang. Wir schwebten über den Parkettboden, der ein Lichtermeer war. Überall standen kleine Mädchen in Feenkostümen, die große golden Kerzhalter trugen, deren Licht mein Haar schimmern ließ.
“Ich habe dir schon einmal einen Cappucino bestellt!” Sophie konnte mir nicht in die Augen sehen und ich bemerkte, dass der schöne Tanz nur ein Traum war. Sophie reichte mir die Speisekarte und ich setzte mich auf das weiche Polster des Stuhls. Das Essen hörte sich zwar toll an, doch ich verspürte aus lauter Aufregung nicht den Geringsten Hunger und so bestellte ich den leckeren Salat mit Gurken, Tomaten, Zuccini, Kulrabi, Karotten, grünem Salat und einer öligen Soße.
“Antonia…”
“Sophie…”, bagannen wir gleichzeitig und senkten dann beschämt unsere Köpfe. Früher hätten wir darüber gelacht, doch jetzt war nicht mehr die schöne Zeit früher.
“Verzeih mir, dass ich einfach gekündigt habe und, dass ich mich nicht…”
“Antonia, mir muss es nicht leid tun. Unter deinen emotionalen Zuständen hätte ich dich nicht so behandeln dürfen…”
“Warum arbeitest du den hier und…”
“Nachdem du weg warst, mussten wir unserer Redaktion schließen. Ohne dich funktionierte nichts!”
“Oh, Sophie! Es tut mir so un…”
“Nein, mir tut es leid! Ich hätte dich besser verstehen müssen!”
“Heißt das, dass alles wieder wie früher sein kann und…”
“Antonia! Das geht nicht! Du weißt doch selbst ganz genau, dass es nie nur an diesem blöden Beruf und unseren Karrieren hing! Wir haben unseren Streit immer nur darauf abgewälzt! Wir haben…“
“Wie kannst du so etwas sagen?! Wir kennen uns seid… Ewigkeiten… Wir wurden im selben Krankenhaus geboren und sind gemeinsam in der Krabbelgruppe gewesen und… und…”
“Das meine ich: Wir sind zu verschieden. Du so temperamentvoll und ich…”
“Ja, und du… Was bist du?!”
“Antonia! Wir waren nie beste Freundinnen und … Ich kann hier nicht arbeiten, wenn du… und ich muss die Kündigung einreichen!” Sophie sprang auf und verschüttete dabei ein Wasserglas.
“Antonia? Es war eine wundeschöne Zeit!”, presste sie mit tränenerstickten Stimme hervor. Dann öffnete sie den Verschluss ihrer Halskette und ließ ihn in meine Hand gleiten ohne mich ein letztes Mal anzusehen.
“Ich glaube sie ist bei dir besser aufgehoben! Leb wohl!”
Ich sah ihr gefühllos in die Augen. Regungslos beobachtete ich, wie ihre Wimperntusche durch einen Tränenregen verschmierte und sie sich mit stöckelnden Schritten entfernte.
“Ihr Salat!” Der Kellner stellte einen altägyptisch bemalten Teller vor mir ab und ich rührte mich nicht. Meine Augen, das einzige Glied meines Körpers, welches sich noch bewegen konnte, wanderte zu meiner Hand, in deren Schalenform die echte, golden Kette lag, welche die Hälfte eines Herzens darstellte. Diese Kette hatte ich noch vor unserer Abiturzeit anfertigen lassen und ewig darauf gespart. Vorsichtig tastete ich meinen Hals ab und ließ auch meinen Teil der Kette von diesem verschwinden. Noch nie hatte ich sie aus gehabt. Noch nie! Ich setzte die Herzenhälften wieder zusammen und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich alles verloren hatte. Meine Freundin, meine große Liebe und mein Selbstvertrauen! Ich konnte mir eingestehen, dass ich Wilhelm Pfau liebte. Endlich konnte ich mich wieder bewegen und rannte zur Toilette, bevor ein Tzunamie emotionaler Tränen über mich herbrach.Erst jetzt bemerkte ich, wie sehr ich sie als Freundin geliebt hatte und ich konnte sie nicht einfach aus meinem Herzen “feuern”. Ich wusste,ich hatte meine beste Freundin für immer verloren.

Kraftlos öffnete ich am nächsten Tag die Tür der Goethe-Redaktion. Der Himmel war an diesem Morgen in ein tiefes blau getaucht und die Sonne strahlte. Doch für mich war meine Welt zusammengeschrumpft, grau und matt. Die in rot gekleidete, blonde Frau an der Rezeption lächelte mich an. Diesmal hatte ich zu wenig Kraft um höflich zu sein. Während ich auf den Aufzug wartete, betrachtete ich mich in der silbern glänzenden Lifttür. Heute trug ich eine weiße Bluse und darüber eine schwarze Jackettjacke. Zu der weißen Jeanshose hatte ich schwarze, kniehohe Absatztstiefel ausgewählt und mein Haar war wieder ein strenger Dud. Ich hatte sehr viel Eiliner und Lidschatten auftragen müssen, um meine durchweinte Nacht zu verbergen.Ich hatte in den letzten Tag viel dazu gelernt: Wie man ein perfektes Outfit zusammenstellte oder sich hübsch schminkte und welches lächeln man aufsetzte um attraktiv oder überzeugend zu wirken. Eins hatte ich nicht gelernt: Loszulassen! Und diese Kraft hatte ich nun nicht mehr und ich fragte mich, ob ich das jemals wieder schaffen würde. Vielleicht hätte ich einfach in meinem Zimmer unter der Bettdecke bleiben und vor mich hin leiden sollen. Mir wurde kalt, obwohl die Redaktion gut beheizt wurde. Während ich meinen weißen Schallumhang enger um meine Schultern band, starrte ich auf die Aufzugknöpfe. Ein Pfeil nach oben und einer nach unten! Ich wusste, dass es für mich immer nach unten gehen würde! Immer! Egal, welchen Knopf ich drückte!
Als ich meine Bürotür öffnete entdeckte ich sofort, dass Sophies Bilder nicht mehr an der Wand hingen. Niedergeschlagen ließ ich mich auf meinen Schreibtischstuhl sinken und starre Löcher in die Luft.
„Hallo! Ich bin Trixi Schwarzwälder und ich bin Ihre neue Mitbewohnerin. Sagt man das? Nein, ich glaube nicht! Ich wohne schließlich nicht auf meiner Arbeit! Gott die Vorstellung ist, ja der purre Horror auf der Arbeit zu wohnen! Ach, sagen wir Büromitbewohnerin! Wie heißen Sie denn oder sollen wir uns duzen?“
Ich starrte nun auf die junge Frau von etwa fünfundzwanzig Jahren,die zur Tür herein kam. Mein erster Gedanke war nur, dass sie komplett anders ist als die ganzen anderen Leute in diesem Laden hier. Ihre kastanienbraunen Haare fielen ihr in zwei französischen Zöpfen auf die schmalen Schultern. Dann trug sie einfach nur eine blaue Jeans und eine Bluse. Sie war nicht geschminkt und wirkte freundlich und herzensgut.
„Wir können gerne Du sagen. Wir sind ja Kollegen. Also ich bin Trixi!“ Sie reichte mir ihre Hand und ich starrte sie an.
„Antonia, also Toni!“ Ich lächelte Trixi an.

„Und du bist echt nicht verheiratet?“, fragte Trixi und legte ein geschichtliches Buch auf einen Bücherstapel.
„Mhhh, ach naja… Ich bin geschieden und …“ Ich musste heftig schlucken um nicht loszuheulen.
„Was und…?“
„Und ich … ich bin unglücklich!“ Ich ließ ein Buch sinken und starrte auf Trixis Unordnung. Mir wurde ganz übel, denn sodeutlich hatte ich es noch nie ausgedrückt.
„Eigentlich wa mir das nicht klar… okay… ich wollte es mir nicht eingestehen, aber ich vermisse mein altes Leben.“ Ich scluckte und legte das Buch zur Seite.
„Alles Schlechte kam zu einem Zeitpunkt… zuerst starben meine Eltern und dann trennte er sich von mir. Meine Tochter Flori war so unglücklich und ich… ich war eine unzurechnungsfähige Mutter. Dabeiwill ich doch nur ein normales Leben!“ Ich schluchze.
„Ich möchte morgens für Mann und Kind Müsli hinstellen und…“Plötzlich breche ich ab, als ich Trixies rauriges Gesicht sehe.
„Männer sind furchtbar!“, sagt sie tonlos.
„Warst du denn verhei…“
„Ich hatte einen Freund, aber das ist lange her. Er hieß Michi und ich habe ihn während meines Studios kennngelernt.

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Manuskripte...
Ich habe jetzt auch ein Manuskript verschickt und bin richtig Aufgeregt... Ich habe Angst, dass das Lektoriat mit das Buch zurückschickt und sagt: "Es ist Müll!"
Das Schlimmste wäre, dass ich mein Selbstvertrauen verliere...

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Hallo,
ich muss gerade zur Arbeit und bin die nächsten Wochen im Stress, darum habe ich es nur angelesen, finde aber, dass es toll geschrieben ist, rund und flüssig und man will auch wissen, wie es weitergeht, hab nur keine Zeit ;-)

Das Lektorat wird nicht sagen "Es ist Müll", aber stell Dich darauf ein, dass sie es ablehnen. Das ist ein hartes Geschäft und auch tolle Manusripte werden abgewiesen, weil die zu viel Shciss haben, dass sie es nicht verkauft kriegen. Einfach immer weiter schreiben ;-) Du wirst immer besser.
Allles Gute Dir

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DANKE
Hallo c.fabry,
vielen Dank für deine ehrliche und liebe Kritik! Ich danke dir auch dafür, dass du mir Mut machst :)
Sag mir doch bitte Bescheid, wenn du es fertig gelesen hast, wie es ist.

VIELEN DANK!!! Du bist mein einziger Leser, aber dafür ein zuverlässiger und treuer!
LG
Annika Viktoria alias Fabia

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Hey c.fabry,
Ich habe "Wie verwelkte Rosen" zu Ende geschrieben und an einen Verlag geschickt! Wow! Dieses Gefühl, dass es fertig ist, ist grandios! Ich blogge dir hier das Ende und bitte gib mir doch ehrliche Kritik, vlt.kannst du ja auch anderen Leuten von meinem Blog erzählen?
Aber erst mal viel Spaß beim Lesen:
Fabia






Ende:
„Ich hatte einen Freund, aber das ist lange her. Er hieß Michi und ich habe ihn während meines Studium kennngelernt. Er war ein frisch gebackener Anwalt und als wir zusammenkamen, bekam er ein Angebot an einer Kanzlei in Berlin mitzuarbeiten. Michi fragte mich, ob ich mit ihm kommen wollte, denn er liebte mich und wollte mit mir zusammenziehen- angeblich!“ Trixi seufzte und rieb sich über ihr rechtes Auge.
„Dumm wie ich war, habe ich mein Studium hier abgebrochen nur um mit ihm zu gehen. Und ganze 8 Wochen später, berichtete er mir, dass er eine Frau hatte, die ein Kind erwarete und das es aus sei!“
„Oh, Trixi, sdas tut mir sooo unendlich…“
„Weißt du was das schlimmste war? Ich habe mein Leben für ihn geopfert. Ich habe für IHN meine Heimatstadt verlassen und auch mein Studium abgebrochen! Ich dumme Kuh! Ich…“ Trixi konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten und began bitterlich zu weinen.
Ich musste plötzlich an Stefan denken und mir liefen die Tränen über das Gesicht.
„Trixi, wir kennen uns erst seit einer Stunde, aber du bist einfach… ach, du verstehst mich… wie niemand- und ich… wir könnten doch Freundinnen sein- oder?“, fragte ich unter Tränen und zog aus meiner Aktentasche die geteilte Herzkette. Lächeld legte ich ihr die eine Hälfte um.
„Ich glaube wir sind schon Freundinnen!“, presste sie gerührt hervor und band mir die ander Hälfe um den Hals.

Ich stieg aus dem Auto aus und nahm meine Tasche von der Rückbank. Während ich mir einen Einkaufswagen nahm, dachte ich über mein Leben nach. Trixi arbeitete jetzt seid drei Wochen bei uns und sie war ein Gewinn für die Redaktion- auch wenn sie sehr unordentlich war und ich ihr ständig hinterräumte. Aber das machte sie mit ihrem guten Herzen wieder wett. So hatte ich in letzter Zeit auch kaum an Wilhelm Pfau gedacht.
Heute war ich wieder mit kochen dran und Trixi, die wirklich tolle Rezepte kannte, hatte mir ein Rezept für eine chinesische Wokpfanne namens Chop Sui aufgeschrieben. Jetzt hatte ich Feierabend und war im Begriff die Zutaten zu kaufen und ging hinein.
„Hähnchenfleisch, Reis, Paprika…“ Vertieft in meine Einkaufsliste ging ich durch den Gang und übersah das Wahrnschild:
Vorsicht! Rutschgefahr!
Ich ging daran vorbei und trug dummerweise auch noch meine mit Perlen besetzten türkisnen Sandalen mit hohem Absatz. Ich griff im Vorbeigehe noch nach einem Päckchen Mehl, stellte mich dafür auf die Zehenspitzen. Doch es passiert was passiern muss und ich rutsche aus.
„Oh, Gott!“, kreische ich und mache entsetzt die Augen zu, lasse das Mehl fallen, die Tüte platzt auf und… Ich lande weich. Verwirrt öffne ich die Augen und starre in die meeresblauen Augen von…
„Herr Pfau!“ Erschrocken fahre ich aus seiner warmen Berührung.
„Höhren Sie, wegen unsere letzten Begegnung… ich… also… meine Worte waren hart und ich… , aber…“
„Hart! Wissen Sie wie ich mich gefühlt habe. Sie waren sehr gemein und…“ Ich breche fast aus wie ein aktiver Vulkan.
„… aber ich liebe dich! Ich liebe dich, Antonia!“, sagt der Pfarrer mit Tränen in den Augen.
„Ich liebe dich doch auch!“
Wilhelm nahm mich zurück und seine Lippen kamen meinen näher. Endlich berührte er sie und küsste mich. Eine Mischung aus Parfum, Deo und Nivea-Creme kroch in meine Nase. Seine Lippen waren so zärtlich und sein Blick ganz warm.
„Ich lass dich nie wieder los!“, sagte er und betrachtete mich ganz verliebt. Dann küsste er mich erneut und hielt mich fest umklammert im Arm. ENDLICH! Endlich war ich angekommen.

