Freitag, 17. November 2017
Die Omega-Freunde
Ich NAHM AN EINEM mÄRCHENWETTBEWERB TEIL: STIMMT FÜR MICH AB:
http://maerchenland.de/WP/die-zauberhafte-querfloete/
DAS GEHEIMNIS UM JOHANNA SCHUBERT
Rebecca Maier stand unschlüssig vor dem Haus im kleinen Dorf Fortuna. Es war hellrosa angestrichen, alt, hatte ein Ziegelsteindach und wurde irgendwann im 18.Jahrhundert erbaut. Die Fenster wirkten auch nicht gerade einladend. Es brachte wohl nicht viel das Haus anzustarren, Rebecca musste dort einziehen.
„Nimmst du mal die Tasche?”, fragte Frau Maier, Rebeccas Mutter. Ein Lastwagen fuhr vor und Herr Maier, Rebeccas Vater, stieg zusammen mit den Arbeitern der Spedition aus und gemeinsam begannen sie die Kisten auszuladen. Rebecca hatte nicht im Geringsten Lust auf diesen blöden Umzug. In Stuttgart hatte sie doch beste Freundinnen, sie ging dort zur Schule, ihre Familie lebte dort, ihr Leben gehörte nach Stuttgart! Nicht in das kleine Dorf mit fünf Häusern, in dem anscheinend jeder jeden kannte. Aber dann bekam Herr Maier dieses tolle Jobangebot mit einem Spitzengehalt in Fortuna, und er kaufte dieses verlassene Haus. Hinter ihr lag eine alte Welt, vor ihr eine neue und dazwischen eine große, steinerne Mauer, wovor ein eisiger Wind fegte.
Aus dem gegenüberliegenden Haus schaute ein Junge und beobachtete, wie die Kisten, Taschen und Koffer in das seit Jahren leer stehende Haus gebracht wurden. Er sah, dass neben dem Haus ein Mädchen stand. Es war hochgewachsen, schlank und trug einen weißen Sommerrock, dazu eine dünne, hellblaue, geblümte Bluse. Ihre brünetten Locken umrahmten ihr schmales, gebräuntes Gesicht und flossen ihr über den Rücken. Er fand sie hübsch, aber ihr Gesichtsausdruck zeigte etwas Trotziges.
Er fand das alte Haus irgendwie … naja unheimlich und gruselig. Man erzählte sich Legenden, Sagen und Geschichten von z.B. der früheren Bewohnerin , welche von ihrem Geliebten betrogen wurde und an gebrochenem Herzen starb , seitdem wollte ihre Seele keine Ruhe finden bis sie den Grund des Betrugs herausgefunden hatte. Sie spukte angeblich seither in diesem uralten Haus. Bei diesem Gedanken lief ein kalter Schauer über seinen Rücken, und er bekam eine Gänsehaut.
Im Haus waren die Wände kahl und dunkel, jedes Zimmer roch muffig und alles war sehr verlassen.
“Rebekkka, dein Zimmer ist hier unten. Geh den Gang geradeaus; das letzte Zimmer im Gang direkt neben dem Bad bewohnst du.”, sagte Frau Maier und stellte eine Kiste ab. Rebecca befolgte die Wegbeschreibung ihrer Mutter und fand sich gleich darauf in einem Zimmer mit Holztür wieder. Die Wände waren gelb und das kleine Fenster ließ nicht einen Sonnenstrahl in den großen Raum. In diesem Zimmer war wohl immer Nacht.Es war außerdem ziemlich stickig. Rebecca ging sinnlos durch das Zimmer und die Holzbretter knachten unter ihren Füßen.
“Nichts besonderes, hier!” murmelte sie lautlos und setzte sich auf den Boden im Schneidersitz.
Hätte sie gewusst, was dieses Zimmer für ein Geheimnis hüttete hätte sie diesen Satz niemals ausgesprochen.

Rebecca stand vor dem Spiegel und musterte sich kritisch. Sie wollte nach ihrer Haarbürste greifen, vergeblich. Das Mädchen drehte sich um und stolperte über Kisten, welche im Weg standen.
„Ach, verdammt“, fluchte sie.
Sie trug eine weiße Hose und ein rotes T-Shirt. Ihre Locken hatte sie mit einem Band zurückgesteckt. Hier und da strich sie eine wiederspenstiche Locke glatt oder zupfte das T-Shirt zurecht.
„Bereit für den ersten Tag in deiner neuen Schule?“, fragte Frau Maier, die gerade an Rebeccas Zimmer vorbei ging. Dort hatte sich inerhalb einer Woche ein bisschen etwas geändert:
Alle Möbel standen schon im Raum, aber die Kisten packte sie nach wie vor nicht aus, weil…
„Ja, ja …!” Rebecca überlegte: War sie es denn wirklich?
Frau Meier parkte den silbernen Mercedes Benz vor dem Michaelisgymnasium. Rebecca und ihr kleiner Bruder Julius stiegen aus.
„Viel Spaß ihr Zwei“, winkte Frau Maier ihnen nach. Julius ging langsam auf die Grundschule, welche sich neben dem Gymnasium befand, zu. Zögernd lief auch Rebecca auf das Gymnasium zu.
Rebecca wurde von ihrer Lehrerin, Frau Schnettler-Dosorium, freundlich empfangen. Sie wurde neben ein Mädchen mit blonden Haaren gesetzt; ihr Name war Julia und wie sich herausstellte war sie eine Streberin, die kein Wort im Unterricht mit Rebecca wechselte, sich ununterbrochen meldete, dann auch noch alles wusste und in der Pause Bücher verschlang. Apropos Pause:
In der ersten kleinen Pause versammelten sich einige Schüler/innen um Julias und Rebeccas Platz alle redeten durcheinander.
„Hast du schon Johanna Schubert getroffen?“
„Hast du die Edelsteine gefunden?“
„Spukt es bei euch?“
„Bist du der Seele begegnet?“
„Gibt es in eurem Haus irgendwelche Geheimgänge?“
„Wirst du den Schmuck suchen?“
„Hast du eine Schatzkarte gefunden?“
So redeten alle durcheinander, aber Rebecca verstand nur Bahnhof, wenn sie überhaupt etwas verstand in diesem Trubel und Stimmengewirr. Sie schnappte die Wörter Edelsteine, Seele und Johanna Schubert auf.
„Wer ist diese Johanna?“, fragte sie zarghaft, aber keiner verstand sie.
Na das fing, ja, gut an!
Am Mittag saß Rebecca mit Julius und Frau Meier auf leeren Kartons um eine weitere leere Kiste herum. Sie aßen eine Pizza. Rebecca nutzte die Gelegenheit „Mama hast du mal etwas von…“
„Mama ich sitze neben einem netten Jungen, Leon“, quakte Julius dazwischen.
„Johanna Schubert…“
„Was sagtest du, Liebes, du hast eine Freundin gefunden, die Johanna Schubert heißt, wenn wir uns etwas eingerichtet haben kannst du sie gerne mal mitbringen. So und jetzt du Julius, gewöhne dir an nicht immer dazwischen zu quaken. . .“
Rebecca wusste, dass es sinnlos war dieses Gespräch in Gegenwart von Julius zu Ende zu führen. Schweigend knabberte sie die Pizza zu Ende.
Wenig später saß sie in ihrem Dachzimmer auf einer Kiste. Rebecca hatte noch nicht einen Karton ausgepackt, wenn das Mädchen ehrlich war, hatte sie nicht im Geringsten Lust jemals das ganze Zeug auszupacken. Im Zimmer war zwar mehr Platz als in ihrem alten Zimmer, aber das neue hatte etwas Unheimliches mit den dunklen Tapeten und dem Fenster, welches in Richtung Wald zeigte. Der Raum war eine Art Dachboden. Plötzlich hörte Rebecca die Türklingel schellen, sie eilte hinunter.
Frau Maier hatte die Tür schon geöffnet. Davor stand eine große, schlanke Frau in einem gelben Sommerkleid mit passenden Acsesvoirs. Ihre leuchtend roten Haare hatte sie hochgesteckt und die gelösten Haarsträhnen kringelten sich auf ihrer Stirn. Die Frau machte einen sympathischen Eindruck. Neben ihr stand ein Junge von etwa 13 Jahrenalso in Rebeccas Alter. Er hatte ebenfalls rote Haare, aber seine waren nicht so geordnet wie die der Frau neben ihm, welche wohl seine Mutter zu seien schein, dem Anschein nach, im Gegenteil:
Sie standen wirr von seinem Kopf ab. In seinen Augen tanzten tausend kleine Teufel und in seinem Gesicht leuchteten hunderte Sommersprossen. Er trug ein weißes Hemd dazu eine rote Krawatte, eine schwarze Hose und perfekt polierte schwarze Schuhe. Aber so wie der freche Junge aussah hatte er diese Pinguin-Kleidung nicht freiwillig angezogen und die Schuhe hatte mit Sicherheit auch seine Mutter poliert für sie schien Ordnung GROß geschrieben.
Die Frau steckte Frau Maier ihre Hand hin. „Ewertz, wir sind die Nachbarn“, Frau Ewertz zeigte auf das gegenüberliegende Haus, „Mein Sohn Jo-Jo und ich wollten Sie näher kennenlernen und viel Glück im neuen Haus wünschen.“
Damit steckte sie ein in Folien eingepacktes Brot und eine Holzschale voller Salz hin. „Wie nett von Ihnen, bitte kommen Sie doch rein. Es ist zwar alles noch chaotisch, aber ich habe eine Packung Kekse und wir können uns auf leere Kartons setzten. Bitte…“ Frau Maier hielt Frau Ewertzdie Tür auf.
Im Haus zauberte Frau Ewertz eine Flasche Champagner hervor und Frau Maier forderte ihre Tochter auf mit Jo-Jo auf ihr Zimmer zu gehen.
Da saßen die beiden Teenager nun und starrten sich an. „Und du heißt Jo-Jo?“, fragte Rebecca und merkte im selben Moment, wie lahm dieser Spruch klang. „Ja. Naja, eigentlich Jonathan. Und du?”
„Rebecca.Gehst du auch auf das Michaelisgymnasium?“
„Nein, auf die Astrid-Lindgren-Realschule.“
Mehr sprachen sie nicht. Schweigen. Da kam Rebecca plötzlich ein Gedanke.
Sie unterbrach die Stille: „Kennst du eine gewisse
Johanna Schubert, ich…?“
Jo-Jo wurde hellhörig. „Ja, aber das ist eine längere Geschichte. Soll ich sie dir erzählen?“
Rebecca nickte und Jo-Jo begann.
„Also . . . Es geschah alles etwa Mitte des 18.Jahrhunderts da lebte in diesem Haus eine junge Frau, Johanna Schubert soll sie geheißen haben. Sie soll Schneiderin gewesen sein und sie wollte heiraten. So viel ich weiß einen Herzog oder Fürst. Aber der Mann erschien nicht zur Trauung. Johanna hatte den Verdacht, dass ihr Verlobter sie betrogen hatte. Mit wem weiß bis heute kein Mensch. Manche sagen, dass ihr Geliebter ihr sein ganzes Vermögen später ans Grab brachte, da Johanna an gebrochenem Herzen ein paar Tage später starb. Ihre Seele will bis sie weiß wenn ihr Verlobter liebte keine Ruhe finden und seither soll in diesem Haus spuken. Wo sein Vermögen ist, es handelt sich um Edelsteine, das weiß Niemand. Sie wurden gestohlen und Johanna war die Verdächtige und sollte gefoltert werden! Aber dann starb sie,ja, vorher. Johannas Grab soll, so viel ich weiß, noch heute auf dem Friedhof in der Ecke der uralten Gräber existieren. Vielleicht gibt es hier eine Spur zu ihrem Geheimnis, dass wäre so spannend. In Fortuna passiert, ja, nie etwas Spannendes.“
Rebecca hatte zugehört und musste diese Legende erst einmal verdauen. Sie fühlte sich soals hätte sie eine tragisch-romantische-Liebesgeschichte gehört oder eine Predigt in der Kirche.
„Wenn du willst können wir einmal zusammen auf den Friedhof fahren?“
„Gerne und wann?“
„Wie wäre es mit Übermorgen?“
„Geht klar und um wie viel Uhr?“
„Nach der Schule, so gegen drei Uhr.“
„Jo-Jo, komm bitte wir gehen“, rief Frau Ewertz.
Jo-Jo verschwand und Rebecca sah ihm nach. Irgendwie fand sie diesen Jo-Jo ziemlich nett und naja …süß. Vielleicht war diese neue Welt doch nicht so schlecht, vor allem der Nachbarsjunge Jo-Jo. Sie freute sich sehr auf übermorgen.

Rebecca schaute alle paar Minuten auf die Uhr. Es war jetzt Punkt 15.00 Uhr und sie wartete vor ihrer Haustür auf Jo-Jo. Sie hatte sich extra richtig fein gemacht. Ein schwarzes Kleid und schwarze Ballerinas trug sie und um die Lockenpracht hatte sie ein schwarzes Tuch gebunden. Eben passend zum Friedhof. Endlich öffnete sich die Haustür vom Nachbarhaus und Jo-Jo stolperte mit zerzausten Haaren heraus. Rebecca ging zu ihm.
„Hallo, Rebecca. Lass uns los .Ich kenne den Weg.“ Jo-Jo schlenderte voraus. Unterwegs schwatzten die Beiden über den Umzug, das Dorf Fortuna, über sich und über die Legende. “Gefällt dir das Dorf? Lebst du gerne hier?”
“Ja, hier kennt jeder jeden. Aber es ist schon schön in den gemütlichen Häusern mit großen Gärten, Kaminien und duftenden Blumen. Es ist nur nicht wirklich spannend hier! Wie war es in Stuttgard?”
“Meine Schule war in der Nähe, genauso wie meine Familie, aber dafür war es nicht so ruhig und gemütlich. Und unsere Untermieter waren immer sehr laut, nachts um zehn Uhr tanzten die allen ernstens Cha-Cha-Cha!” Die beiden lachten.
“Ich vermisse Stuttgard natürlich schon, aber ich versuche das Beste mache aus meinem neuen Leben in Fortuna zu machen.” Der Weg führte sie über dichtbewachsene Wiesen, Felder, auf denen hin und wieder ein kleines Reh oder ein Häschen hüpfte und dann rasch wieder verschwand. In Stuttgart gab es solche schönen Felder und Wiesen nicht. Wenn man nicht dicht an dicht gedrängte 10-stöckige-Hochhäuser voller Kettenfirmen oder Familien sah oder Fabriken, dann stinkende Autobahnen auf denen man Baustellen aller Art traft oder Staus, Hasen hatte Rebecca nur in den Zoohandlungen und auch nicht artgerechtgesehen. In kleinen Käfigen drängten sie sich zu zweit und ängstlich. Sie wurden angestarrt als seien sie Fische im Aquarium. Rehe gab es in der Großstadt sowieso nicht.
Vor einem Gitter mit einem Schild, auf welchem stand: FRIEDHOF FORTUNA
blieb Jo-Jo stehen, schob den Riegel der Tür vor und öffnete die sie. Die Tür quietschte. Rebecca folgte Jo-Jo, welcher den Kiesweg entlang ging. Der Kies knirschte unter ihren Schuhen. Die Teenager suchten die Abzweigungen ab und fanden nach einer viertel Stunde die alten Gräber und kurz darauf auch das Grab: Johanna Schubert!
Auf dem Grab stand ein gewöhnlicher, weißer Grabstein mit Inschrift:
Johanna
Schubert 1851-1868
In ewiger Liebe Martinus
„Sie ist ja nur 17 Jahre alt geworden. Dann wollte sie aber früh heiraten. Doch wer ist dieser Martinus? Weiß du das?“
„Nein. Vielleicht ihr Vater oder Bruder… Irgendein Verwander.”
Plötzlich hörte Rebecca ein knacken als wäre jemand auf einen Ast getreten. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken und sie bekam eine Gänsehaut. Sie zog an Jo-Jos T-Shirt und rannte plötzlich los, Jo-Jo hinter her. Er hatte keine Ahnung, warum das Mädchen plötzlich losrannte.
Sie hörte ihn rufen: „Was ist los?“
Das Mädchen rannte weiter als seie der Teufel hinter ihr her. Und dann ging alles ganz schnell. Sie sah nur noch ein T-Shirt und dann knallte es. Rebecca lag auf einem Grabstein, auf ihr ein kleines Blumengesteck. Sie hörte eine zweite Teenagerstimme, die sagte: „Kannst du nicht aufpassen? Hier ist ein Friedhof und kein Spielplatz.“ Er stand vor einem Grab und hatte wohl bis eben gebetet.
Dann hörte Rebecca Jo-Jo keuchen. Ihr Kopf tat weh, bestimmt würde sie dort eine dicke Beule bekommen. Sie rappelte sich auf und sah einen Teenager in T-Shirt und Jeans. Er war wahrscheinlich 14 oder 15 Jahre alt. Er sah Rebecca und musterte sie finster, dann blickte er abwechselt von ihr zu Jo-Jo.
„Was macht ihr überhaupt ihr? Eure Großeltern besucht ihr kaum.“
„Wir sind sozusagen auf der Spur von Johanna Schubert. Rebecca ist dort eingezogen.“
„Ist ja spannend ich fand die Sage schon immer gruselig. Kann ich euch helfen?“
„Gerne zu dritt ist es noch besser. Wo wohnst du und wie heißt du?“
Er antwortete auf Rebeccas Fragen: „Ich heiße Konstantin Kaiser und wohne in der Nazissenstraße, das ist eine Nebenstraße, die in der Nähe vom Johanna-Schubert-Haus liegt.“
„Ich bin Jo-Jo Ewertz und das meine neue Nachbarin Rebecca Maier.“
Die drei tauschten Adressen und Telefonnummern aus, verabredeten sich für den nächsten Tag bei den Maiers.

Rebecca und Jo-Jo waren schon da, als Konstantin endlich kam.
„Hallo Jo-Jo! Hi Becky!“.
Rebecca lächelte. Das war dann wohl ihr erster Spitzname: BECKY! Sie brachte die Jungen auf die Terrasse, denn sie wollte nicht, dass die jungen ihr Zimmer sahen.
„Wie gehen wir jetzt vor?“, fragte sie.
Konstantin zog einen Block und einen Stift aus seiner Tasche.
Fachmännisch sagte er: „Alle Fakten auf den Tisch. Dieser Block ist unser ERMITTLUNGS-BUCH.“
Sie zählten auf und das war ihr Ergebnis:
Fakten zum Fall Johanna Schubert:
Johanna Schubert 1851-1868 In ewiger Liebe Martinus
Alter: 17 Jahre
Martinus?
Legende: Johana Johanna wollte heiraten, ihr Geliebter erschien nicht zur Hochzeit und Johanna meinte sie wäre mit einer anderen Frau betrogen wurden und starb nach ein paar Tagen an gebrochenen gegrochenem Herzen, ihr Geliebter brachte sein ganzes Vermögen (Edelsteine) an ihr Grab, keiner hat sie seither gefunden. Sie sollten gestohlen worden sein und Johanna war angeblich die Schuldige. Sie sollte gefoltert warden, aber dann starb sie vor Kummer vor der Folterung. Bevor Johanna nicht weiß, mit wem sie betrogen wurde wird ihre Seele keine Ruhe finden und sie soll seither in Rebeccas Haus spuken.
Fragen:
Gibt es Geheimgänge in diesem Haus?
Wo sind die Edelsteine?
Wer ist die andere Geliebte?

„Puh, so viele Fragen auf einmal, wie sollen wir die nur lösen?“, fragte Rebecca.
„Wir müssen unsere Erkenntnisse erweitern. Am besten wir googeln Johanna Schubert und treffen und demnächst in der Stadtbibliothek. Hast du einen Laptop, Becky?“, fragte Konstantin und sah sich suchend auf der Terrasse umals ob er dort etwas finden würde.
„Ja, aber, der gehöhrt Papa und erstens verwahrt er ihn unter strengster Aufsicht und zweitens haben wir noch keinen Internetanschluss und W-Lan-Verbindung.“
Konstantin überlegte: „Na, dann mache ich auf dem Heimweg noch einen Abstecher ins Internetcafe.“
Sie verabredeten sich für den nächsten Freitag vor der Stadtbibliothek um 16 Uhr.
Im Internetcafe bestellte Konstantin eine Cola und einen Brownie, nachdem er herzhaft in das süße Gebäckstück gebissen hatte meldete er sich an und gab
www.johanna-schubert.de ein.
Kein Suchergebnis gefunden.
www.betrügerin-Johanna-Schubert.de
Kein Suchergebnis gefunden.
Konstantin überlegte.
www.Edelsteindiebe-aus-dem-18.Jahrhundert.de
Endlich erzielte er einen Volltreffer. Oder doch nicht…
Eine Reihe von Namen wurde, alphabetisch sortiert, aufgelistet.
A: Aprila Maria-Sophie
B: Busch Emilia Berta
Burgund van Eleonore Renata Luise
Er scrollte zu S.
S: Schandenberger Luise Hedwig

T:Tantilla…
War Schandenberg der einzige Name mit S in diesem Register? War Schandenberg der einzige Dieb?
Enttäuscht meldete sich der Junge ab.
Doch dies sollte nicht die letzte Enttäuschung sein.

Bei Konstantin zu Hause war immer alles friedlich und gemütlich. Seine Mutter Frau Kaiser strickte, kochte oder putzte für gewöhnlich, Herr Kaiser war Mathematiker und saß meist am Computer oder an schweren Aufgaben. Mathematiker eben.
Konstantin war ein Einzelkind und trieb viel Sport, traf sich oft mit Freunden, büffelte oder las einen spannenden Krimi. Daher kannte er sich auch so gut mit Ermittlungen aus.
Aber heute war die Stimmung bei Familie Kaiser sehr angespannt. Das kam so:
Frau Kaiser kochte gerade als das Telefon klingelte. Sie stöckelte auf ihren petrol farbenen Stöckelschuhen zum Telefon. Mit ihrer Zahnstocherfigur und dem petrol farbenen Kostüm, dazu den weiß-blonden, fast immer festhochgesteckten Haaren und dem vielen Make-up wirkte sie wie ein berühmter Filmstar aus Hollywood. Ein zuckersüßes Lächeln zuckte um ihre Mundwinkel nachdem sie den Gesprächspartner erkannt hatte.
„Ja, sicher.“
„Konstantin wird sich sehr freuen.“
„Geht in Ordnung.“
“Natürlich!”
“Das hast du dr verdient.”
“Bis dann!”, flötete sie ins Telefon und ließ den Gesprächspartner kaum zu Wort kommen.
Sie legte auf.
„Das war Tante Katharina-Sophia.“
Konstantin befürchtete das Schlimmste und Herr Kaiser began auf seinem Stuhl unruhig hin und her zu rutschen.
„Holger kommt uns nächsten Freitag besuchen und bleibt für zwei Wochen, weil Katharina-Sophia auf der Beauty-Farm entspannt und da kann sie ihn nicht brauchen.
Typisch! Während seine Tante Katharina-Sophia sich in der Sauna oder in einem Wellnes-Bad mit einer Gesichtsmaske und Gurken auf den Augen, die Nägel mani- und pediküren ließ und einen Cocktail trank ode rim eisgekühlen Pool schwam, durfte Konstantin auf seinen 12-jährigen Cousin Holger aufpassen. Holger war für sein Alter sehr klein und unglaublich dick. Während seine Mutter ein Zahnstocher auf Beinen war, war Holger eine verschrumpelte und zu dick geratene Erbse. Das einzige was Konstantin jemals von Holger vernommen hatte war ein Schmatzen und ein „Mmh, lecker!“ Zum Frühstück aß er fünf, dick belegte Brötchen, zum Mittagessen fünf Nachschläge und zum Nachtisch neun Kugeln Eis mit extra viel Sahne, drei Waffeln und sehr viel Schokoladensoße; am Abend zehn Rostbeaf und fünf belegte Brote und vier XXL Frühlingsröllchen. Wenn man es nicht besser wusste könnte man ihn glatt für Olli aus der Fernsehserie „Dick & Doof“ halten. Seine Spitznamen waren Speckbauch und Fettklößchen. Wenn er zu Besuch war, schlief er in Konstantins Zimmer auf einer Luftmatratze und schnarchte, wie… dafür gab es keine passende Beschreibung.
„Was ist mit Oktavia?“, fragte Herr Kaiser.
Oktavia war Tante Katharina Sophias-Tochter und genauso von ihrer Schönheit besessen, wie ihre Mutter und ihre Tante. Täglich ein Friseurbesuch, Mani-und Pediküre und shoppen, obwohl sie dasselbe Kleidungsstück in fünffacher Ausführung und ungetragen im Kleiderschrank hängen hatte. Die Frauen waren doch alle gleich. Aber Becky war anders, sie war natürlich ohne damit anzugeben, abenteuerlustig und gebildet. Plötzlich sah Konstantin sich im Bräutigamanzug und Rebecca im Brautkleid vor sich und im Ohr hatte er plötzlich den Hochzeitsmarsch von Edward Krieg, gemeinsam würden sie…
„Konstantin, ich möchte, dass du deinen Cousin empfängst und ihm die Stadt zeigst.“ Seine Mutter riss ihn aus der Hochzeitsplanung mit Becky.
„Was? Das geht nicht. Ich bin mit meinen Freunden verabredet und…“
„Dann nimm Holger doch mit. Du gehst etwas früher los zeigst ihm die Stadt und dann kommst du pünktlich zu deiner Verabredung.“
Rebecca stand in einem Bademantel vorm Spiegel und kämmte sich das lange blonde Haarals ihr Handy piepste. Konstantins Nummer erschien auf dem Display.
„Hey, Konstantin“, meldete sie sich, „ was gibt’s?“
„Ist es okay, wenn wir unsere Verabredung verschieben?“
„Wieso?“
„Mein Cousin Holger kommt…“
„Bring ihn doch mit oder was ist dein Problem?“
„Er sieht aus wie Olli aus „Dick und Doof“ und soo fett. Er schnarcht, wie ein Ochse und frisst wie einer. Und während seine Schwester und seine Mutter im Wellnes-Paradies liegen, kann ich hier Baby sitten.“
„Bring ihn mit… Er kann uns doch helfen. Wie die fünf Freunde von Enit Blyton. Nur der Hund Timi fehlt.“
„Na, schön. Dann bist nächste Woche.“
„Ciao!“

„Endschuldigt, die Verspätung, aber Holger musste sich erst satt essen. Nach den fünften Lammbraten war er dann endlich satt und Oktavia war mit ihrem Styling noch nicht ganz zufrieden.“, endschuldigte sich Konstantin außer Atem. Im Schlepptau hatte er ein zierliches Mädchen und einen ziemlich kräftigen Jungen. Konstantin klatschte sich mit Jo-Jo erfreut ab und klopfte Becky auf die Schulter.
„Also, darf ich vorstellen, dass ist mein Cousin Holger und meine reizende Cousine Oktavia. Und das sin meine Freunde Becky und Jo-Jo.“
Holger lächelte die beiden an, dann kramte er in seiner Hose und holte ein in Alu-Folie eingepacktes Mamorkuchen-Stück heraus, dann stopfte er es in sich hinein.
Oktavia schien keine Notiz von ihnen zu nehmen, denn sie tippte ununterbrochen auf ihrem neonpinken Smartphone herum, erst als Konstantin sie antippte schaute sie von ihrem Handy auf. Sie musterte die Landpomeranzen mit hochgezogenen Augenbrauen. Rebecca hingegen starrte die Schönheit neidisch an. Sie war sehr schlank, aber nicht zu dünn, trug einen blauen Sommerrock und ein enges, creme farbenes Rüschentop. Ihre Füße steckten in Paletten besetzten Sandalen und demonstrierten ihre perfekt rot lackierten Fußnägel. Ihre Fingernägel waren ebenfalls rot und der Schmuck passte farblich zum Outfit. Ihre Lippen waren knallrot, der Ei-Liner perfekt und die Lidschatten violett glitzernd. Ihre hellblauen Augen funkelten. In ihr pechschwarzes Haar, in dem sich nicht eine Locke kringelte und welches ihr auf die Schulter fiel, hatte sie blaue Perlen eingeflochten. Ihr Gesicht wies nicht einen Pickel oder Mitesser auf. Jetzt kramte sie in ihrem kleinen rosa Handtäschen, zog einen Spiegel hervor und puderte sich mit einem Pinsel die Nase nach, dann zog sie die Lippen rot und den I-Liner Schwarz nach.
„Du mit den Makkaronie-Locken, Becka oder so, dein T-Shirt ist schon seit langem out und deine Haare könnten Conditioner gebrauchen und diese Turnschuhe … Hast du die aus dem Ein-Euro-Shop?“
Rebecca schluckte einen Kloß hinunter und versuchte ruhig zu bleiben und cool zu wirken. Sie blickte unauffällig an sich herunter. Das T-Shirt war einfach und gelb, dazu trug sie eine chwarze, enge Leggings und die Turnschuhe waren weiß mit Schnürsenkeln. Na gut, die Schuhe waren aus dem Lidl, aber was war daran so schlimm. Sie fühlte sich wohl und das war doch wohl die Hauptsache.
„Rebecca ist doch hübsch“, nuschelte Holger mit vollem Mund. Er musterte sie. Sie war natürlich, nicht so wie seine Schwester und seine Mutter, die nichts als Schminke im Kopf hatten.
„Gehen wie jetzt rein?“, meldete sich Jo-Jo zu Wort.
Rebecca war dankbar, dass Jo-Jo dieses entsetzliche Schweigen unterbrach und nickte. Ihre Kehle war zugeschnürt und sie bekam nicht einen Pieps hervor.
Sie schauten bei den Geschichtswerken, dann unter S, anschließend unter J und zum Schluss unter Kategorie „Diebe“ nach Johanna Schubert.
„Das gibt es doch nicht diese Frau ist nirgendwo eingetragen.“, sagte Konstantin und zog sein Ermittlungsbuch hervor.