„Hallo, ich bin wieder da!“, rief ich überschwänglich und lete den Schlüssel auf das Sideboard im Treppenhaus. Ich gab Wilhelm ein Zeichen, dass er hier warten sollte und ging in die Küche.
„Da bist du ja! Und wie war‘s?“,fragte Melinda und sah von ihrer Zeitschrift auf.
„Es war … Heute ist der schönste Tag meines Lebens!“, quicke ich und muss strahlen.
„Warum denn?“, lacht Melind mit, nimmt mir die Einkaufstüte ab und legt nacheinander Mehl, Paprika, Hänchenbrustfilet, Reis und Gemüsebrüher auf die Anrichte.
„Darum!“, sage ich trete zur Seite und Wilhelm betritt die Küche.“
„Hallo, Melinda! Der Pfarrer lächelt sie warm an und gibt ihr die Hand.
„Heißt das etwa? Ihr seid… Oh… Ich glaube ich decke mal einen vierten Teller.“
„Kannst du mir noch etwas auftun?“, fragte Wilhelm und hielt mir seinen Teller hin.
„Das schmeckt sehr lecker!“
„Ich finde es voll eklisch!“, rief Flori und schiebt ihren Teller weg.
„Und der da, isst hoffentlich nicht immer mit uns. Am besten nie wieder!“, sagt sie und zeigt angewiedert auf Wilhelm.
„Flori! Was erzählst du denn da?“, fragte ich meine Tochter entsetzt.
„Noch Nachtisch?“, fragt Melinda zuckersüß und geht in die Küche ohne, dass jemand antwortet.
„Lass die Kleine doch! Du bist eine ganz Süße!“, sagte Wilhelm zart und streichelt ihr über die Lockenpracht.
„Ich bin nicht klein und süß bin ich nur für Mami, schon gar nicht für dich, du bist nicht mein Vater!“, schreit sie.
„FLORI! Entschuldige dich sofort bei Wilhelm.“
„NEIN!“, rief sie und schlägt mir auf den Arm.
„Geh auf dein Zimmer!“, flüstere ich.
„Gerne! Dann muss ich nicht hier bleiben!“ Sie rennt aus dem Zimmer.
Ich starre auf meinen Teller und wische mir über das Auge. Noch nie hatte meine Tochter mich geschlagen und auch sonst lief der Abend gewaltig schief.
„Hey! Sie muss sich eben erst an mich gewöhnen!“ Wilhelm nimmt meine Hand.
„Sonst ist sie nicht so!“, presse ich hervor.
„Kein Wunder!“ Melinda kommt herein und knallt uns einen Apfelstrudel auf den Tisch.
„Ich glaube ich solllte gehen! Deine Familie muss erst mit dieser Situation klarkommen. Mit mir!“ Wilhelm stand auf und gab mir einen Kuss.
„Wir sehen uns?“
„Ja!“ Ich drückte ihn und geleitete ihn zur Tür.

„Was war denn heute los mit euch?“, frage ich, nachdem ich die Tür zugedrückt hatte, und Melinda an der Tür erschienen war.
„Keine Ahnung! Ich muss wohl erst mit der Situation umgehen!“, antwortete sie zerkischt und ich gehe an ihr vorbei in Floris Zimmer. Die Kleine liegt auf ihrem Bett und weint in ihr Kissen.
„Flori? Was war denn heute los mit dir?“, frage ich sie und streichle ihren Rücken.
Sie dreht sich um. „Was ist denn wenn Papi wieder kommt? Er hat doch gesagt, dass er nur eine Auszeit von uns braucht. Er kommt bald wieder! Ich vemisse ihn doch so doll.“
„Flori… Ich weiß nicht, wann er wieder kommt… Jetzt schlaf mein Mäuschen.“ Ich decke sie zu und gehe aus ihrem Zimmer. Schließlich lehne ich mich gegen ihre Zimmertür und schlurze leise. Flori ist so naiv und gutgläubig. Wenn sie wüsste das Stefan nie wieder kommt! Es würde ihr das Herz brechen.
Ich gehe ins Bad und öffne meine Hochsteckfrisur. So viel hatte ich erreicht! Mein Job, Wilhelm, ich hatte eine Freundin… Jetzt würde ich das mit Stefan auch noch regeln- gleich morgen!

Da Samstag war und ich nicht zur Arbeit musste, ging ich also möglichst früh los. Es war traurig, als ich durch die Straße ging in der unser früheres Haus war. Die Straße war ziemlich nobel und ich erkannte unsere alte Nachbarin Frau Kaiser wieder. Sie war im Vorgarten und goss gerade die Blumen. Weil sie mit dem Rücken zu mir stand, huschte ich schnell an ihr vorbei. Sie war ziemlich dement und vergass meistens was sie schon erzählt hatte und würde mich ziemlich lange aufhalten- wenn sie mich überhaut erkennen würde.
Schließlich stand ich vor unserem Haus. Es war ein hellblaues, großes Haus mit einem Ziegelsteindach und in den Fenstern hingen altertümliche Vorhänge, wie in einem Puppenhaus. Der Vorgarten war gut gepflegt und Stefan hatte Sonnenblumen eingepflanzt. Ich ging durch den nicht eingezäunten Hintergarten und betrachtete die grünen Wiesen. Dort stand immer noch Floris alte Reifenschaukel und die alte, klapprige Holzbank. Aber ich wurde von einer alten Eiche magisch angezogen. Im Stamm waren tatsächlich noch unsere Initialien eingeritzt.
A+S-> LOVE
Ich fuhr zärtlich über die Stelle und umarmte den Baum.
„Antonia? Bist du das?“, hörte ich eine vertraute Stimme und drehte mich schnell um.
„Was machst du hier?“, fragte er nervös.
„Ich muss mit dir reden!“, sagte ich und betrachtet ihn. Vermutlich kam er gerade vom Joggen, denn er trug Jogginghose, Laufschuhe und Trainingsjacke. Seine Haare waren von der Sonne ausgeleicht und sein süßes Parfum stieg zu mir rüber, so dass ich diret das Stechen in meinem Kopf spürte.
„Ich… ich muss gleich… zuuu… einem Meeting. Aber zehn Minuen hätte ich Zeit!“
Wir setzten uns auf die Bank.
„Du siehst gut aus.“, sagte ich als Anfang.
„Ja, ja,aber deshalb bist du doch nicht hier!“ Ungehalten schaute er auf die Uhr.
„Ja, das stimmt. Es geht um Flori! Sie vermisst dich sehr und denkt, dass du bald wieder kommst… Wie wäre es denn, wenn sie dich einmal im Monat sehen könnte und…“
„Schatz! Ich bin wieder da!“ Eine schlanke Frau im roten Sommerkleid und auf roten Absatzschuhen mit blondem Dutt, schob einen Zwillingskinderwagen in den Garten und küsste Stefan. Ich späte in den Kinderagen und sah zwei niedliche Babys, in gleichen Designerklamotten, die schliefen.
Ungläubig sprang ich auf.
„Weißt du was, Stefan: Vergiss es! Flori kommt über dich hinweg! Ich lasse nicht zu das du sie verletzt! Nicht dso wie mich!“, wimmerte ich.
„Du wirst Flori nie wieder sehen!“ Stefan sah mir ungläubig nach, als ich aus dem Garten lief.
Ich rannte durch die Straße und weiter und weiter, ich wollte gar nicht mehr anhalten. Endlich hatte ich keine Puste mir und fand mich in einer verlassenen Gasse wieder. Die Häuser waren schmutzig und am Straßenrand musizierten assoziale Jugendliche oder Penner lagen im Schmutz. Ich stand in einer Ecke, die hauptsächlich aus Müllltonnen bestand. Mir wurde übel als ich die Frau und die Babys wieder im Kopf hatte. Warum war mir nie in den Sinn gekommen, dass Stefan eine neue hatte? Warum? Aber es war ja gut, Flori hatte Halbgeschwister und eine Stifmutter gewonnen. Flori! Mir liefen Tränen über das Gesicht, bei ihrem Anblick. Ihr Strahlen, die schwarzen Locken und das blasse Gesicht. NEIN! Es würde ihr das Her zerreißen, was solllte ich bloß tun? Im selben Moment knickten meine Beine unter mir weg. Mir wure schwindelig, übel und ich sah alles wie durch einen Schleier. Vielleicht sterbe ich, dachte ich. Ich war so unendlich müde. Mein Körper wurde schwer wie Blei. Aber was würde aus Wilhelm werden. Das war mein letzer Gedank. Ich knallte gegen die orangenen Mülltonnen und dann wurde mir schwarz vor Augen.


Ich schreckte aus wilde Träumen hoch und wälzte mich hin und her. Mit den Armen schlug ich wild um mich und schrie:
„Verschwinde! Lass mch in Ruhe, Stefan!“
„Hey, Antonia! Ich bin es, Wilhelm! Es ist alles gut.“
Ich wurde ruhiger und atmete aber immernoch schnell. Ich öffnete endlich die Augen. Mein Kopf brummt und ich tastete ihn vorsichtig ab. An der Schläfe hatte ich eine Beule und auf den Haaren war geronnenes Blut. Auf meiner Stirn lag ein nasses Tuch und ich lag in die graue Decke gehüllt auf unserem Sofa. Wilhelm und Melinda sahe mich besorgt an.
„Wo… was… Was ist denn los?“, flüsterte ich kraftlos.
„Ich habe dich in der Gasse hinter der Bäckerei zwischen Mülltonne ohnmächtig gefunden und hierhin getragen, Antonia! Ich hatte solche Angst um dich!“, sagte Wilhelm und drückte meine Hand.
„Wie kam es denn zu deinem Schwächeanfall?, fragte Melinda und setzte sich auch auf das Sofa.
„Ich wollte mit Stefan über Flori sprechen und dann… da war diese Frau… seine neue und sie hatten gemeinsam Zwillinge!“ Plötzlich kam alles wieder hoch und ich weinte erneut. Doch dann endeckte ich Flori die hinter dem Sofa stand. Sie wurde ganz blass.
„Oh mein Gott! FLORI!“ Dann wurde mir wieder schwarz vor Augen.

„FLORI!“ Ich schreckte erneut hoch und atmete schwer.
„Wo ist sie? Was st mit ihr?“ Ich strampelte die Decke von mir und stand auf. Meine Beine waren wie Wackelpudding und knickten ein. Zum Glück war Wilhelm zur Stelle und stützte mich.
„Es ist alles gut, meine Liebe! Du bist in Sicherheit.“ Er deckte mich zu und ich klammerte mich fest an ihn.
„Oh, Wilhelm! Ich mache alles falsch!“
„Nein!“ Er streichelt meinen Kopf und küsst mich.
„Du bist genauso perfekt, wie du bist!“
„Flori schläft jetzt!“ Melinda betrat das Zimmer mit einem Tablett in der Hand. Sie gab mir ein neues Kühlpad für die Beule und legte einen eisgekühlten Waschlappen auf meine Stirn.
„Hier hast du einen Kräutertee mit Melisse, der beruhigt!“, sagt sie und ich setzte mich vorsichtig auf.
„Mami?“ Flori betritt auf wackeligen Beine das Wohnzimmer und kommt an das Sofa.
„Melina, kommen Sie! Lassen wir unsere tapferen Mädchen alleine!“

Ich betrachte Flori, die neben mir auf dem Sofa saß. Ihr Locken hängen strähnig und glanzlos herunter, ihr Gesicht war eingefallen und blass und sie zittert leicht.
„Flori, meine süße es tut mir so leid, dass du das alles mit anhören musstes. Das wollte ich nicht!“ Ich nahm ihre Hand und erschrecke, denn sie ist eiskalt!
„Weißt du, Papi wird nicht zurück kommen! Und er liebt dich auch nicht mehr!“
„Ich weiß… und ich glaube wir schaffen das… Wir habe ja uns und Wilhelm ist auch ganz okay.“
„Oh, Flori.Ich bin so stolz auf dich!“ Ich nahm sie in den Arm und küsse sie zärtlich.
„Oma und Opa wären auch glücklich.“
„Sie sind im Himmel und passen auf uns auf!“, sagte Flori und ich zog sie zu mir unter die Decke, während mir Tränen der Freude und Trauer über die Wangen floßen.

„Du machst ja Sachen!“ sagt Trixi und nahm mich in den Arm.
„Der ist von der ganzen Firma… mit besten Genesungswünschen.“ Sie hielt mir einen großen Blumenstrauß hin mit einer Karte, auf welcher ein Teddybär mit einem Kuschelherzen abgebildet ist. Das Herz trug die Inschrieft:
ALLES GUTE
Und die ganze Firma hat unterschrieben.
„Das ist ja süß! Aber was hast du denen denn erzählt? Dass ich vor lauter Familienproblem zwischen Mülltonnen ohnmächtig geworden bin?“, fragte ich sarkastisch und legte den Strauß auf den Tisch.
„Nein, offiziel hattest du eine Blinddarm-OP!“, sagt sie und zwinkerte.

Es sind seit meiner Ohnmacht zwei Wochen vergangen und Trixi und ich saßen an unseren Schreibtischen und arbeiteten brav.
„So, es ist Punkt ein Uhr… Zeit für unsere Mittagspause! Ab ins Restaurant!“ Trixi erhobt sich.
„Also, da kann man sich echt auf dich verlassen. Nur keine Minute zu spät!“, kicherte ich und wir gingen los.