Johanna Schubert ist nirgendwo eingetragen, das wiederum bedeutet, dass sie nicht besonders bekannt oder wichtig war.
„Lasst uns gehen.“, sagte Konstantin niedergeschlagen.
„Ach, Konstantin. Du bist doch kein Baby mehr. Lass den Detektivquatsch und mache das, was deinem Alter entspricht.“, sagte Oktavia und warf einen Blick auf ihre kleine Golduhr am rechten Handgelenk.
„Oh, schon soo spät. Ich muss jetzt gehen. Mama will mit mir noch shoppen. Bis später, Konsti.“ Sie tippelte davon.
„Ich gehe noch was essen.“, sagte Holger und Rebecca fragte sich langsam ob er nicht bald mal aus allen Nähten platzt, denn während dem Bibliothekbesuch hatte er wahrscheinlich einen ganzen Kuchen, vier belegte Brote und ein Eis verputzt- obwohl er in der Bibliothek nichts essen, nichts trinken und nichts rauchen durfte, wobei Erteres das Wichtigste für ihn war. Wie viele Snacks hatte er wohl noch in dieser geräumigen Hosentasche- die im Übrigen auch platzten zu drohte.
Holger stampfte davon. Es hörte sich eher so an, wie einen Elefantenherde, aber das behielt Rebecca für sich.
„Ich muss auch los, aber wir telefonieren.“ Damit war Jo-Jo auch weg.
Rebecca und Konstantin machten sich schweigend zusammen auf den Heimweg. Keiner wagte sich etwas zu sagen. Es war eine schreckliche Stille. Hin-und wieder brauste ein Auto an ihnen vorbei und hinterließ eine stinkende Abgaswolke. Kurz vor Konstantins Haus unterbrach der Junge die erbärmliche Stille.
„Hör mal, Becky! Es tut mir leid wegen Oktavia. Sie hat nur Stroh und Mode im Kopf. Du bist hübsch.“
„Wie lange bleibt sie hier?“
„Sie übernachtet nur heute Nacht bei uns und Morgen früh, fährt sie mit ihrer Mutter auf die Beauty-Farm. Und auch noch soo lange. Jetzt muss ich mir Holger fertig werden.“
Sie standen vor Konstantins Haus.
„Na, dann. Bis demnächst.“, sagte Konstantin, in der Hoffnung Becky zu versöhnen. Rebecca ging ohne ein Wort ohne Umwege zurück. Sie überlegte, was diese Oktavia meinte. Ihr Gesicht und die harten Worte gingen nicht mehr aus ihrem Kopf. Ständig hörte sie den Satz und sah das Gesicht. Rebecca stand vor ihrem Haus und klingelte. Alles hatte so gut begonnen und Oktavia machte alles kaputt.

„Mama, ist Oktavia wieder da.“ Konstantin stürzte in die Küche. Er war so wütend auf seine Cousine. Frau Kaiser schälte gerade eine Zucchini. Wie immer war sie umwerfend in ihrem Sommerkleid und der Betonfigur.
„Konstantin, du sollst doch anklopfen.“ Frau Kaiser sah nicht wirklich erschrocken aus, aber sie war verärgert.
„Ist Oktavia da?“ Konstantin wurde ungeduldig.
„Sie ist im Gästezimmer, wieso?“ Frau Kaiser sah ihren Sohn durch dringlich an.
„Konstantin wie schön dich zu sehen.“ Das war seine Tante Katharina-Sophia. Sie war auch perfekt gestylt und zu überschminkt und das weiße Kostüm betonte ihre Figur, fand Konstantin. Das pechschwarze Haar hatte sie geschickt geflochten.
„Hi, Tante. Aber ich muss… Ich habe keine Zeit.“ Konstantin lief die Treppe hoch. Er nahm immer zwei auf einmal. Er war so sauer, dass er Kraft wie ein Löwe hatte. Er kochte. Es brodelte in ihm.
Seine Mutter sah ihm kopfschüttelnd hinterher und wandte sich an ihre Schwester.
„Dieses Kleid steht dir gut, aber hast du nicht genau das Selbe in Paris gekauft?“
„Was hast du dir nur dabei gedacht.“ Konstantin stand in Oktavias Zimmer, eigentlich im Gästezimmer. Er hatte nicht angeklopft. Okavia tat ahnungslos, saß vor dem Schminktisch, den Frau Kaiser für sie hingestellt hatte. Sie nahm die Gurkenscheiben von den Augen und pinselte sich irgendein Zeug ins Gesicht.
„Du weißt genau, was ich meine!“, giftete Konstantin sie an.
„Sag es mir.“, erwiderte Oktavia spitz.
„Du hast Rebecca, die mit den Makkaronie-Locken, sehr verletzt und sie ist sehr hübsch und… und natürlich. Du bist zu überschminkt. Aber du bist ohnehin nicht sehr hübsch.“ Konstantin atmete durch. Das tat gut. Er hatte die Wut raus gelassen und dann ließ er die entsetzte Oktavia zurück. Sie blickte in den Spiegel. Hier Haar umrahmte das geschminkte Gesicht und hing wie ein Vorhang auf den Schultern.

Rebecca stand auch vor dem Spiegel. Die Worte hatten sie fertig gemacht. Da klopfte es an der Tür. Rebecca fuhr sich über die Augen und versuchte zu lächeln, obwohl es ihr nicht wirklich gelang.
„Herein.“, sagte sie und hustete um den Kloß runter zu schlucken.
Ihre Mutter trat ins Zimmer. Sie trug einen Berg Wäsche auf dem Arm.
„Rebecca kannst du mir… Hey, was ist los.“ Frau Maier hatte sofort gesehen, dass es ihrer Tochter schlecht ging.
„Nichts, was soll schon sein.“ Mist! Mütter müssen immer alles herauskriegen.
„Ich kenne dich doch und den gequälten Gesichtsausdruck auch. Mach mir nichts vor.“
„Es ist nichts!“
„Rebecca… .“
„Du hast ja recht. Dieser Tag war soo blöd.“. Rebecca gab sich geschlagen.
„Meine neuen Freunde und ich waren in der Stadtbibliothek verabredet und mein Freund musste seine Cousine Oktavia mitbringen. Die ist so eine Modepuppe. Geschminkt und gestylt. Und sie hat gesagt, dass ich nicht hübsch bin. Dein T-Shirt ist out und dein Haar braucht Conditioner, du mit den Makkaronilocken.“, äffte sie Oktavia nach.
„Und jetzt hast du Angst. Angst, dass dein dich nicht so hübsch findest, weil du ihn sehr magst. Ist es nicht so?“
„Nein, überhaupt nicht.“, stritt Rebecca ab. Aber wenn sie tief in ihr Inneres reinhorschte, wusste sie, dass es genauso war.
„Ja es ist wahr, du hast ins Schwarze getroffen.“
„Du bist doch viel natürlicher. Sei so wie du bist und sei selbstsicher, mein Engel. Du bist etwas Besonderes. Meine besondere Tochter.“
Das tat gut.
Das tat sehr gut.
„Wie heißt den der Junge?“
„Konstantin Kaiser. Er wohnt hier in der Nähe. Von ihm habe ich meinen Spitznamen: BECKY.“
„Hat es dich erwischt?“
„Nein, so ein Blödsinn. Nein, auf keinen Fall.“
Frau Maier lachte.
„Gute Nacht, meine besondere Tochter.“
Der nächsten Morgen war ein Samstag und Rebecca saß noch ziemlich verschlafen am Frühstückstisch.
„Beeil dich, Rebecca.“, sagte Frau Maier: Sie war schon angezogen und trank einen Kaffee: Wie immer schwarz.
„Warum? Es ist doch Samstag.“ Rebecca gähnte und rührte lustlos in ihrem Müsli mit Obst, Jogurt, Haferflocken und Milch herum.
„Darum“, Frau Maier stellte ihrer Tochter eine Tasse voll dampfenden Kakao hin, „Papa und Julius machen heute Vater-Sohn-Ausflug und wir machen einen Mutter-Tochter-Ausflug. Also zieh dich an.“

Frau Maier und Rebecca hatten sich viel vorgenommen:
Zuerst suchten sie den Friseur Haarscharf auf. Die Friseuse überredete Becky die Locken auf Brustlänge zu kürzen. Dann wusch sie das Haar- mit Conditioner- und anschließend trug sie ein Spray auf und das Haar glänzte. Rebecca ließ sich ein Pony schneiden. Nach dem Besuch wirkte sie noch viel schöner. An jedem Schaufenster blieb sie hängen und bewunderte sich, bis Frau Maier sie lachend weiterzog.
Dann gingen sie in Kleidergeschäfte und exklusive Boutiquen und kauften schlichte, schöne Kleider. Anschließend ging es in Schuhläden. Es wurde an und an und anprobiert. Zum Schluss schleckten sie ein Eis mit Obst, Kokosraspeln und ganz viel Sahne.
Konstantin war froh seine Cousine und Tante Katharina-Sophia los zu sein. Holger war nicht so schlimm, aber es machte Konstantin zu schaffen, dass sie im Fall Johanna Schubert nicht weiterkamen. Er holte seinen Ermittlungsblock hervor. Sie sollten Martinus googlen.
Konstantin saß im Internetcafé und trank eine Cola. Er gab in Firefox einfach nur Martinus ein. Es dauerte eine Weile bis er Netz hatte.
VOLLTREFFER!!! Die Seite gab es und folgendes las Konstantin:
Die Legende von MARTINUS BISMARK
Martinus -> 1847 bis 1868
Martinus war ein junger Graf aus der Familie Bismark. Er war sehr reich und konnte gut Geschäfte machen. Mit 17 lernte er Johanna Schubert kennen. Ihre Eltern waren früh gestorben und sie musste für sich selbst sorgen. Martinus verliebte sich in Johanna und sie wolllten am 21. August 1868 heiraten, Johanna sollte Gräfin Bismark werden. Doch Martinus erschien nicht zur Hochzeit und man hat ihn seither nie mehr gesehen. Die Edelsteine- das Vermögen seiner Familie- wollte er Johanna vererben und sie wurden nie mehr gesehen. Johanna sollte als Diebin umgebracht werden, starb jedoch vorher an gebrochenem Herzen. Die Edelsteine fand bisher keiner, doch sie sind sehr wertvoll. Nachdem der Familienbesitz verschwunden war, ging die Bismark Familie unter. Martinus von Bismark war somit der allerletzte Nachfahre der Bismark-Familie.
Konstantin war begeistert. Er hatte mehr herausgefunden als er zu hoffen wagte. Er zog das Ermittlungsbuch heraus- es hatte schon einen Knick an der rechten Ecke- und trug alle neuen Details ein.
Becky drehte sich zum hundertsten Mal vor dem Wandspiegel in ihrem Zimmer. Ihr Haar flatterte fluffig um sie herum und sie trug eins der neuen Sommerkleider. Es war leicht und gelb. Sie benötigte kein Make-up. Sie war …
Da klingelte das Telefon. Becky ging ran, da keiner zu Hause war.
„Rebecca Maier!“, meldete sie sich.
„Hey, ich bin es. Konstantin.“, kam es von der anderen Leitung.
„Was gibt es?“
„Ich bin ein gutes Stück weitergekommen. Mit den Ermittlungen meine ich. Kannst du in einer halben Stunde bei mir sein?“
„Sicher, ich bin schon unterwegs. Bis gleich.“
„Bis gleich.“
Konstantin legte auf und rief gleich darauf Jo-Jo an.
Eine halbe Stunde später saßen sie in Jo-Jos Zimmer auf einem Teppich.
„Du siehst super toll aus.“, sagte Jo-Jo zu Becky und musterte sie mit leuchtenden Augen.
„Ich habe Oktavia die Meinung gegeigt und sie ist jetzt weg. Mit 100 Koffern und das für nur eine Woche. Und wie immer total aufgebrezelt. Die sind so selbstsüchtig. Schminke brauchst du nicht du bist eh schön.“, sagte Konstantin.
Rebecca wurde ganz rot. Und wechselte rasch das Thema.
„Was hast du herausbekommen?“, fragte sie.
Konstantin zog das Buch hervor, klappte es auf und zeigte den neuen Eintrag seinen Freunden.
Johannas Eltern sind früh gestorben.
Martinus: Nachfahre der von Bismark Familie
Mit 17 lernte er Johanna kennen und sie verliebten sich ineinander. Termin der Hochzeit:
22 21 Dez. 1868
Edelsteine sollten an Johanna vererbt werden.
Martinus war an der Hochzeit nicht da, die Diamanten waren weg und man beschuldigte Johanna als Diebin und sie sollte gefoltert werden. Vorher starb sie an gebrochenem Herzen.

„Gute Arbeit, Konstantin.“, sagte Jo-Jo anerkennend.
„Das heißt Martinus war nach der Beerdigung noch einmal am Grab, bevor er starb.
„Woher willst du das den wissen?“, fragte Jo-Jo Stirn runzelnd.
„Er muss den Grabstein gemacht haben und hat seinen Namen dort eingeprägt dann hat er die Edelsteine versteckt und war weg.“
„Vielleich hat er Selbstmord begangen und man …“
„Er muss die Edelsteine vorher mit Johanna versteckt haben, sonst stimmt die Reihenfolge nicht mehr.“, sagte Konstantin.
Plötzlich hörten sie ein schmatzen.
„Holger?“, fragte Konstantin genervt.
Eine kleine Gestalt kam hinter dem Türrahmen hervor. Sie krümelte herum und im Licht konnte man sie erkennen:
Es war HOLGER!!!
Er war wie immer am Essen. Diesmal war es eins der berühmten Sandwiches von Frau Kaiser. Natürlich extra dick für ihren Neffen.
„Was machst du hier? Wir haben eine wichtige und geheime Besprechung! GEHEIM!!! G-E-H-I-M! Ist das für dich ein Fremdwort und warum belauschst du uns? Und wie lang?“ Konstantin seufzte. Sein Cousin war eine wahrhaft harte Nuss! Dieser Fettkloß! Dieser Speckbauch mit Sauerkraut!
Holger trat vor Konstantin und baute sich vor ihm auf! Das heißt er streckte seinen kleinen Bauch hervor, blies die Backen auf und streckte sich. Er wollte Konstantin überragen und auf ihn blicken können, wie ein Riese. Das gelang ihm natürlich nicht!
„Ich weiß, dass du nicht viel von mir hältst und denkst, dass ich meinen Bauch im Gehirn habe und nur ans Essen denke, aber ich bin keine Fettkloß und auch kein Speckbrauch. Glaubst du etwa ich hätte diese dämlichen Spitznamen nie mitbekommen. Nur weil ich so huzelig aussehe bin ich nicht dumm und habe nur mein Aussehen im Kopf wie Mama oder Oktavia. Ich habe einen gesunden Appetit.“ Holger atmete tief durch.
„Das tat gut!“, meinte er und sah die Anderen erwartungsvoll an.
„Wow! Das hätte ich dir nicht zugetraut!“, sagte Konstatin total beeindruckt. Er hielt sich Schreibtisch fest, bevor r noch umfiel.
„Und ich möchte in eurem Detektivclub mitmachen!“, beendete Holger die Predigt.
Rebecca fand zuerst ihre Sprache wieder: „Warum nicht! Er ist bestimmt klug und nett. Und außerdem kann uns jeder helfen.“
„Mein Papa ist Detektiv und ich habe sein Talent geerbt.“, meinte Holger stolz und stopfte den Rest seines Sandwiches in den Mund, der anscheinend unendlich groß war.
Becky fand Holger sehr nett. Das ganze Gegenteil seiner Schwester Oktavia.
„Und wo ist dein Vater jetzt?“, fragte Jo-Jo, der wohl auch einverstanden schien, dass Konstantins verfressener Cousin Holger mitmacht.
„Meine Eltern haben sich getrenntals ich sechs war. Papa ist hier nach Fortuna gezogen, in ein Bauernhaus in der Nähe vom Friedhof. Er wollte mich eigentlich zu sich nehmen und ganz ehrlich wäre ich auch lieber dort als bei den Zicken, aber damals war ich noch zu klein und Mama war vor Gericht. Die haben gesagt, dass ich bei Mama leben muss. Wie wohnen in Hamburg! Und Papa sehe ich nur in den Ferien. Das ist ein echt hartes Leben. Wisst ihr, das ist kein zu Hause. Mehr ein Zirkusleben. Heute München, morgen Berlin.“ Er seufzte. Becky sah ihn mitfühlend an.
“Ich hätte, ja, auch für die zwei Wochen, wenn die Ziegen auf der Beauty-Farm sind, zu Paps ziehen können. Aber Mama fand, das ser kein Umgang für mich ist. Sie sollte sich ersteinmal an die eigene Nase packen!”
„Holger, es tut mir alles sehr leid. Alles! Ich wusste nicht, dass dein Leben so hart ist. Du bist echt voll in Ordnung und ein Gewinn für unseren Club!“
Konstantin streckte Holger seine Hand hin und er nahm sie und damit seine Versöhnung an.
„Aber wenn du in Hamburg wohnst, dann klappt das nicht. Das sind so viele Kilometer.“, überlegte Becky.
„Ich versuch zu Paps zu ziehen. Ich bin jetzt schließlich alt genug.“, meinte er.
„Dann sind wir jetzt ein richtiger Club?“ Jo-Jo hüpfte vor Aufregung durch das Zimmer-wie ein Jo-Jo.
„Jetzt verstehe ich deinen Namen.“ Rebecca lachte und die Anderen stimmten ein.
Rebecca streckte ihre Hand aus, Jo-Jo legte seine darauf, auf diese kam Konstantins Hand und darauf eine dicke Hand mit kleinen, dicken Fingern von Holger.
„Wir schwören jetzt!“, sagte Konstantin geheimnisvoll.
„Und was schwören wir?“, fragte Rebecca leise als wäre dies eine geheime Konferenz.
„Den Detektiv-Eid!“
„Sprecht mir nach:

Konstantins, Beckys, Jo-Jos und Holgers Hände,
Machen jedem Dieb ein Ende!
Schwups, sinD sie hinter Gitter,
Dort herrscht ein Gewitter!
Niemand darf die Prinzipien verraten,
Sonst wird ihn das allerschlimmste erwarten!!!
Die Detektiv-Freunde sind wir,
Einer für vier!“
Die Freunde sprachen es nach.
„Jetzt brauchen wir noch eine Art Hauptquatier. Becky, dein Zimmer ist perfekt. Das wäre direkt am nennen wir es Tatort.“, beschoss Konstantin.
Becky schüttelte energisch den Kopf.
„Das geht nicht!!!“
„Und warum?“, fragte Holger.
Sie seufzte.
„Ich bin erst vor drei Wochen eingezogen. Mein Papa arbeitet als Kaufmann und ist zum Guten befördert worden. Das hieß für uns Kisten packen und nach Fortuna ziehen. Das Johanna-Schubert-Haus war das einzige unbewohnte Haus und ich kannte niemanden. Da wollte ich mein altes Leben nicht abschließen und das neue nie beginnen. Ich habe also nichts ausgepackt. Dann lernte ich Jo-Jo kennen und alles ging so schnell. Ich habe mich zwar eingelebt, aber nie Zeit gefunden die Kisten auszupacken und mein Zimmer einzuräumen.“
„Dann helfen wir die doch einfach!“, bot Holger an und die anderen nickten
„Nein, danke. Ich muss gehen. Bis bald!“ Rebecca ging.
„Die Arme! Das wächst ihr über den Kopf.“
„Wir müssen ihr unbedingt helfen!“ Konstantins Entschluss stand fest. Die drei Jungen steckten ihre Köpfe zusammen und schmiedeten einen Plan.
Am Mittwoch hatte Rebecca Nachmittagsunterricht. Dann kam sie erst um sechs Uhr nach Hause. Ausgerechnet Mathe bei dem schlimmsten Mathematiklehrer des ganzen Gymnasiums:
Prof. Dr. Dr. Geometrikus Kitamehtam
Jo-Jo, Konstantin und Holger läuteten um halb zwei an Rebeccas Haus und Frau Maier öffnete ihnen.
„Da seid ihr ja schon Jungs! Kommt rein!!!“, sagte sie freundlich und hielt ihnen die Tür auf.
„Rebeccas Zimmer ist hier unten. Geht den Gang gerade aus weiter. Das letzte Zimmer bewohnt sie. Es ist auch das letzte,dass wir auch noch nicht gemütlich gemacht haben. Meint ihr, ihr schafft das bis um sechs?“
„Sicher“, versicherte Jo-Jo.
Als die drei in der Tür standen, erschraken sie sehr. Überall lagen Kisten, die noch nicht einmal geöffnet waren. Schränke standen leer an den Plätzen. Die Wände waren kahl. Keine Bilder, keine Dekoration! Nichts!
„Hier kann man sich nicht wohlfühlen.“, stellte Holger fest-er war wie immer am Essen.
Die Jungen begannen alles aus den Kisten zu räumen und die leeren Kartons brachten sie, auf Auftrag von Frau Maier in den Restmüll. Sie räumten die Kleider in den riesigen Schrank mit dem Spiegel, die Schulsachen in die Schreibtischschublade. In einer Kiste waren viele selbstgemalte Bilder verpackt worden, die Jo-Jo im Zimmer auf hing. In eine Vitrine kamen Andenken rein: Schneekugeln…
Konstantin malte mit einem Pinsel und Mädchenfarben Mädchenmotive auf die gelb angestrichene Wand.
Als Jo-Jo die letzten Kartons in die Tonne raus brachte, entdeckte er einen Weg zum Garten. Er lief ihn entlang um einen Wiesenstrauch für Beckys Zimmer zu pflücken. Da bemerkte er ein kleines unscheinbares Haus, welches wohl als Schuppen diente. Er war offen und nichts stand dort drin. Plötzlich hatte Jo-Jo eine geniale Idee. Er nahm den Strauß und lief wieder nach oben.

Rebecca Maier war erschöpft. Sie schleppte sich die letzten Meter nach Hause. Sie hatte unglaublich viele Hausaufgaben. Es würde spät werden, bis sie endlich unter die warme Decke in ihrem kuscheligen Bett schlüpfen könnte. Ihre Mutter öffnete die Haustür und langsam kroch sie den Korridor zu ihrem Zimmer entlang.
Schritt für Schritt!
Step by Step!
Müde drückte sie die Klinke der Tür herunter.
„Seltsam“, dachte sie, „Julius hat mir wohl eine Freude machen wollen! Wie nett!“
Rebecca meinte die bunten Holzbuchstaben an der Tür. Sie schrieben einen Namen:
REBECCA MAIER!
Sie drückte die Tür auf. Erschrocken blieb sie stehen. Ihr wäre beinahe die Kinnlade heruntergefallen. Ihr Zimmer hatte sich verändert:
An den Wänden hingen ihre selbstgemalten Kunstwerke und über der gelben Wandfarbe zeichneten sich bunte Blumen und Sonnen ab. An der Tür hingen an herzförmigen Türhacken ihre Jacken und Hütte. Auf dem Bett, welches mit sauberer Bettwäsche überzogen worden war, saßen ihre Kuscheltiere. Das rote Ledersofa stand vor dem Fenster und darauf lagen weiche Kissen. Auf dem Schreibtisch lagen ihre Pferdemathe und ein paar Sammlerfiguren. Ihre Alben waren sicher in der Schublade verstaut und alle Kisten waren weg. Am Fenster hingen Bilder und ein Wiesenstrauß stand in einer schönen Vase, daneben lagen von groß nach klein sortiert die Steine aus ihrer Steinsammlung. IM Zimmer standen ihre Detektivfreunde und grinsten sie an.
„Wie un… un… unglaublich!“ Rebecca glaubte sie träumte und strahlte kurz. Sie setzte sich auf das Bett und entdeckte die Fotos auf dem Nachtisch. Eine alte, sehr elegante Dame mit vielen kleinen Löckchen im grauen Haar lächelte sie an. Auf einem anderen Foto hielt die alte Dame in einem schicken Kleid Rebecca im Arm. Sie war wohl damals 8 Jahre alt und grinste mit einer riesen Zahnlücke oben die Kamera. Rebecca schaute traurig auf die Fotos, die in den Rahmen blitzten.
„Was ist?“, fragte Holger und stopfte einen Schokoriegel in sich hinein.
„Gefällt es dir nicht?“, zweifelte Konstantin enttäuscht.
„Nein, aber genau davor hatte ich immer Angst.“, sagte Rebecca mit erstickter Stimme.
„Wovor?“, forschte Jo-Jo nach.
„Wisst ihr, ich habe mein Zimmer nicht nur nicht eingerichtet, weil ich niemanden kannte. In Stuttgart lebte ich im fünften Stock eines Hochhauses mit Mama, Papa, Julius und Oma Marianne. Sie war der einzige Mensch, der mich richtig verstanden hat. Ich konnte mit all meinen Sorgen zu ihr und sie hörte immer zu. Immer! Und vor drei Monaten ist sie… gestorben! Ein Schlaganfall! Wir haben sie auf dem Friedhof in Stuttgart bestatten lassen. Und als wir dann umzogen, hatte ich das Gefühl sie allein zu lassen. Ich musste sie auf dem Friedhof in ihrer Blumenkiste zurücklassen und wenn ich die Koffer und Kisten auspacke, schließe ich das Kapitel Oma ab und das wollte ich nicht.“
Die anderen erwiderten nichts darauf.
„Vielleicht ist es gut den Trübsal zu begraben, deine Oma ist und bleibt in deinem Herzen.“
„Du hast recht, Holger: Das ist mein neues Leben. Das Detektivleben!“
„Apropos, ich muss euch etwas zeigen!“
Jo-Jo führte seine Freunde zum Schuppen.
„Das ist unser unbenutzter Schuppen. Was ist mit dem?“
„Das wäre ein perfekter, geheimer Ort für ein Hauptquatier. Wir müssen ihn nur etwas einrichten!“, sagte Jo-Jo.

Wieder gingen alle ans Werk. Frau Maier half ihnen auch. Sie fegten den Schuppen aus und putzten den Boden. Dann strichen die Jungen die Wände rot, während Becky ein Türschild zeichnete. Nachdem die Farbe trocken war, brachte Frau Maier alte Büromöbel in den Schuppen. Den Boden legten sie mit Teppich aus. Ein Tisch, vier Stühle und ein Schrank und Container wurden hingestellt, nachdem sie abgestaubt und auf Hochglanz poliert wurden. Zum Schluss machten die Freunde den Raum mit Kissen und Holz für den kleinen Kamin gemütlich und legten die „Akten“ auf den Tisch. Rebecca hing das Schild an die Tür:
BITTE NICHT STÖREN!!! WICHTIGE DETEKTVSITZUNG
Sie setzten sich auf den Teppichboden und Rebecca verteilte Plätzchen und Apfelsaft.
„Herzlich Willkommen zu unsere ersten Sitzung zu unserem ersten Fall „Johanna-Schubert“! Sind alle Anwesend! Ich lese die Mitgliedsnamen vor und der Gemeinte erhebe sich.
Rebecca Maier?“
„Anwesend!“
„Jo-Jo Ewertz?“
„Anwesend!“
„Holger Seeberg?“
Holger stopfte schnell die Kekse in den Mund und nuschelte mit vollem Mund: „Bin da!“
„Und ich bin auch Anwesend!“ Konstantin lachte.
„Aber jetzt, richtig! Wir kommen mit unseren Fakten nicht weiter. Was meint ihr?“
„Wir sollten uns im Stadtmuseum nach Edelsteinen erkundigen!“, schlug Jo-Jo vor.
„Gut, aber ich habe morgen Klavierunterricht und Holger soll mit mir kommen!“, sagte Konstantin.
„Ich habe morgen auch keine Zeit. Ich sitte Pucky, den Nachbarspuddel. Der ist echt so süß!“, schwärmte und bedauerte Jo-Jo.
„Ich kann gehen!“, bot sich Rebecca an.

Am nächsten Nachmittag öffnete Becky die schwere Eingangstür des Museums. Sie bezahlte den Wucher-Eintrittspreis und suchte jemanden, der ihr etwas über Edelsteine sagen könnte. Sie hatte Glück eine Frau in Museumskleidung und roten Locken ging an ihr vorbei. Rebecca stoppte sie.
„Entschuldigung, können sie mir mehr über Edelsteine sagen und mir die Steine zeigen?“
„Gerne! Ich bin Anett Lampert, oh ich meine Anett Lindor. Ich muss mich erst an meinen Namen gewöhnen. Ich habe nämlich vor kurzem geheiratet. Komm mit!“ Anett brachte Becky zu einer Vitrine. Auf einem Kissen lagen glitzernde Steine in allen Regenbogenfarben.
„Hier sind sie. Edelsteine sind sehr viel wert. Die Besitzer dieser Steine sind reicher als einen Prinzessin. Ich muss los. Ich habe einen wichtigen Termin. Bis dann.“ Anett tippelte davon, dennoch hatte sie Beck den entscheidenden Tipp gegeben.
Am Abend saßen alle Freunde wieder im Hauptquatier.
„Ich glaube Johanna hat sich einen falschen Namen zugelegt. Sie heißt wahrscheinlich anders. Wir folgen vielleicht gerade einer falschen Spur.“
„Das glaube ich nicht. Sie war arm und mehr nicht.“
„Konstantin, hör auf logisch zu denken. Irgentetwas ist an der Sache faul!“
„Ich bin zu müde um überhaupt zu denken.“ Jo-Jo gähnte.
„Dann gehen wir noch in mein Zimmer, Jo-Jo.“, schlug Becky vor.