„Was nehme ich denn bloß heute?“, fragte ich mich.
„Nimmst du ein Gespräch mit mir an?“
Trixi und ich drehen uns um.
„Stefan!“
„Michi?“, riefen wir gleichzeitig.
„Das ist Michi!“, entsetzt starrte ich sie an.
„Nein! Das ist nicht wahr! Wegen dir hat er mich damals sitzten lassen! Wegen dir und Flori!“, kreischte sie und rennt in Richtung Damen Toilette.
„Stefan oder Michi oder wie auch immer… Du bist ein verdammtes Arschloch! Weißt du was? Lass uns in Ruhe: Mich und Flori und vor allem: Tu Trixi nicht weh! Sie ist zerbrechlich. Du … du Idiot!“ , schrie ich und scheuerte ihm eine.

Ich lag auf dem Sofa in meine Decke gerollt und hatte die Vorhänge zugezogen. Lustlos zapte ich durch die Sender: Werbung, Tele-Shopping, ein Grusel-Film, Bibi und Tina, ein Liebesfilm. Mir wurde übel und dachte an Michi. Die Frau im Fernsehn küsste gerae ihren Mann und alles sah perfekt aus. Wütend schaltete ich den Fernseher aus und knallte die Fernbedienung zurück auf den Tisch. Plötzlich klingelte es an der Haustür, aber ich blieb liegen. Es klingelte noch dreimal und dann klopfte es.
„Trixi! Ich weiß das du da bist! Mach mir bitte auf! Ich bin es doch, Antonia!“
Ich schlurfze tasächlich zur Tür un öffnete Toni.
Ich lag wieder auf dem Sofa und Antonia war in der Küche.
„Ich habe dir extra eine Hühnersuppe vorbereitet, die muss nur noch warm werden.“ Sie kam zu mir.
„Hier ist ein Melisse-Tee, der beruhigt. Bei mir hat er auch gewirkt, als ich mich wegenStefan und seiner neuen aufgeregt habe!“
Kurz darauf stand auch ein Teller mit dampfender Suppe auf dem Tisch.
„Trixi! Ich weiß wie schwer das für dich ist wegen Michi oder Stefan, dem Arschloch! Aber du darfst jetzt nicht aufgeben, Trixi!“
„Antonia, ich habe nach gedacht! Was hat das Leben für einen Sinn? Ich arbeitet von früh bis spät und dann wartet keiner auf mich!“
„Ach,Trixi, übertreib mal nicht!“,lacht Antonia.
„Antonia! Weißt du was ich an die hasse? Dass du nur deine Probleme Ernst nimmst!“
„Das stimmt doch gar nicht!“
„Oh, doch! Du hast mir die Ohren vollgejammert wegen Stefan! Und jetzt, wo es mir schlecht geht, wegen Michi, da lachst du nur. Ich dachte du wärst meine Freundin!“
„Also, bitte!“
„Du erstickst in Selbstmitleid! Dabei hast du eine Familie: Flor, Melinda und Wilhelm! Ich habe NIEMANDEN!“
„Tja, dann! Dann gehe ich wohl! Ich ersticke hier!“ Sie rannte hinaus und ließ mich zurück.

„Antonia? Telefon für dich!“ Melinda kam in mein Zimmer du gab mir das schnurlose Telefon. Ich dachte es wäre Trixi, die sich entschuldigen wollte.
„Hallo? Oh, Wilhelm! Du bist es!“
„Nein, ich dachte nur es wäre Trixi.“
„Morgen?“
„Ja! Ich freue mich! Bis dann!“
„Was wollte er?“, fragte Melinda, die immernoch im Türrahmen stand.
„Er wollte ganz dringend mit mir sprechen und hat mich in das vornehme Restaurant unten im Dorf eingeladen. Keine Ahnung was er will, aber du wirst mich dafür hübsch machen.“

„Melinda, was ist eigentlich los? Du bist so nervös!“, frage ich meine Schwester, die mich nervös schminkt.
„Ich habe einfach Angst, dass du dir zu viel von Wilhelm erhoffst und er dich verletzt!“
„Keine Sorge! Ee ist nich so wie Stefan; er liebt mich doch! Und heute habe ich im Gefühl, dass etwas besonderes passiert.“ Ich sitze, im schneeweißen Bademantel, auf meinem Drehstuhl vor dem großen Spiegel im Bad. Ich hatte ein heißes Bad mit verschiedenen Ölen genommen und zuvor noch mit Kokosöl eine Kopfmassage gemacht. Jetzt saß ich dort, frisch geduscht und hatte ein Ganz-Körper-Peeling gemacht.
„Was ziehe ich bloß an?“ Übermütig drehe ich mich auf dem Stuhl und habe plötzlich schon wieder ein Bild im Kopf:
Ich stehe in einem hellblauen Ballkleid mit Meerjungfrauen- Ausschnitt und ewig langer Schleppe im Park. Meine Haare sind kunstvoll aufgesteckt und mit einem Diadem geschmückt. Auch meine Ohrringe und mein Kollie bestehen aus glitzernden Diamanten. Wilhelm kniet vor mir in Kleidung eines Prinzen und öffnet eine Schatule. Heraus schaute ein goldener Ring, besetzt mit kleinen silbernen Diamanten und einem blauen Edelstein.
„Du bist fertig!“

„Oh, Gott. Wie soll ich ihr das bloß beibringen?“, fragte ich mich und gehe unruhig vor dem vornehmen und sehr teuren Restaurant auf und ab. Die ganze Nacht konnte ich nicht schlafen wegen diesem Treffen und mir war speiübel. Dabei sollte ich mich eigentlich wie das blühende Leben fühlen. Ich trug meine schwarze Hose und die schwarzen Lackschuhe, die ich noch poliert hatte. Darauf hatte ich ein weißes Hemd an und meine Haare nach hinten gegelt.
„Wilhelm!“
Ich drehte mich um und erstarre Mitten im Schritt. Vor mir stand Antonia Seeberg und sah atemberauben schön aus in ihrem Sommerkleid. Es war bis unter die Brust mit schwarzen Spiralen bemalt und der Rest des Kleides strahlt in weiß, wie auch die junge Frau. Sie streicht sich lächelnd eine ihrer Locken aus der Stirn und kam auf mich zu um mich zu küssen, doch ich wieß sie zurück.
„Wilhelm! Was ist los!“, rief sie erschrocken.
„Antonia, lass uns doch reingehen!“
„Ich will, aber nicht hinein! Ich möchte auf der Stelle wissen was los ist!“
„Aber…“
„Sag es mir, Wilhelm! Rede mit mir!“
„Na, schön! Wenn du unbedingt willst, sage ich es dir eben ohne große Umschweife: Ich bin katholisher Pfarrer und man darf uns einfach nichtzusammen sehen. Ich kann nicht länger mirt dir zusammen sein! Es war ein Fehler mit dir!“
Antonia starrt mich fassungslos an,schnappt nach Luft und rennt weg.
„ANTONIA! Warte doch! Ich wollte dir alles noch genauer erklären!“
„Da gibt es nichts zu erklären!“, sagte ich mit erstickter Stimme und läuft schneller. Jetzt hatte ich es hinter mich gebracht und fühlte mich einfach nur mies.

„Er hat mich nur benutzt!“, sagte ich und zog ein weiteres Taschentuch aus dem Spender, der auf dem Boden steht. Seit einer Stunde saß ich in Melindas Morgenrock auf meinem Bett und weinte mir die Augen aus. Nachdem ich meiner Schwester alles erzählt hatte, nahm sie mich in die Arme. Jetzt saß sie hinter mir und bürstete mir die langen Locken glatt.
„Nimm doch noch etwas von dem Melisse-Tee!“, sagte sie und began die Haare mit Kokosöl einzureiben.
„Ich bekomme nichts runter!“, flüsterte ich heißer.
„Hey,das war doch absehbar! Ich meine er ist Pfarrer und liebt seinen Beruf.“
„Ich war so naiv! Ich dachte er würde mich lieben, so sehr, dass er kündigt. Ich bin so eine dumme Kuh!“, wimmerte ich und lasse mich in die Kissen fallen.
„Oh, Melinda! Du hattest so recht! Er wollte mir nichts Gutes! Dabei war alles so perfekt!“
Melinda drehte mich zu ihr um, schaute mich irgendwie schuldig an und nahm mich in die Arme.
„Gut, das Flori heute bei ihrer Freundin Tatjana übernachtet. So kannst du dich etwas erholen.“
„Nein! Ich will mich nicht erholen. Ich gehe wie gewohnt zur Arbeit und lenke mich etwas ab.“ Unwillkürlich dachte ich an Trixi und ihr blasses, trauriges Gesicht erschien vor mir.
„Melinda, bitte lass mich in Ruhe!“, sagte ich und scheuchte meine Schwester weg. Dann weinte ich die ganze Nacht.

Am nächsten Tag ging ich müde ins Büro; Trixi war immer noch nicht da, da sie wegen Michi einen Schock hatte. Doch ich alleine war zu müde um die Arbeit zu machen und machte etwas früher Schluss, um die Arbeit zu Hause zu erledigen.
Ich wollte gerade in mein Zimmer gehen und mich etwas ausruhen, als ich Melind den Namen „Wilhelm“ sprechen hörte und mich darum gegen die Tür der Müche lehnte. Melindas gedämpfte Stimme drangen an mein Ohr: „Ah, ich weiß!“
„Ich dich doch auch, Wilhelm!“
„Du bst süß! Aber wir können Toni nicht ewig im Gedanken lassen, dass du sie wegen deinem Beruf verlassen hättest.“
„Ja!“
„Es wird ihr das Herz brechen, wenn sie, weiß dass du sie wegen MIR, ihrer eigenen Schwester, verlassen hast! Außerdem…“
Das wurde mir zu viel. Ich warf die Tür auf und riss Melinda das Telefon aus der Hand.
„Ist das wirklich war? Du hast es die ganue Zeit gewusst! Deshalb warst du so nervös, du Scheinheilige!“, schrie und weinte ich zugleich.
„Ich dachte du wärst meine Schwester!“ Ensetzt wischte ich mir eine Träne aus dem Augenwinkel.
„ICH HASSE DICH!“ Weinend rannte ich weg und schlug die Haustür hinter mir zu. Jetzt konnte ich nicht einmal zum Friedhof gehen. Also rannte ich zu dem Maisfeld. Dort waren Mama, Papa, Melinda und ich oft, als wir noch Kinder waren, gewesen. Ich lief wie eine Irre hinein um mich dort zu verstecken. Jetzt hatte ich alles verloren; meine Eltern, meine Schwester, meine große Liebe und dann auch noch meine Freundin. Schlurzend schlang ich die Hände um die Knie und weinte bis in die späten Abendstunden.

Seit dem alles aufgeflogen war, sind fünf Tage vergangen und ich lag seit fünf Tagen in meinem Bett in drei Decken eingehüllt und starrte die kahlen Wände an. Melinda versuchte mich seit Tagen zum Reden zu bringen, aber ich rührte mich nicht.
Es klopfte: „Antonia, komm doch runter. Ich habe Eintopf gekocht, dein Lieblingsessen.“, fügte sie hinzu.
„Toni! Ich kann dir auch eine Schüssel hinaufbringen?“ Ihre Stimme klang kläglich und bittend.
„Antonia!Ich weiß, dass du sauer bist und in gewisserweiße verstehe ich es sogar. Aber denke doch bitte an Flori! Sie braucht dich gerade jetzt mehr denn je! Lass sie nicht alleine in diesen Zeiten!“, flüsterte sie traurig.
Einen Moment später drehte ich den Schlüssel herum und meine Augen wurden geblendet von dem hellen Tageslicht, so dass ich die Augen zusammenkneife. Auch Flori staht jetzt an der Tür.
„Du hast recht! Sie braucht mich!“Ich legte einen Arm um meine Tochter.
„Aber dich braucht sie nicht! Und deshalb werden wir so schnell wie möglich ausziehen.“ Energisch ries ich an den Rolladen.
„Flori, kommst du mit? Ich möchte eine Freundin besuchen.“
„Ja!“ Ich nahm sie an der Hand und wir stolzierten hocherhobenen Hauptes an ihr vorbei.

DingDong! Ich schellte an Trixis Haustür mit einem Blumenstrauß in der Hand, den wir vorher noch besorgt hatten. Die Tür zum Treppenhaus klapperte und wir hören wie jemand langsam die Treppen herunter ging.
„Trixi!“ Ich sah sie an. Ihr Gesicht war kalkweiß und ihre Haare fettig und strähnig, aber ein winziges Lächeln huschte jetzt über ihr Gesicht.
„Antonia, es tut mir leid! Ich war so gemein zu dir!“
„Ach, nein! Mir tut es leid. Die sind für dich!“ Ich hielt ihr den Rosenstauß hin und nahm sie in die Arme.
„Kommt doch erst einmal herein!“

Kurz darauf saßen wir auf Trixis Sofa, während Flori mit Mr. Red, Trixis Hamster, spielte. Bei einer Tasse Kaffee erzählte ich Trixi was passiert war.
„Tja, und jetzt suchen wir eine kleine Wohnung für uns zwei.“, schloß ich ab und blickte liebevoll zu Flori rüber.
„Sie ist noch so klein und doch so tapfer. Alleine was Stefan ihr angetan hat… Flori braucht jetzt eine intakte Familie.“
„Ich kann das alles noch gar nicht fassen!“, meinte Trixi entsetzt und starrte auf ihre Tasse.
„Ach, Trixi! Du hattest recht: Ich ersticke in Selbstmitleid!“ Ich versuchte nicht gleich wieder loszuheulen; nicht vor der kleinen Flori.
„Ich glaube wir sind beide alleingelassen! Wir sollten uns zusammentun…“, witztelte Trixi und dann starrten wir uns an.
„Aber natürlich! Ihr könnt zu mir ziehen!“
„Ja, aber wie stellst du dir das vor?“, fragte ich skeptisch.
„Ach, keine Sorge. Du bekommst ein Lager im Gästezimmer und wenn ihr Floris Bett mitbringt, kann sie im „Bügelzimmer“ schlafen… Ich kann auch hier Bügeln und den Rest teilen wir uns einfach…“
„Das würdest du für uns tun? Danke!“ Ich fiel ihr um den Hals. Dabei sah ich die Rosen in der Vase, die die Köpfe heben und grinste.
„Flori, wir ziehen um!“


Es war so weit! Wir zogen endlich um!
„So das war die letzte Kiste.“ Ich schlug die Heckklappe zu und lehnte mich gegen Trixis Auto, welches sie uns für heute lieh.
„Tschüss, Tanta Melinda!“, rief Flori und umarmte ihre Patentante.
„Hier, damit du nicht so einsam bist.“ Sie reichte meiner Schwester ihrer Kuscheleule Flumi und winkte ihr. Melinda drückte die Eule an sich und ich sah eine Träne auf ihrer Wange glitzern.
„Melinda? Ich werde dich vermissen. Du kannst ja nichts für deine Gefühle…“, gab ich nach und drücke ihre Schulter.
„Es tut mir leid.“
Ich lächelte sie an und stieg in den Wagen. Ich wusste, dass wir nie wieder so ein inniges Verhältnis zueinander hätten, aber dennoch war und blieb sie meine Schwester.
Ein Jahr später-
Mein Leben verläuft einfach perfekt- es ist absolut vollkommen! Trixis Haus ist einfach ein Traum und wir haben gemeinsam einen Plan erstellt, der am Kühlschrank hängt. Wir wechseln uns mit dem kochen und waschen immer ab. Auch Floris Leben ist viel organisierter. Zwei mal die Woche geht sie zu Stefans Eltern, die einfach fantastisch sind. Montags macht Trixi für sie früher Schluss und freitas ich. Am anderen Tag kümmert sich weiterhin Frau Postbaum um sie. Aber es kommt noch viel besser: Ich wurde zur Abteilungsleiterin befördert und bin soooo stolz.
„Trixi, kannst du bitte ein Meeting einberufen und Klemmbretter, Kaffee, Wasser, Tee und Stifte verteilen? Ich muss den Artikel fertig bekommen.“
„Ja, klar!“
„Und heute muss du unbedingt mit Flori Mathe lernen. Sie schreibt morgen die letzte Klassenarbeit. Denk dran, heute ist Pizzatag!“ Das ist auch so eine Besonderheit: Montags ist Pizzatag und Samstag essen wir immer auswärts. Alles ist perfekt-nur mit Melinda habe ich keinen Kontakt mehr. Wilhelm Pfau hat vor einem halben Jahr nämlich seinem Bistum gestanden,dass er Melinda liebt und jetzt lebt er bei ihr und ist kein Pfarrer mehr. So gehe ich auch heute beruhigt zum Friedhof um Mama und Papa zu besuchen.
„Alles Gute zum 51.Geburtstag, Mama!“, sage ich und schicke ihr eine Kusshand zum Himmel.
„Hallo, Frau Seeberg!“, rief da die Stimme des neuen Pfarrers Thomas Lampert.
„Sie sehen heute zauberhaft aus!“, sagt er schmeichelnd.
„Leider muss ich,aber gleich wieder los!“, bedauere ich und verabschiede mich.
Im Auto sehe ich dem Pastor hinterher… Er sah echt süß aus und gepflegt… Aber natürlich bin ich nicht verliebt!

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Hallo Fabia,
offen gestanden hatte ich ein bisschen Probleme, dem Text zu folgen, oft wusste ich aktuell nicht, wer wer ist, wer gerade redet und in welcher Situation die handelnden Personen sich befinden. Die Handlung ist auch sehr sprunghaft, so wie in einem Film mit zu schnellen Schnitten.

Auf mich wirkt der Text wie ein verschriftlichter Tagtraum. Hast Du eigentlich eine Affinität zu Pfarrern? Dann konzentriere Dich doch auf die unverheirateten, heterosexuellen Evangelen ;-)

Jetzt aber Scherz beiseite. Ich denke, es ist besser, Du schreibst über Dinge die Du kennst. Du bist ja offensichtlich noch zu jung, um als alleinerziehende Mutter einer etwa 5jährigen Tochter um Deine Eltern zu trauern. Was Du beschreibst klingt nicht nach Erfahrung sondern nach den Phantasien einer Heranwachsenden, die versucht sich vorzustellen, wie ihr Leben einmal verlaufen könnte. Schreibe über Deine Welt, Deinen Alltag mit all seinen Höhen und Tiefen. Über die Liebesdramen der ranzigen auslaufenden Twenty-Somethings kannst DU ja schreiben, wenn Du dort angekommen bist - dauert ja auch nicht mehr sooo lange.

Natürlich schreiben auch viele erfolgreich über Lebenswelten, die sie nicht kennen, z.B. AutoInnen historischer Romane. Nur betrieben die dann aufwändige Recherche. Die Welt der Erwachsenen, die Du da beschreibst, klingt ein bisschen nach Daily Soap und glaube mir, Daily Soaps haben absolut gar nichts mit der Wirklichkeit zu tun.

Ich hoffe, Du empfindest das jetzt nicht als Entmutigung. Du kannst schreiben, aber Du musst Deinen Stil noch finden. Und vielleicht trifft ja das, was Du an den Verlag geschickt hast, einen Nerv im Lektorat und sie melden sich bei Dir und unterstützen Dich.

Und wenn sie sich nicht melden oder Du eine Absage bekommst, wie gesagt, einfach weiterschreiben, J.K. Rowling hat auch haufenweise Absagen bekommen, bevor sie bei einem Verlag gelandet ist und "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen" - eine Meisterin auch nicht.

Liebe Grüße und weiterhin viel Freude beim Schreiben!!!

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Hey :(
Danke, offen gestanden hat der Kommentar mich jetzt etwas verunsichert... naja: Aber gute Nachrichten ich möchte ein Buch mit über 100 Seiten bei Book on Demand veröffentlichen und bin sooooo aufgeregt... Aber ich werde die Geschichte hier nicht veröffentlich:
1. wegen der Seitenzahl
2. ihr sollt es ja schließlich kaufen ;)
Ich melde mich, wenn es das Buch auf Amazon gibt...
LG
Fabia

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Hallo Fabia,
das mit der Verunsicherung hatte ich befürchtet, aber Du bittest ja immer eindringlich um ehrliche Stellungnahmen und wie gesagt, lass Dich von einer Meinung nicht entmutigen, da draußen gibt es mindestens eine Millionen potentiell abweichender Meinungen. Einfach weiterschreiben und veröffentlichen, Du wirst immer besser werden.

Neulich wollte ich einen vor 9 Jahren von mir verfassten Roman revidieren, um ihn endlich zu veröffentlichen. Ich lag auf dem Bett, hab' das gelesen und immer nur gestöhnt: "Mann, ist das schlecht!"
Ich werde diesen Roman hübsch in der Schublade dahinwelken lassen und ihn keinesfalls unter die Leute bringen, weil ich mich dafür schäme. Als ich ihn frisch geschrieben hatte, fand ich ihn richtig gut. Wir entwickeln uns weiter. Und wenn eine Sechsjährige ein Pferd malt, dann sagen die Großen: "Das hast Du aber schön gemacht." Sie meinen: "Für eine Sechsjährige ist das echt gelungen." Wenn die Sechsjährige dann aber eine Galerie aufsucht und ihr Pferdebild teuer verkaufen will, hilft höchstens der Zufall, denn nach Erwachsenen-Maßstäben und denen rennomierter Künstler ist das Bild höchstens interessant.

Vielleicht bin ich für gute Ratschläge aber auch komplett die falsche Adresse, denn sonderlich erfolgreich bin ich ja nun auch nicht. Meine Fans kann ich an den Fingern abzählen.

Ich wünsche Dir auf jeden Fall viel Erfolg!

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Hallo
Nein im Gegenteil. .. ich bin sehr froh, dass du mein. Leser bist... mein einziger;) Aber ja. Es war immer mein Traum Schriftstellerin zu werden und viele sagen jetzt: " Das ist doch kein richtiger Beruf !" Und jetzt ist mein Traum so nah! Das fühlt sich toll an
In dem Buch geht es um ein Mädchen dass viele abenteuerliche Dinge erlebt und mit diesem Thema kenne ich mich aus , glaub mir. Und daran Schrei e ich seit ich acht bin ! Jetzt ist es endlich soweit♡

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OMG
Der Verlag hat mir zurückgeschrieben ( Ich habe ihm "Wie verwelkte Rosen geschickt") und hat gesagt es wäre ein tolles Manuskript und sie wären bereit es zu publizieren! Ist das nicht krass? Ich bin so glücklich!
LG

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Gratulation! Wie heißt denn der Verlag?

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Danke <3
Er heißt R.G. Fischer Verlag, einVerlag extra für junge, neue Autoren!

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Magic Deasaster
Uh, ein neuer Leser?

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Die werden Geld von dir haben wollen. Sei vorsichtig!

https://de.wikipedia.org/wiki/R._G._Fischer_Verlag

Sorry das da oben mit magic desaster war ich, falsches login ;)

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Oh...
Danke, da werde ich mal nachschauen...

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Hast du die Liebesgeschichte auch gelesen?
Sie ist oben veröffentlicht...

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Liebe Fabia,
R.G. Fischer, auf die bin ich auch einmal hereingefallen. haben in der Brigitte inseriert: "Autorinnen gesucht" - danach haben Sie mir angeboten mein Manuskript zu veröffentlichen, ich sollte nur die Druckkosten übernehmen, promoten würden sie mich. Schlappe 20000 Ocken sollte ich auf den Tisch legen und ab der dritten Auflage bekäme ich Tantiemen. Ich habe nicht reagiert, da haben sie mich angerufen. Ich habe ihnen erklärt, dass ich mir so ein eitles Geschäft nicht leisten könne, ich wolle mit der Veröffentlichung Geld verdienen und nicht etwas dafür bezahlen. Da haben sie mir mein Manuskript zurück geschickt, mich aber jahrelang mit Aufforderungen zugespamt, ich solle doch in ihrer Weihnachtsanthologie mitschreiben, Deutsche Erzähler nannte sich das, ich müsste dann nur 20 Exemplare dieser hochwertig gebundenen Bände zu 20 Mark das Stück kaufen (in Leder, mit Goldschnitt), also nur 400,- Mark auf den Tisch...
Pro Band wurden 20 Erzähler aufgenommen, einfaches Geschäftskonzept: Finde 20 ambitionierte AutorInnen, die jeweils 20 Exemplare abnehmen und ihren Lieben zu Weihnachten schenken, gehe null Risiko ein, denn die 400 Bücher verkaufst du garantiert und mehr werden auch nicht gedruckt. Das ist ein Konzept für Midlife-Crisis-Leute, die es endlich wissen wollen und ihrem Umfeld beweisen wollen, dass sie es als Autoren geschafft haben.
Mein Tipp: Versuche es mal bei Neobooks, das läuft auch mit Print on demand, du bezalst nichts und verdienst an jedem verkauften Buch. Nur für Werbung musst Du selbst sorgen, aber im Ernst, R.G. Fischer macht auch keine wirksame Werbung. Gib denen keinen Cent, die nutzen Dich nur aus.

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Lieber C.Fabry,
Ich danke dir für diesen echt wichtigen Hinweis! Ich werde es jetzt bei Neobooks versuchen und lasse das mit dem R.G. Fischer Verlag auf sich beruhen!
LG

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Das ist noch mal gut gegangen.
Ich denke, auf Cristinas Rat kann man sich verlassen. Sie hat ziemlich viel Erfahrung auf dem Gebiet. Ich wünsche dir viel Erfolg bei Neobooks! Liebesgeschichten sind übrigens nicht so mein Ding, ich bin mehr für Horror und abgefahrene Sachen, deshalb kann ich kein qualifiziertes Urteil über deinen Text abgeben.

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Kein Problem
Danke für eure Hilfe, also ich bin ziemlich unerfahren- Ich habe null Erfahrung und ich denke Neobooks ist auch ganz seriös! Horror ist nicht so meins... Ich schwärme eher für mein Vorbild Rosamunde Pilcher ;)
Danke euch und Cristina:)

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Neobooks...
Wird dort auch ein Cover erstellt und Bilder? Und wenn ja, darf man die sich selbst aussuchen? Kostenlos? Gibt es Formatvorlagen? Darf man denndie Preise selber bestimmen? Bekommt man da auch eine Beratung?

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Ist das jetzt Werbung? Ich hoffe nicht :-)
Wenn Du ein E-book veröffentlichst, kannst Du sowohl selbst ein Cover erstellen, als auch die vorgefertigte Maske von Neobooks nutzen, Dir aber Schrift und Hintergrund aussuchen und ein eigenes Foto hochladen.

Bei der Print-Version musst Du selbst ran. Wenn Du nicht weiterkommst, kannst Du denen aber auch eine E-Mail schreiben, dann geben die Dir Tipps, meistens Links, in denen etwas erklärt wird. Umschlag gestalten ist mir schwer gefallen und letzendlich hat mir das ein Grafiker abgenommen, aber beim nächsten Mal will ich es allein schaffen.

Es ist alles kostenlos.

Den Preis darfst Du auch selbst bestimmen und bei der Printversion gibt es eine Tabelle mit Preisempfehlungen.

Für die E-book-Variante solltest Du wissen, dass Du nur knapp ein Drittel der Einnahmen bekommst, der Rest geht an den Buchhandel und neobooks. Ich bekomme bei 99 Cent zwischen 31 und 34 Cent ausbezahlt, je nachdem, über welchen Händler das Buch bezogen wurde.

Die Infos findest Du aber alle auf der Seite www.neobooks.com

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Taschenbuch
Ich mache lieber ein Taschenbuch, aber auf der Seite stand, dass man die Druckkosten übernehmen muss?