Holger saß auf dem Sofa und futterte Kekse. Die anderen schmökerten in Büchern. Da fiel Holgers Keks runter und Rollte den Holzboden entlang. Er blieb schließlich liegen. Holger rutschte ihm auf den Knien hinterher und hob das Gebäck auf. Das Plätzchen lag auf einem losen Holzbrett. Holger hob das Holzbrett an. Die Bretter daneben waren auch locker und Holger hob sie alle an. Als er alle abgehoben hatte entdeckte er eine kleine Lucke.
„Freunde, schaut mal!“, rief er die Anderen her.
Sie legten ihre Bücher zurück ins Regal und kamen zu ihm.
„Eine Lucke!“, sagte Becky.
„Sollen wir sie öffnen?“ Noch bevor Jo-Jo eine Antwort bekam, bagann Konstantin am Griff zu ziehen.
„Helft mir mal! Der ist echt schwer.“
Jeder packte eine Seite und auf drei zogen sie.
„Eins… Zwei… Drei… Und ziehen.“
Es brauchte Geduld und Kraft um die kleine Lucke zu öffnen. Aber zu viert schafften sie es. Quietschend öffnete sich die Lucke und eine schmale Treppe kam zum Vorschein.
„Sollen wir gehen?“ Becky schluckte. Sollten sie?
„Sicher!“ Konstantin hatte überhaupt keine Angst.
„Dann hole ich noch eine Taschenlampe.“, sagte Rebecca und brachte kurz darauf eine Lampe und ein paar Kerzen, außerdem ein Feuerzeug. Konstantin marschierte voraus. Wie ein Führer, obwohl auch er noch nie dort unten war. Sie mussten nacheinander und langsam gehen, da die Treppe sehr eng war und man leicht stolpern konnte. Die Stufen und die Luft waren sehr staubig und muffig. Es waren viele Stufen und die Treppe war eine Art Wendeltreppe. Endlich kamen sie unten an. Der Boden war aus Holz und rumorte unter ihrem Gewicht. Becky hatte Angst, dass das Holz morsch war und zusammenbrechen würde. Nach der Treppe gab es nichts mehr.
Keine Tür!
Nur eine Sackgasse!
Rebecca schnappte nach Luft. Hier war es so eng und sie hatte Platzangst und was wenn plötzlich ein Mörder oder ein Geist aus der Wand schoss. Nicht auszudenken. Konstantin nahm die Taschenlampe und leuchtete die Wand vor ihnen ab.
Nichts!
„Hier muss ein Geheimgang sein!“, vermutete er.
Holger überlegte. Er hatte in den Ferien mit seinem Vater so viele Detektivfilme gesehen. Dort gab es fast immer einen Geheimgang, aber wo hier? Er griff nach der Taschenlampe und entdeckte an der Wand eingeritzte Zeichnungen. Da saß eine Frau mit langen Haaren und neben ihr stand ein Mann mit Krone. Sie hielten sich an den Händen.
„Seht ihr das auch?“
„Ja, aber das ist kein Geheimgang!“, meckerte Konstantin, der den Stall endlich lösen wollte. Er leuchtete den Boden ab und entdeckte einen Stein. Es war ein normaler Stein, aber er wurde in eine Herzform gebracht. Konstantin leuchtete erneut die Zeichnung ab. Da! Da war eine Vertiefung im Stein. Ein Herz! Auch Rebecca verstand. Ein Puzzel! Sie hob den Herzstein auf und drückte ihn in die Vertiefung. Plötzlich schob sich die steinerne Wand zur Seite. Konstantin ging ohne zu zögern in den neuen Raum. Hinter diesem war eine weitere Tür. Sie ließ sich leicht öffnen. Die anderen folgten langsam. In dem neuen Raum war nichts außer einem leereren Schrank. Er war sehr klein.
„Und jetzt?“ Die anderen Detektive wussten es auch nicht und zuckten die Schultern. Konstantin leuchtete erneut alles ab.
Nichts!
„Vielleicht ist unter dem Schränkchen etwas?“, meinte Jo-Jo und die Jungen hoben ihn zur Seite. Tatsächlich! Unter dem Schrank war wie in Rebeccas Zimmer ein Holzbrett locker. Holger hob es wieder ab und da lag eine kleine Holzkiste. Sie war nur mit einem roten Band zugeschnürt, welches Rebecca jetzt vorsichtig aufzog. Dann hob sie den Deckel ab. In der Kiste lagen nur alte Bilder und sehr viele Briefe. Auf den meisten Briefen stand:
Für Johanna
Rebecca öffnete einen und las den Anderen vor:

Liebe Johanna,
wie du weißt liebe ich seit unserer ersten gemeinsamen Minute. Ich möchte dein Gemahl werden, aber mein Vater möchte nicht, dass ich dich heirate, weil du nur ein kleines armes Mädchen bist. Keine Sekunde vergeht in der ich nicht an dich denke und dein liebliches Gesicht sehe. Ich habe beschlossen zu heiraten. Egal ob Vater es möchte oder nicht. Ich liebe dich. Lass uns heute Nacht heimlich planen. An der alten Liebeslinde, wie immer!
In ewiger Liebe Martinus


Zweiter Brief:
Liebe Johanna,
Ich werde dir meine Edelsteine vererben, damit du auch wenn ich sterben sollte immer abgesichert bist.
Ich liebe dich
Martinus

Dritter Brief:
Lieber Martinus,
Ich frage mich wo du bist! Liebst du mich nicht mehr? Warum erschienst du nicht zur Hochzeit! Ich bin unendlich traurig. Die Edelsteine sind verschwunden! Man glaubt ich sei die Diebin! Doch bevor ich sterbe, sollst du eins wissen:
Ich bin nicht Johanna Schubert, das kleine Mädchen.
Ich bin aber Gräfin Johanna zu Tannenhäuser, weil ich nicht immer reich sein wollte und beliebt und belästigt, verließ ich meine Eltern und kaufte mit dem letztem Geld das Haus. Ich bin die Tochter, der Tannenhäuser-Familie! Die Tochter von der alle dachten, sie sei entführt worden oder tot. Ich lebe. Ich bin es und ich lebe, noch. Ich habe dich immer geliebt! Bitte vergib mir!
Leb wohl
Johanna

Vierter Brief:
Liebe Johanna,
ich weiß, dass du diesen Brief nicht mehr lesen kannst, aber ich bringe ihn dir trotzdem ans Grab. Mein Vater speerte mich an unserem Vermählungstag in die Dachkammer ein und ließ dich stehen. Nach deinem Tod ließ er mich raus. Ich habe dein Grab geschmückt. Du verdienst nur das Allerbeste. Ich habe die Edelseine versteckt. Das ist die Rache an meinen Vater und die ganze Bismark-Familie. Dir stehen die Steine zu. Es war der Untergang meiner Familie. Ich liebe dich.
Egal ob armes Kind oder Gräfin. Ich vergebe dir.
Was hat der Streit gebracht? :
Tod und Untergang! Ich komme zu dir in das Paradies. Gleich!
Bis gleich
Dein Martinus

Die Bilder zeigten eine Frau mit langen blonden Haaren und blauen Augen in einem Brautkleid, darunter stand Johanna.
„Sie war wunderschön“, sagte Becky.
Da bemerkte sie ein Stück Leinen. Darauf war ein Plan dieser unterirdischen Höhle mit Tusche gezeichnet. Dort wo die Briefe lagen war ein kleines Kreuz.
„Da sind bestimmt die Diamanten!“, rief Holger und eilte hin.
„Seht da ist noch eine Holzkiste!“ Rebeka legte die Karte bei Seite und aus dieser fiel etwas Glänzendes und landete mit einem „Kling“ auf den Boden. Konstantin hob es auf.
In der Holzkiste befand sich eine weitere Kiste, darin noch eine, in dieser noch eine und darin noch eine. In dieser war eine herzförmige Schachtel.
„Das erinnert mich an diese russische Puppen: Babuschkas oder Maruschkas!“, sagte Becky und lachte, doch das Lachen verging ihr schnell.
„Wir brauchen einen Schlüssel!“Holger seufzte. Sie waren so nahe dran.
„Braucht ihr den hier?“ Konstantin grinste und hielt einen kleinen goldenen Schlüssel hoch. Becky schnappte ihn sich und steckte ihn in das Schloss.
„Er passt!“
Sie drehte und klappte den Deckel auf. In der herzförmigen Kiste lagen viele kleine Edelsteine in allen Regenbogenfarben. Sie leuchteten. Genauso wie die Augen von den Freunden!
„Wir haben das Geheimnis gelüftet!“
„Und jetzt in dein Zimmer! Wir schreiben einen Bericht und dann gehen wir zur Polizei.“, Konstantin war glücklich. Alle waren froh. Holger vergaß sogar kurz zu Essen und Jo-Jos Mund stand weit offen. Die Kinder rannten durch die Tür und verschlossen sie.
Dann liefen sie durch die weggeschobene Wand und wie durch Zauberhand verschloss sich der Geheimgang wieder!!!
War das Zauberei?!
Nacheinander schritten sie die Treppe hoch.
Stufe für Stufe!
Konstantin erreicht die Luke und stieß einen Schrei aus.
„Konstantin, was ist?“, fragte Becky. Doch der Junge war wie versteinert und ganz blass. Er brachte keinen Ton heraus. Rebecca erreicht nun auch den Anfang und kippte nach hinten, direkt in Jo-Jos Arme. Sie war ganz blass und zitterte. Was war nur passiert?

Rebecca schlug die Augen auf. Dicke Ringe lagen unter diesen. Jo-Jo hielt sie immer noch fest und die anderen Jungen blickten Becky in das weiße Gesicht. Rebeccas Körper fühlte sich schwer wie Blei an. Sie hatte keine Kraft mehr.
„Wo bin ich?“, fragte sie matt und leise.
„Im Geheimgang.“, antwortete Jo-Jo. Er saß genau wie die anderen auf der schmalen Treppe.
„Was ist passiert?“ Rebecca setzte sich langsam auf.
„Die Luke ist zugefallen und wir sind eingesperrt!“, erklärte Jo-Jo und sofort sackte das Mädchen wieder in seinen Armen zusammen, war aber noch bei bewusst sein
„Und jetzt?“
„Wir müssen warten!“
Sie warteten ziemlich lange. Nichts tat sich! Keiner hatte eine Uhr und kein Zeitgefühl. Die Handys hatten kein Netz.
„Ich habe Hunger!“ Das war Holger, klar. Auch Rebeccas Magen knurrte laut.
„Wir haben nichts dabei.“, sagte Konstantin. Seine sonst so große Klappe war verdächtig still.
„Wir sind verloren!“, jammerte Rebecca tonlos.
Viel später versagte die Batterie der Taschenlampe und außer sich und Kerzenschein hatten sie nichts und Niemanden.

Frau Maier nahm die rote Soße vom Herd und schmeckte die Spagetti ab.
„Julius!“, rief sie und Julius stolperte die Treppen herunter.
„Ruf deine Schwester zum Essen und decke den Tisch.“
Julius stöhnte und lief in Rebeccas Zimmer. Sie war weder auf dem Sofa, noch in einem ihrer Lieblings-Verstecke oder in einer Schmöker-Ecke. Aber da in der hintersten Ecke, da waren Bretter weg und da war eine Luke… .
Rebecca war in Jo-Jos Armen eingenickt und Konstantin musste ständig niesen, weil er eine Hausstauballergie hat. Holger meckerte immer, weil er Hunger hatte. Rebecca schreckte hoch. Sie hatte ein gedämpftes Schnaufen und das Klappern der Luke gehört. Sie fröstelte. Hier war es stickig und ein eisiger Wind wehte. Rebecca hustete den Staub aus ihrer Lunge, welcher sich dort festgesetzt hatte. Die Dachluke öffnete sich und Frau Maier und Julius kamen zum Vorschein.
„Mama, bin ich froh!“ Rebecca stürmte ihrer Mutter in die Arme und diese half allen aus der Luke.
„Was macht ihr denn hier unten und was ist das überhaupt?“

Nachdem alle in warme Decken gehüllt waren, die Nudel verschlungen hatten- Frau Maier musste noch zwei PäckchenNudeln kochen, da Holger nicht genug bekommen konnte- und sich mit Kakao gestärkt hatten, erzählten sie alles der Reihe nach. Frau Maier war entsetzt und froh das alle wohl auf waren.
“Johann Schubert, äh Johanna zu Tannenhäusern ist dann wohl nicht deine Freundin sondern euer Fall!”, neckte sie und seuftzte erleichtert.
Am Abend schlief Rebecca früh und müde, aber glücklich ein.

Am Samstag hatte Herr Maier den Pavellion aufgebaut. Sie feierten im Garten der Maiers ein großes Fest zu Ehren der erfolgreichen Detektive. Konstantin hatte einen Bericht geschrieben und ihn samt den Edelsteinen und den Briefen, Fotos und Karten der Polizei übergeben. Der Wachmann staunte nicht schlecht und war heute auf dem Fest erschienen um den Helden persönlich zu gratulieren. Frau Maier hatte ganz viel Kuchen gebacken und Herr Maier versuchte verzweifelt im Grill Feuer zu machen. Da schlug der Wachtmeister Esel gegen ein Weinglas-solange bis es zerschlug-und alle waren still.
„Meine lieben Detektive:
Konstantin Kaiser, der Chef,
Rebecca Maier, die Mutige,
Jo-Jo Ewertz, der Stille und
Holger Seeberg, Cousin von Konstantin und der mit dem guten Appetit.
Ihr habt uns einen kniffeligen Fall nicht nur übernommen, sondern auch gelöst. Jetzt kann Gräfin Johanna zu Tannenhäusern Ruhe im Grab finden. Die Edelsteine sind nun im Museum und ihr habt euch eine saftige Belohnung verdient. In diesem Umschlag sind ein paar Euro für euch drinnen. Ich möchte euch zu einem Detektivclub weihen. Ihr habt alles was ihr braucht: Mut, Verstand, Zusammenhalt, ein Hauptquatier, sogar einen Schwur und von dem Geld könnt ihr euch vielleicht noch eine Ausrüstung besorgen. Jetzt fehlt euch nur noch ein Name.“ Er sah die Freunde an. Sie hatten sich einen Namen überlegt.
„Wir sind die Omega-Freunde!“
„Wieso, Omega, Konstantin?“
„Wir sind das Ende jeden Verbrechers und Raubes. Omega ist griechisch und bedeutet Ende.“
Die Freunde legten ihre Hände aufeinander und schrien: „Die Omega-Freunde!“ im Chor. Der Wachtmeister überreichte jedem einen Orden und den Umschag. Alle klatschten und dann kam Oktavia auf Becky zu, als diese am Buffet stand. Oktavia war nicht geschminkt, trug keinen Nagellack und hatte ihr Haar bis zum Kinn abschneiden lassen. Sie trug nu rein leichtes Sommerkleid genau wie Rebecca.
„Hör mal Becky, es tut mir unglaublich leid. Ich war nur eifersüchtig. Du bist hübsch und erfolgreich. Herzlichen Glückwunsch! Bist du mir noch böse?“
„Ach Schwamm drüber. So siehst du übrigens viel besser aus.“ Die Mädchen reichten sich die Hände.