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Nein das ist keine Werbung, Cristina! Denk bitte auch daran, bevor du vom Wintereinbruch überrascht wirst, und dir die Tippfinger abfrieren, nach vernünftigen Heizstrahlern Ausschau zu halten!

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@Fabia
Du musst das Taschenbuch nur bezahlen, wenn Du eins haben willst - das ist natrülich zu empfehlen, hast Du es in der Hand und kannst gucken, ob da vielleicht etwas schief gelaufen ist, was Dir in der digitalen version nicht aufgefallen ist. Aber Print on demand heißt. die drucken ausschließlich die Bücher, die bestellt werden und das bezahlen dann Deine Kunden.

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@ dreadpan
Heizstrahler haben wir, d.h., mehr so einen Püster, damit bei Minus 20 grad die Wasserversorgung nicht einfriert. Ansonten. haufenweise Holz vor der Hütte - nein nicht im übertragenen Sinne, sondern ganz konkret. Im Bett schwöre ich auf Ehegatten oder bei größerem Ruebedürfnis Wärmflasche, gelegentlich auch Katze. Zwischendurch badewanne und heiße Dusche und bei Schnee Skilanglauf und anschließend heißen Tee oder Holunder oder richtig guter Skotch vorm Kaminofen.

Aber vielleicht sollte ich mir für die Arbeit einen zulegen. Machst Du jetzt auch Heizstrahlerparties, so mit heißem Spielzeug für Frauen, so als Strahler-Queen? Ach nee, Strahler-Fee müsste das entsprechende Pendant ja heißen.

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?
Heizstrahler? Winter? Muss ich das verstehen? Und danke für die Antwort wegen den Druckkosten! Neobooks sieht ganz seriös aus und ich finde auch gut, dass es da eine Preisliste gibt... Mein Buch hat 100 Seiten und wird somit 6,99 Euro kosten und ich habe auch reichlich Ideen, wegen der Werbung

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Heizstrahler
sind zur Zeit Dreadpans Steckenpferd. Schau mal in seinem Blog vorbei oder überall, wo er kommentiert ;-)

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alles schnee von gestern. die heizstrahler ham den geschmolzen und sich selbst ad absurdum geführt. ich mach jetzt nur noch kpopo.

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wollt ich bei märchenland abstimmen ging der link nicht.

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Achso,
Ja, danke für deine Mühe, aber der Wettbewerb ist schon vorbei und... ICH habe gewonnen. Es war ein Wettbewerb bei dem man ein Märchen einsenden musste und dann konnte jeder Abstimmen und ich habe mit über 8000 Stimmen den 1.Online Märchenwettbewerb gewonnen! Den ersten!! Das ist so toll!

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Könntet ihr mir helfen? Also Fabia de la soll eigentlich mein Künstlername werden, aber er ist noch nicht fertig... Was könnte hinter de la stehen? Oder sollte ich was anderes wählen?

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Glückwunsch!
Da hast Du mir etwas Wesentliches voraus! Was den Künstlernamen betrifft, falls Du eher in der Mächenwelt zu Hause sein willst, wie wäre es mit
Fabia della Fiaba oder Fabia delle Favole?

(Fiaba heißt Märchen, Favola heißt Fabel, im Plurals Favole, beides italienisch, wie der Name Fabia)

Falls es um Liebe und das Leben im großen und Ganzen geht, vielleicht:

Fabia de la Croix (Vom Kreuz, französisch) oder Fabia de la Vie (vom Leben, französisch) oder Fabia della Vita (vom Leben, italienisch) oder Fabia del Mondo (von der Welt, italienisch)

Oder della Germania (Deutschland)

Aber vielleicht hat Dreadpan geniale Ideen, meine sind ja eher so lala ;-)

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Ich höre mir gerne seiner Ideen an, aber Momentan bin ich für Fabia del Mondo… Den Namen finde ich schön und es passt irgendwie zu mir..

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Ich höre mir gerne seiner Ideen an, aber Momentan bin ich für Fabia del Mondo… Den Namen finde ich schön und es passt irgendwie zu mir..

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De la croix kam mir auch in den Sinn. Der Klang ist schön. Ich dachte auch eine Silbe ist besser. Aber del Mondo hat auch was. Sonst hatte ich nur Quatsch Ideen a la Fabia de la Soul. Fabia de Lafayette etc. ;) Mach mal del Mondo, finde ich gut und wenns dir auch gefällt passt doch.
Oder Fabia de la Mante. (guck ich gerade auf Netflix) ;)

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Oder soll ich was ganz anderes nehmen? Wie Lisschen Müller ;)?

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Ja nimm das! Lisschen Müller. Oder am besten Pommes Leibowitz! Das ist das Beste!

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Oh bitte nicht Pommes! Dann schon lieber Falafel al Tahin!

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Fabia de la Falafel al Tahin. Nicht übel. Oder einfach Fabia de la Dreadpan. Ich verlange auch nur 70% aller Einnahmen.

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Ich bleibe lieber bei Fabia del Mondo, aber ist das nicht Französisch?

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Nee, das verwechselst Du mit Jean Paul Belmondo, alter französischer Schauspieler. Glaub mir, ich bin des Italienischen mächtig. "Von der Welt" heißt auf französich "de le monde", wird dann, glaube ich, auch zu "del monde" zusammengezogen. Bemondo ist eigentlich italienisch und heißt schöne Welt.

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Kennt ihr ein gutes Rechtschreibprogramm? Mein Text muss vorher noch geprüft werden und... alleine kann ich das nicht...

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Am besten ist wohl das von Word. Du musst aber auch immer selbst lesen, alles erkennt Word auch nicht.

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Das von Word funktioniert nicht, bei mir... . Ich werde es wohl ausdrucken lesen, korrigieren und noch zwei Anderen zum lesen geben. Sicher ist sicher.

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Damit nehme ich an einem Wettbewerb teil:
Die Zauberhafte Querflöte
Es war einmal ein kleines Mädchen, dessen Namen war Frederika und ein jeder, der es ansah war von ihrem Anblick verzaubert und hatte es sofort in sein Herz geschlossen und von ihrer Geschichte möchte ich erzählen:
Frederika saß auf den Klippen und betrachtete das weite Meer mit glitzernden Augen. Die Sonne ging als glühend heißer und riesiger Feuerball unter und tauchte den noch eben strahlend blauen Himmel in ein zauberhaft rötliches Licht. Die Wellen rauschten und in diesen wilden Bewegungen des Wassers stellte sich die Kleine wieder das wilde Leben mit ihren Eltern vor, denn sie hatte ein furchtbares Schicksal hinter sich. Mutter und Vater waren dem Mädchen genommen worden und so sahen die Eltern nun als Engel auf ihr liebliches Töchterchen. Frederika hatte nichts und niemanden mehr und musste sich ihre Mahlzeiten durch betteln verdienen und schief nachts auf der Straße. Nur an den Klippen fühlte sich das Kind geborgen, zu Hause und den Eltern nahe. Auch jetzt musste Frederika wieder zurück ins Dorf und ihr Weg führte sie durch den dunklen Wald durch den tiefen Schnee, denn zur Zeit schüttelte Frau Holle ihr Kissen.
Der Schnee war hoch und langsam legte sich noch eine hauchdünne Schicht Puderzucker darüber und bestäubte auch Frederikas Haare. Die Arme musste mit nackten Füßen und in einem geflickten dünnen Kleidchen durch den Wald laufen und nun war es auch stockdunkel; nicht einmal der Mond war bei ihr. Auch trug sie nur ein hartes Brot bei sich, für das Abendbrot. Plötzlich erkannte Frederika im Schnee zwei dunkle Gestalten; eine davon saß und die andere stand neben ihr und tröstete sie. Als sie näher kam, erkannte Frederika, dass ein Mädchen im Schnee saß und nur ein Unterröckchen trug, die Lippen und Füße blau vor Frost. Ihre braunen Haare hatte sie zu zwei Zöpfen auf der Schulter liegen, weiß vom Schnee.
„Oh bitte, hilf doch meiner kleinen Schwester Gretel. Ihr ist so kalt, dass sie keinen Schritt mehr tun kann. Hilf uns! Sonst wird sie erfrieren!“, bettelte der ältere Junge neben ihr in einer geflickten Latzhose und blonden strubeligen Haaren. Frederika zögerte nicht, stülpte sich das Kleidchen über und zog es Gretel über.
„Hab Dank! Doch mein Bruder Hänsel… Sein Magen knurrt sehr laut vor Hunger!“, zitterte Gretel dankbar und die halb nackte Frederika reichte Hänsel ihr ganzes Brot.
„Gott möge dich behüten!“ Hänsel und Gretel tappten weiter durch en Schnne in die entgegengesetzte Richtung.
Frederika ging ins Dorf, doch nun leuchtet ihr der Mond den Weg.
TokTokTok
Ihre kleine Hand klopfte gegen ein altes Bauernhaus und obwohl es sehr spät, wurde dem Kind die Tür geöffnet und eine alte Frau in Bauerntracht trat heraus.
„Um Himmels Willen, du Armes Ding!“ Als sie das Kind sah, dürr halb nackt, blau vor Kälte und verschmutzt, da brachte sie sie in die Stube. Frederika erhielt einen Teller aufgewärmte Wassersuppe, einen Schlafplatz und tags darauf ein älteres Winterkleid. Ander Tür reichte ihr die alte Frau einen Holzkasten.
„Dies wird dir viel Freude bereiten!“, krächzte die Alte und verriegelte die Tür.

Obwohl es noch früh, war besuchte Frederika die Klippen und das Meer. Es dämmerte bereits und der Mond verschwand hinter grauen Wolken. Neugierig öffnete die kleine den glänzenden Verschluss und zum Vorschein kam… eine Querflöte! Ihr poliertes Silber glänzte in der aufsteigenden Sonne und Frederika setzte das Anblaseloch an die Lippen und stieß sanft Luft aus. Es erklang ein so zauberhafter, lieblicher Ton, dass sofort alles Vögel und Geschöpfe des Waldes herbeikamen und selbst, dass Meer hörte auf zu rauschen. Zaghafte bewegte Frederika ihr Finger auf den Klappen und aus dem Ton wurde eine wunderschöne Melodie, die war so unglaublich, dass der Himmel nun strahlte. Der Klang war schöner als das Zwitschern der Nachtigal. Seit diesem Tag an war Frederika glücklich über das Instrument und brachte sich selbst schöne Melodien bei ; erst spielte sie nur für die Tiere des Waldes, doch schon bald traute sie sich unter Menschen.
Der Marktplatz war überfüllt mit Menschen. Alles trugen sie schwere Körbe, maulten sich an und rempelten einander an. Frederika setzte das Instrument an die Lippen, aber keiner schenkte ihr Beachtung. Sobald der erste Ton erklang, drehte sich alle zu ihr um und lauschten der Musik. Sie war so emotional und voller Liebe. Frederikas Spaß an der Musik war für sie alle ein großes Glück. Von nun an spielte Frederika jeden Tag auf dem Marktplatz für die Dorfbewohner und alle kamen her um sie zu hören; ihre Musik. Manchmal war sie lieblich, manchmal sehr impulsiv und oftmals auch traurig. Vor allem, wenn Frederika in Erinnerungen an ihre Eltern schwelgte, glitzert so manche Träne auf den Wangen der Zuhörer. Doch auch Frederika selbst war wunderschön: Ihre langen blonden Haare flossen ihr in zwei Zöpfen über den Rücken und sie zauberte jedem, der sie ansah, ein Lächeln ins Gesicht. Nach jedem Lied wurden Geldstücke und Obst oder Brot in ihren Flötenkasten geworfen. Aber es war nicht der Klang der Münzer, der Frederika glücklich stimmte. Nein! Das Mädchen war froh, wenn die Dorfbewohner, die sich gegenseitig nicht respektierten, durch ihre Musik einsichtig wurden. Es war als würde ein Band aus Liebe aus der Flöte wachsen und die Herzen miteinander verbinden. Das war es!

Eines Tages, nachdem Frederika wieder einmal für alle gespielt hatte, führ eine prächtige Kutsche vor, die von zwei Schimmeln gezogen wurde. Ihre Mähnen waren kunstvoll mit Blumen verziert und der Sattel und die Zügel mit Edelsteinen und Diamanten besetzt. Das Fenster war von roten Vorhängen aus Samt bedeckt und das Gestell bestand aus purem Gold. Heraus kamen zwei Soldaten in schimmernder Rüstung.
„Bist du das Mädchen, welches ihrem Instrument so zauberhafte Töne entlocken kann?“, fragte der eine. Frederika nickte und presste die Flöte an ihr Herzchen; niemand sollte sie ihr wegnehmen.
„Der Prinz Erik von Tannenhäuser schickt uns! Er möchte, das du für ihn und seine Gäste heute Abend im Schloss spielst!“

Das Schloss erstrahlte in hellem Glanz und war so riesig, dass Frederika kaum zu atmen wagte. Sie wurde bereits erwartet und auf ihr Zimmer gebracht. Es war mit einem riesigen Himmelbett, einem begehbaren Kleiderschrank und einem vergoldeten Arbeitstisch ausgestattet. Der Boden bestand aus reinem Marmor und die decke war mit kunstvollen Malereinen und Schnörkeln verziert. Dem kleinen Mädchen wurde eine Zofe, eine Frisöse und Schneiderin zugeordnet, die sie für den Auftritt einkleideten.
Da war sie nun... im Thronsaal! Eine lange Tafel war eingedeckt und mit den köstlichsten Speisen angerichtet. Dort saßen seine Gäste, doch der Prinz selbst saß auf seinem Thron, eingekleidet in einen bluroten Mantel und auf seinen Haaren war eine goldene Krone plaziert.
„Musikantin Frederika!“, kündigte ein Diener an und da betrat sie den Raum… Frederika! In einem hinreißenden, schneeweißen Kleid aus Samt, stellte sie sich auf, setzte die Flöte an die Lippen und begann zu spielen. Die Melodie erklang erst leise, dann wurde sie lauter, impulsiver und endete in einem lieblichen Klang. Ihre Finger bewegten sich hin und her auf und ab. Ihr blonden Löcken leuchteten im Kerzenlicht und wippten auf und ab. Schließlich war es vorbei und die Gesellschaft erwachte aus ihrem Raum, wie auch der Prinz.
Erik von Tannenhäuser brachte Frederika noch zurück auf ihr Zimmer.
„Ich wünsche Eurer Majestät, eine angenehme Nachtruhe!“ Sie verbeugte sich.
„Frederika, warte! Ich kenne dich zwar kaum, aber ich weiß, dass ich mich in dich verliebt habe. Du spielst wunderschöne Lieder und siehst noch bezaubernder aus, als du spielst! Möchtest du meine Prinzessin werden, holde Maid! Dein Anglitz hat mich gefesselt!“ Er kniete vor ihr nieder.
„Oh, Erik! Auch ich möchte deine Gemahlin werden und an deiner Seite herrschen!“ Sie ging auf seine Augenhöhe und küsse ihn.
Bald darauf feierte das Volk ein großes Hochzeitsfest und Frederika wurde eine gute Prinzessin für ihr Volk, die jeden Abend vor dem zu Bett gehen etwas auf ihrer Flöte spielte, womit sie das Volk sehr glücklich machte!
UND WENN SIE NICHT GESTORBEN SIND, DANN LEBEN SIE NOCH HEUTE!
ENDE

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Bitte zu dem obrigen Märchen Kritik geben!

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:) oder :(
Und wie ist sie? Ich hoffe wirklich damit zu gewinnen! Und wie immer möchte ich viiiiiiiiiele Meinung, gut oder schlecht!

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Hallo?

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Hallo Fabia, ich finde das Märchen ganz gut, obwohl ich normalerweise, wie ich ja schon erwähnt hatte, AUSSCHLIEßLICH blutige Horror-Stories lese. ;) Das wäre auch meine Kritik an deinem Märchen, viel zu wenig Blut. LOL. Dass Hänsel und Gretel eine Nebenrolle spielen, finde ich ganz gut, da erinnert man sich wenigstens daran, wie die Hexe im Backofen elendig verbrennt. ;)

Den Schreibstil finde ich passend zum Märchen und gut finde ich, dass er nicht zu blumig oder kitschig ist. An einigen Stellen würde ich da was verändern, aber im großen und ganzen okay. Die Geschichte an sich gibt nicht so viel her. Es passiert zwar einiges, aber es gibt zu wenig spannende Konflikte, Gefahren oder Rätsel. Das Märchen ist ja auch sehr kurz, das kann man ja noch ausbauen, die Grundidee mit der Zauberflöte, da kann man noch viel mit machen.

Was für Märchen kennst du und was ist dein Lieblingsmärchen? Ich kenne die Büder Grimm und Hans Christian Anderson, die Geschichten aus 1001 Nacht und ein paar andere, an die ich mich aber nicht alle erinnern kann. "Der glückliche Prinz" von Oscar Wilde ist sehr gut. Falls du das noch nicht gelesen hast, musst du es unbedingt nachholen! Kannst du gut Englisch lesen? Ich habe dieses Jahr ein paar Bücher entdeckt, die auch Märchen bzw Fantasy-Erzählungen beinhalten, die nicht uninteressant sind. In einer Geschichte ging es auch um ein Mädchen mit einem besonderen Musikinstrument, sie hieß "The Girl with the Peacock Harp"

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Hi
Ich weiß, dass mein Märchen nicht so viel hergibt, aber das liegt daran, dass es nicht sehr lang sein darf, aber ich bin auch schon an einer längeren Version dran. Ich blogge dir mal alles, was ich bis jetzt habe. Ich bin Momentan noch am überlegen und komme nicht weiter.

Mein Lieblingsmärchen ist Das Mädchen mit den Schwefelhölzern und mein Hassmärchen Das tapfere Schneiderlein.

Ich habe auf deinem Block gesehen, dass du viele Leser hast. Kannst du evt. mal ein paar motivieren bei mir vorbeizuschauen?
LG

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Hier ist die längere Version mit schwarzer Magie...
Die zauberhafte Querflöte
Frederika saß auf den Klippen und schaute hinaus auf das Meer. An diesem wunderschönen Abend war es ruhig; die Sonne ging langsam hinter dem unendlich weiten Horizont als glühend, heißer Feuerball unter und tauchte auch den eben noch strahlend blauen wolkenlosen Himmel in das gleiche, zauberhafte Orange. Das junge Mädchen betrachtete ihre Querflöte, die sie sanft in den Händen hielt. Die letzten Sonnenstrahlen ließen das Holzblasinstrument Silber schimmern und Frederika strich sanft über das Mundstück. Sie sah ein paar schneeweiße Schwäne über den Himmel schweben.
„Heute Abend spiele ich für euch!“, flüsterte sie und setzte sanft die Flöte an die Lippen. Frederika erzeugte einen hellen, warmen lieblichen Klang, die alle Schwäne inne halten ließ. Mit Leichtigkeit flogen die Finger der jungen Prinzessin über die Flötenklappen und improvisierten ein kleines, wundervolles Musikstück, welches so süß und doch so temperamentvoll war. Selbst die Grillen hörten auf zu zirpen, so schön war die Musik. Doch auch Frederikas Anglitz selbst war wunderschön. Das Spiegelbild im Meer zeigte eine zierliche, blasse junge Dame. Ihre weichen Gesichtszüge waren nur ein Teil des lieblichen Gesichtes. Auch ihre hellblauen, großen, neugierigen Augen strahlten viel Wärme aus und bildeten einen reizvollen Kontrast zu den blonden Haaren, die ihr in langen Korkenzieherlocken über den Rücken flossen. Ihr rotes, schlichtes, eng geschnürtes Kleid, welches von einem Samtgürtel gehalten wurde, stand ihr hervorragend und betonte die schlanke Figur. Doch das Mädchen war in ihrer Welt, in der Welt der Musik, in der es nichts Böses und kein Unheil gab. Erst als sie die Augen wieder öffnete, bemerkte sie, dass alle Tiere um sie herum eingeschlafen waren und nur der Mond ein fahles Licht in der sternenklaren, dunkelblauen Nacht gab. Leise stand sie auf und folgte dem beleuchteten Weg zurück ins Schloss.