„Konsti, wie klug du bist und Holger du hast hoffentlich auch geholfen.“ Katharina-Sophia war wie immer aufgebrezelt. Sie hatte sich nicht verändert. In einem grauen Kostüm und auf hohen Pomps schmichelte sie sich überall mit Wimpern-Klimpern ein.
„Mama, ich gehöre ab sofort dazu. Und ich wohne in Hamburg und da Papa eh hier wohnt werde ich zu ihm ziehen!“
„Aber, Hol…“
„Er hat recht und du hast doch noch mich!“Oktavia stand ihrem Bruder bei.
„Also schön!“
Den Omega-Freunden stand nichts mehr im weg!
„Herr Wachtmeister Esel? Ich habe noch eine Bitte…“

Die Freunde standen am Grab von Johanna und schauten auf den Grabstein. Der I-Punkt von Martinus war ein kleines Loch und in dieses Loch steckten sie einen kleinen roten Edelstein und plötzlich erstrahlte das ganze Grab und aus Johanna Schubert auf dem Stein wurde Johanna zu Tannenhäusern.
„Ich träume wohl!“
„Ist das möglich!“
„Jetzt hast du deinen Frieden, Johanna!“

„Damit wäre unser erster Fall abgeschlossen.“
Und das wird nicht der allerletzte sein. Im Gegenteil! Was passiert wohl als nächstes?!



OMEGA-FREUNDE
Die Erpresser-Bande
Konstantin Kaiser schlenderte über den Gang in sein Zimmer. Er hatte sich heute mit Jo-Jo und Rebecca im Hauptquatier getroffen und ein bisschen geputzt. Morgen würde Holger Seeberg, sein verfressene, aber gutmütiger Cousin zu seinem Vater hier in Fortuna ziehen. Seine Eltern hatten sich getrenntals er noch ganz klein war und seither lebte er bei seiner Mutter Katharina-Sophia und Oktavia, der Schwester, in Hamburg. Da die Omega-Freunde alle in Fortuna waren und er sowieso aus Hamburg wollte, bot es sich an und die anderen Freunde würden beim Einzug helfen. Nach dem Umzug würden sie sich von der Belohnung ihres ersten Falles Ausrüstung kaufen. Die Omega-Freunde hatten Edelsteine in Rebeccas Haus gefunden, die eine Millionen Euro wert waren und 10% davon bekamen die Freunde. Genug für Ausrüstung und Detektiv-Sparkasse. Sie waren unschlagbar. Da hörte er von unten aus dem Wohnzimmer ein Meckern und Schreien. Er schlich auf leisen Sohlen runter und lauschte an der Tür, die nur angelehnt war. Er spähte durch den Türspalt. Da stand seine Mutter. Sie trug ein schwarzes Kleid, das weiß-blonde Haar wellte sich auf der Schulter und wie immer trug sie passende Pomps und war ordentlich geschminkt. Sein Vater saß am Wohnzimmertisch und tippte mit schnellen Fingern auf der Tastatur herum und sah seine Frau dabei an.
„Ich gehe nur zum Joga, wie jeden Mittwoch!“,sagte sie mit hoher Stimme und rückte ihre Frisur zurecht.
„Und warum schminkst du dich dafür und trägst ein Abendkleid und keinen Jogaanzug?“, fragte Herr Kaiser misstrauisch und tippte unaufhörlich.
„Der Trainingsanzug ist in meiner Tasche und ungeschminkt gehe ich nie aus dem Haus!“ Frau Kaiser raffte den Rock zurecht. Konstantin wusste, dass seine Mutter wirklich nie ohne Make-up rausging, selbst wenn sie nur den Müll wegbrachte-was so gut wie nie vorkam-doch warum sie ein Kleid trug, war auch ihm schleierhaft.
„Wahrscheinlich triffst du dich heimlich mit einem Verehrer, Ingrid! Und wann steht das Essen auf dem Tisch?“
„Das ist die Höhe! Du kannst, ja, selber kochen. Du wirst es wenigstens schaffen Nudel zu kochen. Du bist so faul und egoistisch. Wahrscheinlich schreibst du einer Veehrerin Liebes-E-Mails!“ Sie warf einen Schwall Haare nach hinten, rafften den Rock, schulterte die Tasche und warf sich einen Umhang um. Sie war sauer. Man hörte ihre Schuhe und dann das Türknallen. Konstantin sah wie sein Vater mit der Faust wütend auf die Tastatur knallte. Das war jetzt schon das dritte Mal in dieser Woche, dass sich seine Eltern streiten. Jeden Tag ging Frau Maier wie aus dem Ei gepellt angeblich zum Joga und sein Vater saß nur noch vor dem Computer. Ob sein Vater wirklich arbeitete und ob seine Mutter wirklich nur zum Joga ging. Konstantin wollte das jetzt genau wissen. Er wollte seiner Mutter gleich folgen.
„Konstantin?“, rief Herr Kaiser und erhob sich von seinem Stuhl. Konstantin rannte zur Treppe, stellte sich auf die unterste Stufe. Gerade noch rechtzeitig, denn Herr Kaiser trat aus dem Wohnzimmer und für ihn sah es so ausals wäre Konstantin gerade die Treppe herunter gekommen.
„Was ist?“, fragte Konstantin und tat ahnungslos und unschuldig.
„Ah, da bist du ja! Deine Mutter ist im Joga und du deckst den Tisch.“
Während Herr Kaiser sich an Fleischsoße versuchte, deckte Konstantin den großen, runden Esstisch. Mist, er wäre seiner Mutter so gerne nach geschlichen.

Rebecca Maier kämmte sich die bruneten Locken. Neuerdings flocht sie die Haare immer zu einem Seitenzopf. Sie trug eine Jeans und ein T-Shirt. Die Sonne knallte schon in ihr Zimmer obwohl es noch früh war. Seitdem sie mit ihren Freunden einen Detektivclub gegründet hatte, fühlte sie sich in Fortuna sehr wohl. In ihrem Schuppen hatten sie ihr eigenes Hauptquatier. Rebecca warf einen Blick zu der Uhr an der Wand.
Kurz darauf klingelte sie im Nachbarhaus. Eine Frau mit roten Haaren öffnete. Sie hielt eine Tasse mit Kaffee in der Hand und lächelte. Sie war scheinbar noch nicht lange wach, denn sie trug einen Morgenmantel und ihr Haar war zerzaust.
„Hallo Rebecca!“
„Morgen, Frau Ewertz! Ist Jo-Jo fertig?“
Jo-Jo war ebenfalls ein Omega-Freund. Die Frau war seine Mutter.
„Ja, ich hole ihn! Komm, doch rein.“ Rebecca stellte sich in den Korridor und sah Jo-Jos Mutter zu, wie sie die Treppen hoch schlürfte. Etwas später kam Jo-Jo die Stufen herunter. Vor kurzem hatte er beschlossen seine roten Haare wie Stachel zu gelen und sah seither aus wie ein Igel. Er trug eine Latzhose und Gummistiefel.
„Morgen, Becky!“, säuselte er verschlafen.
„Können wir los?“

Konstantin stand schon mit einem kräftig gebauten Mann vor der Tür des Bauernhauses. Dort sollte Holger nun einziehen und der Mann musste sein Vater sein. Rebecca und Jo-Jo kamen nun auch an.
„Morgen!“, sagte Becky munter.
„Hi!“ Konstantin winkte und zeigte auf den Mann.
„Das ist mein Onkel Stephanalso Holgers Vater. Und das sind Becky und Jo-Jo, meine Freunde.“
„Hallo, ihr zwei. Freut mich. Ich habe schon immer gewollt, dass Holger zu mir zieht.“ Der Mann war sympathisch und schien ebenfalls ein guter Esser zu sein. Da fuhr ein rotes Cabrio vor. Auf dem Fahrersitz saß eine Frau, neben ihr ein Mädchen und auf der Rückbank befand sich Holger. Die Frau schien darauf zu warten, dass ihr jemand die Tür öffnete. Da das niemand tat stieg sie schmollend ganz normal aus. Es war Katharina-Sophia, Holgers Mutter und Konstantins Tante. Sie trug einen roten Hosenanzug und war passend geschminkt, dazu trug sie rote Pomps. Das pechschwarze Haar hatte sie hochgesteckt und auf ihrer Nase saß eine große Sonnenbrille, die sie nun obercool auf den Kopf schob. Oktavia, Holgers Schwester war früher auch sehr von ihrer Schönheit besessen. Das hatte sich aber geändert und sie war nun ganz normal und natürlich. Sie war das Mädchen auf dem Beifahrersitz, welches nun auch ausstieg. Ihr pechschwarzes Haar fiel um ihr Kinn und sie trug Shorts und ein einfarbiges T-Shirt. Sie lächelte den Omega-Freunden zu. Dann stieg Holger aus. Er hielt einen Apfel in der Hand und begrüßte seine Kollegen gleich stürmisch.
„Hey! Jetzt kann uns keiner mehr an der Detektivarbeit hindern. Nicht, wahr?“
„Klar!“, lächelte Rebecca.
„Seit wann isst du Obst?“, fragte Konstantin überrascht.
„Ich bin auf Diät!
„Fragt sich für wie lange?“, neckte Jo-Jo. Die Freunde klatschten sich erfreut ab.
„Wir helfen dir beim Umzug!“, erklärte Becky.
„Das ist nett.“ Holger stopfte sich ein Stück Birne in den Mund.
Oktavia flog ihrem Vater in die Arme.
„Du hast dich ganz schön verändert, meine Kleine!“, sagte er und wirbelte sie durch die Luft. Dann war Holger dran. Stephan umarmte ihn innig und klopfte ihm auf die Schultern.
„Hast du immer noch einen gesegneten Appetit, mein Sohn?“
„Ja, aber ich bin auf Diät.“
„Schade! Ich habe extra einen Schokoladenkuchen gebacken.“
Holger verschluckte sich. „Das ist etwas Anderes! Wenn du den ganz alleine Essen musst, bekommst du doch Bauchkrämpfe!“
Stephan grinste. Mit Holger würde sein Leben definitiv lustiger werden. Da trat Katharina-Sophia zu ihm und würdigte ihn kurz eines Blickes.
„Hallo, Stephan!“, murrte sie tonlos und wandte sich gleich wieder ab.
Oktavia lud schon eine Tasche aus und auch die Omega-Freunde machten sich nützlich.
Nachdem alles in Holgers zukünftigem Zimmer abgestellt worden war, aßen sie den Kuchen und er war ein Gedicht. Dann machten sie sich ans Werk. Stephan hatte die Wände schon tapeziert mit blauen Tapeten auf denen rote Autos leuchteten. Er hatte ein Hochbett, einen Schreibtisch, einen Stuhl und Schränke ebenfalls ins Zimmer gebracht. Jetzt galt es alles auszupacken und ordentlich einzuräumen:
Kleider in den Schrank
Bücher in einen anderen Schrank
Süßigkeiten in der Fressschublade
„Ich dachte du machst Diät?“, grinste Jo-Jo, welcher Schokoladenriegel aus einer Tasche zog, worauf Holger nur verlegen das Thema wechselte.

Gegen fünf Uhr war alles ausgepackt und das Zimmer eingerichtet. Oktavia fuhr mit ihrer Mutter zurück nach Hamburg und diese weinte ihrem Ex-Mann keine Träne nach. Auch die Freunde machten sich nun auf nach Hause. Sie würdendie Ausrüstung spatter kaufen. Ab jetzt hatten sie alle Zeit der Welt!!!

Als Konstantin im Bett lag hörte er seine Eltern unten wieder streiten. Frau Kaiser wollte, unter dem Vorwand, dass sie mit ihren Freundinnen etwas Essen gehen wollte, schon wieder weggehen und das so spät am Abend.
„Ich treffe mich nur mit Liliane und Sonja. Wir gehen eine Pizza im Vinzen`s essen.“
„Du bist in letzter Zeit sowie so nie zu Hause. Vielleicht schlafe ich heute Nacht auf dem Sofa um dich nicht zu belästigen. Du hast einen Sohn und einen Mann, Ingrid! Wir brauchen dich. Aber dein Veehrer wohl auch!“
„Du kümmerst dich auch um nichts. Du redest immer von Familie, bla, bla! Aber wenn ich einmal ausgehe, spielst du dich gleich auf und machst auf Eifersüchtig. Ich muss los; mein Veehrer erwartet mich.“, spöttete sie und rauschte davon.
Konstantin machte sich sorgen. Würde die Ehe seiner Eltern noch halten?

Am nächsten Tag war Herr Kaiser extra früh zur Arbeit gefahren um seiner Frau nicht über den Weg zu laufen. Konstantin mümmelte noch an seinem knusprigen Toastbrot und Frau Kaiser war heute ziemlich mürrisch und machte sich putzte sich schon wieder wie ein Pfau heraus. Konstantin ging zu ihr ins Badals er genug von seinem Toast hatte, und putzte sich die Zähne. Seine Mutter steckte ihr Haar hoch, schminkte sich aus Gibig und zog ein Cocktail-Kleid mit lila Pomps an.
„Ich habe eine Verabredung!“, sagte sie mit einem letzten kritischen Blick in den Spiegel und wuschelte ihrem Sohn durch die Haare.
„Bis später!“ Sie klackerte davon. Konstantin überlegte: Sollte er seiner Mutter folgen? Dann müsste er aber blau machen! Ach was! Er würde Frau Kaiser folgen!
Hätte Konstantin Kaiser gewusst, was heute noch auf ihn zukommen würde, wäre er lieber in die Schule gegangen und hätte gebüffelt!
1Frau Kaiser ging in Richtung Busstation und stellte sich dort hin. Laut las sie den Fahrplan:
„Stadt Kleeburg: Abfahrt um 8.30 Uhr!“
Konstantin presste sich an eine Hauswand und blinzelte auf die Uhr: 8:16 Uhr! In 14 Minuten würde der Bus fahren. Kleeburg war die nächste Stadt und nur etwa eine viertel Stunde zu Fuß entfernt. Konstantin raste die Straßen entlang. Er musste ganz schnell zurück nach Hause und sein Fahrrad holen. Dann wollte er nach Kleeburg sausen und dort auf seine Mutter unauffällig warten und sie beschatten. Er fand, dass das ein ziemlich guter Plan war. Jetzt musste er schneller als der Schall sein. Mit einem Satz hat er sich auf das Rad geschwungen und er trat in die Pedale, er trat so sehr, dass ihm die Beine wehtaten. Da fiel ihm ein, dass er einen Umweg fahren musste, ansonsten würde seine Mutter Verdacht schöpfen. Er trat noch schneller in die Pedale und brauste durch die Birken-Allee, weiter durch die Rosenstraße und den Tulpenweg. Er bog nach rechts ab und fand sich auf dem Radweg wieder. Diese radelte er entlang. Endlich bog er in die Kleeburg-Straße ab und war in Kleeburg. Er wurde zu schnell und konnte nicht mehr bremsen. Er düste an einem Gemüsestand vorbei, warf die Holzkiste mit Tomaten um und sauste Haarscharf an der Bushaltestelle vorbei. Etwas weiter hinter dieser bremste er quietschend.
„Das war knapp!“, murmelte er und wischte sich den Schweiß mit dem Handrücken von der Stirn. Dann stieg er ab und schob sein Fahrrad hinter einen Baum in der Nähe der Bushaltestelle. Ein paar Minuten später hielt ein kirschroter Bus mit der Aufschrift:
KLEEBURG
Eine alte Frau mit einem Dackel, eine gehetzte Frau mit Zwillingsmädchen, einem Kinderwagen und einem Chiwauwa, ein junger Mann und eine Frau in einem Cocktail-Kleid, Pomps und weiß-blondem Haar:
Frau Kaiser!
Stiegen aus. Dann fuhr der Bus weiter.
Frau Kaiser stöckelte in Richtung Innenstadt. Dort gab es viele Cafés, Kaufhäuser und vollgestopfte Läden mit aller Hand Krims-Krams. In der Innenstadt schlenderte sie gerade aus weiter. Hin und wieder blieb sie an einem Schaufenster hängen und schaute sich Kleider an. Ab und zu ging sie hinein und kam etwas später mit einer großen Tüte wieder heraus. Wie konnte eine Frau nur soo viel einkaufen und in nur soo kurzer Zeit?? Mit der Zeitging sie schneller und schaute sich nichts mehr an. Um 9.15 Uhr blieb sie vor einem Café stehen:
La Mario
Ehrfürchtig sah sie an dem modernen Haus hoch. Es war blau, mit einem Ziegelsteindach und weit oben war ein Schild angebracht auf welchem:
La Mario
in Großbuchstarben stand. Sie waren soo groß, dass man das Wort schon aus einiger Entfernung lese konnte. Auf der Terrasse standen viele Tische mit Stroh-Stühlen. Zu dieser frühen Stunde saßen schon einige Leute draußen, genossen die Morgensonne, tranken Kaffee, plauderten oder erwarteten jemanden. Aus den Fenstern strömte der Duft von gerösteten Kaffeebohnen und frischem Kuchen. Frau Kaiser steuerte einen noch freien Tisch mit zwei Stühlen an und nahm die Karte n die Hand. Der Tisch stand unter einem großen Apfelbaum im Schatten. Konstantin mischte sich unauffällig unter den Trubel und versteckte sich unbemerkt hinter dem Apfelbaum. Er trug schon viele Knospen. ( Der Baum, nicht Konstantin!!! )
Kurz darauf trat eine Bedienung zu seiner Mutter und sie tuschelte mit ihr. Wenig später kam sie mit zwei Tassen Kaffee zurück und mit einem feinen Herr. Er wirkte wie der Oberkellner, aber Konstantin wusste, dass er bestimmt kein Kellner war. Er war groß, mindestens 3 Meter, und schlank. Er trug ein rotes Hemd, darüber ein weißes Jacket. Dazu eine Hose im gleichen Weiß wie der Jacke und schwarzen Schuhen. Die Haare hatte er sich wie Elves Peisley gegelt. Als Frau Kaiser ihn sah erhob sie sich, raffte den Rock zurecht und schüttelte ihm die Hand. Und dann küsste sie ihn auf die Backe wie, dass in Frankreich üblich ist. Konstantin erschrak:
Hatte seine Mutter wirklich eine Affäre mit diesem Mann?