Im Thronsaal saß Frederikas Gemahl Prinz Erik von Tannenberg und sprach mit ihren zwölf Brüdern, die allesamt sehr aufgeregt und besorgt wirkten.
„Frederika!“ Erik stürzte auf die junge Prinzessin zu.
„Ist dir etwas geschehen?!“ Aufgebracht betrachtete er seine Prinzessin, deren Löckchen etwas zerzaust und das Kleid etwas beschmutz waren.
„Nein! Ich bin unversehrt.“
„Ein Glück!“ Frederikas ältester Bruder Johannes kam nun auch auf sie zu.
„Schwesterchen, du bist zu jung und verletzlich um allein da draußen zu sein, dazu in der Nacht!“ Auch ein weiterer Bruder, Ferdinand, besah seine Schwester nach einem Kratzer.
„Weshalb sorgt ihr euch nur so? Ihr konnte mir immer vertrauen, was ich auch tat.“
„Dies ist… Wir… Wir machen uns Sorgen!“ Auch Mathias runzelte angstvoll die Stirn.
“Schwester, du solltest deine Gemächer aufsuchen!”, schlug Matinus sanft vor.
Frederika wurde vorsichtig zur Tür hinaus geschoben und hinter ihr fiel krachend die schwere Eisentür ins Türschloss. Frederika hörte ein Stimmgewirr aus Stimmen der jungen Prinzen. Unbehaglich lehnte sie sich gegen die Tür und lauschte, obwohl sie dies als unvertraulich und hintergehend empfand und ihr schlechtes Gewissen an ihr nagte.
“Nun seid doch einmal still und hört mir zu!” Frederika erkannte Eriks Stimme, die sehr bestimmt klang.
“Concordia wird alles versuchen um sie umzubringen! Sie wollte mich heiraten!” Das war Erik.
“Aber, das können wir nicht zulassen!” Das Mädchen erkannte Jonathans Stimme.
“Lasst es uns besprechen!”
Das war zu viel für Frederika. Die junge Prinzessen lehnte sich gegen die Tür und versuchte niemanden mehr zu belauschen. Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf. Wer war Concordia und wieso wollte sie Erik heiraten? Weshalb waren alle so besorgt? Frederika atmete tief durch. Sollte sie sich einfach in ihre Gemächer zurückziehen und die Nachtruhe antreten? Nein! Diese Möglichkeit war ausgeschlossen. Das Mädchen konnte nun nicht schlafen, nicht in dieser quälenden Ungewissheit. Ihre verstorbene Mutter pflegte immer zu sagen, dass Unwissenheit sofort auzfgeklärt warden sollte, ganz gleich welches leidige Thema diese Unwissenheit birgt. Sie erinnerte sich an diese Worte, rang erneut nach Atem. Frederika wusste, dass es Unhöflich war und nicht ihrer guten, königlichen Erziehung entsprach, nicht anzuklopfen, doch die Prinzessin betrat ohne Ankündigung erneut stürmisch den Thronsaal.
“Wer ist diese Concordia?”, rief sie laut und hörte, dass ihre Stimme an den Mauern des riesigen Saales wiederhallte.
Sie blickte in die Gesichter ihrer Brüder und in das ihres Gemahles, die sie erschrocken und leichenblass zurück anstarrten.
“Hast du uns belauscht?” Jonathan fand als erster seine Sprache wieder.
“Ja, verzeiht mir… Doch in dieser Ungewissheit konnte ich nicht eine Minute länger leben. So denkt an Mutters Worte.” Frederika starrte beschämt zu Boden.
“Ist schon in Ordnung! Mir ist deine Neugirde entgangen!” Erik schmunzelte und legte seiner Ehefrau eine Hand auf ihre Schulter.
“Doch nun ist es an der Zeit!” Seine Stimme wurde wieder Ernst und betrübt starrte er durch das Mädchen hindurch.
“Was meinst du nun? Du sprichst in Rätseln?”
“Es ist an der Zeit, dass du die ganze Wahrheit erfährst!” Erik machte eine bedeutungsvolle Pause, in der Sorge mitschwang.
“Setzt dich zu uns, Schwesterlein!” Lukas, der zuvor noch nichts gesagt hatte, deutete auf einen Stuhl neben sich und unruhig folgte Frederika der Aufforderung.
“Also es war ungefähr vor einem Jahr, als ich dich noch nie zu Gesicht bekam und wir noch nicht den Bund der Ehe geschlossen hatten. Mein Vater hatte damals eine andere Prinzessin aus reichem Hause für mich eingeladen, um deren Hand ich anhalten sollte. Es war eine recht seltsame Gestalt, die nicht in helle Ballkleider sondern in dunkle, pechschwarze Gewänder gehüllt war. Sie sprach äußerst selten ein Wort zu mir und war geheimnisvoll. Doch bevor ich sie fragen konnte, fand ich deine Schönheit und ich nahm dich zur Frau.” Erik nahm Frederikas Hände und lächelte.
“Diese geheimnisvolle Gestalt stellte sich mir als Prinzessin von Elfenbein vor, verschwand jedoch noch vor unserer Vermählung. Ich habe mir nichts dabei gedacht, doch nun ist sie wieder in unserem Dorf.”
“Doch was ist daran ein Vergehen?”
“Es ist sehr kompliziert… Wie sich herausstellte ist sie eine gefürchte Zauberin, eine gemeine und böse Hexe, die einen Hass auf dich hat, Frederika, Liebste! Sie ist nicht bekannt, den ihre Fähigkeiten der Tarnung sind Meisterhaft! Sie möchte dich umbringen!”
“Was!” Frederika erstarrte und began am ganzen Leib zu zittern.
“Doch das kann sie nicht, denn das schreibt ihr Hexengesetz vor!”
“Aber so ist alles in Ordnung, oder?” Frederikas Augen blitzten voller Hoffnung, obwohl sie ahnte, dass dennoch nichts in Ordnung war, im Gegenteil.
“Nein, eben nicht!”
“Aber wieso?!”
“Es ist sehr kompliziert! Sie könnte dich verzaubern, damit du ihr nicht mehr im Wege stehst und davor müssen wir dich schützen!”
“Soll ich etwa in meinen Gemächern bleiben, bis die Gefahr gebann ist, was Jahre dauern könnte?”
“Wir wissen uns nicht anders zu helfen! Und da ist noch etwas...”
“Was denn nun noch? Ich bin doch schon genug gestraft.”
“Die Hexe Concordia kann dich aufspüren, wie ein Wachhund!”
“Aber wie?”
“In dem du musizierst! In dem du deiner Flöte zauberhafte Töne entlockst! Deine Flöte ist so zauberhaft, dass dieser Zauber mit dem bösen Zauber der Hexe verbunden ist.”
“Willst du damit sagen… Ich soll… nie wieder… Flöte spielen…? Frederika schluckte.
“Nein, so ist es nicht… Also, ich meinte.. Es ist wahr!”
“Das kannst du mir nicht verbieten… Lieber werde ich verzaubert, als dass ich nie wieder Flöte spielen darf! Die Musik ist mein Leben, Erik! Ich bauche sie, wie Luft zum atmen!” Heiße Tränen schossen der Prinzessin in die Augen und sie konnte sie nicht zurück halten.
“Frederika, es ist nur zu deinem Schutz!”
“Dieser Schutz ist nicht das, was mir beliebt! “ Das Mädchen erhob sich und eilte zu Tür.
“Gute Nacht!”
Am darauffolgenden Morgen erwachte Frederika und eine eiserne Bleie legte sich über ihren Körpern und sie versuchte sich daran zu erinnern, was in der Nacht zuvor geschehen war.
“Concordia!” Sie setzte sich erschrocken in ihrem Himmelbett auf und erinnerte sich an das Verbot der Musik. Die Prinzessin ging zu ihrem Tisch und öffnete den Flötenkasten. Im Kerzenlicht schimmerte das Silber des Holzblasinstrumentes. Frederika strich darüber und vergoss erneut eine Träne.
“Vielleicht werde ich nie wieder den lieblich Klang der Flöte genießen können!”,schluchzte sie und es war als hätte man ihr ihr Herz entnommen. Sie erinnerte sich an die vielen Abende an denen sie für die Tiere des Waldes gespielt hatte und ihr Herz schmerzte vor Sehnsucht
“Alles ist still und bestimmt schläft auch Concordia noch… So kann ich wenigsten noch ein letztes Mal auf der Querflöte spielen.” Frederikas Gewissen plagte sie zwar, aber dennoch musste sie es tun. Die Prinzessin setzte das Kopfstück an die Lippen und spürte die glatte, kalte Oberfläche. Zarte und leichte Töne enlockte sie dem Instrument und spielte so leise, dass auch sie fast nichts mehr hörte, doch die Töne entwichen aus dem Schloss und der Wind trieb sie fort an einen Ort voller böser Magie.
Frederika sah hinaus aufs Meer durhs Fenster im Thronsaal. Der Himmel war in ein dunkles Nachtblau getaucht. Die Sonne wurde von pechschwarzen Wolken verdeckt und in der Luft schwebte etwas Unheilvolles.
“Liebste, was sorgt dich?” Erik sah seine Prinzessin an und runzelte die Stirn.
“Der Himmel und die Welt sind heute so dunkel und gefährlich. Ich habe Angst!”
“Keine Angst, Schwester! Wir passen auf dich auf!” Edmund der älteste und weiseste Bruder schlang seine Arme um Frederika.
“Ich danke euch!”Frederika lächelte leicht und fühlte sich plötzlich geborgen, doch diese Geborgenheit hielt nicht lange an. Denn plötzlich fuhr trotz aller geschlossenen Fenster ein eiskalter Windstoß durch das große Zimmer, der alle Kerzen ausblies. Es war nun stockdunkel und bitter kalt. Doch im gleichen Moment zog im Zimmer eine Art Sturm auf, bei dem dunkler Sternenregen spiralförmig durchs Zimmer fegte und etwas Licht spendete.
“Was ist das?” Frederika wurde heiß und kalt zugleich. Sie wusste nicht welche Unheimlichkeit als Nächstes zustande kommen würde und versuchte nicht noch mehr beunruhigt zu werden.
Doch der Sternenregen lichtete sich nicht, sondern formte sich zu einer großen Gestalt und nachdem jeder Stern einen Platz eingenommen hatte, wurde aus der Luftgestalt eine wahrhaftige Person, die von dunklem Nebel und qualmenden Rauch umgeben war. Nachdem sich dieser aufgelöst hatte, richtete sich diese vor den dreizehn Prinzen und der Prinzessin auf. Frederika öffnete angstvoll die Augen und sah eine große, dünne Frau. Ein dunkler, langer Mantel umhüllte ihren Körper und wies die gleiche Farbe auf wie ihre langen, zu Schlangen geformten, abstehenden Haare. Sie streckte sich genussvoll aus und lächelte hinterhältig.
“Ah! Endlich bin ich angekommen!” Ihre tiefe, raue Stimme klang genauso grausam und langsam ging sie auf die Königsfamilie zu.
“Lange habe ich auf diesen Augenblick gewartet und nun ist er endlich da! Du bist wohl Frederika!” Bedrohlich tänzelte sie zu der jungen Prinzessin hinüber, die sich ängstlich hinter ihren Brüdern versteckte.
“Du brauchst dich doch nicht zu verstecken!”, rief sie mit gespielter Überraschung.
“Ich habe dich schon gesehen! Und ich muss zugeben, dass du wirklich eine wunderschöne Prinzessin bist! Erik hat sich zurecht mit dir vermählt! Und nun lasst mich zu der jungen Prinzessin!” Herausfordernd blickte sie die Prinzen an und hielt den Blick stand.
“Niemals! Wir werden nicht zulassen, dass du unserer Schwester auch nur ein Haar krümmst!” Matheo ballet seine Fäuste und schützte seine kleine Schwester.
“Sie hat dir nichts getan!” Jonathan tat es ihm gleich.
“Concordia!” Erik sah sie mit Respekt und Angst an.
“Du hast kein Recht meiner Gemahlin etwas zu tun! Ich habe mich für sie entschieden und so kannst du mich verwandeln oder umbringen, aber nicht Frederika!”
“Oh, wie süß! Die großen Büder und der Ehemann müssen für die kleine Prinzessin sprechen! Du bist so ängstlich!”
Frederika zuckte zusammen.
“Doch ich möchte dich nicht, Erik! Ich möchte sie, diese diebische, wunderschöne Prinzessin! Es ist die Zeit der Rache!” Höhnisch lachend, bahnte sich Concordia eine Weg durch die Prinzen und betrachte Frederika.
“Kleine Prinzessin! Es ist Zeit mich zu rächen!” Grinsend spielte sie mit einer Locken der Frederika.
“Lass mich in Ruhe! Du kannst mir nichts anhaben!” Frederika löste sich aus ihrem eisernen Griff.
“Das ist leider wahr!” Ihr Grinsen erstarb und sie ließ das Löckchen fallen.
“Doch da fällt mir etwas anderes ein!” Händereibend wandte sie sich von Frederika ab und betrachtete die bildschönen Prinzen.
“Schließlich kann man auch vor Trauer umkommen!”
“Was hast du vor!” Frederikas Hände wurden schweißig.
“Wage es ja, nicht meine geliebten Frau eine andere Gestalt zu verleihen!” Erik stellte sich schützend vor die junge Dame und Frederika klammerte sich an seine Uniform.
“Ach! Was denkt ihr nur? Ich habe völlig harmlose Ideen!”
“Lass uns in Ruhe! Bitte!” Frederika sah die Hexe flehend an und lächelte lieblich.
“Du bist so gutgläubig! Doch nun genug der Unterhaltung! Kommen wir zum Ernst dieses Besuches!” Concordia lachte höhnisch und erhob die Hände zum Himmel.
“Ich rufe die Mächte des Bösen zu mir! Die Mächte des Feuers, Windes und der Wut! Komme die Wut, meine Wut, des letzten Jahres zu mir und helfe mir die Rache auszuüben!” Concordia zeichnete mit ihren Händen das Zeichen einer Flamme des Feuers in die Luft, auf die sich Nebel und Sternenregen niederlegten.
“Feuer hilf mir!”
Die Flamme wurde in ihre Hände eingezogen.
Nun zeichnete sie eine Welle und auch diese wurde in ihre Hand eingezogen. Sie wurde größer und größer, blickte auf die Prinzen und Frederika herab.
“Und nun…” Concordias Hände leuchteten mächtig.
“Die Mächte der Natur erschaffen Steine, grau und kalt! Gefühllos! Mächte der Natur, Feuer, Wasser kombiniert mit meiner Wut, ich rufe euch zu Hilfe! Erschafft eine graue, kalte, gefühllose Masse. Hölle und Erde! Wasser und Feuer! Luft und Wolken! Liebe und Wut! Rächt euch an dieser jungen Prinzessin Frederika, und lass sie vor Trauer um ihre Brüder umkommen! Verwandle die zwölf Brüder, Jonathan, Matheo, Edmund, Lukas, Johannes, Ferdinand, Martinus, Mathias, Karl, Nikolas, Galileo und Armin, sowie ihren geliebten Erik zu Stein! Lege eine steinerne Hülle um die jungen Prinzen und sie sind Stalakniden!” Concordia lachte säuerlich und richtete ihre Hände, die von der gesamte Zauberkraft des Zorns nur so sprühten, auf jeden einzelnen Bruder der Frederika. Die Prinzen erstarrten und wurden reglos und dunkler, böser Nebel legte sich um die Königssöhne. Frederika erschreckte sich und versteckte sich unter dem Tisch. Allerdings nahm sie dabei unbemerkt ihren Flötenkasten mit. Doch als sich der Nebel wieder legte, war es zu spät! Die strahlenden Königssöhne, die ihre Schwester bis zum Schluss immer beschützt hatten, standen in Stein verwandelt nebeineinander auf dem blank polierten Boden.
“Nein!” Frederika sprang auf und eilte zu ihren Brüdern. Sanft strich sie über die steinerne Hülle und küsste jedem der Brüder die kalten Wangen. Jeder ihrer Geschwister hob die Hand oder war noch im Schritt erstarrt um zu flüchten.
“Was hast du getan? Wie konntest du nur!” Frederika brach in Tränen aus. In diesem Moment erkannt die Prinzessin ihren Gemahl Erik, der lebend in der Ecke stand.
“Oh je wie konnte ich nur?” Concordias entschlossene, eiskalte Augen strahlten teuflisch und entschuldigend. Doch dann richtete sie ihre Macht schlagartig auf Erik, in dem sie sich unerwartet umdehte.
“Erik pass auf!” Frederika wollte loslaufen, doch ihre Beine waren schwer wie Blei und bewegten sich nicht.
Doch auch Eriks Körper erstarrte und kalter, dunkler Nebel stieg aus dem Boden, legte sich um den steifen Erik. Als er sich wieder lichtete, stand der Prinz von einer steinernen Hülle umgeben und mit leerem Blick an der gleichen Stelle. Frederika versuchte erneut zu ihm zu gelangen und bemerkte wie das Blei aus ihren Beinen entschwand.
“Erik! Was tat sie dir an!” Das Mädchen wollte gerne schreien wie ein wildes Tier, doch ihre Worte klangen einfach nur verzweifelt.
“Nein!” Sie legte sanft ihre Arme um den kalten Stein und weinte weiter. Vielleicht weinte sie ihr ganzes Leben weiter. Dieser Gedanke erschreckte sie kaum. Hauptsache sie konnte in Eriks Nähe sein. Plötzlich wurde Frederika wie von einem unsichtbaren Band von Erik getrennt.
“Nun zu dir!” Concordia richtete ihre Hände auf das Mädchen.
“Oh! Was muss ich erblicken? Ist denn niemand da der dir zu Hilfe eilt?”, fragte sie gespielt überrascht.
Frederika konnte sich aus der Macht lösen und rannte hinaus, ihre Flöte fest an ihr Herz gepresst.
“Lauf du nur! Und komme um vor Trauer und Angst!”
Frederika hörte das teuflische Lachen der Hexe noch nachdem sie das Schloss verlassen und ihre Brüder, das Grab ihrer Eltern, alte Erinnerungsstücke, eigentlich ihr Leben zurückließ. Nur ihre Querflöte hatte sie noch bei sich. Frederika hielt sie fest in ihren Armen und eilte verzweifelt aus dem Schlosspark. Würde sie ihn jemals wieder durchqueren? Würde sie dieses weiche Gras jemals wieder unter ihren Füßen spüren oder den Bach plätchern hören können? Frederika trat einen Schritt über die Grenze zum Wald und rannte weiter. Sie bekam keine Luft mehr, doch die junge Prinzessin musste fort. Hoffentlich wurde sie nicht verfolgt? Vor Schreck bei diesem Gedanken zuckte sie zusammen und begann zu zittern. Ihr Herz flatterte, wie ein wilder Schmetterling, der Ballet tanzte.
“Habe ich überhaupt noch ein Herz?”, dachte sie und stolperte über eine Wurzel. Im nächsten Augenblick sah es so aus als würden die uralten Bäume ihre Gesichter verzerren und mit den knochigen Ästen nach Frederika packen wollen. Plötzlich zogen Blitze am Himmel auf, welcher sich nun pechschwarz färbte und laute Knalle erfüllten die Luft. Frederika rannte und rannte, stolperte über die Baumwurzeln und schrie vor Verzweiflung. Etws pochte gegen Frederikas Kopf und die Prinzessin fiel zu Boden, welcher hart und kalt war. Frederika spürte nur noch wie ihr Kopf schmerzte und dann sah sie nur noch Schwarz vor ihren Augen.
Als das junge Mädchen wieder ihr Augen aufschlug, erblickte sie zuerst ein Strohdach aus verdorrten Halmen. Ihr Kopf pochte vor Schmerz und Frederika überlegte, was gestern geschehen war.
“Concordia!”, rief sie und setzte sich ruckartig auf.
“Aber mein Kind! Was schreist du nur so herum?”, krächzte da eine alte, heißere Stimme.
“Wer… wer seid ihr?”, fragte Frederika zitternd und bemerkte, dass sie in einem Bettgestell aus Holz, welches mit weichem Stroh gepolstert war und die Prinzessin war in eine alte Decke gehüllt.
“Mein Name ist Ada, mein Kind.”, sagte die Alte und Frederika beobachtete die Frau. Sie trug ein mit bunten Flicken besticktes beschmutztes, dunkelgrünes Kleid mit einer roten Schürze und hatte zerzauste schwarze Haare. Ihre Augen leuchteten freundlich auch wenn ihr gebräuntes Gesicht von vielen Falten durchfurcht war.
“Aber wieso bin ich hier? Ich erinnere mich, dass… Ich bin doch im Wald gewesen? Oder…”
“So war es tatsächlich! Ich fand dich am gestrigen Morgen im Wald bei Beerensammeln. Du lagst dort ohne dein Bewusstsein und mit einer blutenden Wunde am Kopf. So nahm ich dich mit.”
“Das ist sehr gütig von Euch!”, sagte Frederika und blickte sich aufatmend in dem Häuschen um. Die zwei, winzigen Fenster waren mit Stroh zugestopft und der Boden war aus weichem, frischem Moos, welches duftete. Auf einem Holzschemel neben dem Bettähnlichen-Gestell stand eine Holzschüssel mit milchig drüben Wasser gefüllt und einem kleinem Seifenstück und einem Flicken, der wohl als Handtuch dienen sollte. Auf einem winzigem verschmutztem Holztisch stand eine weitere Holzschüssel gefüllt mit Käse und daneben lag ein Stück Brot.
“Lass mich deine Wunde anschauen!” Die Alte wickelte ein Stoffstück von Frederikas Wunde ab, desinfizierte diese mit Wasser und erneuere den “Verband”.
“Du solltest etwas essen.”, meinte sie und half der Prinzessin aus dem Gestell.
“Woher kommst du?”, fragte Ada und reichte dem Mädchen das harte Stück Brot.
“Naja! Es ist… kompliziert! Ich komme aus dem Schloss Tannenberg!”
Ada sprang erschrocken auf und machte einen tiefen, unbeholfenen Knicks.
“Eure Hoheit! Ihr seid Prinzessin Frederika! Das Mädchen, welches so zauberhaft auf dem Instrument spielt. Auf der Flöte!”
“Oh, Bitte! Ich bin einfach nur Frederika! Lass das Förmliche!!!” Frederika senkte den Kopf und eine Träne versigte im Holztisch.
“Hoh… Ich meinte Frederika! Was ist der Grund für deine Traurigkeit?”
Frederika blickte auf und erzählte ihr die ganze Geschichte und den heimtükischen Plänen der Hexe Concordia.
“Aber, Kindchen! Diese Frau wird dir nichts anhaben können!” Ada trat zum Fenster, schob das Sroh etwas zur Seite und wies auf einen Wald aus dornigen Hecken, hohen Bäumen und Efeu.
“Darum geht es doch nicht.” Seufzend drehte Frederia das Stück Brot in ihrer Hand.
“Was ist es dann?” Ada setzte sich wieder.
“Ich… ich kann nie wieder Querflöte spielen und wie soll ich meine Brüder und meinen Erik nur erlösen? Aber… Meine Flöte, wo ist sie?” Frederika sprang auf und wäre beinahe gestürzt, wenn Ada ihr nicht den Schemel untergeschoben hätte. Dann holte sie den Flötenkasten hervor.
“Oh Gott! Da ist sie!” Das Mädchen brach in Tränen aus vor Glück.
“Doch du darfst nicht darauf spielen! Und für das Erste bleibst du hier!” Ada sah Frederika streng an und lächelte dann milder.
“Oh, Herr Gott! Was ist da nur für ein Fluch über uns gekommen?” Das Mädchen sank von dem Schemmel und began bitterlich zu weinen.
“Mein Kind! Du solltest dich nicht aufregen! Nun Frederika, ich werde dir ein frisches Kleid geben!”
“Ich danke Euch, Ada!” Frederika blickte auf und sahan sich herunter. Sie trug nur noch ihren weißen Unterrock.
“Schau! Das ist alles was von deinem Kleidchen übrig blieb!” Ada deutete auf den Waschtisch, auf dem Frederika den Fetzten Stoff, welchen sie vorhin als Handtuch wahrnahm, ihr Lieblingskleid erkannte.
“Du darfst die Hoffnung niemals verlieren!” Ada lächelte wenig überzeugend und hielt Frederika ein Kleid hin, welches vergilbt war und unter viel Schmutz und bunten Flicken erkannte sie eine ursprüngliche cremefarbenen Stoff.
“Danke, Ada! Ihr seid zu gut!”

“Du siehst hübsch aus!” Die alte Frau lächelte Frederika schwach an und betrachtete ihren einfachen Zopf und das Kleid an der Prinzessin.
“Danke! Doch was soll ich nun tun! Ich kann nicht tatenlos hier herum sitzen!”
“Aber, was solltest du denn schon tuen?”
“Ich muss meine Brüder erlösen und… Erik! Ada ich danke euch für die Gastfreundschaft! Aber mein Weg wird mich nun anders führen!”

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Hier ist noch ein Wettbewerbsbeitrag: Wie ist es?
Es ist eine typische Kurzgeschichte, siehe Wolfgang Borchert!
Sonnenstrahlen
Das grelle Licht der frühen Morgensonne blendete mich sodass ich den Blick von meiner Arbeit hob und aufstand. Das furchtbare grelle Licht! Wie ich es hasste! Entnervt zog ich die Rollos zu und schloss die Augen. Ich genoss die Stille und die angenehme Dunkelheit in meinem Arbeitszimmer. Da waren nicht das ohrenbetäubende Kreischen von Kindern oder klappernde Geräusche der Töpfe aus der Küche. NEIN! Da war nur mein wohlverdienter Frieden mit Ruhe und Dunkelheit. Wie gut, dass ich mich für ein Leben ohne Familie entschieden hatte; ein Leben ohne Lärm und grellem Licht, aber eines mit Ruhe. Nie würde ich diese Entscheidung bereuen.

Das Licht der Abendsonne strahlt durch das Fenster meines Schlafzimmers direkt in mein Gesicht und blendet mich. Ich bin zu schwach, um die Rollos zu zu ziehen , außerdem hinderte mich irgendetwas in meinem Herzen daran, es zu tun. Andererseits quält mich die Frage, ob ich überhaupt ein Herz habe. Alles ist still, man könnte eine Stecknadel fallen hören. Kein Schreien, kein Töpfeklappern. Es herrscht mein so sehr gewünschter Frieden mit Stille und Dunkelheit. Dunkel- so fühle ich mich. Dunkel und düster. Ich sollte eigentlich glücklich sein mit dieser Ruhe. Doch ich liege in den Kissen, schlapp und endlos müde, während meine Sehkraft zusehen nachlässt. Hilflos und einsam bin ich. Wäre da doch nur ein Enkelkind, das neben mir mit Bauklötzen spielt und laut kreischt. Wäre da doch nur eine Frau, meine Frau, die mir Medizin brächte oder ein lautes Konzert mit den Töpfen veranstalten würde. Da war nur die Sonne, die von mir verhasste grelle Sonne. Als hätte sie diesen Gedanken erfasst, schwindet auch ihr Licht langsam. Ich versuche die letzten Strahlen zu genießen, was ich in jungen Jahren nie konnte. Doch der Himmel verdunkelt sich und falls ich ein Herz haben sollte, so wird auch dieses dunkel und schwer. Ich schließe meine schweren Augenlieder und merke wie dumm ich war. Mein nutzloses Leben geht unerfüllt zu Ende.

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Kennst du Geschichtenwettbewerbe?
Wie du ja bestimmt bemerkt hast, liebe ich es zu schreiben. Kennst vlt. Schreibwettbewerbe etc.? Ich würde so gerne mein Buch veröffentlichen, aber die Verlagssuche ist der Horror! Hast du da einen Tipp oder bist du eher in einer anderen Branche tätig?

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DIE NEUE GESCHICHTE IST DA! Ich bin mega Happy, das ich die Eingebung zu dieser Geschichte hatte.... Isr
Saddy-End
Prolog
Saddy-End? Was ist das eigentlich? Tja, das wusste ich bis vor einem Monat auch nicht und um ehrlich zu sein, es wäre besser, wenn ich es nie gewusst hätte. Aber mal ganz von vorne und langsam. Ich heiße Ida Fischberg, eigentlich Ida Sophia Fischberg, Sophia nach meiner Patentante, aber sie ist steinalt und ich hasse den Namen also vergesst ihn am besten gleich wieder, also und ich wohne in Berlin, genauer gesagt in einem zehnstöckigen Hochhaus im letzten Stock. Das klingt nicht wirklich gemütlich, aber mein Mann, Luca, und ich können uns nichts Größeres leisten und im Lotto gewonnen haben wir leider auch noch nicht. Das Hochhaus steht mitten im Stadtzentrum also gibt es auch Vorteile, wir brauchen kein Auto und das spart auch wieder Geld. Wir können überall zu Fuß hingehen und wir können jedem Sommerschlussverkauf einen Besuch abstatten. Okay! Eigentlich nur ich oder Lana. Ja, meistens nur ich! Ich liebe shoppen einfach, genauso wie Mutti. Gut, neues Thema… Übrigens haben mein Mann, Luca, und ich auch eine Tochter: Lana. Sie ist zehn und unser größtes Glück. Wenn es regnet ist sie unser Sonnenschein. Luca meint wir sähen uns sehr ähnlich und ich glaube das stimmt auch, wenn ich uns so im Spiegel betrachte. Wir haben beide pechschwarze, schulterblattlange, glatte Haare und braune Augen, außerdem liebt sie shoppen auch. Zum Glück bin ich da nicht alleine! Ich habe das perfekte Leben, denkt ihr jetzt wahrscheinlich. Nun das glaubte ich auch, aber dann… Naja… Erwähnte ich schon, dass Luca Handwerker ist. Er verdient nicht die Welt, aber das sagte ich ja bereits. Ich hingegen bin Autorin mit Leidenschaft. Aber meine Bücher bleiben leidenschaftlich in den Regalen liegen wie Blei. Das darf mich aber nicht stören, sagt mein Vater zumindest immer.
„Du darfst als Schriftstellerin niemals aufgeben, egal was der Leser sagt. Du musst an dich glauben! Glaub‘ an dein Talent!“
Das ist leider leichter gesagt als getan. Ich meine er ist auch Autor ,oder besser war es, und hat sein erstes, ohne Erfolg veröffentlichtes Buch auf einer Buchmesse vorgestellt und lauter „Buh-Rufe“ geerntet. Ich frage mich bis heute noch wie es dazu kam. Aber bei dieser Vorstellung, dass man so seine Gefühle verletzt, kämpft sich mein Herz zusammen. Ich liebe ihn und ich kann nicht zulassen, dass er so verletzt wird! Eigentlich hatte er noch so viel vor in seiner Karriere. Paps wollte das Buh „Saddy-End“ schreiben und er wollte sich damit an die Spitze der Berühmtheiten kämpfen. Als der Traum für ihn ausgeträumt war, habe ich ihm versprochen den Traum zu Ende zu träumen, für uns beide!
„Papa, eine Carlsen gibt niemals auf!“ Erwähnte ich schon, dass mein Mädchenname Carlsen ist. Also nebenbei mein Mädchenname ist Carlsen.
Ich darf Papa um keinen Preis enttäuschen, denn ich weiß, wie wichtig ihm dies ist. Und ich habe einen Plan, wie ich es schaffe- mal von der Geschichte abgesehen. Schon der Titel weckt Interesse und außerdem schreibe ich anonym- jeder der meinen Namen sehen würde, würde einfach vorbeigehen- und dann zücken die Kunden direkt den Geldbeutel. Luca, Lana und ich wären reich. Wir könnten aufs Land ziehen, Lana könnte Prinzessin werden und wir würden sechs Wochen lang am Strand liegen- natürlich im Sommer. Und wir würden uns unsere Träume erfüllen - nichts großes nur eine Kreuzfahrt ins Glück oder um die ganze Welt oder das super, süße Cocktailkleid von P&C oder die kniehohen Stiefel aus rotem Leder mit den hihen Absätzen. Luca sieht das anders, denn er möchte lieber ein altes Haus restaurieren um darin zu wohnen oder er würde- wie ihn kenne- eine steinalte Mühle kaufen, damit er dort alte Möbel herrichten kann. Das verstehe ich nicht, weil wir doch dann schon reich sind und kein Geld mehr mit Möbel verdienen müssen. Aber egal!! Wow, wenn ich in Deutsch früher soviel geschrieben hätte, hätte ich nur Einsen in einer linearen Erörterung gehabt.
Also um noch mal auf meine Frage zurück zu kommen: Saddy-End ist das Gegenteil von Happy-End. Ich meine es gibt doch echt tolle Bücher. Jetzt mal ein Beispiel:
1. Ein Mann ist schon im Prolog sehr krank, sterbenskrank, aber man weiß spätestens nach dem ersten Kapitel, dass es eine wundersame Heilung geben wird.
2. Eine Frau ist schwanger und ihr Kind wird wahrscheinlich unfähig sein um zu leben. Alle sind verzweifelt. Aber man weiß, dass es eine Heilmethode geben wird noch während man mit fiebert.
3. Oder… ach mir würden noch tausende Beispiele einfallen, aber nun erzähle ich euch mal weiter.
Happy-End ist ja schön und gut, aber immer?
Ich weiß nicht, ob mein Buch gut oder schlecht ausgeht, aber das ist das spannende an diesem Beruf! Ich werde unseren Traumleben, ja ihn atmen und allen zeigen, was in der wahren Ida Fischberg geborene Carlsen steckt.
Paps, wenn du dies liest bin ich schon auf dem nächsten Kreuzfahrtschiff, aber ich denke immer an dich und Mutti und liebe euch.

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Ich saß an meinem Schreibtisch und tippte auf der Computertastatur herum.
„Und Zwischenspeicher!“ Ich lehnte mich zufrieden zurück. Die ersten zwei Kapitel hatte ich fertig. Das war ein super Anfang. Zufrieden klappte ich den PC zu und stand auf. Da hörte ich Lana. Sie begann wieder auf dem Klavier zu spielen. Schon heute Abend würde sie auf dem Weihnachtskonzert mitspielen und Lana war schon unglaublich aufgeregt. Ich schaute aus dem Fenster. Naja, ein paar Flocken fielen herab. Ich lief zu meiner Tochter. Sie saß an ihrem kleinen Piano und konzentrierte sich ganz auf die Griffe. Ihre Finger flogen über die Klaviatur und Lana bemerkte mich überhaupt nicht. Ich betrachtete sie von hinten. Ihre pechschwarzen Haare fielen ihr lange über den Rücken. Sie trug schon ihr Festtagskleid, welches ich ihr gekauft habe. Es ist ein knielanges, eng anliegendes Wollkleid ganz in schwarz und es glitzert. Dazu trägt sie die Kette von Lucas Mutter. Das ist Saddy-End, denn sie ist an Lanas Geburt gestorben, aber die Kette hat sie Lana noch um den Hals gehängt. Es ist ein vergoldetes Herzamulett.
„Lana?“
Lanas Spiel verstummte und sie wirbelte herum.

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Sie ist allerdings noch laaaaaange nicht fertig

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