Habt ihr Lust weiter zu lesen? Dann blogge ich euch ganz bald, dass Ende.




Neuer Beitrag.
Lampenfiber:
Lampenfiber
„In fünf Minuten geht es los!“ Der Ansager betrat die Maske. Lotte Conrad saß auf einem rosafarbenen Stuhl vor dem großen Schminktisch, auf dessen Ablage unzählige Lippenstifte, Lipgloss in allen Farbtönen lagen, verschiedene Lidschattenfarben, Lockenstäbe in allen Größen, Haargummis, Duttkissen, Haarspängchen, Bürsten, Kämme, Föhne, Wimperntuschen in Gold und Schwarz, verschieden, große Pinsel, Puderdosen in unterschiedlichen Puderfarben, Parfum, Haarspray, Haarfestiger, Schüsseln mit Quarkmasken, Pflegemasken, Pickelmasken, Gurkenscheiben, Haarextenstions in allen Farben, bunte Perücken, lang und kurz, Nägel zum Anklippsen, bunte Nagellackfarben, Unterlacke und Scheren sowie Feilen, Maskenbücher, Schablonen und Gesichtsfarben, sowie Glitter, bunt, Gold oder Silber.
Sabrina bemalte Lottes Lippen in rot und pinselte ihr Gesicht mit Puder voll, während Annabell, die Frisöse, ihre schulterblattlangen, erdbeerblonden Haare perfekt hochsteckte, mit Haarnadeln und eine schwarze, kinnlange Perücke mit Pony aufsetzte, die den Dutt versteckte, und die Perücken Haare glatt kämmte. Ihre Nägel waren rot lackiert und lagen zum Trockenen auf ihrem Schoß.
„Jetzt sind wir fertig!“, sagte Sabrina und Flora trat aus der Garderobe. Auf einem Bügel balancierte sie ein weißes Businesskostüm mit einer hellrosafarbenen Bluse und in der Hand hielt sie farblich dazu passende Pumps. Flora half Lotte in ihre Strumpfhose und in den sehr engen Rock.
„Noch eine Minute!“
Lotte schaute in den Spiegel. Ihre Wimpern waren schwarz getuscht, ihre Augen dezent in rosa geschminkt. Sie atmete tief durch und ging ins Studio.
„Ah, Lotte! Dann geht es jetzt los. Du gehst nach hinten und Lorenz du sitzt an diesem Tisch und nimmst die Speisekarte und jetzt der Kellner. Der Kellner kommt jetzt auf den Tisch zu mit einer Flasche Champagner. So und jetzt.“ Der Regisseur Henri nahm die Klappe.
„301, die erste.“
Lorenz, der im Film Karl spielte, saß am Tisch. Die Kellnerin brachte Champagner herbei. Dann gab Henri Lotte ein Zeichen du sie schritt, wie geübt langsam, in den Raum.
„Rose!“, rief Lorenz, also Karl und ging auf Lotte zu, die Rose spielte.
„Guten Abend, Karl!“ Rose schälte sich aus dem Pelzmantel und Karl hing ihn an der Garderobe auf.
„Es tut mir Leid, dass ich dich gestern habe stehen lassen.“
„Und du meinst diese Einladung bringt das alles wieder in Ordnung? Der Betrug mit Anja, die Lügen und dann noch das mit gestern? Ich…“
„Bitte, Rose. Ich… ich liebe dich!“
„Und Schnitt…“ Henri nickte zufrieden.
„Petra, du bereitest Lotte bitte auf den Kuss vor!“
Petra machte mit Lotte die Kuss-, Lippen,-und Zungenübungen. Anschließend zog Sabrina Lottes Lippen konzentriert und exakt nach. Dann umrahmte sie die Lippen mit einem hellrosafarbenen Lippenliner.
„Bereit für die Kuss-Szene!“, sagte Sabrina und tuschte die Wimpern noch einmal.
„302, die Erste!“ Henris Klappe schlug und Rose näherte sich mit ihren Lippen. Dann ging alles ganz schnell. Sie küssten sich innig als würden sie sich wirklich lieben.
„Schnitt! Prima ihr zwei! Das war’s dann mit dem Film Liebe auf den zweiten Blick. In zwei Wochen wird der Film übertragen und ihr Habt vier Wochen Drehpause. Dann sollte das Drehbuch per Post bei euch ankommen und in sechst Wochen ist die neue Bewerbung für den nächsten Film Zwischen Himmel und Erde!“ Henri legte die Klappe weg.
Lotte ging in ihrer Schauspieler-Garderobe ans Schließfach und zog sich um. In ihrer engen Jeans, den kniehohen schwarzen Stiefeln, dem roten Sweatshirt und der weißen Strickweste darüber fühlte sie sich gleich viel besser. Sie band ihre Haare zu einem hohen Pferdeschwanz. Dann nahm sie sich ihr Beautycase, bürstete sich die Haare bis sie glänzten, zog den Lippenstift nach und tuschte ihre Wimpern. Dann räumte sie ihre Garderobe auf. Als sie fertig war, klopfte jemand an die Tür. Lotte öffnete.
„Lorenz? Ich dachte du wärst schon weg?“, fragte sie.
„Wie du siehst nicht. Wir sind alle noch unten an der Bar und stoßen auf den gelungenen Film an. Kommst du auch noch mit?“
„Eigentlich wollte ich jetzt endlich nach Hause und…“
„Jetzt komm. Eine Stunde.“
„Na, schön!“

Lotte setzte dich zu Annabell und Sabrina auf einen Barhocker.
„Lotte, was darf‘s sein?“, fragte der Barkeeper.
„Ein stilles Wasser.“
„Ne, Lottchen! Du nimmst mal einen Sekt. Drei Sekt, Willi.“, sagte Annabell an den Barkeeper gewandt.
„Bitte sehr, die Damen.“ Willi stellte drei Champagnagläser mit einer Zitronenscheibe am Rand auf die Bartheke.
„Geht aufs Haus!“
„Prost, auf den Film!“ Annabell erhob ihr Glas.
„Prost!“

Lotte schloss die Haustür auf und zog sich leise die Stiefel aus. Auf Socken trug sie ihre Tasche in ihr Zimmer. Der weiße Schreibtisch war blank poliert und ein Stapel Drehbücher lag feinsäuberlich sortiert in der Mitte. Da neben, nach Farbe geordnet, viele Textmarker und Kugelschreiber. An der Wand hing ein Foto von ihren Schwestern und ihr und ein gerahmtes Bild von ihrer Hochzeit. Neben dem weißen KLeiderschrank stand ihr kleiner roter Schminktisch. Auf dem cremefarbenen Sofa saßen zwei Kuschelbären und darüber waren in einem weißen Regal alte Schulbücher und Hefte aufgehoben. In der Mitte vom Zimmer lag ein roter Teppich. Das große Balkonfenster war mit einem roten Vorhang zugezogen. Lotte schob ihn ein Stück zur Seite und sah in die sternenklare Nacht hinaus. Auf dem Balkon stand ihr Schaukelstuhl noch genauso, wie sie ihn vor einem Monat verlassen hatte. Ja, sie war wieder zu Hause.
Sie ging ausgiebig duschen mit ihrem Lieblings-Zitronenshampoo und dem Aprikosen- Duschschaum. Lotte cremte sich mit Sanddorn-Orangencreme ein. Ihre Mutter hatte es ihr aus dem letzten Ostseeurlaub mitgebracht.
In langer Unterwäsche und mit tropfnassen Haaren schlich sie ins Schlafzimmer. Auf dem roten Kissen und in die gleichfarbige Decke eingehüllt lag ihr Mann Julius Conrad. Seine schwarzen kurzen Locken waren zerzaust und er las das Buch: Die Politik, heute. Auf dem roten, runden Teppich standen seine blauen Hausschuhe.
„Hey, Julius!“ Lotte schlüpfte ins Bett, in ihr Bett.
„Da bist du ja. Ich dachte wir wollten heute endlich zusammen essen. Ich habe dein Lieblingsessen gekocht. Lotte du warst ein paar Wochen, wegen diesen Dreharbeite, nicht zuhause.“
„Es tut mir so Leid. Aber wir waren noch ein bisschen feiern. Doch jetzt habe ich vier Wochen Drehpause.“
„Kein Auswendiglernen von Texten?“
„Nein!“ Lotte gab Julius einen Kuss und kuschelte sich mit ihrer roten Decke an ihn. Julius legte das Buch weg und nahm seine Lotte in den Arm.
„Ich habe dich so vermisst!“, flüsterte er ihr ins Ohr.
„Die Drehzeit war ganz schön stressig.“
„Du bist auch sehr blass um die Nase.“
Lotte gähnte und schlief in Julius Armen ein.

Julius klopfte an die Schlafzimmertür. Lotte lag noch im Bett und setzte sich jetzt auf.
„Hey. Gut geschlafen?“
„Wie spät ist es denn?“, säuselte Lotte. Ihre Haare waren zerzaust und auf ihrer Wange zeichnete sich ein roter Abdruck vom Kissen ab.
„Halb zwölf!“
„Was, ich muss noch den Text auswendig lernen und…“ Lotte stolperte aus dem Bett.
„Lotte, Lotte… Du hast Drehfrei und du bist zu Hause.“
„Ahh.“ Sie sank ins Kissen zurück und Julius stellte eine Tasse mit heißem Milchkaffee am Bett ab.“
„Toll. Kaffee am Bett, was für en Service.“ Lotte trank einen großen Schluck.
„Und was machen wir heute?“
„Kuscheln und Schmusen?“ Lotte zog Julius ins Bett zurück und schmiegte sich an ihn.

Um zwölf Uhr zog sie sich eine Leggins und ein T-Shirt an, flocht sich die Haare und schminkte sich dezent.
„Lotte, da ist ein Brief für dich gekommen.“
„Zeig mal!“ Lotte nahm den Brief entgegen.
„Das ist schon das neue Drehbuch!“
„Du hast mir versprochen, nicht zu lernen oder an das Filmset zu denken.“
„Ja, aber ich schaue es mir mal an.“
„Lotte, du hast mir versprochen, dass diese Woche uns gehört. Du nimmst diesen Beruf sowieso viel zu ernst.“
„Julius, das ist mein Traum Beruf.“
Julius nahm seiner Frau das Drehbuch aus der Hand und legte es in die Schublade von Lottes Schreibtisch.
„Jetzt komm. Ich habe das Schachspiel im Salon aufgebaut.“
Sie saßen in ihren Lehnsesseln mit Rotwein und auf dem Glastisch stand das Schachspiel.
„Ich setzte die Dame auf E 4.“, sagte Julius.
Lotte starrte auf den Vergoldeten Samovar aus Russland von Julius Vater.
„Lotte, du bist an der Reihe. Lotte?“
Lotte blinzelte und nahm ihren Turm. Er fiel ihr aus der Hand und Lotte wurde ganz schwindelig.
„Lotte! Alles in Ordnung?“ Julius nahm ein Glas Wasser und seine Frau trank einen großen Schluck.
„Mir geht’s gut. Alles super! Lass uns weiter spielen!“

Julius kam frisch geduscht ins Schlafzimmer. Lotte saß im Bett und las im Drehbuch. Hin und wieder markierte sie sich etwas.
„Lotte?“
„Der Film wird in ganz Deutschland ausgestrahlt. Das wäre doch eine große Chance!“
„Hauptrolle?“
„Ja, die Marina. Sie hat sehr viel Text.“
„Lotte, überanstrenge dich nicht. Morgen machen wir einen Ausflug zu meiner Mutter! Schlaf schön!“

Als Julius am Morgen aufwachte, lag Lotte nah an der Bettkante mit dem Drehbuch im Arm und auf dem Boden lag der Textmarker. Ihre erdbeerblonden Haare waren auf dem Kissen ausgebreitet.
„Guten Morgen, mein Schatz.“
Lotte schlug die Augen auf.
„Morgen!“, flüsterte sie.
„Wann hast du denn gestern geschlafen?“
„Keine Ahnung. Als ich das letzte Mal auf den Wecker geschaut habe war es halb vier durch!“
„Lotte, du brauchst deinen Schlaf.“
„Und diese Rolle!“
Julius nahm das Buch und legte es in die Nachtischschublade.
„Frühstück?“, fragte Julius.
„Ja, gerne.
„Ich backe uns Butterhörnchen auf. Kaffee?“
„Mmh.“
Julius zog sich seinen grünen Morgenmantel über und schlurfte in die Kürche.
Lotte setzte sich an die Bettkante, doch als sie aufstehen wollte wurde ihr wieder schwindelig. Sie sah alles undurchsichtig und verschwommen und fiel zurück auf die Bettkante.
Benommen ging sie in ihr Zimmer, kämmte sich die erdbeerblonden Haare, flocht sie um den Kopf, bespritze sich mit kaltem Wasser und zog sich einen blauen Jeansrock, eine weiße Bluse mit leichten Puffärmeln und violetten Sandalen an. Sie tuschte sich die Wimpern und schminkte sich die Lippen dunkelrot.
Beim Frühstück aß sie nichts und trank nur einen Schluck Kaffee. Direkt nach dem Frühstück fuhren sie zu Julius Eltern Alice und Florian Conrad, aber sie kamen erst am frühen Nachmittag an. Alice stand schon an der Tür.
„Julius, Lottchen! Wie schön. Ich habe einen Kirchkuchen gebacken. Kommt doch rein.“ Sie nahm ihren Sohn in die Arme, anschließend war Lotte dran.
„Lottchen, du bist ja dürr geworden und so blass.“
„Aber immer noch hübsch!“, sagte Florian und gab Julius die Hand.
„Du hast eine wunderhübsche Frau geheiratet.“ Er gab seiner Schwiegertochter einen Kuss auf die Wange.“
Während Vater und Sohn im Salon saßen und ein Bier tranken, half Lotte Alice in der Küche.
„Lotte, kannst du die Teller schon einmal verteilen?“ Alice gab ihr vier weiße Teller. Doch Lotte war zu schwach um die Teller zu halten. Ihr wurde erneut schwindelig und die Teller glitten ihr aus den Händen. Sie zersprangen auf den blauen Terrakotta-Fließen der Küche in tausend Teile. Alice hielt Lottes Arm fest und schob ihr einen Stuhl unter. Florian und Julius stürmten in die Küche.
„Lotte!“, rief Julius.
„Was ist nur los mit dir?“
„Julius, mir geht es gut. Ich hole den Besen!“
„Du lässt das. Das mache ich!“ Alice hielt Lotte zurück.
„Du solltest mal zum Arzt gehen!“, sagte Florian und sah Lotte ins Gesicht.
„So blass wie du bist.“
„Ach, Quatsch. Ich habe heute Nacht nicht viel geschlafen und bin jetzt zu müde!“
„Dann isst du jetzt mal was!“ Alice fegte die Scherben zusammen und warf sie dann auf der Schippe in den Mülleimer.
Lotte aß kein Stück Kuchen und rührte am Abend auch nichts von der Spargel Platte an.

Sechs Wochen später:
Lotte stand in ein großes blaues Handtuch gehüllt vor ihrem Schminkspiegel. Ihre nassen Haare hatte sie in grüne Lockenwickler gewickelt und besprühte sich mit ihrem Lieblings-Pafüm. Es roch nach Rosen.
„Lotte?“ Julius kam in ihr Zimmer. Er hielt seine Hände hinter dem Rücken versteckt.
„Ja!“
„Es tut mir Leid, dass ich letzte Woche so abweisend war.“
„Ich musste lernen!“
„Ja, dass sehe ich jetzt ein. Dir ist diese Rolle wichtig!“
„Danke, für dein Verständnis, Schatz!“ Sie gab Julius einen Kuss.
„Hier: Es tut mir sehr Leid!“ Julius zückte einen Blumenstrauß hinter seinem Rücken hervor.
„Ist der schön. Und so ein großer Strauß mit roten Rosen.“
„Großer Tag, mhh?“
„Ich muss diese Marina nicht nur spielen. Ich muss sie sein und deshalb ziehe ich mich auch so an.“
„Worum geht’s denn in dem Film?“
„Marina ist die reiche Tochter eines Grafen und als dieser stirbt sitzt sie auf der Straße. Naja!“ Lotte nahm ihren roten Lippenstift und die Puderdose. Schließlich schlüpfte sie in das taubenblaue Businesskostüm und steckte die großen Perlenohrringe an.
„Mach mir mal die Kette zu!“
Julius machte Lottes Perlenkette zu. Dann schlüpfte sie in ihre dunkelblauen Pumps und nahm die Lockenwickler aus ihren Haaren. Dann kämmte sie die Haare mit einem Lockenkamm und machte sich eine Hochsteckfrisur, bei der ihr noch ein paar Locken auf die Schultern fielen.
„Lotte, hier ein Glücksbringer.“ Julius gab Lotte einen Radiergummi in Marienkäferform.
„Wie süß, danke. Du, ich muss los.“ Sie sprühte Haarfestiger in die Haare und warf einen Blick in den Spiegel.
„Du siehst wunderhübsch aus. Weißt, du was ich fahre dich. Ich muss sowie so ins Büro, etwas recherchieren. “

Eine halbe Stunde später, um halb neun, eine Stunde vor dem Bewerbungsgespräch, standen sie vor dem Filmstudio.
„Viel Glück.“ Sie küssten sich innig und Julius hatte Lottes Lippenstift auf den Lippen.
„Ich drücke dir ganz fest die Daumen!“
„Danke, Liebling.“ Lotte öffnete die Tür. Doch als sie aufstehen wollte sah sie alles wie durch einen Schleier und hörte alles gedämpft.
„Lotte, wieso steigst du nicht aus?“ Julius nahm Lottes Hand.
„Du bist ja ganz geschwitzt!? Und du bist noch weißer als sonst!“
„Das ist nur die Aufregung!“ Lotte stieg aus und merkte, dass ihre Beine weich, wie ‚Wackelpudding waren.
„Hals und Beinbruch!“ Julius fuhr los und Lotte ging zuerst in ihre Garderobe. Dort räumte sie ein paar KLeider und Handtücher in den Schrank. Da kam Sabrina herein.
„Lotte! Wie waren deine sechs Wochen?“
„Sehr Ausgefüllt mit Lernen!“
„Du strengst dich zu sehr an! Außerdem bist du total blass! Komm mit in die Maske, ich brezel dich noch ein bisschen auf, bevor es los geht. Wen willst du spielen?“
„Marina, die reiche Tochter.“
„Dann komm!“

Lotte saß wieder auf dem Stuhl vor dem Schminktisch mit dem Drehbuch in der Hand.“
„Da steht doch etwas von der Augenfarbe und ihrer Schönheit, oder?“, fragte Sabrina.
„Warte, hier: Deine Augen sind so blau wie das Meer und deine Wangen haben die Farbe einer Rose…“
Sabrina puderte Lottes Wangen und setzte blaue Kontaktlinse in ihre Augen.
„Die Locken sehen klasse aus!“ Sabrina sah Lotte an, die im Drehbuch las.
„Lotte?“
„Was? Endschuldige ich bin in letzter Zeit nicht bei der Sache!“
„Warum, was ist los?“
„Ach, nichts. Mir geht’s super. Ich muss dann auch.“
„Viel Glück.“
Auf zittrigen Beinen lief sie durch den Korridor zum Studio. Die Tür war noch geschlossen und dort hig das Schild:
Bitte leise, Bewerbung! Warten Sie hier!
Lotte setzte sich auf einen Stuhl an der Seite und ging in ihren Text im Kopf durch. Sie merkte, wie sich ihre Kehle zuschnürte und ihr Hals austrocknete. Sie fühlte sich ganz steif und doch zittrig.
Da ging die Tür auf und Henri kam mit Lottes Konkurrentin aus dem Studio. Lotte stand auf und hörte Henri noch sagen:
„Lotte…“
Doch dann hörte sie den Rest nur noch ganz fern und schließlich sah sie nur noch die Mundbewegung des Regiesseurs. Ihr wurde schwindelig, ihre Knie wurden weich. Dann sah sie nur noch schwarz und Lotte spürte, wie ihre Beine einknickten. Sie bekam den eigenen Sturz wie in Zeitluppe mit und sah von fern Henris entsetztes Gesicht, hörte ihren Namen, dann verschwand alles endgültig. An das was danach geschah konnte sie sich nicht erinnern.

Als Lotte erschrocken aus wilden Träumen hochschreckte, drückte sie ein Mann mit kurzen blonden Haaren, Dreitagebart und grünen Augen in einem weißen Kittel sanft zurück auf ein Kissen. Ein weißes Kissen. Auf ihrer Stirn lag ein nasses Tuch. Lotte entdeckte eine weiße Decke und bemerkte, dass sie in einem hohen Metallbett lag, welches von Metallstäben umgeben war. Neben dem Bett stand ein kleines Nachtschränkchen mit zwei Schubladen. Darauf waren ein Fiberthermometer und ein volles Wasserglas. Rechts von ihr stand ein weiteres, leeres Bett. Daneben war ein Tisch mit zwei Stühlen. Das große Fenster war mit grünen Vorhängen zugezogen. Über Lotte waren ein Knopf und verschiedene Zugänge, die über einen Schlauch in ihren Arm führten und ein Haltegriff. Gegenüber von Lottes Bett war eine Tür auf der:
TOILETTEN stand.
„Wo bin ich?“, fragte Lotte und sah sich um. Wo waren die Maske und das Studio, die Drehbücher und wo Sabrina oder Annabell und Henri.
„Ganz ruhig! Sie sind im Josef-Krankenhaus!“
„Was!? Aber ich muss zum Studio. Mir geht es doch gut!“
„Wissen Sie was passiert ist?
„Ich weiß nur noch, dass ich im Studio war, für ein Vorsprechen.“
„Ihre Schauspielerkollegen meinen, dass Sie auf dem Flur vorm Studio zusammengebrochen sind. Hatten sie das schon öfter, oder Schwindelgefühl, Schwäche, Schweißausbrüche oder derartiges?“
„Nein!“
„Nichts gegessen?“
„Ich habe immer gegessen!“
„Sie haben wahrscheinlich einen Schwächeanfall und…“
Es klopfte.
„Herein!“, rief der Arzt und eine Schwester kam herein.
„Herr Julius Conrad ist gerade gekommen.“
„Ok! Ich möchte ihn in meinem Büro sprechen. Ich komme gleich.“
Sie verließ das Zimmer.
„Sie bleiben erst einmal hier. Wir sprechen später!“
„Aber,…“ Bevor Lotte sprechen konnte, war der Arzt schon wieder auf dem Flur.

Julius saß auf einem Stuhl am Schreibtisch. Er war geschwitzt. Da kam der Arzt herein.
„Guten Tag, Doktor Zinn!“
„Conrad, Julius Conrad!“
Herr Zinn setzte sich.
„Also, ihre Frau ist zusammengebrochen. Es war wohl ein Schwächeanfall, aber um sicher zu gehen, müssten wir sie ein paar Tage hier behalten.“
„In Ordnung, aber wie kommt so eine Ohnmacht zustande?“ Julius spielte mit einem Kugelschreiber.
„Das hat mehrere Gründe. Unter anderem Stress, zu hoher Druck oder auch zu hohe Erwartungen, zu wenig gegessen oder getrunken. Kam irgendetwas davon bei ihrer Frau vor?“
„Sie hat während ihrer Drehpause viel gelernt und fast nichts gegessen oder getrunken. Sie war immer sehr blass und manchmal auch Abwesend. An einem Tag wollte sie den Tisch decken, aber sie war zu schwach um den Teller zu halten und ich glaube ihr war oft schwindelig.“
„Das alles hat ihre Frau verneint.“ Doktor Zinn hatte alles am Computer mitgeschrieben.
„Sie braucht jetzt Ruhe, bedarf Schonung, viel Schlaf und guten Hunger. Wir lassen sie ein paar Tage hier.“
„Kann ich zu ihr?“
„Sicher! Zimmer 5, dritter Stock.“
„Danke.“

Lotte war inzwischen aufgestanden und hatte sich die Schuhe wieder angezogen. Ihr Lippenstift und die Wimperntusche waren verschmiert, das Kostüm zerknittert und ihre Frisur hatte sich gelöst.
„Lotte!“, Julius kam ins Zimmer und Lotte fiel ihm in die Arme.
„Was machst du für Sachen?“
„Ich bin zusammengeklappt!“
„Du hast dich überanstrengt! Und du ruhst dich die nächsten Tage hier aus. Ich fahre jetzt nach Hause und bringe dir ein paar Sachen mit.“
„Aber die Rolle, der Dreh!“
„Lotte, ich möchte dich nicht verlieren!“ Julius küsste sie.
„Aber nur ein paar Tage?!“
„Nur ein paar Tage! Ich fahre jetzt nach Hause!“

Als Julius wieder kam stand auf dem Tisch ein gelbes Tablett. Darauf war eine Schüssel voller Erbsen und Möhren. Auf dem Teller war Kartoffelbrei mit Wurststücken. Der Nachtisch bestand aus einem Stück Wackelpuddingkuchen. Dazu gab es Apfelsaft. Lotte saß am Tisch und stocherte in dem Kartoffelbrei.
„Lottchen, schön essen!“, sagte eine bekannte Stimme. Es war Lottes Mutter. Sie saß zusammen mit ihrem Mann auf dem Bett
„Frau Conrad, Sie essen bitte nicht zu viel auf einmal. Das kann nach dieser Essstörung zu Magenkrämpfen führen. Aber dennoch essen. Guten Hunger!“
„Danke!“
Julius legte eine schwarze Leggins und ein blaues T-Shirt auf das Bett.
„Ein paar Socken, Unterwäsche, dein Kulturbeutel, Sodukohefte und Stifte, Hausschuhe und dein Handy.
„Danke!“ Lotte löffelte den Kartoffelbrei zögerlich und als die Schwester das Tablett abholte, war die Hälfte aufgegessen. Sie zog sich um und lag mit dem Sodukoheft im Bett, als Dr. Zinn ins Zimmer kam.
„Sehr schön, Frau Conrad. Morgen früh fangen wir mit denn Untersuchungen an, aber jetzt brauchen Sie Schlaf!“
Dr. Zinn untersuchte Lotte wie besprochen am nächsten Morgen. Er machte jeden Morgen die Visite und schaute ob sie gut aß. Manchmal ging Lotte auch an die frische Luft im Krankenhausgarten. Dabei beobachtete sie ein paar Kinder, die Ball spielten. Wie gerne hätte Lotte auch ein Kind. Noch war sie nicht zu alt dafür, aber die Karriere?
Jeden Tag kamen auch Julius und manchmal auch Alice und Florian. Lottes Eltern kamen jeden Tag ins Krankenhaus. Hin und wieder auch Sabrina und Annabell.
Am Ende der Woche hatte Lotte so viele Blumensträuße zusammen, dass es für einen Blumenladen gereicht hätte.
„Guten Morgen, Frau Conrad.“, Doktor Zinn kam ins Zimmer. Lotte lag im Bett und sah schon viel besser aus. Sie hatte wieder Farbe im Gesicht und hatte gut gegessen.
„Sehr gut! Wir haben die Test abgeschlossen. Es war ein Schwächeanfall, aber wenn sie so weiter machen, wird es nie wieder vorkommen. Sie sind damit heute entlassen.“
„Das ist ja schön!“. Julius betrat das Zimmer und gab Lotte einen Kuss.
„Dann hole ich dich gleich mit.“
Sie packten zusammen und verließen das Krankenhaus.

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